Die erfolgreichste Torpedosalve des Krieges
Mit Enterprise und Saratoga beschädigt waren somit noch Wasp und Hornet, die frisch eingetroffen war, im Gebiet um Guadalcanal, um die Insel zu decken. Nach der Schlacht bei den Ost-Salomonen gab es für längere Zeit keine grössere Konfrontation zwischen den beiden Kontrahenten, während beide Seiten versuchten herauszufinden, wie sie die Situation auf Guadalcanal zu ihren Gunsten verbessern konnten.
Die 35. Infanteriebrigade von General Kiyotake Kawaguchi war erfolgreich nach Guadalcanal gelangt, aber Harukichi Hyakutake, Befehlshaber der 17. Armee in Rabaul, verschätzte die Situation weiterhin und Guadalcanal war für ihn momentan nur eine Nebenshow, während in Neuguinea momentan die Kokoda-Track-Kampagne ihren Höhepunkt erreichte, in der japanische Truppen versuchten, Port Moresby über Land zu erreichen, indem sie eine Bergkette überquerten.
Da die Truppen weiterhin per Zerstörer transportiert wurden, hatten sie kaum schweres Equipment, was der Armee nicht wirklich passte und nachdem ein Zerstörerkommandant sich ausserdem weigerte, seine Schiffe in einer Vollmondnacht nach Guadalcanal zu segeln, wurde Admiral Tanaka temporär von seiner Rolle als Soldaten-Lieferant entfernt.
Guadalcanal war nicht nur für die Amerikaner am Arsch der Welt, sondern für die Japaner ebenfalls. Genug Treibstoff für Operationen nach Rabaul zu bringen war nicht einfach und als ein Admiral den Stützpunkt besichtigte, war er schockiert, nur noch 19 Jäger und 29 Bomber zu sehen, die einsatzbereit waren.
Auf Henderson Field sah es gegen Mitte Monat nicht viel besser aus, mit nur 11 Wildcats und 22 Dauntlesses übrig. Am 13. September begann die Schlacht am Bloody Ridge, als Kawaguchi einen Angriff auf die Marines startete. Er führte ähnliche Frontalangriffe durch, wie Ichiki beim Tenaru, aber da er über mehr Truppen verfügte, waren diese Angriffe erfolgreicher. Sie stiessen durch die erste Verteidigungslinie und einige Marines wurden abgeschnitten und mussten sich zur zweiten Verteidigungslinie hindurchkämpfen. Aber schlussendlich waren die Frontalangriffe doch zu Verlustreich und wurden erfolgreich abgewehrt. Mit über 800 Toten musste Kawaguchi sich zurückziehen. Die Marines hatten ungefähr 100 Tote.
Zwar war der Angriff zurückgeschlagen worden, aber Vandegrift forderte dringend Verstärkung und zusätzliche Ausrüstung an. Diese war schnell unterwegs. 7th Marines, ein Regiment der ersten Marinedivision, begab sich auf einen Konvoi, um nach Guadalcanal zu segeln. Um diesen zu decken, setzte Ghormley beide Flottenträger ein, damit die Verstärkungen bei Guadalcanal ankommen. Allerdings wurden die Träger von japanischen Spähflugzeugen entdeckt und U-Boote begaben sich in Position, um die Schiffe abzufangen. Die Träger waren mit einer Geschwindigkeit von 16 Knoten unterwegs, was sie verwundbar für U-Boot-Angriffe machte, aber es für die Zerstörer vereinfachte, feindliche U-Boote mit ihrem Equipment zu bemerken. Die Saratoga war torpediert worden, weil Fletcher mit 13 Knoten unterwegs gewesen war, was für die Zerstörer die beste Geschwindigkeit war und weil die U-Boot-Gefahr nicht gesichert worden war. Diese war nun bestätigt, aber Admiral Noyes hatte die Geschwindigkeit nur geringfügig erhöht, um dem entgegenzuwirken.
Am 15. September drehte die Wasp um 14:20 Uhr in den Wind, um acht Wildcats und 18 Dauntlesses zu starten und acht Wildcats und drei Dauntlesses zu landen. Danach drehte das Schiff wieder in Fahrtrichtung. Um 14:44 Uhr entdeckte ein Ausguck drei Torpedos auf der Steuerbordseite, die sich rasch näherten. Das U-Boot I-19 hatte sich erfolgreich durch an den Eskorten vorbeigeschlichen und aus weniger als einen Kilometer Distanz sechs Torpedos abgefeuert.
