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31. Kapitel

Du und ich – wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen.

Mahatma Gandhi

Javet wusste nicht, wie lange sie unterwegs waren. Tag und Nacht verschmolzen miteinander, wurden zu einem grauen Nebel aus Herzschmerz und Traurigkeit. Jeder Schritt war eine Qual, doch es war ihm egal. Wenn er stolperte, stand er auf als wäre nichts passiert, obwohl seine Knie bluteten, und ging einfach weiter. Die anderen Gefangenen tuschelten mittlerweile über ihn. Sie nannten ihn »Verrückter« oder »Seelenloser«, aber das war ihm auch egal. Solange Annie wie eine leere Hülle vor oder neben ihm dahin schritt, war ihm alles egal.

Wie konnten die Triglaza ihr das nur antun? Die Verzweiflung würde normalerweise Tränen in seine Augen schießen lassen, aber er hatte nicht genug zu trinken bekommen, um sich das leisten zu können. Warum nur hat sie aufgeschaut? Warum hat sie die Augen aufgemacht? Dabei habe ich ihr doch gesagt, dass sie es nicht tun soll. Ich habe ihr versprochen, uns zu retten. Aber jetzt... Jetzt geht das nicht mehr. Ich habe versagt. Ich habe sie verloren.

Mit jedem Tag nahm die Zahl der Gefangenen, die bei vollem Bewusstsein waren, ab. Immer mehr wurden zu diesen leeren Hüllen. Die Triglaza hielten sie am Leben und ließen sie allerlei schmutzige Arbeit tun. Wie damals bei Kuimba war es auch hier Annies Pflicht, die Reste nach dem Essen wegzuräumen. Immer noch hatte keiner von ihnen den Helm abgenommen und sie aßen anscheinend durch kleine Röhren, in die das zerstampfte, fast breiartige Menschenfleisch aufgesaugt wurde. Was nicht gegessen wurde, wurde danach einfach in die Landschaft aus Felsen geschmissen. Javet kümmerte das gar nicht mehr. Er hatte sich bereits an die Grausamkeit der Triglaza gewöhnt.

Das schlimmste war jedoch, wie der Mann, der Annie zu dieser Hülle gemacht hatte, mit dem Mädchen umging. Als wäre er ihr engster Vertrauter. Er ließ sie abends am Lagerfeuer neben sich sitzen, gab ihr das Fleisch zu essen und erzählte ihr allerlei Sachen. Dabei verstand sie ihn gar nicht, weil er auf Nordländisch redete. Eines Abends schickte der Triglaza sie zu ihm, ein Stück gebratenes Fleisch in der Hand, das sie ihm hinhielt. »Dein Anteil.«

Javet fühlte sich, als wäre etwas in ihm zerbrochen. Er senkte seinen Kopf, damit sie seine Tränen nicht sehen konnte, aber egal, wie lange er wartete, sie ging nicht weg. Unnachgiebig hielt sie ihm das Stück Menschenfleisch hin. Der Hunger nagte an ihm wie ein hungriges Biest, doch er würde es nicht annehmen. Selbst wenn er verhungern würde. Ein Leben ohne Annie oder ein Leben, in dem er sie in so einem Zustand sehen musste, beides war ein Leben der Qual.

»Dein Anteil«, wiederholte sie mit gleichgültiger Stimme.

Diesmal sah er zu ihr auf. »Annie, bitte.« Seine Stimme war nur ein heiseres Krächzen. »Bitte, komm zu dir.« Doch sie reagierte nicht. Stattdessen erhob sich der Triglaza, dem sie nun gehörte, und kam zu ihm rüber. Breitbeinig stellte er sich vor dem Jungen auf, die Arme verschränkt.

»Du weißt, dass das nichts bringt«, sagte er auf Nordländisch. Dabei rollte er das »R« als würde er gurgeln. »Sie hört nur noch auf mich. Wenn ich ihr befehle, dir etwas zu essen zu bringen, wird sie so lange vor dir stehen bleiben, bis du deinen Anteil annimmst.«

»Ich esse das nicht«, presste Javet heraus.

