Kapitel achtzehn
„Milch? Zucker?" Stirnrunzeln sah mich die unfreundliche Kassiererin an. „Ich trinke ihn schwarz." Sie nickte leicht, lief auf den Tresen zu und kam wenige Augenblicke später mit einer dampfenden Tasse Kaffee wieder. „Danke." Murmelte ich und sah aus dem Fenster. Die Dunkelheit wurde durch ein paar Laternen durchbrochen und leichter Regen fiel auf die Straße die zu diesem kleinen Gasthof mitten in Thüringen führte. Ich seufzte. Ich wusste der Weg würde weit werden, aber ich hätte nicht geglaubt, dass ich schon jetzt - nach acht Stunden Fahrt - völlig ausgelaugt war. Der Kaffee half mir auch nicht wirklich. Ich würde mir wohl oder übel ein Hostel oder Motel suchen müssen, um den dringend benötigten Schlaf aufzuholen. Ich trank den letzten Schluck aus und stellte die Tasse auf den Unterteller. Kaffeesatz hatte sich auf dem Boden der weißen Keramiktasse abgesetzt und starrte gedankenverloren auf die winzigen Krümel. „Willst du zahlen oder weiter hier rum sitzen? Wir schließen gleich." Ich nickte und zog meinen Geldbeutel heraus. „Gibt es hier in der Nähe ein günstiges Hostel?" fragte ich sie während die Kassiererin mir mein Wechselgeld wiedergab. „Nein. Da müsstest du in die nächste Stadt fahren und dort wirst du nur überteuerte Unterkünfte finden." Seufzend strich ich mir durch meine Haare. „Dann wird ich wohl im Auto schlafen..." murmelte ich und schlüpfte in meine Jacke. Sie sah mich eine Weile stumm an. Dann stemmte sie entschlossen die Hände in die Hüften. „Für 30 Euro kannst du bei mir auf dem Sofa schlafen. Ich wohne in einer WG hier in der Nähe." Erstaunt blickte ich sie an. „Meinst du das ernst?" Sie verdrehte die Augen und streckte mir die Hand entgegen. „Ja. Ich bin übrigens Nele." Ich schüttelte ihr die Hand und lächelte leicht. Sie scheint ja doch ganz nett zu sein, und wenn ich die Nacht bei ihr unterkam, müsste ich mich nicht auf die Rückbank meines Wagens zwängen. „Luca. Danke für das Angebot." Sie nickte und drehte sich um während sie sich die Schürze aufschnürte. „In zehn Minuten geht's los. Du musst mir einfach hinterher fahren."
Ich wartete vor dem Lokal auf Nele und war froh als ich ihren roten Haarschopf erblickte. „Na dann mal los."
Nach knapp fünf Minuten haben wir die WG erreicht und ich gähne halbherzig. Ich musste unbedingt schlafen. Nachdem ich geparkt hatte trat ich zu Nele die bereits an der Haustür auf mich wartete. „Morgen musst du bis elf verschwunden sein. Betrete keine Zimmer außer das Bad und fass keine Sachen an die dir nicht gehören - also nichts. Achja und ich nehme immer in Vorkasse." Sie grinste und ich reichte ihr die ausgemachten Dreißig Euro. In der Wohnung war es dunkel, Nele machte auch kein Licht an und so kam es dass ich mir den Zeh an einer Kommode stieß. Scharf zog ich die Luft ein. „Der Strom geht nicht." Erklärte sie. „Wir haben die Rechnungen nicht bezahlt." Ich hörte ein leichtes Lächeln aus ihrer Stimme heraus. Etwa wegen mir? Nele führte mich in ein etwas größeres Zimmer, ich glaubte es könnte das Wohnzimmer sein. Aber sicher war ich mir da nicht. „Hier ist das Sofa." Sie deutete auf einen Schatten unter einem der drei großen Fenster. Bevor sie davon ging hielt sie noch einen Augenblick inne. „Ich weiß nicht wieso du so traurig bist und ich will auch nicht deine deprimierende Lebensgeschichte hören. Aber du solltest darüber hinwegkommen." Und damit war sie weg.
Ich lag noch eine ganze Weile wach und starrte an die Decke. Unwillkürlich musste ich an Sam denken. An ihre weichen Haare, ihren Duft, ihre Lippen ... ich drückte mein Gesicht in die Kissen. Nein ich durfte nicht an sie denken. Und auch nicht daran, dass ich das kaputt gemacht hatte was hätte werden können. Vielleicht war es auch besser so. Ich hätte ihr nicht gut getan und das was ich angestellt hatte war unverzeihlich. Mir war es schwer gefallen den Brief an sie zu schreiben aber ich musste ihr die Wahrheit erzählen. Ich hatte mir vorgenommen ihr alles zu erklären ... doch ich hatte sie erneut angelogen. In dem Brief stand nicht die ganze Wahrheit.
Aber es machte überhaupt keinen Sinn mich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen. Ich habe einen Schlussstrich gezogen. Hinter mein bisheriges Leben. Hinter Sam. Hinter den der ich war.
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Es tut mir leid, dass das Kapitel so kurz ist! Ich habe in letzter Zeit nicht sehr viel Zeit zum schreiben...
Ich freue mich echt riesig darüber schon über 1K Reads zu haben!!! Das ist echt unglaublich :D
Liebe Grüße <3
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