Kapitel neununddreißig
Ich konnte nicht schlafen. Maliks stetiges Schnarchen hielt mich wach und ich wurde mit jeder Minute die verstrich unruhiger. Die Uhr an der Wand gegenüber zeigte 03:47 Uhr und ich seufzte ergeben. Schließlich setzte ich mich auf und suchte meine Jacke. Leise, um meinen Freund nicht zu wecken, stahl ich mich aus dem Zimmer und zog vorsichtig die Tür hinter mir zu. Auf leisen Sohlen lief ich die Treppe hinunter und aus der Pension heraus. Zielstrebig lief ich in Richtung Feld. Das Feld mit dem Baum.
„Ich hoffe du kannst klettern." Luca grinste mich schelmisch an. Ohje ich hatte schon eine gewisse Ahnung auf was das hier hinauslaufen würde. „Das hoffe ich auch." Erwiderte ich zerknirscht. Er hob eine Augenbraue. „Jetzt erzähl mir nicht, du bist noch nie auf einen Baum geklettert." Ich ließ seine Hand los und strich mir eine Haarsträhne verlegen hinter mein Ohr. Ich schüttelte den Kopf. „Na dann fühle ich mich geehrt dein erstes Mal mitzuerleben." Er grinste und ich boxte ihn gegen seinen Arm. Er bedeutete mir, näher an den Stamm heranzutreten. Unsicher blickte ich den Baum empor bis zu seinem Wipfel. Er wirkte viel größer als von weitem ... „Aber ich muss nicht bis ganz nach oben oder?" fragte ich ihn. Er brach in schallendes Gelächter aus und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Na komm ich helfe dir." Ermutigte er mich. Ich seufzte und setzte meinen ersten Schritt auf eine, mir sicher scheinende Stelle. Doch ich stellte mich ungeschickt an (ich konnte nicht beurteilen ob es an seiner unmittelbaren Nähe lag oder an meiner neu entdeckten Höhenangst.), rutschte ab und taumelte ein Stück rückwärts bis ich gegen Lucas Brust stieß. „Ich habe zwar erwartet dass du dich schlecht anstellen wirst, aber das hier übertrifft meine Vorstellungen." Haha sehr witzig. Er ließ mich nicht wie erwartet los sondern drehte mich so, dass ich ihn ansehen konnte, und zog mich in eine federleichte Umarmung. Ich schmiegte mich an ihn und atmete seinen Duft ein...
Bestimmt stemmte ich mich am Stamm hoch und zog mich auf den ersten Ast. Ohne hinunter zu sehen kletterte ich immer höher bis ich fast ganz oben angekommen war. Sanft umspielte der laue Wind meine Haare und ich blickte mit einem Lächeln hinauf in den Himmel. Unzählige Lichter standen am Horizont und ich bemühte mich meinen Kopf leer zu bekommen. Hier oben schaute ich einfach in die Sterne und vergaß alles und jeden. Nur dieser Moment zählte. Und in diesem Zeitpunkt, hier, hoch oben umringt von Blättern, wurde mir klar dass ich frei war. Dass ich mich meinen Wünschen hingeben müsse.
Ich lies meinen Blick schweifen und blieb an einem Fleck, nicht weit von diesem Baum hängen. Natürlich war das Feld dort nicht mehr eingedellt...
„Was machen wir bloß?" fragte er leise und ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber ich will auf keinen Fall damit aufhören." antwortete ich und zog sein Gesicht sanft zu mir nach unten. „Ich auch nicht." Hauchte er an meinem Mund. Er begann den Rand meiner Lippen zu küssen und fuhr mit seinen Händen unter meinen Pullover. Er streichelte meine Hüften - meinen Bauch und arbeitete sich bis zum Rand meines BH's vor. Ich erschauderte und bog mich ihm entgegen. Ich wusste nicht was er mit mir anstellte. Ich fühlte bei ihm Dinge, die ich nicht einmal ansatzweise beschreiben konnte. Und ich wollte mehr -ich wollte ihn. Luca. Ich zog ihm sein Shirt über den Kopf und rollte uns so herum, dass wir nebeneinander im Gras lagen. Ich schlang meine Beine um seine und schloss den Abstand zwischen uns. Ich erkundete jeden Zentimeter seines Oberkörpers, zeichnete seine Tätowierung nach und küsste ihn überall. Eine Gänsehaut zeichnete sich auf seinen Armen ab und ich lächelte. Er reagierte genauso auf mich, wie ich auf ihn, und das verschaffte mir Genugtuung. Als ich mich am Bund seiner Hose zu schaffen machte, hielt er meine Hände in Schach und löste sich schwer atmend von mir. „Sam" wisperte er. „Ich kann das nicht. Noch nicht." Unsicher blickte er mir in die Augen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich verstehe dich." Sagte ich und legte meine Hand an seine Wange. „Ich hatte nur ... du bringst mich um den Verstand. Ich konnte nicht aufhören... es war wie ein Rausch." Sagte ich ehrlich. Luca nickte und begann mein Schlüsselbein zu streicheln. „Ich weiß - ich auch. Aber glaub mir; jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt." Er lächelte leicht und ich machte es mir auf dem Boden bequem.
„Sie sehen so winzig aus und dennoch so nah. Als könnte ich sie berühren. Dabei sind sie unendlich weit weg. Unerreichbar. Doch jetzt verstehe ich was Menschen meinen, die behaupten sie könnten nach den Sternen greifen. Es ist das Gefühl was sie empfinden wenn sie in den Himmel schauen. Und das habe ich nur durch dich. Ich fühle mich als könnte ich nach ihnen greifen, als wäre alles andere so unwichtig. Nur das hier zählt."
Und während ich auf das Feld vor mir schaute, wurde mir bewusst dass ich zu diesem Zeitpunkt wirklich das Gefühl verspürt hatte, nach den Sternen greifen zu können ...
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Und das war er, der vorletzte Teil :)
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