»Wie du willst. Aber wenn du stirbst, werden die anderen dein Fleisch sicher nicht ablehnen.« Sein Blick wanderte zu den anderen Gefangenen, die heftig zusammenzuckten und schuldig zu Boden starrten. »Wenn wir erst in Krepost sind, wirst du keine Wahl haben als es zu essen. Es gibt keine andere Möglichkeit. Im Totenland gibt es kein Leben mehr außer uns, den Triglaza.«

»Natürlich gibt es dort noch anderes Leben«, zischte Javet.

Der Mann wirkte überrascht, kniff misstrauisch seine Augen zusammen. »Es ist bereits das zweite Mal in sehr kurzer Zeit, dass ich das höre.«

Javet schluckte. Hätte ich das nicht sagen sollen? Bedeuten seine Worte, dass er Domador, Sera und Estrella begegnet ist? Und den Höllenrössern? Also waren es wirklich die Triglaza, die Noche so zugerichtet haben...

Wie vermutet, ging der Mann vor ihm in die Hocke und fragte: »Kennst du einen Ort mit dem Namen ›Hölle‹?«

Javet antwortete nicht, doch der Triglaza schien das als Zustimmung zu betrachten.

»Wo liegt er?«, bohrte er weiter nach. »Die Menschen von dort ernähren sich von Tieren aus dem Totenland, die den Großen Krieg wie durch ein Wunder überlebt haben. Wir wollen das auch. Wir werden dorthin ziehen und Hölle erobern. Dieser Ort scheint mir ein besserer zu sein als Krepost.«

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, log Javet.

»Tu nicht so!«, grollte der Mann. »Du weißt ganz genau, wovon ich spreche!« Er seufzte. »Warte nur, bis wir in Krepost sind. Ich werde dich nicht zu einem Sklaven machen, keine Sorge, deine kleine Freundin genügt mir. Aber wenn ich dich unseren anderen Gefangenen zeige und sie dich erkennen, wirst du leiden, das verspreche ich dir!«

Wie kann ich denn jetzt noch mehr leiden? Wie als unterschwellige Drohung legte der Mann Annie grinsend die Hand auf die Schulter und führte sie weg. Er wird ihr weh tun, schoss es Javet durch den Kopf. Das darf ich nicht zulassen! Aber ich kann ihm auch nicht verraten, wo Hölle sich befindet! Damit würde ich alle Menschen dort in Gefahr bringen! Und ich hätte gar keine Verbündeten mehr. Aber den Thron kann ich sowieso vergessen... Er versank wieder in tiefer Verzweiflung.

Irgendwann tauchte ein mächtiges Bauwerk vor ihnen auf. Es war eine Burg, die aussah, als hätte sie sich zwischen zwei Bergflanken gequetscht. Wie ein steinerner Wächter ragte sie in die Höhe, wachsam und bedrohlich. Eine schmale Brücke, die von Säulen gehalten wurde, führte zu einem Tor hoch. Ein seltsamer Schimmer lag über dem gesamten Gebäude, wie eine Seifenblase, die manchmal entstanden waren, wenn Marielle Wäsche gewaschen hatte. Während Javet vorwärts stolperte, versuchte er, nicht nach unten zu schauen, wo es in eine tiefe, schwarze Schlucht hinunter ging. Spitze Felsnadeln ragten zu ihm auf. An einigen hingen bleiche Skelette.

»Verflucht. Alles verflucht«, wimmerte eine Frau hinter ihm, bevor sie von einem Triglaza mit einem Schlag auf den Rücken zum Schweigen gebracht wurde.

