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Prolog

Wenn das Licht von tausend Sonnen

Am Himmel plötzlich bräch' hervor

Das wäre gleich dem Glanze dieses Herrlichen,

Und ich bin der Tod geworden,

Erschütterer der Welten.

Julius Robert Oppenheimer

Obwohl die Gestalt einen Kapuzenumhang trug und das beste tat, um ihr Gesicht zu verbergen, folgten alle Bewohner des Armenviertels ihr mit Blicken. Die Stiefel waren zu sauber und von einer zu guten Qualität. Unter dem Überwurf erschien ab und zu ein Stück kostbaren Stoffes, den sich nur die reichsten Adligen leisten konnten. Die Hände waren zwar tief in den Ärmeln verborgen, doch als die Gestalt eine von ihnen hob, um die Tür eines verwahrlosten Hauses zu öffnen, blitzten gepflegte und gesunde Fingernägel auf.

Im Inneren des Hauses herrschte ein düsteres Zwielicht. Es war kaum etwas zu erkennen außer der schmutzigen Steinplatten, aus denen der Boden bestand, und den Plastikfetzen, die von einem Türrahmen hingen und scheinbar als Vorhang dienten. Dahinter erklang das leise Gemurmel von Stimmen, vermutlich die Bewohner des Hauses.

»Man hat mir berichtet, eine Besucherin sei zu mir unterwegs«, erhob sich eine raue, leicht krächzende Frauenstimme aus dem Gemurmel, das gleich darauf verstummte.

»Ihr wusstet, dass ich komme?« Die Gestalt wirkte überrascht, schlug nach kurzem Zögern aber ihre Kapuze zurück. Zum Vorschein kam das Gesicht einer Frau, die etwa dreißig Jahre alt sein musste. Ihre Haut hatte einen angenehmen Bronzeton, der sie als eine der Höllenmenschen auswies. Noch auffälliger waren jedoch ihre blassblauen Augen, die entfernt an blauen Quarz erinnerten. Nervös knetete sie ihre Hände.

»Natürlich. Man könnte meinen, Ihr seid genau wegen dieses Wissens zu mir gekommen.« Eine kurze Pause. »Königin Rafaga.«

Die Frau mit den blauen Augen erstarrte.

Ein heiseres Lachen ertönte aus dem Raum hinter dem Plastikvorhang. »Habt keine Angst. Die alte Uchawi wird Euch nichts tun. Kommt herein und fragt, was Ihr fragen wollt.«

Königin Rafaga zögerte, schwang das Plastik dann aber doch beiseite und betrat das kleine Zimmer dahinter. Es war eher eine Kammer. Ausgelegt mit schmutzigen Stoffen, die man wohl von der Straße oder von einer Müllhalde aufgesammelt hatte – Hauptsache, man hatte etwas Weiches. Auf dem größten Stoffberg saß eine alte Frau, deren Haare unter einem zerfaserten Kopftuch versteckt waren. Die Falten um ihre Augen und ihren Mund waren so tief, das sie im schwachen Schein der Laterne wie aufgemalte, schwarze Linien aussahen. Um sie herum standen drei junge Männer und musterten die Königin misstrauisch. In einer der Ecken hockte ein Mädchen von vielleicht fünfzehn Jahren, das mit gesenktem Kopf zu Boden schaute.

»Ihr seid Uchawi?«, fragte Königin Rafaga vorsichtig.

»So ist es.« Die alte Frau hob ihren Blick und trübe, blinde Augen starrten die Herrscherin des Ostlands an. »Euer Besuch ehrt mich, Königin. Ich hätte nicht erwartet, dass er noch zu meinen Lebzeiten passieren würde.«

Königin Rafaga knetete immer noch nervös ihre Hände. Offenbar wusste sie nicht recht, was sie darauf antworten sollte.