(I-19)
Die Wasp drehte nach Steuerbord, um die Torpedos zu vermeiden, aber drei von ihnen trafen sie um 14:45 Uhr, wobei einer der Torpedos die Wasseroberfläche durchbrach und das Schiff oberhalb der Wasserlinie traf. Alle drei Torpedos trafen das Schiff in der Nähe der Treibstofftanks und Magazine. Die Wucht der Explosionen war so enorm, dass die Flugzeuge in den Hangars in die Luft sprangen und mit solcher Wucht wieder auf dem Boden landeten, dass die Fahrwerke brachen. Flugzeuge, die an der Decke hingen, wurden losgerissen und fielen auf die Flugzeuge darunter.
Die drei Torpedos, die die Wasp verfehlt hatten, waren währenddessen weiterhin unterwegs und verliessen den Eskortenring, der sich um die Wasp befunden hatte. Nach ca. 10 Kilometern erreichten sie Hornets Task Force. Der Zerstörer O'Brien wich einem Torpedo aus, übersah dabei allerdings einen zweiten Torpedo und wurde von diesem um 14:51 Uhr getroffen. Der sechste Torpedo traf das Schlachtschiff North Carolina eine Minute später beim vordersten Geschützturm.
(Die O'Brien wird von einem Torpedo getroffen, während die Wasp im Hintergrund brennt)
Auf der Wasp brachen rasch Feuer an Bord aus, die sich schnell ausbreiteten. Es kam zu sekundären Explosionen, entweder durch Treibstoffgase oder explodierende Munition verursacht. Ihr Kapitän, Forrest P. Sherman, drehte die Wasp mit dem Wind im Rücken. Da das Feuer im vorderen Teil des Schiffes war, würde der Wind das Feuer hoffentlich vom Schiff wegwehen, womit es sich nicht weiter ausbreiten konnte. Der Träger entwickelte 10 bis 15 Grad Schlagseite nach Steuerbord und auslaufender Treibstoff setzte die See um den Träger herum in Brand.
(Die Wasp steht in Flammen)
https://youtu.be/PZGQxGygA0U
Die Wasserleitungen zum Löschen waren durch die Schäden ausser Gefecht gesetzt worden und nach weiteren heftigen Explosionen an Bord beschloss Sherman 34 Minuten nach dem Angriff, das Schiff zu evakuieren. Bis 16:00 Uhr war das Schiff evakuiert. Die Evakuierung verlief grösstenteils problemlos, abgesehen von Besatzungsmitgliedern, die nicht gehen wollten, bevor alle Verwundeten von Bord waren. Anscheinend wurden zahlreiche Haie vom Spektakel angezogen, denn ein Besatzungsmitglied von einem Zerstörer beschrieb: (Warnung, eventuell etwas verstörend)
"Sharks were everywhere. Dozens. Hundreds. A shark would catch a man by an arm or a foot and pull him under, cutting off his screams. The poor devil would pop up again, and again, like a cork on a fishing line. Each time his scream would be weaker than before. Finally, he would come up no more. Sometimes the shark would grab a poor man in the middle and shake him like a dog shaking a rat. Then the shark would back off, dragging the dying man's entrails behind him. The water would turn milky with blood."
(Haie waren überall. Dutzende. Hunderte. Ein Hai würde einen Mann an einem Arm oder Fuss packen und ihn unter Wasser ziehen, wobei er seine Schreie stoppte. Der arme Teufel tauchte immer wieder auf, wie ein Korken an einer Angelschnur. Jedes Mal war sein Schrei schwächer als zuvor. Schliesslich kam er nicht mehr hoch. Manchmal packte der Hai einen armen Mann in der Mitte und schüttelte ihn wie ein Hund, der eine Ratte schüttelt. Dann wich der Hai zurück und schleppte die Eingeweide des sterbenden Mannes hinter sich her. Das Wasser würde vom Blut milchig werden.)
(Hai-Angriffe mögen heutzutage vielleicht selten sein und werden häufig überdramatisiert, aber es gibt im Zweiten Weltkrieg zahlreiche solche Berichte, laut denen Haie nach Seeschlachten häufig ein Festmahl aus den Toten und Überlebenden machten. Nicht sehr angenehm zum Lesen.)
