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18. Kapitel

Jeder von uns ist sein eigener Teufel, und wir machen uns diese Welt zur Hölle.

Oscar Wilde

»Komm herein, mein Kind«, erklang Ajalis Stimme aus dem Inneren des Zeltes.

Etwas zögerlich hielt Vala die Stoffwand zur Seite und trat ein. Sie hatte schon einige Zeit vor dem Eingang gestanden und überlegt, wie sie die alte Frau am besten nach Serval fragen konnte. Dabei hatte sie jedoch nicht damit gerechnet, dass man sie von drinnen sehen würde.

Ajali saß etwa in der Mitte des Zeltes auf einem niedrigen Schemel. Quer über ihren Schoß lag ein Stück Stoff, auf dem sie mit den Fingern herumfuhr. Ab und zu tauchte sie den Zeigefinger in eine kleine Schale mit Farbe, die neben ihr auf dem Boden stand. Vala beobachtete sie eine Weile, versuchte, ein Muster in den gemalten Bildern zu erkennen, gab es allerdings schnell auf.

»Setz dich doch«, forderte Ajali sie auf und hob den Blick. »Den Schemel kannst du sicher selber aufstellen. Meine alten Knochen weigern sich gerade, mich aufstehen zu lassen.«

Mit flinken Fingern holte Vala sich den Hocker und ließ sich gegenüber der alten Frau nieder, die sich wieder in ihre Arbeit vertieft hatte. Aus dem Erdloch zu ihren Füßen schaute diesmal keine neugierige Mäusenase heraus.

»Ich wollte dich etwas fragen«, hob Vala schließlich an und versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.

»Du kannst mich alles fragen, was du möchtest«, sagte Ajali lächelnd. »Ich werde versuchen, dir eine Antwort zu geben.«

»Es geht um die Haramus.«

Bei diesem Wort erstarrte die alte Frau mitten in der Bewegung, fing sich jedoch schnell und malte weiter ihre Zeichen auf das Stück Stoff. »Über die Verstoßenen redet man normalerweise nicht. Hat Shamal dir von ihnen erzählt?«

Vala biss sich auf die Lippen. Ich möchte ihn nicht verraten, aber sie scheint es ohnehin schon zu wissen. Bekommt er jetzt Ärger wegen mir?

»Nicht wichtig«, zog Ajali ihre Frage auf einmal wieder zurück. »Was möchtest du über sie wissen?«

»Stimmt es, dass die den Namen der Art ihres Seelentieres annehmen?«, platzte sie heraus. »Und dass... dass sie das tun müssen, weil sie einen anderen Menschen getötet haben?«

»Ja.« Ihre Stimme klang traurig. »Es geschieht nur selten, aber wenn doch, dann gibt es aus der Verbannung kein zurück mehr. Haramus sind zu Tieren geworden. Und Tiere gehören in die Wildnis, abseits von den Menschen.«

Vala nickte. Ihr Herz zog sich zusammen. Ich muss fragen. Ich muss es jetzt fragen. Sonst werde ich es nie wissen.

Auch Ajali schien zu merken, dass noch etwas an ihr nagte, denn sie vollendete das letzte Zeichen und legte den Stoff beiseite. Mit ihren warmen, dunkelbraunen Augen blickte sie Vala aufmunternd an. »Dir liegt noch etwas auf dem Herzen, mein Kind. Was ist es?«

Vala suchte nach den richtigen Worten, zögerte, suchte wieder und fragte schließlich: »Gab es früher jemanden, dessen Seelentier ein Serval war?«

Die Trauer in den Augen der alten Frau überraschte sie. Sie kennt ihn! Ajali faltete die Hände auf ihrem Schoß zusammen und schien sich in Erinnerungen zu verlieren. Ihr Blick war starr auf den Boden vor ihren Füßen gerichtet, als würde sie in eine andere Welt sehen. Endlich brach der Bann. Sie blinzelte, hob den Kopf und schaute Vala traurig an. »Bist du ihm begegnet?«

»Ja«, gab sie zu.

»Es ist lange her«, murmelte Ajali gedankenverloren. »Achtzehn Jahre schon. Eine so lange Zeit...«

»Was ist passiert?« Vala konnte ihre Neugier nicht mehr im Zaum halten. »Hat er wirklich einen Menschen getötet? Warum?«

»Nicht einfach nur einen Menschen«, flüsterte die alte Frau. »Seinen eigenen Halbbruder und den Ältesten seines Stammes.«

Vala riss erschrocken die Augen auf, während Ajali begann, die Geschichte zu erzählen.

»In der Mwitu-Ebene gibt es insgesamt fünf Stämme. Jeder von ihnen wird von einem Ältesten angeführt. Beim Pakiti-Stamm bin ich das und nach mir wird meine Tochter Shaki die Älteste werden.« Sie lächelte leicht, wurde aber schnell wieder ernst. »Südlich von uns lebt der Nyoka-Stamm. Vor achtzehn Jahren wurde er von dem Ältesten Busara angeführt. Er war ein sehr weiser Mann, obwohl er noch gar nicht so alt war. Doch wahrscheinlich war er zu gut für unsere Welt, denn die Seele der Mutter Erde verlangte ihn an seiner Seite. Busara wurde schwer krank und sein Stamm befürchtete, dass er sterben würde.

