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33. Kapitel

Sieh, die Sonne sinkt! Eh sie sinkt, eh mich Greisen ergreift im Moore Nebelduft, entzahnte Kiefer schnattern und das schlotternde Gebein, Trunken vom letzten Strahl reiß mich, ein Feuermeer mir im schäumenden Aug, mich geblendeten Taumelnden in der Hölle nächtliches Tor.

Johann Wolfgang von Goethe

»Nein!«, schrie Javet, war zu geschockt, um etwas zu tun. Nur im letzten Augenblick schaffte er es, sich zur Seite zu werfen. Annies Schlag ging knapp an ihm vorbei. Die Klinge des Dolches schrammte über den Stein, ein grässliches Kratzen, das ihm einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Blitzschnell war Javet auf den Beinen. »Annie! Nein! Was machst du!«

Doch das Mädchen hörte nicht auf ihn, drehte sich ruckartig um. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Sie erkannte ihn nicht, hob erneut den Dolch und ging auf ihn los. Javet wich aus, versuchte, sie am Handgelenk zu ergreifen. Vielleicht konnte er sie dazu bringen, die Waffe fallen zu lassen, aber ihre Bewegungen waren zu unvorhersehbar. Ein kurzer Schmerz schoss ihm durch den Unterarm, als sie ihn dort erwischte.

»Annie!« Er spürte Verzweiflung in sich aufsteigen. Das ist nicht sie! Sie würde sowas nie tun! »Hör auf!«

Im selben Moment war Domador an seiner Seite. Der Mann hatte den Säbel von Kinzhal in der Hand und hielt ihn Annie entgegen. Als würde sie die Klinge nicht sehen, stolperte sie vor. Das Mädchen gab keinen Laut von sich, als die Waffe sich in ihre Brust bohrte. Ein roter Fleck breitete sich auf ihrem Kleid aus. Schwach fuchtelte sie mit dem Dolch in der Luft herum, tat noch einen Schritt vorwärts. Rotes Blut quoll zwischen ihren Lippen hervor.

»Nein!«, kreischte Javet entsetzt. Er packte Domador am Unterarm und zerrte ihn mit aller Kraft zurück. »Du tust ihr weh!« Der Säbel löste sich von Annie und das Mädchen fiel kraftlos zu Boden. Sofort stürzte er zu ihr, richtete ihren Oberkörper auf und hielt sie in seinen Armen. Verzweifelt blickte er auf den roten Fleck an ihrer Brust. Entschlossen zog er sein Oberteil aus und presste es auf die Wunde. Hinter sich hörte er irgendwo ein grausames Lachen. Wütend fuhr er herum.

»Was hast du zu ihr gesagt?«, schrie er Kinzhal an. »Warum? Sie ist nicht deine Sklavin!«

Doch der Triglaza lachte nur. »Sie ist sehr wohl meine Sklavin!«, rief er auf Nordländisch. »Ist es immer gewesen! Ich habe ihr nur befohlen, so zu tun, als wäre sie es nicht mehr, damit sie euch zur Flucht verhilft!« Er grinste Sera und Estrella an. »Ihr werdet mich nach Hölle bringen, oder? Ich weiß, ihr versteht mich nicht, aber eure Handgesten sind einfach zu leicht zu deuten.« Er wedelte mit den Händen herum und wiederholte die Bewegungen, die Domador kurz zuvor noch gemacht hatte. Dann ließ er sie wieder sinken. »Zu vorhersehbar! Ihr habt keine andere Möglichkeit als in eure Heimat zurückzukehren! Und meine Leute werden euch folgen!«

Estrella hielt dem Triglaza den Säbel unter das Kinn, woraufhin sein Lachen abrupt endete.

»Sera!« Javet blickte zu der Frau in der Hoffnung, sie würde etwas machen – ihm helfen –, aber sie stand nur da, den Kopf gesenkt und vermied es, in seine Richtung zu schauen. »Domador!« Seine Stimme zitterte vor Wut und Fassungslosigkeit, als er zu dem Mann sah. »Warum hast du sie verletzt? Ich wollte ihr gerade den Dolch abnehmen!«

»Verletzt? Den Dolch abnehmen?« Domador schüttelte den Kopf. »Junge, sie wollte dich töten! Und das hätte sie auch getan, wenn ich nicht gewesen wäre!«

»Nein!« Javet wandte sich ab und presste Annie weiter sein Oberteil auf die Wunde. Der Stoff hatte sich mittlerweile grellrot verfärbt. Mit der freien Hand strich er ihr über das Gesicht. Sie hat ihre Augen geschlossen. Warum hat sie ihre Augen geschlossen? »Annie?«, flüsterte er. »Annie? Hörst du mich? Du hast eine schwere Verletzung, aber ich bin für dich da. Alles wird gut.«

Er hörte, wie jemand seinen Namen sagte und ihn an der Schulter antippte, aber er stieß die Hand unwillig weg.

»Nein!«, rief Javet. »Sie braucht mich jetzt! Sie ist verletzt! Ich muss die Blutung stoppen! Annie? Annie, hörst du mich? Du musst aufwachen!«

»Javet, sie ist...«

»Nein!« Er schrie, um Domadors Stimme nicht hören zu müssen. Tränen brannten in seinen Augen, ließen seine Sicht verschwimmen. Schnell wischte er sie weg, bevor sie auf Annies Gesicht tropfen konnten. »Annie, du musst aufwachen! Bitte!«

Diesmal war der Griff um seine Schultern fester. Er wurde grob von Annie weggezogen. Ihr schlaffer Körper glitt nun endgültig zu Boden, ohne jemanden, der ihn aufrecht hielt. Die ersten Augenblicke wehrte Javet sich noch, doch dann wurden seine Schläge und Tritte schwächer. Sein ganzer Körper bebte und der Schmerz war beinahe unerträglich. Egal, wie viel er schrie und weinte, dieser Schmerz wollte nicht weggehen.

Ich habe sie verloren. Verloren! Dabei habe ich ihr versprochen, uns zu retten. Ich liebe sie. Ich liebe sie. Ich liebe sie. Annie! Warum?

Javet wusste nicht, wer ihn in den Armen hielt und tröstete. Erst später, als seine Sicht sich klärte, weil er keine Tränen mehr hatte, die er weinen konnte, erkannte er, dass es Domador war. Auf dem Gesicht des Mannes stand ein ähnlicher Schmerz geschrieben.

»Es tut mir leid«, sagte Domador.

»Du hast sie getötet!«, schrie Javet. Trauer verwandelte sich in Wut. Er schlug mit den Fäusten auf die Brust des Mannes ein, was ihm jedoch nicht auszumachen schien. Er ließ es klaglos über sich ergehen, bis Javet die Kräfte verließen. »Du hast sie getötet«, flüsterte er erneut.

»Es tut mir leid«, entgegnete Domador. »Ich wollte dich nur beschützen. Sie hätte dich getötet.«

Javet wollte widersprechen, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass es die Wahrheit war. Sie war nicht mehr sie selbst. Alles war nur vorgetäuscht. Sie war nur noch eine Sklavin. Die Sklavin von...

Er löste sich von Domador und starrte voller Hass in Richtung Kinzhal. Der Triglaza saß mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht immer noch an der Höhlenwand, bewacht von Estrella. Ohne nachzudenken ergriff der Junge den Dolch, der Annie aus der Hand gefallen war, und stürzte sich mit einem Schrei auf ihn. Doch bevor die Klinge Kinzhal auch nur verletzen konnte, packte Domador ihn von hinten und zog ihn zurück, hieb ihm mit einem Schlag den Dolch weg.

»Du darfst ihn jetzt nicht töten!«, erinnerte Domador ihn. »Er ist unsere Geisel. Wenn er tot ist, hat unser ganzer Plan keinen Sinn mehr!«

»Er hat das absichtlich gemacht!«, schrie Javet. »Er wusste, dass Annie sterben würde!«

»Ja«, gab Domador zu. »Wahrscheinlich hat er darauf gehofft, dass du ihn als Rache töten würdest, damit er nicht der Grausamkeit von Estrella ausgeliefert ist.« Er sah hinüber zu der Frau mit den Narben auf der linken Wange. Ihr Gesicht hatte einen raubtierhaften Ausdruck angenommen. »Gib ihm den Gefallen eines leichten Todes nicht.«

»Er muss sterben für das, was er Annie angetan hat!«

»Er wird sterben, aber nicht jetzt.« Domador seufzte. »Wir machen es so wie besprochen. Sera und Estrella führen die Triglaza nach Hölle, während wir das Heilmittel suchen.«

Javet öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte jedoch kein Wort heraus. Und wenn es dieses Heilmittel gar nicht gibt? Wenn alles nur eine Legende ist? Domador legt das Leben aller Menschen in Hölle in meine Hände! Es wird meine Schuld sein, wenn wir scheitern! So viele Leben...