Der Zerstörer Lansdowne wurde angewiesen, den Träger zu versenken. Zwei Torpedos wurden abgefeuert, aber da es amerikanische Torpedos waren, explodierten sie nicht. Mit nur noch drei anderen Torpedos übrig, wurden deren magnetische Zünder deaktiviert und die Tiefe auf drei Meter eingestellt, um den Träger sicher zu treffen. Diese Torpedos funktionierten, aber die Wasp brauchte noch eine Weile zum Sinken und tat dies erst um 21:00 Uhr. 193 Besatzungsmitglieder waren tot und 366 weitere verwundet. North Carolina hatte sechs Tote zu beklagen, während die O'Brien (sofern ich feststellen kann) Glück hatte und keine Besatzungsmitglieder verlor.
Keines dieser beiden Schiffe war momentan am Sinken, aber die O'Brien würde mehr als einen Monat später an den erlittenen Schäden sinken, während sie versuchte, nach San Francisco zu gelangen. Die North Carolina hatte leichte Schlagseite und ihr vorderster Geschützturm war blockiert, konnte aber ihre Geschwindigkeit beibehalten. Allerdings musste sie zur Reparatur nach Pearl Harbor zurückkehren, die mehrere Monate dauern würden. Von den 26 Flugzeugen der Wasp, die momentan in der Luft waren, konnten alle bis auf eines erfolgreich auf der Hornet landen. Weitere 45 Flugzeuge gingen mit dem Träger unter.
Der Angriff von I-19, die trotz Wasserbomben-Angriffen erfolgreich entkommen konnte, ist die vermutlich erfolgreichste Torpedosalve des Krieges. Eine Salve von sechs Torpedos abgefeuert, fünf haben getroffen, ein Flottenträger und ein Zerstörer versenkt und ein modernes Schlachtschiff ausgeschaltet.
Trotz diesem Zwischenfall wurde der Konvoi weiter nach Guadalcanal eskortiert, wo er erfolgreich entladen wurde. 4'157 Marines, 400 Fässer Flugzeugtreibstoff, 137 Fahrzeuge und über 1'000 Tonnen Rationen gelangten auf die Insel. Mit diesen Verstärkungen war Vandegrift endlich dazu in der Lage, eine vollständige Verteidigungslinie um Henderson Field herum zu bilden. Für ihn stabilisierte sich die Lage somit ein bisschen. Für die US-Navy sah es allerdings anders aus. Sie hatten gerade einen ihrer wichtigen Flottenträger verloren. Vollständig, nicht nur beschädigt, wie Enterprise oder Saratoga. Natürlich, die Wasp hatte nie den besten Unterwasserschutz gehabt, aber die US-Navy hatten sie in den Pazifik entsandt, weil sie keine andere Option hatten. Nun war der Träger versenkt. Der einzige US-Flottenträger, der von einem U-Boot allein versenkt wurde. Somit war die Hornet ganz alleine übrig, um die Insel zu decken, ohne einem schnellen Schlachtschiff als Eskorte. Admiral Noyes wurde für den Verlust der Wasp an ein Landkommando versetzt.
Nach der erneuten Niederlage, um Henderson Field zu erobern, was erneut zuerst nicht geglaubt wird, realisierten die Japaner endlich, dass Guadalcanal doch wichtiger war, als angenommen und machten die Rückeroberung der Insel zu einer Priorität. Der Angriff auf Moresby, der momentan dabei war, in einer Katastrophe zu enden, wurde abgebrochen und angewiesen, sich zurückzuziehen. Sämtlicher Fokus würde nun auf Guadalcanal liegen. Die Armee begann, Truppen aus anderen Gebieten, wie etwa die Mandschurei, abzuziehen. Die Marine zog ebenfalls ihre Einheiten zusammen. Kriegsschiffe und Flugzeuge würden sich sammeln, um die Armee zur Insel zu bringen und dort dann zu unterstützen. Die schweren Geschütze und die Flugzeugträger würden dabei helfen, den Sieg zu erringen. Admiral Yamamoto wurde vom Plan überzeugt. Die Truppen würden am 14. Oktober auf Guadalcanal sein, um am 20. Oktober angreifen zu können. Sechs Transporter würden sie zur Insel bringen.
Was ursprünglich für die Japaner als unwichtige Nebenshow angesehen wurde, wurde nun zu etwas, dass möglicherweise die Entscheidungsschlacht des Pazifikkrieges sein würde. Eines war klar. Die Schlacht um Guadalcanal würde um einiges intensiver werden.
22.09.22
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro