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36. Kapitel

Ein Mensch, der sich schuldig fühlt, wird zu seinem eigenen Henker.

Lucius Annaeus Seneca

In einem schnellen Trab schlugen sie eine Richtung ein, die noch weiter nach Süden führte. Ab und zu warf Javet einen Blick auf die gezeichnete Karte, um sicher zu sein, dass sie nicht nach Osten oder Westen abwichen. Dabei orientierte er sich sowohl an der Landschaft um ihn herum – achtete immer darauf, den Urberg im Blick zu haben – als auch an der Sonne. Manchmal brachte er es aber auch nicht über sich, zu der hellen Feuerkugel hoch zu schauen. Sie erinnerte ihn an Annie und an die rote Sonne, die er ihr auf den Grabhügel gemalt hatte. Ich werde dich nie vergessen.

Eines Abends – sie hatten ein verlassenes Wrack gefunden, in einem dessen Räume sie für die Nacht unterkommen wollten – setzte Domador sich mit einem besorgten Gesichtsausdruck neben ihn und sah ihm direkt in die Augen.

»Irgendwas geht in dir vor, was nicht gut für dich ist«, hob er mit ernster Stimme an. »Denk nicht, ich merke nicht, dass du nachts nichts schlafen kannst. Du hast andauernd Albträume, oder?«

Javet wich seinem Blick aus.

»Ist es wegen Annie?« Der Mann seufzte. »Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet hat, aber sie ist nun nicht mehr da. Du musst sie loslassen. Die Zeit mit ihr war schön, liegt jetzt jedoch in der Vergangenheit. Behalte sie in Erinnerung, aber vergiss nicht, dass du im Hier und Jetzt lebst. Das Leben geht weiter.«

»Ich träume jede Nacht von ihr.« Javet schlug sich die Hände vors Gesicht und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. »Sie gibt mir die Schuld an ihrem Tod. Sie steht vor mir und schaut mich an. Ihr Kleid brennt und dann fängt sie an zu schreien und verbrennt ebenfalls. Oder sie hält den Dolch in der Hand und rammt ihn sich dann in die Brust. Immer und immer wieder, bis ihr Körper ein rotes Schlachtfeld ist. Und ich kann nichts dagegen tun.« Jetzt entkam doch noch ein Schluchzen seiner Kehle.

»Du bist nicht Schuld an ihrem Tod.« Domador wollte ihm beruhigend auf die Schultern klopfen, doch Javet wich ihm aus und stand auf. Wütend starrte er ihn an.

»Wenn ich sie nicht mitgenommen hätte, wäre das alles nicht passiert«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich weiß, dass sie mich bis zu meinem Lebensende in meinen Träumen verfolgen wird! Sie wird mich nicht in Ruhe lassen!«

»Du redest von ihr als wäre sie noch am Leben.« Ein düsterer Unterton schlich sich in Domadors Stimme, während er ebenfalls aufstand. »Aber sie ist tot, Javet. Annie ist tot. Sie kann dich nicht verfolgen. Du bist es selber, der sich das einbildet.«

»Ich bilde mir nichts ein!«, blaffte Javet und atmete dann tief durch. »Bleib du hier. Ich übernehme die erste Wache.«

Er hörte nicht auf Domadors Ruf, sondern verließ das Wrack, das sich wie der Leichnam eines toten Metallmonsters über ihm in die Höhe erhob. Bei Sult und Hong Tuzi angekommen, blieb er stehen und starrte in die Ferne. Die Sonne war schon untergegangen und die letzten Strahlen wichen der Dunkelheit der Nacht. Über ihm schimmerte bereits das breite Sternenband. Und der Mond. Marielle hatte ihm erzählt, dass der Mond nicht von sich aus leuchtete. Er reflektierte nur das Licht der Sonne, wie ein Spiegel.

Selbst in der Nacht beobachtet Annie mich, dachte Javet und sah weg. Nirgendwo bin ich vor ihr sicher.

