Kapitel zwölf
Den gesamten Weg über hielt er meine Hand. Lies nicht los. Kein einziges Mal. Und Ich ließ ihn gewähren. Ich verdrängte das Kribbeln meiner Haut unter seinen Berührungen nicht mehr, sondern ließ es zu. Die Schmetterlinge in meinem Bauch hatten meine Erlaubnis zu fliegen – sie flatterten ungestüm umher und zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen. Meine Vernunft sträubt sich gegen meine Emotionen und ich kann es ein Stück weit verstehen. Das hier hat keine Zukunft. Es wäre besser, mich von ihm fernzuhalten, doch ich lies es zu, dass er mich berührte, dass er Gefühle in mir weckte.
Nach kurzer Zeit kamen wir vor einer Baumgruppe zum Stehen und ich runzelte die Stirn. Was wollten wir hier? „Ich hoffe du kannst klettern." Luca grinste mich schelmisch an. Ohje ich hatte schon eine gewisse Ahnung auf was das hier hinauslaufen würde. „Das hoffe ich auch." Erwiderte ich zerknirscht. Er hob eine Augenbraue. „Jetzt erzähl mir nicht, du bist noch nie auf einen Baum geklettert." Ich ließ seine Hand los und strich mir eine Haarsträhne verlegen hinter mein Ohr. Ich schüttelte den Kopf. „Na dann fühle ich mich geehrt dein erstes Mal mitzuerleben." Er grinste und ich boxte ihn gegen seinen Arm. Er bedeutete mir, näher an den Stamm heranzutreten. Unsicher blickte ich den Baum empor bis zu seinem Wipfel. Er wirkte viel größer als von weitem ... „Aber ich muss nicht bis ganz nach oben oder?" fragte ich ihn. Er brach in schallendes Gelächter aus und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Na komm ich helfe dir." Ermutigte er mich. Ich seufzte und setzte meinen ersten Schritt auf eine mir sicher scheinende Stelle. Doch ich stellte mich ungeschickt an (ich konnte nicht beurteilen ob es an seiner unmittelbaren Nähe lag oder an meiner neu entdeckten Höhenangst.), rutschte ab und taumelte ein Stück rückwärts bis ich gegen Lucas Brust stieß. „Ich habe zwar erwartet dass du dich schlecht anstellen wirst, aber das hier übertrifft meine Vorstellungen." Haha sehr witzig. Er ließ mich nicht wie erwartet los sondern drehte mich so, dass ich ihn ansehen konnte, und zog mich in eine federleichte Umarmung. Ich schmiegte mich an ihn und atmete seinen Duft ein. Was machte ich hier? War ich nicht mehr ganz bei Trost? Luca hatte etwas an sich. Ich konnte nicht benennen was es war, aber es wirkte sich positiv auf seine Anziehungskraft – auf mich - aus. Seufzend ließ er mich los und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Ich könnte das hier-„ er zeigte auf mich und sich selbst, „zwar den ganzen Abend machen wollen, aber ich möchte dir wirklich etwas zeigen." Ich nickte und drehte mich – motivierter als zuvor – zu der Eiche hinter mir um. Mit einigen Anweisungen, wohin ich meine Füße stellen sollte und wo ich mich festhalten könnte, gelang es mir tatsächlich einen der oberen Äste zu erreichen. Er war breit genug um sich drauf setzen zu können. Ich lies meine Beine baumeln und hielt mich am Stamm fest. „Und was wolltest du mir zeigen?" fragte ich als Luca es sich neben mir bequem machte. Er schob ein paar Blätter beiseite und deutete in die Ferne. Warum war mir der Himmel bis jetzt noch nicht aufgefallen? Er war übersät mit winzigen kleinen Lichtern. Schillernd und strahlend standen sie über uns. „Wow. So viele Sterne habe ich noch nie gesehen." Es sah wunderschön aus. Zu Hause gab es viel zu viele Straßenlampen und Reklametafeln. Es war einfach zu hell. Doch hier mitten im Nirgendwo gab es keine störenden Lichter. „Das dachte ich mir." Schmunzelte er. „Es muss doch auch Vorteile haben hier zu wohnen." Versunken in unseren eigenen Gedanken schauten wir weiter in die Ferne. „Darf ich dich was fragen?" ich runzelte die Stirn nickte aber. „Was macht ihr hier? Ich meine wieso seid ihr hier – und nicht zu Hause?" Ich seufzte. „Das ist eine lange Geschichte."
„Ich habe Zeit." Antwortete er und ich rang mit mir selbst. Sollte ich es ihm erzählen? Je mehr ich darüber nachdachte desto klarer wurde mir; ich wollte es ihm erzählen. Also legte ich los. Ich berichtete ihm von Malik, meiner Mum, meiner Reise und wie ich Mandy kennen gelernt habe. Er hörte die gesamte Zeit einfach nur zu, nickte zustimmend und schüttelte betreten den Kopf, als ich ihm den Teil mit Malik erklärte. „Wo ist dein Ziel? Ich meine es muss doch einen Ort geben wo du hin willst." Wenn ich es laut aussprechen würde - sagen würde, dass ich weg ginge, dann würden wir uns eingestehen, dass unsere gemeinsame Zeit begrenzt war. Und das wollte ich nicht. Aber ich konnte es ihm nicht verheimlichen. „Italien." Sagte ich leise. „Ich möchte nach Italien. Ans Meer." Er nickt. „Ich war noch nie hinter den deutschen Grenzen. Aber ans Meer klingt gut." Ich sage nichts mehr, denn es gabt nichts mehr zu sagen. Ich rappelte mich auf und Luca sah fragend zu mir. „Du willst schon gehen?" Ich nicke. „Ja in mein Zimmer. Ich muss mir noch einen Plan zurechtlegen, wie wir hier ohne Auto wegkommen." Als er nichts erwiderte, machte ich mich an den Abstieg. Als ich mich schon ein ganzes Stück entfernt hatte, hörte ich schwere Schritte hinter mir. „Warte!" rief mir ein schwer atmender Luca hinterher. Fragend sah ich ihn an. Unschlüssig blieb er vor mir stehen. Ich sah dass er mich sich rang. Blitzschnell, und ohne dass ich mich hätte wegdrehen können, küsste er mich. Perplex versteifte ich mich, doch nach kurzer Zeit wurde ich locker und erwiderte seinen stürmischen Kuss. Widerwillig löste er sich von mir. Wir beide atmeten schnell und meine Wangen glühten. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht ... ich hätte dich nicht so überfallen dürfen." Betreten sah er zu Boden. Es hatte mich wirklich etwas überrumpelt , doch ich wollte es nicht rückgängig machen. Luca zu küssen war anders als es mit Malik gewesen war. Bei ihm verspürte ich Bergehren. Bergehren nach mehr... Wenn ich Malik geküsst hatte, habe ich das Gefühl gehabt, das dadurch alles besser wird. Doch Luca – Luca entfachte in mir ein Feuer und ich wollte es nicht löschen. „Es ist okay." Sagte ich und legte meine Lippen erneut auf seine.
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