Kapitel neun
Mein Rücken bedankte sich. Nach meiner Reise an den vergangenen Tagen (mit unmengen unbequemer Sitze und Parkbänken) tat mir dieses Bett einfach nur gut. Doch ich konnte nicht einschlafen. Luca ging mir nicht aus dem Kopf. Ich wusste nur nicht; wieso? Warum verdrehte mir dieser Junge nur derart den Kopf? Rückblickend an unser Zusammentreffen konnte ich nicht verstehen wieso mir sein Gesicht immer noch in meinem Kopf herumspukte. Er war nicht einmal annähernd mein Typ. Das einzige was ihn besonders machte, waren seine Augen. Ich hatte noch nie solch eine Farbe gesehen. Sie wirkten so unwirklich ... Ich seufzte und drehte mich auf die Seite. „Kannst du auch nicht schlafen?" fragte mich Mandy mit leicht verzweifelter Stimme. „Nein." Ich hörte ihre Bettdecke rascheln und spürte wie meine Matratze nachgab. Ich knipste mein Nachtlampenlicht an und sah Mandy, die es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte. Ich zog meine rechte Augenbraue hoch. „Ich kann es immer noch nicht so recht glauben." Begann sie zu sprechen. „Ich bin ohne ein Wort mit dir abgehauen und habe meine Mutter zurückgelassen. Aber weißt du was? Ich fühle mich gut. So als ob ich frei wäre und endlich das machen kann, was ich will." „Und was willst du?" fragte ich sie. „Wie gesagt, ich möchte Reiseleiterin werden und die Welt sehen. Ich möchte reisen." Zugegeben, ich war etwas neidig auf Mandy. Im Gegensatz zu mir, wusste sie ganz genau was sie in ihrem Leben machen will. Doch ich hatte keinen blassen Schimmer. Das einzige was ich im Moment wusste war, dass ich nach Italien wollte. Weg von meiner Mutter und meinem alten Leben. Ich hoffte, dass ich, wenn ich an meinem Ziel angekommen bin, endlich weiß was ich will. „Wenn es das ist was du wirklich willst, dann wirst du es auch schaffen. Ich glaube du wirst eine gute Reiseleiterin." Mandy lächelte mich dankbar an und lief barfuss zurück in ihr eigenes Bett. Nach zahlreichen Minuten Quälerei versank ich in einen tiefen und erholsamen Schlaf.
Meine erholsamen Stunden in diesem Bett sollten nicht lange währen, denn Punkt sieben Uhr am nächsten Morgen wurde unsere Tür mit lautem Krachen aufgeschmissen. Schlaftrunken schaute ich auf und entdeckte Luca der im Türamen stand. Völlig perplex zog ich die Decke über meinen BH-losen Oberkörper. Mandy schlief seelenruhig. „Guten Morgen meine fleißigen Bienchen! Auf geht's, es wartet Arbeit auf euch." Ich sah ihn verwirrt an. „Was machst du in unserem Zimmer?!" Er lächelte süffisant. „Euch wecken. Aber –„ er sah zu Mandy. „- das hat ja nur zu Hälfte geklappt." Ich ließ mich zurück in die Kissen gleiten. Der hatte ja Nerven. Ich würde ganz bestimmt nicht springen wenn er es wollte. Luca kam weiter in unser Zimmer herein und blieb direkt vor meinem Bett stehen. Er sah auf mich herab und musterte mich aufmerksam. Die Röte kroch mir in mein Gesicht und ich versuchte diesen Umstand mit einem genervten Blick zu vertuschen. „Wenn ihr nicht aufstehen wollt, werde ich wohl oder übel zu anderen Methoden greifen müssen." Er grinste verschlagen. „Es ist sieben Uhr Morgens. Ich hatte sechs Stunden schlaf. Wenn du schlau wärst würdest du mich nicht so provozieren." Ich verschränkte meine Arme und sah ihn herausfordernd an. „Ich glaube, das könnte interessant werden." Gab er keck zurück. Ich blickte ihn verwirrt an. Was meinte er damit? Ohne ein weiteres Wort verließ Luca unser Zimmer und ich machte es mir wieder gemütlich. In vier Stunden können wir gerne weiter reden ... Eine plötzliche Kälte lies mich aus meinem Halbschlaf schrecken. Orientierungslos schaute ich mich in unserem Zimmer um. Mein Blick blieb an Luca hängen der sich vor lachen krümmte. Mein Bett war nass ... ich war nass... Dieser Mistkerl hatte mir Wasser über den Kopf geschüttet! Wutentbrannt sprang ich aus meinem Bett und schaute bitterböse auf ihn herab. „Du hättest dich sehen sollen!" Ein erneuter Lachanfall schüttelte ihn und Mandy grummelte etwas Unverständliches vor sich hin. Die bekam überhaupt nichts mit! Mit wenigen Schritten war ich bei ihm und blickte ihn drohend an. Es waren nur noch wenige Zentimeter Luft zwischen uns. „Das wirst du nicht noch mal versuchen!" Luca blickte mich immer noch Grinsend an. Seine Augen schienen noch dunkler zu sein, ich versank in ihnen .... Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Das konnte doch nicht mein Ernst sein. Ich musste jetzt konsequent bleiben. Luca räusperte sich und brachte einige Meter Abstand zwischen uns. Mit einem „Wir sehen uns in zwanzig Minuten unten." Verschwand er aus dem Zimmer. Das war mir nur recht so. wer weiß wie lange ich seine Nähe noch ertragen hätte.
