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34. Kapitel

Einen sicheren Freund erkennt man in einer unsicheren Lage.

Marcus Tullius Cicero

Das Viertel der Sklavenhändler bestand aus engen, dunklen Gassen, die teilweise so sehr stanken, dass das Atmen fast unmöglich wurde. Die Häuser standen so dicht beieinander, dass ihre Metalldächer praktisch ineinander übergingen. Nur durch kleine Löcher, die der Rost hineingefressen hatte, drang ab und zu Licht. Je weiter Vala kam, desto unheimlicher wurde ihr zumute. Die Straßen wirkten wie ausgestorben. In keinem der dunklen Hauseingänge oder Fenster brannte eine Laterne. In einer Gasse machten mehrere Ratten sich über etwas her, was wie ein totes Tier aussah. Bis sie die eisernen Ketten entdeckte und begriff, dass es wohl ein Mensch war. Ihr wurde schlecht. Benommen stolperte sie weiter, obwohl das Herz ihr fast aus der Brust sprang.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Vala auf den ersten lebenden Menschen traf. Es war ein älterer Mann mit schon grauen Haaren und einem löchrigen Bart. Um seinen Hals war ein dicker Eisenring befestigt, den er offenbar schon so lange trug, dass sein Rücken unter der ständigen Last stark gekrümmt war. Als er sie sah, riss er erschrocken die Augen auf und fuchtelte wild mit den Armen herum, um sie am Weitergehen zu hindern. Doch Vala ignorierte ihn, obwohl er ihr sogar noch etwas in Nordländisch hinterher rief. Sie verstand das Wort »Tod«.

Er muss mich für verrückt halten, dachte sie und bog um die Ecke. Sie landete in einer Gasse, die sie bis zum Ende entlang lief. Dort begriff sie, dass es eine Sackgasse war. Vala seufzte und drehte sich um, als sie bemerkte, wie mehrere Gestalten am einzigen Ausgang der Straße auftauchten. Sie versteifte sich. Die Menschen schienen sie ebenfalls bemerkt zu haben. Ein grausiges Lachen drang zu ihr herüber, gefolgt von nordländischen Wörtern. Vielleicht bin ich wirklich verrückt. Ihr Blick glitt an den hohen Hauswänden links und rechts entlang. Jetzt bin ich wirklich in einer Situation ohne Ausweg. Wo bleibt der Samariter?

Sie wich einige Schritte zurück, als die Gestalten am Ende der Gasse auf sie zu kamen, und stieß gegen kalten Stein. Vala atmete mehrmals tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Alles wird gut. Sie werden mir nichts tun. Sie versuchte, Antikks Worte aus ihrem Kopf zu vertreiben. »Ich kenne Dutzende von Leuten, die gestorben sind ohne dass der Samariter sich auch nur gezeigt hat. Vielleicht ist er nur ein Mythos, den die Bettler sich ausgedacht haben, um sich nicht vollkommen beschissen zu fühlen.« Was, wenn er wirklich nicht kommt? Was, wenn es ihn gar nicht gibt?

Vala kämpfte den Zweifel nieder. Entschlossen blickte sie den fremden Menschen entgegen. Und erstarrte. Sie kannte sie. Die tätowierten Arme des Anführers, die Augenklappe des riesigen Hünen, der kahle Kopf von Mlaghais Mörder. Es waren Vitsak und seine Kumpanen, die sie gefunden hatten. Wieder. Nur war Shamal nicht bei ihnen. Natürlich nicht. Sie hatten ihn schon lange verkauft. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Aber an wen? Sie hatte keine Zeit, sich weiter Gedanken darüber zu machen, denn im selben Momenten entdeckten auch Vitsak und seine Kumpanen sie.

Die Sklavenhändler schienen nicht weniger überrascht, sie hier zu sehen, und brachen in lautes Gelächter aus. Vitsak befahl etwas, woraufhin Kjempe grinste und sich die Hände rieb. Vala spürte, wie eine schreckliche Angst in ihr hochkam, aber sie verdrängte sie und ballte die Fäuste. Sie wusste, dass sie keine Chance gegen die Sklavenhändler hatte, aber sie musste etwas tun. Irgendetwas! Ihr Schrei hallte durch die Gasse und wurde als Echo zurückgeworfen.

Die Sklavenhändler waren einen Augenblick lang still. Dann brachen sie wieder in schallendes Gelächter aus. Vitsak nickte Kjempe zu, der seine Streitaxt aus dem Gürtel zog. Das Metall glänzte nicht, war matt, weil kein einziger Sonnenstrahl in diese schmale Gasse fiel. Er ließ die Waffe mehrmals herumwirbeln, bevor er sie fester packte und auf sie zutrat. In seinem einen Auge erkannte sie das mörderische Verlangen nach Blut. Vala wurde eiskalt.