Die Triglaza führten die Gefangenen bis zu einem metallenen Gerüst, das entfernt an eine schmale Kommode erinnerte. Einer der Triglaza beugte sich hinab und drückte etwas, woraufhin ein Fach aufsprang. Daraus holte er einen kleinen Kasten, der sich jedoch von dem unterschied, mit dem sie Annie und die anderen zu willenlosen Hüllen gemacht hatten. An einem Ende war eine lange Nadel, bei deren Anblick die vordersten Gefangenen erschrocken zurückwichen.

Der Triglaza, der den Kasten geholt hatte, winkte einem anderen zu, der den vordersten Mann grob am Arm packte und nach vorne zerrte. Bevor er auch nur schreien konnte, pikste der Triglaza ihm mit der Nadel in die Wange und starrte dann auf die Vorderseite des Kastens. Als es piepte, nickte er zufrieden. Der Mann wurde an ihm vorbei und weiter in Richtung Tor geführt. Dann baute der Triglaza mit dem Kasten sich vor dem nächsten Gefangenen auf, der allerdings einer der Sklaven war.

Mittlerweile hatten auch drei der anderen Triglaza sich solche Kästen besorgt. Einer nach dem anderen wurden die Gefangenen dieser seltsamen Prozedur ausgesetzt. Javet fragte sich, was das sollte. Was passiert, wenn der Kasten nicht piept? Und was bedeutet das dann?

Im selben Moment wünschte er sich, er hätte sich das nicht gefragt. Tømme, einer der willenlosen Sklaven, war gerade an der Reihe, doch als die Nadel ihm in die Haut drang, blitzte auf dem Kasten sofort ein rotes Licht auf und er piepte dreimal hintereinander. Sofort wurde der Mann von zwei Triglaza an den Armen gepackt und zum Rand der Brücke gezerrt. Er wehrte sich nicht mal, als sie ihn über die Brüstung hievten, sodass er unweigerlich auf einer der Felsnadeln aufgespießt werden musste. Javets Hände waren immer noch gefesselt, sodass er sich nicht die Ohren zuhalten konnte, aber es folgte kein Schrei, nicht mal ein leises Keuchen. Totenstille legte sich über die Gruppe der Gefangenen.

Es kamen noch drei weitere, die in den Tod gestoßen wurden. Zum Glück war keiner von ihnen mehr bei Sinnen. Diese Schreie und das Flehen hätte Javet nicht mehr ertragen. Er war froh, als Annie unbeschadet weitergelassen wurde und als er an der Reihe war, spürte er nur einen kaum schmerzhaften Stich an der Wange. Stunden schienen zu vergehen, bis der Kasten endlich piepte. Er wurde weiter gelassen.

Aus dieser Entfernung konnte er den Schimmer, der die Festung umgab, nicht mehr so deutlich sehen. Er war fast unsichtbar. Nur ein Stück über den Dächern der Türme konnte er ein leicht verzerrtes Stück Himmel erkennen. Was war das? Ein Stück vor dem Tor wurden sie von den Triglaza angehalten und derjenige, dessen Sklavin Annie nun war, trat nach vorne zu einem anderen kleinen Kasten in der Mauer. Er tat irgendwas, was Javet nicht erkennen konnte, doch dann schwang das Tor wie von Zauberhand auf. Unter normalen Umständen hätte es wohl Rufe des Erstaunens gegeben, doch keiner der Gefangenen gab einen Laut von sich.

Sie kamen in eine große Halle, in der allerlei Menschen herumliefen. Und es waren wirklich normale Menschen, wie es sie im Pazifik gab. Keiner von ihnen trug eine zweite Haut oder hatte ein Gesicht, das zur Hälfte aus Metall bestand. Nur eines hatten sie gemeinsam: Das Stirnband, das an ihren Hinterköpfen zusammengeknotet war.

