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13. Kapitel

Nicht jene die streiten sind zu fürchten, sondern jene die ausweichen.

Marie von Ebner-Eschenbach

Nach zwei Wochen hörte Tai auf, die Tage zu zählen, die sie schon unterwegs waren. Zwischen den täglichen Mahlzeiten und den Gesprächen mit Uchawi und Mukoto vertrieb er sich die Zeit, indem er den Geräuschen draußen lauschte. Irgendwann schien der Kahata sich gegen ein Untier verteidigen zu müssen, aber nach einem erbärmlichen Winseln ging die Reise weiter. Ab und zu starrte Tai auch durch das Gitterfenster hinaus, doch außer den strahlend blauen Himmel war nie etwas zu sehen.

Etwa vier Tage nach dem Vorfall mit dem Untier änderte sich das Geräusch, das die Räder auf dem Boden machten. Es gab kein Knirschen der Sandkörner mehr, sondern ein leises Knistern und als Tai nach oben blickte, flog sogar etwas vorbei, was wie ein halb durchsichtiges, weißes Tuch aussah. Nur war es viel zu leicht. Keinen Herzschlag später war es aus der Sichtweite des Fensters verschwunden.

»Wahrscheinlich sind wir jetzt in Nyika Nyeupe«, brummte Mukoto.

»Was ist das?«

»Eine unbewohnbare Fläche im Süden des Ostlandes«, erklärte der ehemalige Garderitter. »Sie ist vollständig von etwas bedeckt, was die Alten in Massen produziert haben: Plastik. Aus irgendeinem Grund hat es sich an dieser Stelle gesammelt. Die Schicht von Plastik ist so dick und durch die Sonne teilweise eingeschmolzen, dass man sie nicht mehr entfernen kann. Nicht mal Mais kann man hier anbauen. Es ist totes Land.«

»Man kann es wirklich nicht entfernen?«, wunderte Tai sich. »Der Hof meiner Mutter hatte auch Felder, die wir erst vollständig umgraben mussten, bevor dort etwas gepflanzt werden konnte.«

»Wie willst du eine Ebene, die sich bis zum Horizont und noch darüber hinaus erstreckt, vollständig umgraben?«

Tai schwieg. Die Alten hatten so viel Technik, aber konnten das Plastik nicht entfernen und weiterverarbeiten? Er bekam das nicht mit dem Bild zusammen, das er nach der Begegnung mit Kifo von den Alten hatte. Einerseits hatten sie mächtige Waffen, mit denen sie ganze Kontinente unbewohnbar machen konnten. Hatten Sachen, durch die sie ihr Leben verlängern konnten. Magisches Papier, das ihre Gemälde vollkommen lebensecht aussehen ließ. Doch andererseits hatten sie es nicht hinbekommen, schädlichen Müll zu entsorgen? Dann erinnerte er sich daran, dass der Pazifik ja früher vollständig von Wasser bedeckt war, und war noch verwirrter.

»Du sagtest, deine Mutter hat einen Hof?«, fragte da Uchawi. Ihre blinden Augen starrten dieses Mal an ihm vorbei. »Wie kommt es dann, dass du ihn verlassen hast? Braucht sie nicht deine Hilfe, um ihn zu führen?«

Tai schluckte und unterdrückte das Bedauern und die Sehnsucht, die bei diesen Erinnerungen in ihm aufwallten. »Sie braucht meine Hilfe nicht mehr. Sie hat ihren Mann und noch weitere Kinder. Meine Schwester wurde mit einem Mann verheiratet, der unserer Familie dafür zwei Knechte überlässt. Es gibt also genug Arbeiter.«

»Der Mann deiner Schwester hat euch zwei Knechte überlassen?«, wunderte Mukoto sich. »Ist es normalerweise nicht andersrum? Die Frau bringt doch die Mitgift.«

Tai lächelte gequält. »Sie ist eben eine besonders gute Frau.« Und die Tochter eines Königs. Bei dem Gedanken an das, was Haifai möglicherweise gerade erleiden musste, drehte sich ihm der Magen um. Hoffentlich ist ihr Mann gut zu ihr.