Vier weitere Tage waren vergangen, als sie endlich die Mauern von Chengbao sehen konnte. In diesen vier Tagen hatte Javet nur ein einziges Mal vernünftig schlafen können. Er hatte nichts geträumt. Vermutlich, weil er zu müde gewesen war und sein Körper die weitere Reise sonst verweigert hätte.

Die Mauern von Chengbao waren riesig. Javet fragte sich, wie Menschen es überhaupt bewerkstelligt hatten, so etwas großes zu bauen. In der Mitte der Stadt erhob sich ein Turm, der wie aufeinander gestapelte Häuser aussah. In regelmäßigen Abständen gab es schwarze Dächer, die sich an den Rändern leicht nach oben wölbten. An der Spitze wehte eine Fahne. Wahrscheinlich zeigte sie das Wappen der Königsfamilie, aber Javet konnte es aus dieser Entfernung nicht erkennen. Das Westland ist ohne Zweifel das reichste der vier Länder, dachte er, während sie sich dem Stadttor näherten.

Dieses Mal dauerte es etwas länger, bis sie reingelassen wurde und als das Tor sich öffnete, war es ein schmaler Spalt, durch den er Hong Tuzi und Domador seinen Hengst Sult nur mit Mühe hindurch lenken konnten. Auf der anderen Seite erwartete sie ein Krieger, der ihnen ein Pergament und einen Stift hin hielt. Javet schaute ihn verständnislos an. »Wir können kein Westländisch«, erklärte er.

»Name«, sagte der Krieger in gebrochenem Ostländisch, das kaum zu verstehen war. »Schreiben.«

Er will eine Unterschrift von uns? Na gut. Javet stieg ab, nahm das Pergament entgegen und kritzelte seinen Namen darauf. Domador tat das gleiche. Im Gegenzug erhielten jeder von ihnen ein anderes Stück Pergament, auf dem mit seltsamen Zeichen etwas aufgemalt war. Javet hatte diese Zeichen bereits in dem Dorf gesehen, in dem er Hong Tuzi bekommen hatte, hatte sie jedoch für Verzierungen gehalten. Jetzt erst begriff er, dass das die Schrift des Westlands sein musste. Schulterzuckend steckte er sein Pergament ein und sie betraten die Stadt.

Chengbao war anders als alle Städte, in denen er bisher war. Sie war irgendwie exotisch mit ihren ungewöhnlich geformten Hausdächern und an allen Ecken gab es Statuen und manchmal sogar Pflanzen, die aber eher wie Holzstäbe aussahen. Woher nehmen sie all das Wasser?

Javet schob diesen Gedanken und all seine Faszination beiseite und überlegte, wie er an diesem riesigen Ort die Person finden sollte, die damals Königin Yin des Westlands geheilt hatte. Soll ich mich einfach durchfragen? Wenn es Guangshu wirklich gibt, müssen die Leute hier ihn sicher kennen und wissen vielleicht auch, wo er wohnt.

»Wie geht es jetzt weiter?«, wollte auch Domador wissen. »Bis wir das Heilmittel in dieser Stadt gefunden haben, könnten Wochen, wenn nicht sogar Monate vergehen!«

»Wir suchen einen Mann namens Guangshu«, erklärte Javet. Die Streitigkeit über Annie lag schon mehrere Tage zurück und war fast vergessen. Zum Glück hatte Domador ihn nicht nochmal darauf angesprochen. »Die Königin des Westlands hat vor einigen Jahren die Strahlenkrankheit gehabt und er hat sie geheilt. Wir können bestimmt einfach jemanden nach ihm fragen.«

Kurzerhand trat er zum nächstbesten Mann, der auf einigen Treppenstufen saß und mit einem kleinen Jungen spielte, der wahrscheinlich sein Sohn war. Als der Schatten von Javet, Domador und den zwei Pferden über ihn fielen, hob er erschrocken den Kopf. Domador war eine etwas einschüchternde Gestalt, besonders weil sein Bart in letzter Zeit wie wild gewachsen war. Zögernd fragte der Mann etwas auf Westländisch, woraufhin Javet nur entschuldigend lächelte.

»Guangshu?«, fragte er im Gegenzug.