Im selben Moment stellte der Triglaza, dem Annie nun gehörte, sich vor den Gefangenen auf und breitete die Arme aus. »Willkommen in Krepost!«, rief er und lachte gleich darauf laut los. Seine Stimme klang wie immer seltsam verzerrt. Gleich darauf fummelte er zu Javets Überraschung allerdings am Halsstück seiner zweiten Haut herum und entledigte sich mit einer eleganten Bewegung seines Helms. Die anderen Triglaza taten es ihm nach. Einer nach dem anderen zog die zweite Haut aus und übergab sie einigen Männern und Frauen, die nach ihrer Ankunft sofort herbeigeeilt waren. Sie trugen keine Stirnbänder und die Augen starrten ins Leere – leblose Hüllen, die ihren Herren beim Ausziehen halfen. Javet bemerkte, dass die Frau, die Annies Triglaza – der vermutlich der Anführer dieser Gruppe war – die zweite Haut abnahm, schwanger war. Sie begrüßte ihn auf seiner fremden Sprache und verbeugte sich, was angesichts des gewölbten Bauches ein relativ schwieriges Unterfangen war.Nachdem die Triglaza auch die Metallklumpen von ihren Gesichtern entfernt hatten, die scheinbar nur so etwas wie Masken waren, unterschieden sie sich in fast nichts von normalen Menschen.

Nachdem alle ihre zweite Haut abgelegt hatten, wurden sie durch die große Halle und einen Flur entlang geführt, an dessen Ende sie eine Treppe hinabgingen, bis sie in einer Art Kerker angekommen waren. Dieser Ort erinnerte Javet an das Verlies in Borg. Nur dass es hier keine einzelnen Zellen gab, sondern dass die Gefangenen mit dicken Seilen an Eisenringe gebunden wurden, die an den Wänden befestigt waren. Sie befanden sich alle im selben Raum, nur in verschiedenen Abständen zueinander. Javet wehrte sich nicht, als der Mann, dem Annie nun diente, ihn am Oberarm packte und in eine bestimmte Richtung davon zerrte.

Er sprach die drei Menschen an, die vor ihm am Boden lagen oder an der Wand lehnten. Nur wenige Sekunden später ertönte eine verzerrte, metallisch klingende Stimme, die wieder nicht aus seinem Mund, sondern von etwas weiter unterhalb davon kam. Dort befand sich ein weiterer Kasten an seinem Kragen, der allerdings viel kleiner und mit Löchern gespickt war. »Ihr!«, schnarrte die Stimme. »Erkennt ihr diesen Jungen?«

Javet versuchte, seinen Schrecken und seine Überraschung so gut es ging zu verbergen. Es waren wirklich Domador, Sera und Estrella, die dort an die Eisenringe gebunden waren. Die zwei Frauen schwiegen, ihre Gesichter ausdruckslos. Nur Domadors Züge verzerrten sich zu einer wütenden Maske.

»Welches Spiel versuchst du hier zu spielen, Kinzhal?«, fuhr er den Triglaza an. »Wer ist dieser Junge? Ich habe ihn nie im Leben gesehen!«

»Dann wird es dir sicher nichts ausmachen, wenn ich ihm einen Finger abschneide.« Er zog einen Dolch hervor und legte seine Klinge an Javets Daumen. Der Junge schnappte erschrocken nach Luft, konnte sich jedoch nicht aus dem Griff befreien. Die fehlenden Mahlzeiten forderten ihren Tribut.

»Tu, was du willst«, schnaubte Domador. »Wir werden dir nie sagen, wo Hölle sich befindet. Selbst, wenn du alle hier Anwesenden dahin metzelst.«

Der Triglaza, dessen Name offenbar Kinzhal war, stieß ein unzufriedenes Zischen aus, gefolgt von einigen wüsten Worten auf seiner eigenen Sprache. Wütend stieß er Javets Hand weg, ergriff das Seil und band es am Eisenring neben dem von Sera fest. »Unterhaltet euch«, sagte er im Weggehen, wobei der Kasten seine Worte übersetzte. »Überlegt euch, ob es klug ist, zu schweigen und dafür euer Leben zu verlieren. Früher oder später werden wir Hölle sowieso finden und dann werden wir keine Gnade walten lassen.« Er wandte sich ab und folgte allen anderen Triglaza, die die neuen Gefangenen bereits angekettet hatten, aus dem Kerker hinaus. Annie war nirgendwo mehr zu sehen. Irgendwo oberhalb der Treppe schlug die Tür zu.