Zwanzig Minuten später stand ich mit Mandy im Schlepptau in der noch unbesuchten Gaststube. Luca kam mit zwei Besen in der Hand zurück. „So ihr werdet hier erst einmal durchfegen. Danach säubert ihr die restlichen Gästezimmer. Ich glaube das war es dann auch schon. Wenn ihr damit fertig seit lasst es mich wissen." Seufzend machten wir uns an die Arbeit.
Drei Stunden und fünf Zimmer später war unsere Arbeit getan. Wir stellten die Putzutensilien ab und suchten nach Luca. Wir fanden ihn in der Gaststube an einem Tisch. Als er uns sah lächelte er. „Sehr gut. Eure Arbeit wäre getan." Er stand auf und kam auf uns zu. „Gute Fahrt" Er gab uns zum Abschied förmlich die Hand. Meine Haut begann unter seiner Berührung zu kribbeln. Ich entzog mich ihm und lief auf die Ausgangstür zu. Bei dem Gedanken, dass ich ihn nie wieder sehen werde, krampfte sich mein Magen zusammen. Ich konnte mir nichts vormachen. Trotz seiner Unverschämtheit musste ich mir eingestehen, dass ich ihn wiedersehen wollte. Aber das ging ja nicht ... Seufzend schloss ich die Tür hinter mir. „Na dann kann es ja weiter gehen." Mit neu geschöpfter Kraft liefen Mandy und ich zu unserem Opel. Ich versuchte Luca einfach zu vergessen. So war es am besten. Wir fuhren die endlose Landstraße auf der wir am Vortag gekommen waren zurück. Ich stierte gedankenverloren aus dem Fenster als ich es roch. Nach dem riechen kam das sehen. Ich riss die Augen auf. „Mandy! Rauch!" Mandy bremste abrupt ab und fluchte. „Sam, steig sofort aus." Ohne zu zögern drückte ich den Griff hinunter und stürzte aus dem Wagen, gefolgt von Mandy. Aus sicherer Entfernung beobachteten wir unseren fahrbaren Untersatz, der langsam vom Rauch verschlungen wurde. Geschockt starrte ich auf die Szenerie. Der Rauch wurde zu Feuer und schon blad stand der rote Opel in purpurnen Flammen. Wir konnten nichts machen. Rein gar nichts. Die bisher einzige Möglichkeit mein Ziel zu erreichen brannte gerade in diesem Moment komplett aus. „Mandy wieso ... wie konnte das passieren verdammt?! Ich meine so ein Auto fängt doch nicht einfach so an zu brennen!" Mandy sah mich ratlos an. „Ich weiß es nicht ... Was machen wir denn jetzt?" Ich starrte in die Ferne und stieß die Luft aus. „Unsere Handys sind wohl oder über auch gegrillt wurden. Ich würde sagen wir laufen zum Dorf zurück und benachrichtigen die Polizei oder die Feuerwehr ... ach keine Ahnung! Los komm, ich möchte noch bevor es dunkel wird ankommen." schweigend folgte sie mir.
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