Als Kjempe die Axt hob, um sie auf sie niederfahren zu lassen, fühlte Vala sich so allein wie noch nie. Im letzten Moment sprang sie zur Seite, doch das Eisen schlitzte ihr trotzdem den Oberarm auf. Ein brennender Schmerz breitete sich in ihr aus und rotes Blut tropfte zu Boden. Sie hielt sich mit der rechten Hand die Wunde zu, aber die warme Flüssigkeit floss einfach über ihre Finger hinweg. Vala starrte den Hünen voller Entsetzen an. Will er mich töten? Natürlich will er das! Sie haben es ja in Salg auch nicht geschafft, mich zu verkaufen. Als Sklavin tauge ich nichts.

Kjempe holte erneut aus und diesmal würde er treffen. Das wusste sie sofort. Vala schloss die Augen und bereitete sich darauf vor, ins Nichts zu fallen, doch es passierte nichts. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Kreischen, gefolgt von einem unartikulierten Laut und dem dumpfen Geräusch eines Körpers, der zu Boden fiel. Verwundert öffnete Vala die Augen und schrie auf. Direkt vor ihr lag Kjempes abgetrennter Kopf. Der lange Zopf, den er getragen hatte, war in der Mitte durchgeschnitten und die untere Hälfte lag mehrere Schritte weiter beim Rest seines Körpers. Daneben stand ein fremder Mann, der ihr den Rücken zugekehrt und ein schmales Schwert drohend auf die restlichen Sklavenhändler gerichtet hatte.

Vitsak und seine restlichen Kumpanen wirkten nicht erfreut über den Tod ihres Freundes. Knurrend holten sie ihre Streitäxte hervor und stürzten sich auf den Fremden. Dieser blieb ruhig stehen und wirbelte sein Schwert um sich herum als bestünde es aus Luft. Die Klinge war scharf. Nur wenige Schnitte waren nötig und vier der Männer lagen tot am Boden. Die restlichen wollten entsetzt zurückweichen, aber Vitsak brüllte sie so laut an, dass sie blieben.

Einer nach dem anderen fiel unter den präzisen Hieben des Fremden, der sich kaum von der Stelle rührte. Am Ende stand nur noch der Anführer der Sklavenhändler, der sich bisher zurückgehalten hatte. Schwer atmend starrte er seinem Feind entgegen. Dieser sagte etwas auf Nordländisch, woraufhin Vitsaks Gesicht sich zu einer hasserfüllten Grimasse verzog. Er ging mit erhobener Axt auf ihn los und wurde kurzerhand von der Spitze des Schwertes durchbohrt. Ein ungläubiges Keuchen entkam seinem Mund, bevor die Axt seinen Fingern entglitt. Der Fremde zog sein Schwert zurück und ließ den Körper zu Boden fallen. Doch anscheinend lebte Vitsak noch. Kurz bevor der Fremde ihm den Todesstoß versetzen konnte, schrie Vala allerdings auf.

»Nein!«

Die Schwertspitze des Fremden hielt nur eine Fingerbreit vor Vitsaks Brust an.

»Dieser Mensch sollte nicht am Leben bleiben«, erklang die Stimme des Fremden. Er sprach Ostländisch, doch ein fremder Akzent haftete seinen Worten an, den Vala nicht richtig einschätzen konnte. »Er ist ein Sklavenhändler. Abschaum der Gesellschaft. Er verdient den Tod.«

»Er weiß vielleicht als einziger, wo mein Freund jetzt ist!«, widersprach Vala. »Er hat ihn verkauft. Als Berserker. Bitte, ich bitte dich mit ganzem Herzen, frag ihn, wo Shamal jetzt ist. Mein Freund heißt Shamal. Shamal.« Sie wiederholte den Namen nochmal langsam und war überrascht, als der Fremde sich tatsächlich an den sterbenden Vitsak wandte. Der Sklavenhändler gab ein Geräusch von sich, was wohl ein Lachen sein sollte, doch es kam nur roter Schaum und ein seltsames Gurgeln aus seinem Mund. Daraufhin trat der Fremde ihm so heftig auf die Hand, dass dieser aufkreischte. Vala hörte das Knacken von brechenden Knochen und sah weg. Es gibt so viel Grausamkeit in der Welt. Warum immer diese Gewalt? Früher hätte sie versucht, den Fremden aufzuhalten, doch sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie jetzt anders dachte. Jetzt dachte sie: Vitsak hat es verdient. Sie schnappte nur Fetzen des weiteren Gesprächs auf und zuckte kurz zusammen, als sie Vitsaks letztes Röcheln hörte.

Langsam drehte sie sich um und hob den Kopf, um den Fremden genauer anzusehen. Er war nicht sehr groß oder besonders muskulös. Eher schlank. In der rechten Hand hielt er das schmale Schwert, an dessen Knauf ein seltsames Knäuel aus Fäden baumelte. In der anderen Hand hielt er die dazugehörige Schwertscheide. Sie war schwarz, so wie seine gesamte Kleidung. Nur der Umhang war von einem dunklen Grau. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, denn es war von einer Art Schleier verdeckt, der leichte Falten schlug, wenn er den Kopf bewegte. Seine Hautfarbe konnte sie nicht erkennen. Nicht mal an den Händen, denn er trug schwarze Lederhandschuhe.

