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27. Kapitel

Das Opfer setzt heilige Freiwilligkeit voraus. Der Sklave zahlt unter Zwang Tribut.

Erich Limpach

Sie blieben nur einen Tag in Salg und zogen dann weiter. Vala wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Wenn sie länger geblieben wären, wären wahrscheinlich noch mehr Kinder als Sklaven verkauft worden. Andererseits hatte Vitsak ihr durch Hilgard sagen lassen, dass er sie für jeden weiteren Ungehorsam erneut auspeitschen lassen würden. Die Striemen, die sie jetzt auf ihrem Rücken hatte, waren ihr aber schon genug. Bei jeder Bewegung jagten ihr Schmerzensblitze durch den ganzen Körper, bis ihr Tränen in die Augen traten. Sie wagte es nicht, ihren Rücken mit einem der Lumpen zu bedecken aus Angst, die Wunden könnten sich dann entzünden und das Ganze noch schlimmer machen. Deshalb saß sie die meiste Zeit einfach nur aufrecht da und lehnte sich nirgendwo an. Wenn sie schlief, legte sie sich auf den Bauch, obwohl es einfach nur unangenehm und unbequem war.

Außer Vala und Hilgard waren nur noch sieben weitere Kinder nicht verkauft worden. Damit waren über die Hälfte nun in den Händen gnadenloser Sklavenmeister. Zu ihnen gehörte auch Tristhet, der schweigsame Junge, der vor Vala auf die Verkaufsbühne gebracht worden war. Er wird nicht länger als ein paar Tage überleben, dachte sie bitter.

Vitsaks zwei Wagen waren nun wieder in Richtung Norden unterwegs. Seit einigen Tagen rumpelten die Gefährte über einen seltsamen Boden, der aus dünnen, aber anscheinend ziemlich robusten Fetzen zu bestehen schien. Sie waren überall. Stapelten sich teilweise zu Hügeln auf, die so groß wie drei erwachsene Männer waren. Ab und zu blitzten ein paar Knochen dazwischen auf. In einige von ihnen hatten sich diese Fetzen regelrecht hineingefressen. Vala streckte neugierig die Hand aus dem Käfig und fing im Vorbeifahren ein dünnes Ding auf, das vom Wind durch die Gegend getragen wurde. Es fühlte sich seltsam an. Viel zu glatt. Aber sie konnte es zerknüllen und es kam immer wieder in den Ausgangszustand zurück.

»Was ist das?«, fragte sie Hilgard und zeigte ihr den Fetzen.

»Plastik«, sagte das Mädchen mit einem traurigen Gesichtsausdruck. »Wir sind in Kvalt Bakken. Hier liegt überall Plastik herum.«

»Was ist Plastik?«, wollte Vala wissen und knüllte den Fetzen erneut zusammen. Als sie ihn auseinander faltete, war er immer noch vollkommen glatt. Ganz anders als das kostbare Papier, aus dem die Bücher in Burg Fedha gemacht waren.

»Etwas, das die Alten ganz toll fanden«, erklärte Hilgard ohne sie anzugucken. »Sie benutzten es überall und für alles. Nur wussten sie nicht, wie sie es wieder loswerden konnten, wenn es seine Funktion erst erfüllt hatte. Plastik wurde ins Meer geschmissen. Achtlos. Wahrscheinlich dachten sie, dass so ein kleines Plastikstück schon nichts Großes anrichten wird. Jetzt sieh dich um. Das passiert, wenn Millionen von Menschen den gleichen Mist denken.«

»Aber wie ist das ganze Plastik denn an einem Ort zusammengekommen?«

»In jedem Ozean gab es früher bestimmte Strömungen. Ich weiß nicht, wie sie funktionierten, aber sie sorgten dafür, dass das ganze Plastik sich an einem Ort sammelte und dort blieb.«

»Aber so viel...« Vala konnte nicht glauben, dass die Menschen früher sich gar nicht um dieses Problem gekümmert hatten. »Hat denn keiner versucht, den ganzen Plastik aus den Ozeanen zu holen? War das Wasser ihnen wirklich so egal?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Hilgard. »Und ich fürchte, keiner weiß es. Siehst du die Knochen?«

Vala nickte.