»Und du wurdest durch zwei Knechte ersetzt?« Mukoto runzelte verärgert die Stirn. »Das ist nicht gerade besonders nett.«

»Ich habe eine andere Aufgabe im Leben.«

»Welche denn?«

Tais Herz sank. »Ist doch egal.« Er klopfte gegen die Wand des Wagens. »Ich werde sie jetzt sowieso nicht mehr erfüllen können.«

Einige Tage später erreichten sie eine kleine Stadt. Tai erkannte das an dem Gespräch, das Sahihi mit einigen Torwächtern führte, und an dem Stimmengewirr, das kurz darauf um sie herum einsetzte. Einige der Gespräche fanden jedoch auf einer anderen Sprache statt – Tai vermutete Südländisch. Das bedeutete, dass sie sich irgendwo an der Grenze zum Südland befinden mussten.

»Wir sind in Kusini«, sagte Mukoto nach einer Weile. »Eine Grenzstadt zum Südland. Und, soweit ich weiß, die südlichste Stadt des Ostlands, die keine Wasserstadt ist.«

»Vielleicht bekommen wir Gesellschaft«, mutmaßte Uchawi.

»Weißt du das oder vermutest du das?«, blaffte Mukoto.

»Es ist eine Möglichkeit.«

Schweigend warteten sie, bis kurz darauf außerhalb des Wagens plötzlich ein Tumult ausbrach. Etwas schmiss sich gegen die Wand, sodass es laut dröhnte. Jemand schrie etwas auf Südländisch. Dann wurde die Tür aufgerissen. Aber nur kurz. Eine Person wurde zu ihnen hinein geworfen und bevor Tai auch nur einen Schritt in Richtung der Tür machen konnte, wurde sie schon zugeknallt. Frustriert trat er gegen das Metall und fluchte laut. Er kochte vor Wut, doch es war nichts zu machen. Gleichzeitig stieß die Person, die nun offenbar ihre Mitgefangene war, einen markerschütternden Schrei aus. Es lag so viel Schmerz und Verzweiflung darin, dass er sich sofort zu ihr umdrehte.

Es war eine junge Frau, von der Hautfarbe her eine Südländerin. Schulterlange, schwarze Haare fielen ihr halb ins Gesicht und halb über den Rücken, während sie vor Wut mit der Faust auf den Boden hämmerte. Im nächsten Moment war sie auf den Beinen, atmete mehrmals tief ein und aus und sah sich um. Plötzlich ging ein Zittern durch ihren Körper. Sie warf den Kopf zurück, die Augen nach hinten verdreht, dann wurde sie schlaff. Tai stürzte gerade noch rechtzeitig zu ihr, um ihren Fall aufzuhalten. Erschrocken starrte er sie an, während ihre Arme und Beine in krampfartigen Anfällen hin und her zuckten.

»Ihr müsst ihren Kopf und ihre Beine festhalten«, krächzte Uchawi und tastete blind nach den Armen der jungen Frau. »Sonst verletzt sie sich selber.«

Tai tat sein bestes, um den Kopf der Frau auf seine Oberschenkel zu betten und sie festzuhalten, während Mukoto ihre Beine im Griff hatte. Nach einiger Zeit ließen die Krämpfe nach, aber sie erwachte nicht aus ihrer Bewusstlosigkeit.

»Ist sie tot?«, stieß Tai entsetzt aus.

»Nein. Ihr Herz schlägt noch«, erwiderte Uchawi. »Sie muss sich nur etwas ausruhen.«

»Was hat sie?«, fragte Tai, immer noch zu Tode erschrocken. »Ich habe so etwas noch nie gesehen!«

»Vermutlich etwas mit ihrem Gehirn«, meinte die alte Frau.

»Und sie ist strahlenkrank.« Mukoto deutete auf die rechte Hand der Frau. Dort wuchs ihr ein Finger zu viel. »Eine Wucherin. Ich frage mich, wie sie so lange in einer Stadt überleben konnte. Wobei...« Er ließ seinen Blick über ihre Kleidung schweifen, die aus einer seidenen Bluse und einer dazugehörigen Hose bestand. In ihrer Nase war außerdem ein goldener Stecker, um ihre Knöchel hatte sie dünne, goldene Ketten geschlungen und an ihrem linken Ringfinger steckte ein goldener Ring. »Ihre Familie scheint nicht sonderlich arm zu sein. Vermutlich einfach nur ein Fall von Bestechung.«

»Und was machen wir jetzt mit ihr?«, fragte Tai, dessen Blick unfreiwillig immer wieder zu den sechs Fingern ihrer rechten Hand wanderte.

»Wir warten, bis sie wieder zu sich kommt«, sagte Uchawi. »Mehr können wir nicht tun.«

Also warteten sie. Die Nacht verbrachten sie in Kusini und erst, als der Mond als silberne Scheibe hoch über ihrem Wagen stand, flatterten die Augenlider der jungen Frau. Sie stöhnte, hielt sich mit einer Hand den Kopf und setzte sich dann so abrupt auf, dass sie beinahe wieder zusammengebrochen wäre. Schnell hielt Tai sie an den Schultern fest.

