Erinnerung
Als wir in meinem Zimmer waren, schloss ich ab. „Schieß los!" forderte ich sie auf. „Also... Adrian wollte zwar nicht, dass ich es dir erzähle, aber du bist schließlich meine Cousine. Ich...kann in Erinnerungen sehen" sagte sie leise. „Echt?" fragte ich ungläubig. „Ja. Ich würde es dir gerne beweisen, aber ich weiß nicht, wie" sagte sie. „Mach es und sag mir, warum Joaliné und ich uns mal gestritten haben. Ich habe ein super Gedächtnis. Wenn du es mir sagst, weiß ich, ob es stimmt oder nicht. Also, fang an" forderte ich sie auf. „Okay" sagte sie und griff nach meinem Handgelenk. Ein paar Sekunden später ließ sie es wieder los. „Ihr wart im Kindergarten, es hat geregnet und ihr habt Kuchen bekommen. Dein Kuchenstück war etwas größer. Joaliné hat dir vorgeworfen, du würdest dich bei den Erziehern einschleimen und deshalb immer bessere Sachen bekommen. Du hast ihr widersprochen. Dann habt euch eine halbe Minute lang-schätze ich- angebrüllt. Und dann hast du ihr vorgeschlagen, dass du ihr ein Stück von deinem Kuchenstück abgibst. Das wars." berichtete sie. Ich starrte sie mit offenem Mund an. „Das stimmt haargenau! Kannst du mir mal zeigen, wie du das machst?" bat ich sie.
„Okay. Gib mir deine Hand" forderte sie mich auf. Ich streckte ihr sie hin. Sie berührte mein Handgelenk mit der Fingerspitze. Meine andere Hand hielt sie fest. Schon riss es mich fort. Ich fand mich auf einem Feld wieder. Es war voller silberner Gräser und über mir spannte sich ein orangener Himmel. „Wow" staunte ich. Neben mir stand Johanna. „Das ist dein Erinnerungsfeld. Es beinhaltet alle deine Erinnerungen." informierte sie mich. „Und jetzt?" fragte ich. „Was willst du sehen?" fragte sie mich zurück. „Irgendetwas, was passiert ist, als ich zwei war" forderte ich. An die Zeit vor meinem viertem Lebensjahr konnte ich mich nämlich nicht erinnern. „Etwas aus deinem zweitem Lebensjahr" wiederholte Johanna laut. Bei ihren Worten leuchteten ein paar der Gräser golden auf. „Komm!" forderte sie mich auf. Hand in Hand liefen wir über das Feld zu dem Halm. Johanna berührte ihn. Wieder wurde ich fortgerissen. Diesmal war da ein Meer. Wir waren unter Wasser und es war kalt. Dort schwamm ein kleines Kind. Es hatte azurblaue Augen und dunkle Haare. Das musste ich sein. Aber...warum schwamm ich? Und wieso allein? Wo war Mama? Da änderte sich das Bild. Nun sah ich eine Frau. Sie war bildschön und hatte lange, dunkle Haare und leuchtend azurblaue Augen. „Wer ist das?" fragte ich flüsternd. „Keine Ahnung, ich kenn sie nicht" flüsterte Johanna zurück. Die Frau stand in einem Bad vor dem Spiegel. Sie kämmte sich und sang. Ich musterte sie genauer. Sie sah aus, als wäre sie höchstens fünfundzwanzig. Sie trug einen grünen Anzug, der mich an einen Taucheranzug erinnerte. Das Lied, was sie sang, kannte ich nicht, aber sie hatte eine wunderschöne Stimme. Neben ihr stand eine Wiege, in der ein schlafendes Kind lag. Das war ich! Aber was hatte ich bei dieser fremden Frau zu suchen? Und wieso ähnelte diese Frau mir mehr als Mama? Da kam ein kleiner Junge hereingerannt. Er musste ungefähr drei sein. Die Frau hob ihn hoch. „Na, wo warst du denn, mein Schatz?" fragte sie liebevoll und wuschelte ihm durch die Haare. Das war dann wohl ihr Sohn. Sie kitzelte ihn unter dem Kinn. Der Junge quiekte und drehte sich zur Seite. Nun konnte ich sein Gesicht sehen. Er hatte kurze, verstrubbelte Haare und dieselbe Haarfarbe wie ich. Als ich ihn musterte, fiel mir seine Augenfarbe auf. Er hatte wie ich azurblaue Augen. Da riss es mich und Johanna aus der Erinnerung.
(Wenn ihr das Bild verstehen wollt, müsst ihr das 8. Kapitel meines Buches der Gesang der Wale lesen. Ihr solltet die Reihe Alea Aquarius kennnen!!)
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