Kapitel fünfundzwanzig
18.08.2015 19:45 Uhr
Stumm saßen Mandy und ich auf einer Parkbank und teilten uns den Döner, den ich aus Mustafa's Laden mitnehmen durfte. Nach einer Weile seufzte Mandy laut und schaute deprimiert auf das Kopfsteinpflaster vor uns. „Wie lief es bei dir?" Ich zuckte mit den Achseln. „War ganz okay. Mustafa ist in Ordnung und die Arbeit im Kebab könnte schlimmer sein. Bist du fündig geworden?" Mir ist nicht entgangen, dass Mandy niedergeschlagen wirkte. Ich befürchtete sie hatte nicht ganz so viel Glück mit ihrer Jobsuche. „Frag bloß nicht. Ich habe den Tag über öffentliche Klos geputzt. Ich könnte kotzen! Das ist der schlimmste Job meines Lebens." Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Ich konnte mir Mandy nicht dabei vorstellen, wie sie stinkende Toiletten putzte. „Na immerhin hast du dir Geld dazu verdient. Wie viel hast du?" fragte ich. „Zweiundvierzig-fünfzig. Fünf Stunden Arbeit für den Mindestlohn." Sie seufzt gequält auf. „Und du?" „Fünfzig Euro und den Döner." Optimistisch sah ich sie an. „Dafür können wir locker nach Berlin fahren." Mandy nickte und warf die übrig gebliebene Alufolie in den Mülleimer. „Noch einmal in die Hölle halte ich nicht aus." Ich grinste sie an und rappelte mich auf. „Na dann los! Mal schauen wann die nächste Bahn fährt."
18.08.2015 19:50 Uhr
Luca:
Malik schloss hinter uns die Tür ab. In unsere eigenen Gedanken vertieft liefen wir über die Straße auf seinen Wagen zu. Ein alter Golf.
Ich runzelte die Stirn. „Wir können auch meinen nehmen." Schlug ich vor und deutete auf meinen Mustang. „Das ist deiner?" fragte er erstaunt. „Ja."
Ein verschlagenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Wenn schon eine Rettungsmission, dann mit dem richtigen Auto."
Als wir das Ortsausgangsschild von Berlin passierten wurde ich nervös. Was, wenn wir sie nicht finden würden? Ich verdrängte den Gedanken und sah auf die Straße. Wir würden sie finden.
18.08.2015 20:30 Uhr
„Wie die nächste Bahn fährt erst Morgen?" keifte ich den unschuldigen Bahnangestellten an. Hilflos sah er uns an. „Es tut mir leid, ich mache die Pläne nicht. Wollt ihr jetzt die Karte für die Fahrt Morgen?" Wütend sah ich auf den gefliesten Boden und zwang mich zur Ruhe. „Also gut. Zwei Mal zweite Klasse." Er nickte, tippte etwas in seinen Rechner ein und druckte unsere Karten aus. „Hier bitte. Zweiundfünfzig-fünfzig bitte." Mandy bezahlte und wir machten uns auf die Suche nach einer Sitzmöglichkeit. „So 'ne Schieße." Seufzend lassen wir uns auf die Stahlbank fallen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal die Nacht in einem Bahnhof verbringen werde." Sagte Mandy und schaute auf die Große Uhr an der Wand.
Es war 20:40 Uhr. Halb fünf kam unser Zug.
Echt klasse.
18:08.2015 23:37 Uhr
Luca:
Noch einhundertvierzig Kilometer bis Dresden. Malik und ich diskutierten über One Direction. Angeblich soll das eine Band sein, die – ich zitiere Malik – echt krass bekannt wären. Ich jedenfalls kannte keine Band mit dem Namen. Und wenn ich sie nicht kannte, konnten sie gar nicht so krass bekannt sein, wie er behauptete. „Die Mädels stehen auf die. Du solltest mal sehen wie alle ausflippen, wenn ein Song von denen in einem Club gespielt wird."
Ich jedenfalls, kannte kein One Direction.
19.08.2015 irgendwann nach 00:00
Ich konnte einfach nicht einschlafen. Und ich wette, dass mein Rücken genauso aussah wie die Bank auf der ich lag. Die Gitterstäbe haben sich die ganze Zeit in meine Haut gebohrt. Mandy neben mir schlummerte friedlich. Aber das war ja nichts Neues. Mandy konnte überall und unter jeder Bedingung schlafen. Müde rieb ich mir über die Augen.
Ich überlegte mir schon eine Weile, wie ich mich verhalten werde, wenn ich zu Hause angekommen bin. Was sage ich zu meiner Mutter? Wie entschuldige ich mich bei meiner kleinen Schwester? Werde ich Malik unter die Augen treten können?
Ich wusste es nicht.
Und die aller wichtigste aller Fragen: Werde ich es schaffen Luca zu finden?
19.08.2015 02:45 Uhr
Luca:
Ortseingangsschild Dresden.
19.08.2015 02.45 Uhr
Verdammt ich kann immer noch nicht schlafen! Wenn das so weiter geht, schlafe ich heute im Stehen ein.
19.08. 2015 03:00 Uhr
Luca:
„Wo fangen wir an?" frage ich Malik nachdem wir den Mustang geparkt haben. Er fährt sich mit den Händen durch sein Haar und seufzt. „Wenn ich das nur wüsste." Am besten währe es wahrscheinlich, wenn wir Orte aufsuchen, an denen sie die Nacht verbringen könnten. Leute anhand eines Fotos von Sam zu fragen, ob man sie gesehen hätte, halte ich jetzt um die Uhrzeit für Sinnlos. „Lass uns in der Innenstadt anfangen." Schlage ich vor und Malik nickt zustimmend.
19.08.2015 04:00 Uhr
Das positive: in einer halben Stunde kam unser Zug.
Das negative: ich bin total im Arsch.
19.08.2015 04:13 Uhr
Luca:
„Und wenn sie im Bahnhof übernachtet haben?" fragte Malik und blickte zu dem großen Gebäude auf der anderen Straßenseite. „Sie könnten auch einfach in irgendeinem Hostel abgestiegen sein." Gab ich frustriert zurück. „Oder sie sind gar nicht mehr in Dresden." Diese Möglichkeit bestand natürlich auch. Verdammt! „Lass uns trotzdem im Bahnhof nachsehen."
19.08.2015 04:31 Uhr
Seelig kuschle ich mich in den weichen Sitz des Zuges. „Du siehst echt müde aus." Sagte Mandy und ich funkelte sie an.
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Ich freue mich so, dass in den letzten Wochen so viele neue Leser dazu gekommen sind!
Vielen Dank für all die tollen Kommentare und das Feedback <3 Das motiviert mich sehr!
Ich hoffe ihr findet die Idee mit den Zeitangaben gut. Ich fande so, konnte ich die Geschehnisse am besten rüberbringen :D
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