»Geht es dir besser?«, fragte er.

»Besser?« Die Frau schüttelte gereizt seine Hände ab. »Besser? Wie soll es mir besser gehen, wenn ich in dieser Scheiße hier stecke?« Schwankend kam sie auf die Beine, holte tief Luft und schrie dann so laut, dass Tai sich die Ohren zuhalten musste: »Marco! Marco, bist du da? Marco!«

Sofort ertönte ein lautes Hämmern gegen die Wand. »Sei leise!«, befahl der Kahata. »Oder du bekommst morgen nichts zu essen! Dein Marco ist weg.«

Die junge Frau fluchte auf Südländisch, bevor sie ins Ostländische überging: »So ein Feigling! So ein verdammter Feigling! Fahr doch zur Hölle!«

»Du bist schon in der Hölle«, grollte Mukoto. »Ich bezweifle, dass du ihn gerade bei dir haben möchtest.«

»Das geht dich nichts an!«, fauchte die junge Frau. »Du weißt nichts über mich!«

»Wie heißt du denn, Kind?«, fragte nun Uchawi.

Der Frau lag scheinbar eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, aber als sie Uchawis blinde Augen sah, riss sie sich zusammen. »Yueani«, antwortete sie nach einem Seufzer.

»Ich bin Uchawi«, stellte die alte Frau sich vor. »Der ältere Mann in der Ecke ist Mukoto und der junge heißt Tai.«

»Toll.« Yueani klang nicht begeistert. »Jetzt kenne ich die Namen der Leute, die in den nächsten Monaten zusammen mit mir sterben werden.«

»Hast du diese Anfälle oft?« Tai fing sich einen scharfen Blick der jungen Frau ein.

»Oft genug. Aber ich komme klar.«

Sahihi draußen wird sicher wissen, dass sie ab und zu solche Anfälle hat. Wenn sie einen vortäuschen könnte, sobald wir in einer der Wasserstädte angekommen sind und die Tür geöffnet wird... In der ersten Verwirrung könnte ich reagieren und ihn niederschlagen, damit wir fliehen können.

»Wir könnten hier raus«, flüsterte er. »Yueani, du kannst einen solchen Anfall vortäuschen, wenn wir an unserem Ziel angekommen sind. Ich werde Sahihi aufhalten, dann könnt ihr aus dem Wagen und wegrennen. Ich folge euch.«

»Das wird nicht so leicht sein«, brummte Mukoto. »Die Wasserstädte sind strengstens bewacht. Wir werden keine zwei Schritte weit kommen, bevor wir getötet werden. Außerdem...«, er sah zu Uchawi hinüber, »haben wir diesen Trick schon versucht. Und sind gescheitert. Uchawi hat so getan, als würde sie keine Luft mehr bekommen. Als der Kahata die Tür aufgemacht hat, stand ich bereit, aber bevor ich etwas tun konnte, hat er sie wieder zugeschlagen.« Er seufzte. »Wir sind Strahlenkranke. Unser Leben ist nichts mehr wert. Sahihi lässt uns eher sterben als uns fliehen zu lassen.«

»Aber bei der Wasserstadt wird es doch anders sein«, hielt Tai dagegen. »Er muss die Tür öffnen, um uns den Leuten dort zu übergeben.«

»Er muss es zwar, aber er muss es nicht direkt nach seiner Ankunft machen.« Mukoto seufzte frustriert. »Er wird die Tür einfach wieder zuschlagen, sobald er Yueani am Boden sieht. Er ist kein Dummkopf. Versteh doch! Wir sind hier gefangen! Es gibt keinen Ausweg!«

»Es gibt immer einen Ausweg!«, fauchte Yueani und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich werde...« Sie brach ab und hielt sich den Kopf. Ihre rechte Hand tastete nach der Wand, bis sie daran zu Boden sank.

»Ruh dich aus«, krächzte Uchawi. »Bis zu der ersten Wasserstadt sollte es nicht mehr lange dauern. Ein paar Tage vielleicht.«

Tai fluchte innerlich. Es ist sinnlos. Wenn ich schon nicht aus diesem Wagen entkommen kann, dann vielleicht wenigstens aus der Wasserstadt an sich. Und ich werde alle drei mitnehmen. Ich werde nicht erneut zulassen, dass jemand wegen meiner Untätigkeit stirbt.

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