»Junge! Was beredet ihr da?«, ertönte auf einmal Kinzhals Stimme hinter ihm. Domador hatte seine Imitation der Handgesten wunderbar verstanden und achtete jetzt darauf, keine mehr zu benutzen. Also konnte der Triglaza nicht mehr erraten, worum es in ihrem Gespräch ging. »Vor wenigen Augenblicken wolltest du mich noch töten. Jetzt nicht mehr? Ist dir der Tod deiner Freundin so egal? Wie hieß sie nochmal? Annie?«

Javet ballte die Fäuste und fuhr zu ihm herum. Er musste all seinen Willen aufbieten, um den Triglaza nicht zusammenzuschlagen. »Du bist nicht würdig, ihren Namen in den Mund zu nehmen«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich werde dich nicht töten. Diesen Gefallen werde ich dir nicht tun. Aber eines kann ich dir versprechen: Dein Tod wird nicht kurz und schmerzlos sein, sondern lang und qualvoll. Du wirst dir wünschen, tot zu sein, aber diese Gnade wird dir so lange verwehrt bleiben, bis die Schmerzen dir deinen Verstand geraubt haben.«

»Versprich nichts, was du nicht halten kannst, Junge«, erwiderte Kinzhal kühl, doch Javet konnte trotz der Dunkelheit einen Funken Angst in seinen Augen sehen. Ja, es ist richtig, dass du Angst hast!

Er wandte sich an Domador und bat: »Kannst du Estrella sagen, dass sie ihm einen möglichst qualvollen Tod bereiten soll, wenn die Zeit gekommen ist?«

»Das brauche ich ihr gar nicht zu sagen.« Wortlos deutete Domador zu der Frau. Sie ließ Kinzhal nicht aus den Augen, während sie den Säbel weiterhin auf ihn gerichtet hielt. Ihre rechte Hand wirkte fast grotesk wegen der zwei fehlenden Finger. In ihren Augen brannte ein unauslöschlicher Durst nach Rache. Javet wurde den Gedanken nicht los, dass es vielleicht Kinzhal persönlich gewesen war, der sie gefoltert hatte.

»Sera und Estrella brechen zuerst auf«, erklärte Domador schließlich. »Wenn die Triglaza sich an ihre Verfolgung gemacht haben, verlassen wir die Höhle.« Sein Blick verfinsterte sich, als er zu Annies Leichnam sah. »Wir werden sie begraben.«

»Ich mach das«, sagte Javet. Der Knoten in seiner Brust war immer noch da, schmerzte, schnürte ihm die Luft ab. »Alleine.«

Domador nickte verständnisvoll und trat zurück, um Javet an ihm vorbei zu lassen. Der Junge entfernte sein blutdurchtränktes Oberteil von Annies Brust, schob seine Arme unter sie und hob sie hoch. Ihr Körper war leicht. Viel zu leicht. Sie sah so zerbrechlich aus. Trotz ihres grausamen Todes lag ein friedlicher Ausdruck auf ihrem Gesicht. Ein leichtes Lächeln auf den Lippen. War sie in ihren letzten Augenblicken frei?, dachte Javet hoffnungsvoll, während er sie hinaus in die Dunkelheit der Nacht trug.

Unbeholfen stolperte er über den grauen Fels. In Zamani hatte man die Menschen in der Erde begraben, aber hier in den Bergen bestand der Boden nur aus hartem Stein. Immer weiter ging er und blieb schließlich stehen. Er durfte sich nicht zu weit entfernen. Sonst würde er entweder den Weg zurück nicht mehr finden oder von einem Triglaza erwischt werden.

Kurzerhand hockte er sich dort hin, wo er gerade war und ließ Annies Körper sanft zu Boden gleiten. Ich werde dir ein Grab aus Steinen bauen, sagte er stumm. Javet erhob sich und begann, Steinbrocken von verschiedenen Größen zu sammeln. Er legte sie in einem Kreis um sie herum, stapelte sie übereinander. Bald waren seine Hände wund und sein ganzer Körper schmerzte davon, so viel zu schleppen. Aber er gab nicht auf. Die strahlte unbarmherzig auf ihn hinab, als er fertig war. Das Licht blendete ihn und er hob müde die Hand, um sich davon abzuschirmen.

Du hast die Sonne gemocht, dachte Javet traurig. Aus einem Impuls heraus pulte er an dem Schnitt herum, den Annie ihm zugefügt hatte, bis wieder rotes Blut hervorquoll. Ohne nachzudenken tauchte er einen Finger hinein und malte eine rote Sonne auf den obersten Stein von Annies Grabhügel. Meine Sonne wird immer bei dir sein. Leicht schwankend vor Müdigkeit machte er sich auf den Weg zurück zur Höhle. Ich werde dich nie vergessen.

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An dieser Stelle möchte ich mich bei Lauri234 für seine Idee zur Flucht bedanken, als ich bei der Überarbeitung festgesteckt habe :)

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