Sobald das Echo verklungen war, fing Domador an, laut auf seiner Sprache zu fluchen, während Estrella leise weinte. Nur Sera schien sich mehr oder weniger im Griff zu haben. Ihr Körper war ausgemergelt und auf ihren Schultern waren Striemen von Peitschenhieben zu sehen, die sich wahrscheinlich auf ihrem Rücken fortsetzten. Trotzdem schenkte sie Javet ein warmes Lächeln..

»Ich bin froh, dass wir uns wieder sehen«, sagte sie.

»Froh?«, platzte Domador heraus. »Froh? Weißt du nicht, dass Kinzhal uns damit in der Hand hat? Er wird ihn umbringen, wenn wir weiterhin schweigen!«

»Ich dachte, du wolltest mich sowieso tot sehen«, brummte Javet und zerrte erfolglos an dem Seil.

»Wegen dir ist Muerte gestorben«, zischte der Mann. »Aber wegen mir sind nun auch Susto, Asco und Noche gestorben. Wir haben alle unsere Höllenrösser verloren. Unsere Mission ist so gut wie gescheitert.«

»Was ist passiert?«, fragte Javet mit einem Kloß im Hals. Werden sie mir vorwerfen, sie im Stich gelassen zu haben?

Domador schnaubte nur, also erzählte Sera: »Nachdem du vor uns geflohen bist, wussten wir nicht, was wir tun sollten.«

»Du hast dein Versprechen gebrochen«, unterbrach Domador sie barsch. »Du hast alle Menschen in Hölle dem Tod geweiht.«

Javet senkte den Kopf. Diese Anschuldigung hatte er befürchtet. Und er konnte es nicht mal abstreiten. Ja, er war geflohen. Er hatte nicht als Mittel zum Zweck verwendet werden wollen. »Ich hätte euch dennoch das Heilmittel besorgt«, antwortete er im Wissen, dass das wie eine schwache Ausrede klang.

Domador schnaubte erneut. »Ach ja? Und wie hat es dich dann hierher verschlagen?«

Sera warf ihm einen Blick zu, bei dem der Mann den Kopf zur Seite drehte und schwieg. Javet spürte, dass eine seltsame Spannung zwischen den beiden in der Luft hing, konnte aber nicht genau sagen, worum es dabei ging. Etwas zwischen ihnen hatte sich seit seiner Flucht verändert.

»Wir hatten die Hoffnung, du könntest dein Versprechen doch noch halten«, fuhr Sera fort. »Also haben wir Estrella eingeholt und sind weiter geritten. Irgendwo nördlich des Nordlands trafen wir dann auf eine Gruppe von Triglaza. Sie griffen uns an und schafften es, uns zu überwältigen. Susto und Asco töteten sie sofort. Noche konnte schwer verletzt fliehen, ist aber wahrscheinlich bald darauf gestorben.«

Javet senkte niedergeschlagen den Kopf. »Noche hat überlebt. Jemand aus einem Dorf hat ihn gefunden und zu sich ins Nordland mitgenommen. Er war allerdings schwer verletzt. Als die Triglaza das Dorf angegriffen haben, konnte ich ihn nicht retten.«