Der älteste seiner drei Söhne sollte seine Nachfolge antreten. Er hieß Matuc, ein stattlicher Mann, dem es nicht an festem Willen und Entschlossenheit mangelte. Alle sahen in ihm den nächsten Ältesten, der seinen Stamm mit scharfem Verstand führen würde. Er hatte einen jüngeren Bruder, Ngawi, der ihm in allem nacheiferte. Aber neben dem Glanz seines Bruders verblasste er. Busaras dritter Sohn war Serval.«

Ajali hielt kurz inne, um Vala einen flüchtigen Blick zuzuwerfen. Dann fuhr sie fort: »Er hieß damals noch anders, aber ich wage es nicht, seinen Geburtsnamen auszusprechen. Die Seele der Mutter Erde bewahre. Serval war kein reinblütiger Stammesmann. Seine Mutter kam aus einer Stadt nahe des Nyoka-Territoriums und hatte deshalb eine viel dunklere Haut als wir. So wie du. Und so wie Serval. Er war Busaras Bastard-Sohn, seine Schande. Entsprungen aus einer unehelichen Verbindung. Seine Mutter verschwand direkt nach der Geburt ihres Sohnes und ließ ihn bei seinem Vater. Busara hasste Serval nicht, aber er liebte ihn auch nicht. Für etwas, was Matuc und Ngawi anstellten, bestrafte er nur ihn. Ein anderes Mal gab er seinen ehelichen Söhnen leichtere Arbeit als seinem Bastard. Nach dem Tod seiner Frau schloss Busara Serval vollständig aus seiner Familie aus.«

Vala hing an Ajalis Lippen und sog jedes Wort in sich auf. Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Aber es musste wahr sein. Warum hätte Ajali sie anlügen sollen?

»Dann kam der Tag, an dem Busara starb«, erzählte die Älteste weiter. »Der ganze Nyoka-Stamm trauerte und am nächsten Morgen sollte Matuc zum neuen Ältesten ausgerufen werden. Doch dazu kam es nicht. In der Nacht schlich Serval sich in das Zelt seiner zwei Halbbrüder und tötete Matuc. Er hätte auch Ngawi kaltblütig ermordet, wenn dieser nicht rechtzeitig aufgesprungen und nach seinem Speer gegriffen hätte. Sie lieferten sich einen Kampf, bei dem Ngawi Serval überwältigen konnte.«

Vala konnte sich nicht vorstellen, dass Serval von irgendwem überwältigt werden konnte. Dieser Ngawi muss unglaublich stark und geschickt sein. Hoffentlich begegne ich ihm nicht...

»Als man Serval fragte, warum er Matuc getötet und versucht hat, auch Ngawi umzubringen, schwieg er. Das konnte er gut. Aber es war offensichtlich: Hätten beide ehelichen Söhne in dieser Nacht das Leben gelassen, wäre Serval als einziges überlebendes Kind Busaras zum Ältesten ernannt worden. Wie es sich für einen Menschenmörder gehört, tötete Ngawi sein Seelentier und vertrieb ihn als Haramu aus seinem Stamm.« Ajali seufzte. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder von ihm hören würde.«

»Er...« Vala wagte es nicht, ihr zu erzählen, was aus ihm geworden war. Er ist ein Brudermörder, der Mörder meiner Familie, der Mörder eines jungen Mädchens und eines Bleichgesichts. Wahrscheinlich hat er noch viel mehr Menschen umgebracht. Wie kann man nur so grausam sein? Was treibt ihn? Sie dachte an das, was Fräulein Rica sie über Religion gelehrt hatte.

»Gott ist tot«, hörte sie die Stimme der Erzieherin so dicht an ihrem Ohr, als würde sie direkt hinter ihr stehen. »Er ist im Großen Krieg gestorben und hat uns alleine gelassen. Jetzt regiert der Teufel über die Erde. Er hat seine Hölle zu uns gebracht. Deswegen ist es hier jetzt so heiß und es gibt kaum mehr Wasser. Er mag es, uns zu quälen. Und er hat Diener, die Dämonen, gefallene Engel, die in den Körper derer fahren, deren Verstand zu schwach ist. Sie sind dann besessen und tun anderen Menschen schreckliche Dinge an.«

Ist Serval von so einem Dämon besessen?, überlegte Vala und verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Nein. Sie glaubte nicht an solche Sachen. Aber der Zweifel blieb. Sie fragte sich auch, was mit Fräulein Rica geschehen war, nachdem die Garderitter versucht hatten, Vala umzubringen. Warum hat sie mir nicht geholfen? Wusste sie etwa davon, dass Onkel mich tot sehen wollte? Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen.

»Du siehst nachdenklich aus«, riss Ajali sie aus ihren Gedanken und schaute sie forschend an. »Du bist Serval nicht nur begegnet, habe ich recht? Du kennst ihn.«

»Ich weiß nicht, ob ich ihn wirklich gekannt habe«, sagte Vala bitter und stand auf. »Ich danke dir für die Geschichte. Serval ist grausamer als ich gedacht habe.«

»In jedem Menschen steckt auch etwas Gutes«, meinte die alte Frau. »Wie einer meiner Vorfahren einst sagte: In jedem Mensch kämpfen zwei Wölfe um die Oberhand. Der weiße Wolf, der für alles Gute steht. Für Liebe, Freundschaft, Vertrauen und Treue. Und der schwarze Wolf, der das Böse symbolisiert. Hass, Eifersucht, Gier und Lügen. Welcher dieser beiden Wölfe gewinnt, entscheidest allein du. Du musst ihn nur genügend füttern.«

»Serval hat offensichtlich nur den schwarzen Wolf gefüttert«, antwortete Vala, wandte sich um und wollte das Zelt verlassen, als Ajali ihr noch hinterher rief:

»Sag das Shamal, dessen Vater auch ein Haramu ist.«

Vala presste die Lippen zusammen, schlug die Stoffwand zur Seite und trat hinaus ohne sich nochmal zu der alten Frau umzudrehen.

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