Der Ausdruck des Mannes veränderte sich innerhalb einer Sekunde. Wo zuvor Vorsicht war, gab es nun trauriges Mitleid. Er strich seinem Sohn beiläufig durch die Haare, während er mit der anderen Hand wortlos die Straße hinunter deutete und dann vier Finger zeigte.

Vier?, überlegte Javet. Das vierte Haus? Also gibt es Guangshu wirklich? Er konnte sein Glück kaum fassen. »Danke!«, rief er dem Mann zu und ging mit Hong Tuzi in die Richtung davon, in die er gezeigt hatte. Domador folgte ihm wortlos. Im Kopf zählte er die Häuser, bis er beim vierten ankam. Vor Freude zitterten seine Hände, als er den Hengst an einem Treppengeländer festband und zur Tür eilte. Kurz zögerte er. Warum hat der Mann so seltsam geguckt, als ich ihn nach Guangshu gefragt habe? Egal, ich muss es versuchen. Koste es, was es wolle.

Auf sein Klopfen hin passierte erstmal nichts. Javet spürte schon seinen Mut sinken, als er doch noch Schritte hörte. Vor Aufregung kribbelte seine ganze Haut. Auf einmal ertönte ein lautes Poltern und der Junge zuckte erschrocken zusammen, doch dann setzten die Schritte sich fort. Endlich wurde die Klinke runtergedrückt und die Treppe geöffnet.

Vor ihm stand ein älterer Westländer. Tiefe Falten zogen sich durch sein Gesicht und besonders seine Stirn. Er schirmte das Gesicht mit der Hand vor den hellen Sonnenstrahlen von draußen ab, aber Javet konnte trotzdem die dunklen Ringe unter seinen Augen erkennen. Der Mann wirkte irgendwie krank. So hatte er sich Guangshu nicht vorgestellt. Das muss ein Fehler sein, dachte er.

»Guangshu?«, hakte er deshalb nach.

Der Mann lachte rau. Als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, schlug Javet ein ekelhafter, betäubender Geruch entgegen, der seine Sinne benebelte. Er musste sich zusammenreißen, um das Gesicht nicht zu verziehen. Was ist bloß mit ihm passiert? Guangshu lallte etwas und schlug Javet dann die Tür vor der Nase zu. Schritte entfernten sich.

»Nein! Wartet!« Javet klopfte erneut gegen die Tür, doch als er hörte, wie auf der anderen Seite etwas geworfen wurde, das kurz darauf klirrend zersplitterte, gab er es auf. Verzweiflung kam in ihm hoch. Er raufte sich die Haare, hockte sich auf die Stufen der Treppe, an der Hong Tuzi angebunden war, und vergrub das Gesicht in den Händen. Nein! Ich kann jetzt nicht aufgeben! Guangshu war meine einzige Hoffnung! Was soll ich jetzt nur tun? So lange klopfen, bis er wieder aufmacht? Aber er scheint gar nicht bei Sinnen zu sein!

»War das Guangshu?«, fragte Domador beunruhigt. »Ich dachte, er wäre ein Heiler! Er sieht aus wie ein Alkoholkranker!«

Javet wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

»Das war es also?« Domador baute sich vor ihm auf. Seine Augen funkelten erbost. »All das für einen Alkoholkranken, der uns nicht helfen will? Und vermutlich auch nicht helfen kann? War das dein wundervoller Plan?«

»Es war mein einziger Plan«, gab Javet zu.

»Dein einziger?« Domador sog scharf die Luft ein. »Weißt du, wie viel Hoffnung wir in dich gesetzt haben? Ganz Hölle wird früher oder später untergehen, weil wir kein Heilmittel gefunden haben! Sera und Estrella! Mein Vater! Alle! Verstehst du?«

Javet wollte sich die Ohren zuhalten, aber er konnte nicht. Er hat ja recht, dachte er. Es ist alles meine Schuld. Warum sterben so viele Menschen? Nur wegen mir?

»Es ist schade um ihn«, ertönte plötzlich eine Stimme, nicht weit von ihnen entfernt. Ostländisch, aber mit Akzent. Wer ist das?

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Auftritt meiner absoluten Lieblingsfigur: Klappe, die erste :)

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