»Es war nicht klug von dir, ohne Ankündigung durch das Armenviertel zu gehen«, erhob einer der Männer seine Stimme und deutete auf ihren Kapuzenumhang. »Du denkst, deine Verkleidung ist gut, aber alle haben gesehen, dass du eine Adlige bist. Zwei Mal wärst du ausgeraubt worden, wenn ich nicht erklärt hätte, dass du auf dem Weg zu meiner Mutter bist.«

»Schweig, Kivuli«, brachte Uchawi ihren Sohn zum Verstummen. »Einer Königin begegnet man mit Respekt!« Sie bedeutete Rafaga mit einer Handgeste, sich vor sie auf den steinernen Boden zu setzen, was diese auch tat. »Und nun sagt mir, weswegen Ihr die Hilfe einer alten Wahrsagerin wie mir sucht.«

Die Königin senkte den Kopf und ahmte so unfreiwillig die Haltung des Mädchens in der Ecke nach. Sie schien nach Worten zu suchen und als sie sie fand, zitterte ihre Stimme leicht. »Es geht um den König.«

Uchawi nickte. »Redet weiter.«

»Er verhält sich immer seltsamer«, fuhr Königin Rafaga fort. »Seine Launen sind viel zu wechselhaft. Mal ist er traurig und schließt sich ohne eine Erklärung in seinem Arbeitszimmer ein. Mal wird er aus dem Nichts wütend und geht einfach so auf Bedienstete los. Erst gestern hat er einen Stallburschen niedergeschlagen, weil dieser sein Pferd nicht richtig gestriegelt hat. Immer öfter redet er mit sich selbst.«

»Worum geht es da?«, fragte Uchawi.

»Darum, dass die Menschen eine Krankheit sind«, antwortete die Königin leise und rutschte unruhig auf dem Boden hin und her. »Er sieht uns alle als unwürdig, auf dieser Welt zu leben.« Sie hob den Kopf und sah die alte Frau flehend an. »Ihr müsst verstehen, er hat viel durchgemacht! Als Kind hat er seine Eltern verloren, seine Geschwister, seine Ziehmutter und seinen Halbbruder, viele seiner Freunde und seine erste Liebe. Viele von ihnen haben sich für ihn geopfert oder sind gestorben, weil jemand anderes mehr Macht wollte. Nach seiner Krönung wurde er immer verbitterter. All die Beschwerden, die Aufstände wegen der Höllenmenschen und Mwenye Ukoma, die Morde an den Hellhäutigen wegen der neuen Gesetze, der Krieg mit der Armee des Nordlands gegen die Triglaza, der Tod seiner zweiten Tochter. Er denkt sogar, das Südland hätte einen Attentäter geschickt, um Tauni mit der Strahlenkrankheit anzustecken. Er sieht überall nur noch Feinde und vertraut niemandem mehr.«

»Und Ihr?«

Königin Rafaga schaute sie verwirrt an. »Wie meint Ihr das?«

»Vertraut Ihr ihm noch, dass er als ein guter König über das Ostland herrschen kann?«

»Er ist mein Mann. Natürlich vertraue ich ihm. Und ich liebe ihn.« Sie hielt kurz inne. »Dennoch macht er mir in letzter Zeit Angst. Als er sich das letzte Mal in seinem Arbeitszimmer eingesperrt hat, habe ich an der Tür gelauscht. Es hat sich fast angehört, als würde er sich mit jemandem unterhalten. ›Annie‹, hat er gesagt. ›Du bist das einzige Licht in meinem Leben.‹ Warum sollte er größere Gefühle für sein Schwert hegen als für mich? Aber...«

»Aber?«, hakte Uchawi nach, als die Königin nicht weitersprach.

»Aber ich kenne die Geschichte über seine Reise durch den Pazifik und darüber hinaus«, fuhr Rafaga stotternd fort. »Estrella hat sie oft genug erzählt. Er hat dort das Mädchen kennengelernt, nach dem er sein Schwert benannt hat. Seine erste Liebe. Es kann doch nicht sein, dass... dass er mit ihr gesprochen hat, oder?« Ihre Finger zitterten leicht und sie vergrub sie im Stoff ihres Überwurfs, damit es nicht zu sehen war. »Annie ist tot. Sie ist in der Gefangenschaft der Triglaza gestorben.«

»Manchmal träumen wir von Menschen, die uns lieb waren, aber zu früh gestorben sind.« Uchawi nickte ernst. »Und manchmal hören diese Träume nicht auf, wenn wir aufwachen. Wir sehen sie dann immer noch, weil wir sie nicht loslassen können. Wir wollen mit aller Kraft, dass sie zur Wirklichkeit werden, und werden dabei blind für die eigentliche Wirklichkeit.«