»Sie gehören Meerestieren, die sich in dem Plastik verfangen haben. Einige haben es auch gegessen und sind gestorben, weil sie nichts anderes mehr fressen konnten. Ihr Magen war schon zu voll. Dann sind sie verhungert.«

»Grausam«, war das einzige, was Vala sagen konnte. Sie dachte an das, was Ajali ihr erzählt hatte. Dass man auf Mutter Erde achtgeben, sie beschützen musste. Die Menschen hatten alles zerstört. Frustriert warf sie den Fetzen aus Plastik in ihrer Hand nach draußen, wo er sich zu dem anderen Müll gesellte.

»Im Ostland, wo du herkommst, gibt es übrigens auch eine solche Stelle«, meinte Hilgard. »Weiter im Süden. Aber ich weiß nicht, wie sie heißt.«

»Woher weißt du das alles eigentlich?«, fragte Vala verwirrt. »Du weißt mehr über die Geschichte der Erde als ich, obwohl...« Beinahe wäre ihr rausgerutscht, wer sie eigentlich ist. »Obwohl ich das gelernt habe«, rettete sie sich. »Und du kannst Ostländisch sprechen. Dabei hast du selber gesagt, dass du aus einem kleinen Dorf kommst. Niemand aus einem kleinen Dorf würde sich hinsetzen und Ostländisch lernen!«

»Ich schon«, entgegnete Hilgard leichthin.

Das ist keine Erklärung, dachte Vala, hakte aber nicht weiter nach. Den Rest des Tages betrachtete sie die triste Landschaft aus Plastik um sich herum. Als die Wagen am Abend anhielten, stieg eine Unruhe in ihr auf, die sie seit ihrem Aufenthalt in Salg jeden Tag plagte. Stillstand bedeutete etwas zu essen, aber auch, dass Shamal nach draußen kommen würde. Nachdem Kjempe und der andere Mann dem Jungen das Berserker-Serum eingeflößt hatten, hatten sie ihn zu Vitsak gebracht. Dieser war im ersten Moment wütend gewesen, doch irgendwie hatten seine Kumpanen es geschafft, ihn milde zu stimmen. Sie hatten Shamal in den vorderen Wagen mitgenommen, wo er so lange geblieben war, bis sie angehalten hatten. Dann war er herausgekommen.

Vala rutschte näher zum Rand des Käfigs hin und starrte zum anderen Wagen. Wartete, bis die Tür aufging. Es dauerte eine Weile, bis die Sklavenhändler ins Freie traten. Als letzter kam Shamal, der von dem Mann geführt wurde, der ihm in Salg das Serum eingeflößt hatte. Sein Kopf war gesenkt, seine Schultern hingen herab. Er wirkte noch kränker als die Tage zuvor. Der Junge blieb stehen, während der Sklavenhändler das verdammte Fläschchen herausholte und es in seine rechte Hand drückte. Sofort wirkte Shamal viel wacher. Er riss das Gefäß hoch und trank das Serum in gierigen Schlucken ganz aus. Vala spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. An den ersten Abenden hatte sie noch versucht, nach ihm zu rufen, doch er hatte nicht reagiert.

»Shamal«, flüsterte sie leise. Sie traute sich nicht mehr, zu schreien. Vitsak würde mit seiner Peitsche wieder auf sie losgehen.

»Du denkst immer noch, dass du ihn retten kannst«, stellte Hilgard fest, als sie ihrem Blick folgte. »Gib es auf. Er ist nun ein anderer. Er denkt nur noch daran, wie er das nächste Serum bekommen kann.«

Vala antwortete nicht, sondern beobachtete die Sklavenhändler, die sich nun im Kreis um Shamal versammelt hatten. Vitsak ging einmal rundherum und ließ jeden seiner Kumpanen etwas aus seiner Hand ziehen. Diesmal war es Kjempe, der das gute Los gezogen hatte. Der Hüne warf sich seine langen, zum Zopf gebundenen Haare, nach hinten und zog die Streitaxt aus seinem Gürtel. Shamal wurde ebenfalls eine solche Waffe in die Hand gedrückt. Der Junge hob sie auf Schulterhöhe ohne das Gesicht zu verziehen. Die Muskeln unter seinem Hemd wölbten sich. Vala erinnerte sich nicht daran, dass er sie im Lager des Pakiti-Stammes schon gehabt hatte.