Domador fluchte erneut, während Sera traurig nickte. Erst nach einiger Zeit des Schweigens fuhr sie fort: »Die Triglaza wunderten sich über unser Aussehen, unsere Pferde und dass wir uns so weit ins Grenzland trauten, obwohl wir nicht strahlenkrank waren. Sie wollten wissen, woher wir kamen. Wir schwiegen, aber...« Ihr Blick schweifte zu Estrella, die immer noch leise weinte. Erst jetzt bemerkte Javet, dass der Frau an der rechten Hand zwei Finger fehlten. Die Wunden waren nicht sehr frisch, aber auch nicht vollkommen veraltet. »Wir waren dazu gezwungen, ihnen von Hölle zu erzählen. Als sie wissen wollten, wo dieser Ort ist, schwiegen wir. Der einzige Grund, warum wir noch am Leben und bei freiem Willen sind, ist der, dass wir geschworen haben, uns die Zungen abzubeißen, wenn einer von uns getötet oder dazu gezwungen wird, in das Gerät zu schauen.«

»Warum hast du dich bloß gefangen nehmen lassen, Javet?«, zischte Domador mit zusammengebissenen Zähnen. »Damit hast du dein eigenes Todesurteil unterschrieben. Was hast du überhaupt in irgendeinem Dorf im Nordland zu suchen? Deine Aufgabe war es, ins Westland zu reisen und dort das Heilmittel zu finden!«

»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Javet nur.

»Eine lange Geschichte? Eine lange Geschichte?« Domador sah aus, als würde er auf die Füße springen wollen, doch Sera hielt ihn mit einem warnenden Blick zurück.

»Du kannst sie uns später erzählen«, wandte sie sich an Javet. »Wir sollten jetzt besser besprechen, was wir tun sollen, um dein Leben zu bewahren. Offenbar ist Kinzhal sich sicher, dass du uns kennst und demnach auch weißt, wo Hölle sich befindet.« Sie blickte ihn voller Verzweiflung an. »Du wirst uns doch nicht verraten, oder?«

»Natürlich nicht!«, stieß Javet aus. »Lieber sterbe ich.«

»Du darfst nicht sterben«, zischte Domador grimmig. »Unsere einzige Chance ist es, von hier zu fliehen.«

»Wie soll das gehen?«, fragte Sera.

»Das weiß ich noch nicht, aber wenn sich uns eine Gelegenheit bietet, sollten wir sie auf jeden Fall ergreifen.«

»Was ist mit den anderen Gefangenen?« Javet deutete auf die vielen Menschen, die zusammen mit ihnen in diesem Keller waren. »Wir können sie nicht einfach hier zurücklassen!«

Domadors Gesicht verfinsterte sich. »Der Großteil von ihnen hat ohnehin keinen Willen mehr. Und in wenigen Tagen wird auch der Rest zu diesen leblosen Hüllen werden.«

»Die Triglaza lassen sie in das Gerät schauen, bevor sie sie mitnehmen und...« Sera verzog das Gesicht. »Und essen«, brachte sie den Satz zu Ende.

»Alle?« Javet konnte die Panik in seiner Stimme nicht verbergen.

»Einige sind auch einfach Sklaven der höherrangigen Triglaza«, erklärte Sera und sah ihn mitleidig an.

»Kinzhal hat Annie in den schwarzen Kasten, in dieses Gerät schauen lassen.« Er schaute verzweifelt zwischen den Erwachsenen hin und her. »Wir müssen sie mitnehmen, wenn wir fliehen! Wenigstens sie!«

Sera antwortete nicht, legte ihm nur die Hand auf die Schulter, während Domador die Augenbrauen zusammenzog.

»Sie ist nicht mehr zu retten«, sagte er kalt. »Egal, wie viel sie dir bedeutet. Oder wie viel du ihr bedeutet hast. Sie ist jetzt Kinzhals Sklavin. Und wenn er sie nicht aufisst, so wird er sie als Bettspielzeug benutzen. So wie seine andere Sklavin.«

Javet musste an die schwangere Frau denken, die Kinzhal in der Halle die zweite Haut abgenommen hatte und ihm wurde schlecht. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er konnte nicht verhindern, dass er anfing zu weinen.

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