Königin Rafaga sah die alte Frau hoffnungsvoll an. »Was kann ich tun? Was soll ich nur tun, damit das aufhört? Wenn das an die Öffentlichkeit kommt... Ich weiß nicht, was er dann machen wird.«

»Ich kann dir nicht sagen, was du tun kannst oder sollst«, sagte Uchawi mit krächzender Stimme. »Ich bin eine blinde Magierin, die viele Möglichkeiten der Zukunft sieht. Ich kann dir also nur sagen, was ich dort gesehen habe.« Sie verstummte und auf einmal fingen ihre Lippen an zu beben. Ein Klagelaut entkam ihrer Kehle und plötzlich kippte ihr ganzer Körper nach vorne. Sofort stürzen zwei der Männer vor, um sie wieder aufzurichten. Ihre blinden Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen und ein Blutstropfen quoll ihr aus der Nase.

»Was ist passiert, Mutter?«, fragte Kivuli sie besorgt und holte einen Stofffetzen aus seiner Hosentasche, mit dem er ihr das Blut wegwischte. Zurück blieb ein verwischter Fleck, der auf ihrer dunklen Haut kaum zu sehen war.

Uchawi schnappte keuchend nach Luft. Ihre blinden Augen starrten ins Leere, doch ihre krummen, gichtkranken Finger zeigten auf etwas, was für sie scheinbar in weiter Ferne lag. »Es hat sich verändert«, krächzte sie. »Ich sehe den Pilz, den brennenden Pilz, der hoch in den Himmel steigt und alles tötet. Alles Leben im Pazifik.« Sie holte rasselnd Luft und sackte in den Armen ihrer zwei Söhne zusammen. Blinzelnd öffnete sie die blinden Augen. »Etwas ist passiert. Etwas, das die Ereignisse beschleunigt hat.«

»Ein brennender Pilz?«, fragte Königin Rafaga besorgt. »So wie im Großen Krieg?«

»So ist es«, flüsterte Uchawi kaum hörbar. »Es gab viele dieser mächtigen Waffen. Mehr als man damals dachte. Die Alten haben das Wissen zu ihrer Herstellung irgendwann absichtlich verloren, weil sie zu gefährlich waren, doch sie überdauern eine lange Zeit. Einige werden sicher überlebt haben.«

Plötzlich fuhr ihre faltige Hand vor. Ihre Finger krallten sich in den Unterarm der Königin, die erschrocken zusammenzuckte und zurückweichen wollte, aber die alte Frau hatte immer noch eine unglaubliche Kraft.

»Lasst nicht zu, dass Javet den gleichen Fehler macht wie die Alten!« Uchawis Stimme war zu einem verzweifelten Flehen geworden. »Diese Waffen sollten nie wieder das Licht der Welt sehen! Nie wieder! Wir sind alle verloren, wenn das passiert! Alle!«

Irgendwie schaffte die Königin es, sich aus dem Griff der alten Frau zu befreien. Ein Ärmelstück des Überwurfs blieb in den krummen Fingern zurück.

»Ich danke Euch für Eure Hilfe!«, rief Rafaga hastig und stand so schnell auf, dass sie beinahe über den Saum ihres Gewandes gestolpert wäre. Entsetzen stand in ihrem Gesicht geschrieben, als sie den Plastikvorhang beiseite riss, die Tür öffnete und nach draußen stolperte. Hinter ihr ertönte ein lautes Klagegeheul, während sie so schnell sie konnte die Straße entlang eilte. Bald rannte sie. Die düsteren Gestalten des Armenviertels ließen sie in Ruhe. Sie wussten, dass sie bei Uchawi gewesen war und eine Zukunft erfahren hatte. Nicht jeder verließ ihre Kammer mit Freuden. Die meisten verließen sie mit Angst und Schrecken in ihren Herzen.

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Normalerweise hätte ich oben eine Karte eingefügt, aber ich habe den Scan aus den ersten beiden Bänden scheinbar gelöscht und auf dem Original mittlerweile zu viel herumgekritzelt XD Ich hatte sowieso vor, noch eine digitale zu machen. Sobald ich sie habe, füge ich sie natürlich hier ein :)

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