»Sie haben Shamal an Bud verkauft. Einen Mann aus Streve, der hier, in Borg, billige Kampfsklaven kauft, um sie dann zum Sterben in seine Heimatstadt zu bringen«, erklärte der Fremde ruhig. »Das war zwar schon vor mehreren Tagen, aber ich hätte gesehen, wenn Bud die Stadt verlassen hätte. Er muss also noch hier sein.«

Vala fiel ein Stein vom Herzen. Tränen der Dankbarkeit sammelten sich in ihren Augenwinkeln, aber sie blinzelte sie schnell weg. »Seid Ihr der Samariter?«

»So nennt man mich«, antwortete der Fremde. »Du hast dich sehr auf meine Hilfe verlassen. Zu sehr, für meinen Geschmack.«

»Ich hatte keine andere Wahl. Ich hätte mich so lange in Gefahr gebracht, bis Ihr gekommen wärt.«

»Nach diesem Mal hätte es kein weiteres mehr gegeben«, entgegnete der Samariter, während er ein schwarzes Stofftuch hervorholte und anfing, damit das Blut von der Klinge zu wischen. »Nun bin ich hier. Was also willst du? Du brauchtest mich nicht nur für dieses Verhör, oder?«

»Ihr müsst Shamal helfen!« Sie sah ihn verzweifelt an. »Man hat mir erzählt, dass Ihr einst einen Bettler von seiner Sucht nach dem Berserker-Serum befreit habt. Tut dasselbe für meinen Freund und befreit ihn! Bitte!«

Der Samariter schob das Schwert zurück in die Scheide und steckte es sich hinter den schwarzen Gürtel. Vala war sich sicher, dass er sie abschätzend musterte, obwohl sie seine Augen nicht sehen konnte. »Wer hat dir davon erzählt?«

»Gishild«, rutschte es Vala heraus. »Sie hat nicht gelogen, oder? Ihr könnt ihm doch helfen?«

»Die Bettlerin hat dir die Wahrheit gesagt«, bestätigte der Samariter.

»Ihr kennt sie?«

»Flüchtig.«

Vala konnte nicht sagen, ob das eine Lüge war. Sie hoffte einfach nur, dass der Samariter ihre Bitte nicht abschlagen würde. Was werde ich bloß machen, wenn er ablehnt? Wenn er mir gar nicht helfen möchte, weil ich nur ein dummes Mädchen bin, das sich absichtlich in Gefahr begibt, um ihm zu begegnen?

»Ihn Buds Klauen zu entreißen ist einfach. Aber es ist nicht einfach, jemanden von einer Sucht zu befreien«, erklärte der Samariter. »Wie weit bist du bereit zu gehen, um ihn zu retten?«

»So weit wie nötig!«

»Was würdest du dafür hergeben?«

»Alles!«, schluchzte Vala. »Alles! Er muss nur wieder so werden wie vorher!«

»Liebst du ihn?«

Die Frage überraschte sie. Sie sah zu dem Samariter hoch. Tief in ihrem Inneren kannte sie die Antwort schon. Es auszusprechen, bedeutete, es vor allen zuzugeben. »Ja«, flüsterte sie. »Ich liebe ihn.«

Der Samariter nickte und hockte sich neben ihr hin. Der schwarze Schleier flatterte hin und her, war aber undurchdringlich für ihre Blicke. »Ich werde ihn befreien und heilen. Aber das werde ich alleine tun. Nachdem ich ihn befreit habe, werde ich ihn mitnehmen und erst zu dir bringen, wenn es vollbracht ist.«

»Nehmt mich mit!«, forderte Vala. »Ich habe zu lange gezögert, bevor ich versucht habe, ihm zu helfen! Viel zu lange! Ich werde nicht mehr tatenlos rumsitzen und warten!«

»Du wirst mir bei der Befreiung nicht helfen können.«

Vala biss sich auf die Lippen. »Dann nehmt mich wenigstens mit zu Euch nach Hause. Ich werde bei ihm sein, wenn er geheilt ist und wieder zu sich kommt. Bitte.«

Der Mann seufzte. »Ich hoffe, du weißt, was du tust. Niemand kennt mein Versteck und das soll auch so bleiben. Ich werde dich jetzt betäuben und dorthin bringen, aber du wirst das Zimmer ohne meine ausdrückliche Erlaubnis nicht verlassen dürfen. Die Fenster werden alle verschlossen und verdeckt sein. Du darfst nicht hinaus schauen. Auch bei der Heilung wirst du nicht dabei sein. Ich gewähre dir nur Unterschlupf. Wenn ich ihn geheilt habe, werde ich euch beide betäuben und irgendwo in Borg aussetzen, wo es ungefährlich ist. Hast du verstanden?«

Vala nickte. Noch während sie das tat, holte der Samariter ein weißes Stofftuch hervor. Das letzte, was sie sah, war das Strichmuster »輕心«, bevor um sie herum alles schwarz wurde. 

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