»Das ist wegen des Serums«, erriet Hilgard ihre Gedanken. »Es macht einen in kurzer Zeit sehr viel stärker.«

Vala wandte den Blick ab, als Kjempe mit seiner Axt auf Shamal losging. Sie konnte es nicht ertragen, ihren Freund gegen diesen Riesen kämpfen zu sehen. Schon die Abende zuvor hatte sie gesehen, wie das Ganze ausgehen würde: Shamal würde unterliegen und dabei einige Wunden davontragen, die er jedoch nicht bemerken würde. Dann würden die Sklavenhändler ihn zurück in den vorderen Wagen führen, wo er ungefähr eine Stunde schreiend nach einem weiteren Serum verlangen würde, bis er einschlief.

»Warum tun sie ihm das an?«, fragte Vala mit tränenerstickter Stimme.

»Sie bilden ihn zum Berserker aus«, erklärte Hilgard. »So lässt er sich besser verkaufen. Berserker bringen viel Geld. Besonders, wenn sie wie Sklaven gehalten und gut trainiert worden sind.«

»Das ist nicht fair!«

»Ist es fair von dir gewesen, ihn in deinen Fluchtplan mit reinzuziehen, obwohl du wusstest, wie gefährlich das ist?«

Vala klappte der Mund vor so viel Dreistigkeit auf. Sie funkelte Hilgard wütend an. »Eigentlich ist es deine Schuld, dass Shamal jetzt so... anders ist!«, schimpfte sie. »Wenn du Nøkkel und den anderen Sklavenhändler besser abgelenkt hättest, wäre das alles nicht passiert!«

»Wäre es?«, hakte das Mädchen nach. Obwohl sie auch zornig sein musste, wirkte sie äußerlich völlig gelassen und ruhig. »Ich fürchte, das werden wir nie erfahren.« Sie wandte ihren Kopf wieder ab. »Wir sollten uns besser auf die Probleme konzentrieren, die uns noch bevorstehen.«

»Probleme? Welche Probleme? Was kann denn jetzt noch schlimmer werden?« Vala wedelte aufgebracht mit den Händen in der Luft herum, wobei ihr regelmäßig ein Blitz aus Schmerz durch den Rücken fuhr.

»So, wie Vitsak mit Shamal umgeht, denke ich, dass unser nächstes Ziel Streve sein wird«, seufzte Hilgard.

»Streve? Ist das noch eine Sklavenstadt?«

»Nicht direkt.« Sie drehte sich wieder zu Vala um. »Eine der größten Arenen befindet sich in Streve. Sie spezialisiert sich auf Berserker-Kämpfe. Wahrscheinlich möchte Vitsak Shamal dort zu einem hohen Preis verkaufen.«

Panik kam in Vala auf. »Oh nein, nein, nein! Das darf nicht passieren! Er wird nicht einen Kampf überleben! Bitte, du musst das verhindern! Irgendwas machen! Bitte! Ich flehe dich an!«

»Warum ich?« Hilgard sah sie überrascht an.

»Du sprichst Nordländisch und ich nicht! Rede mit Vitsak und...« Hilflos suchte sie nach einer guten Idee, die aber nicht kommen wollte. »Bitte! Er darf nicht sterben!«

Hilgard schloss die Augen und seufzte. Einige Sekunden saß sie still da und regte sich nicht. Vala dachte schon, das Mädchen wäre eingeschlafen, als sie doch noch etwas sagte: »Ich sehe nur eine Möglichkeit, wie ich ihm helfen kann. Aber du hast keine Ahnung, was du von mir verlangst.«

»Bitte!«, flehte Vala. »Ich werde alles tun, was du sagst! Ich werde... Ich werde deine Sklavin sein, wenn du ihn nur rettest!«

»Lass das«, rief Hilgard erschrocken. »Ich werde es tun, ohne etwas von dir zu verlangen. Ich werde wieder gut machen, was ich bei eurem Fluchtversuch falsch gemacht habe. Das ist alles.«

Vala fand keine Worte, um ihre Dankbarkeit auszudrücken. Also weinte sie einfach vor Erleichterung, während die Nordländerin ihr Gesicht erneut wegdrehte. 

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