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18. Kapitel

Wir haben Geld fürs Hungerland gespendet, nun kann seine Regierung von uns Panzer kaufen.

Manfred Hinrich

Råtne lag noch weiter nördlich als Javet erwartet hatte. Zwar waren sie auf schnellen Pferden unterwegs und rasteten nur zum Schlafen, aber die Reise dauerte insgesamt trotzdem fast zwei Wochen.

Ob Domador und Sera mich wohl mittlerweile schon verfolgen?, überlegte Javet, als sie durch das Stadttor ritten. Haben sie irgendwie rausgefunden, wo ich hin bin? Oder sind sie auf eigene Faust ins Westland aufgebrochen, um nach Guangshu zu suchen? Er schüttelte diese düsteren Gedanken ab und warf Annie einen unauffälligen Seitenblick zu. Das Mädchen hatte die ganze Reise über so viele Male gelächelt, dass Javet allein beim Gedanken daran gute Laune bekam. Sie schien voll und ganz von der Idee der Freiheitskämpfer eingenommen und begeistert zu sein. Mit Vergnügen hatte sie sogar einige nordländische Worte gelernt, die Aveline und Ethem ihr beigebracht hatten.

»Dort lang«, bestimmte Leonardo und deutete auf eine abgelegene Gasse, die von der Hauptstraße abzweigte. Er und Peter mussten sich bestens in Råtne auskennen, da sie selbst viele Jahre hier gearbeitet hatten. Das bewiesen sie, indem sie die anderen durch ein Gewirr aus Gassen führten, in denen Javet schon bald die Orientierung verlor. Nach einigen weiteren Abzweigungen hielten die zwei Männer an und bedeuteten den anderen, abzusteigen.

»Hier habe ich früher gelebt«, erklärte Leonardo Javet und Annie auf Ostländisch und deutete auf eine schmale Tür, die schon schief in den Angeln hing und links und rechts von den dicken Säulen der Nebengebäude eingequetscht wurde, sodass sie fast nicht zu sehen war. Der Mann zeigte nun die Gasse entlang, an deren Ende ein heruntergekommenes Haus stand. Eine klapprige Metallleiter war an der Vorderseite befestigt und führte hinauf aufs Dach. »Das war mein Weg zur Arbeit. Eine Abkürzung. Von dort aus ist das Anwesen des Stadthalters bestens zu sehen. Wenn ihr beide dort reingekommen seid, müsst ihr, wie abgesprochen, ein Fenster öffnen und eine Kerze in dessen Nähe aufstellen, damit wir wissen, welches das richtige ist.«

»Und wenn es eins im zweiten Stock ist?«, fragte Javet.

»Kein Problem«, grinste Peter. »Wir alle sind gut im Klettern.« Die anderen vier Freiheitskämpfer nickten zustimmend.

»Um ins Haus des Stadthalters zu kommen, müsst ihr euch als Diener ausgeben«, sagte Leonardo und wiederholte den Plan, den er ihnen während der Reise zurecht gelegt und erklärt hatte. Er wandte sich an den Mann namens Demetrios und befahl auf Nordländisch: »Hol die Kleider.« Der Hüne nickte und verschwand in Richtung der schmalen Tür. Bald darauf kam er zurück und reichte Leonardo zwei Stoffbündel.

»Das ist für dich.« Eines davon gab er Annie. »Und das für dich.« Javet bekam das zweite Bündel und faltete es auseinander. Die Kleidung war zerschlissen und an mehreren Stellen befanden sich Flicken.

»Du wirst Handschuhe tragen müssen«, fuhr Leonardo an Javet gewandt fort. »Niemand darf dein Wasaliti-Zeichen sehen. Wenn dich jemand fragt, warum du Handschuhe trägst, dann sag einfach, dass du eine Hautkrankheit hast. Sowas ziehen sich Diener im Nordland häufig zu. Wir werden dir innerhalb der nächsten Tage welche besorgen.«

Javet nickte und hoffte einfach, dass niemand fragen würde. Ich habe schon zu viel gelogen und verschweige auch vieles. Ich möchte nicht noch mehr Lügen auf meinem Gewissen haben. Es ist ohnehin schon schlimm genug, dass ich bei einem Einbruch mithelfe. Aber es geht um Gerechtigkeit. Und Annie scheint das Vorhaben glücklich zu machen. Solange sie glücklich ist, bin ich es auch.

»Wir werden noch ein paar Sachen vorbereiten müssen«, sagte Leonardo. »Demetrios wird versuchen, die Pferde zu verkaufen, damit wir etwas Geld für die Sachen haben, die ihr dem Stadthalter als Diener verkleidet bringen werdet.«

Der Anführer der Freiheitskämpfer hatte erklärt, dass der Stadthalter seine Diener – die vor allem ehemalige Straßenkinder waren – jeden Morgen ausschickte, um teure Waren für ihn zu kaufen. Dazu zählten Früchte, deren Anbau viel Wasser verbrauchte, wertvolle Stoffe und Schmuck. Abends kehrten sie mit diesen Luxusgütern zu ihrem Herren zurück. Wer nichts erworben hatte, wurde schwer bestraft. Um sich in das Haus reinzuschleichen und den Plan durchführen zu können, würden sie also solche teuren Waren bei sich haben müssen.

»Seine Haare werden wir färben müssen«, wandte Leonardo sich nun an Annie. »Du siehst aus wie eine Adlige des Nordlands. Jeder würde sich wundern, dass du eine Dienerin des Stadthalters bist. Aveline wird sich darum kümmern.«

Annie nickte ernst und ließ sich von der einzigen Frau in der Gruppe ins heruntergekommene Treppenhaus führen. Da Leonardo mit Ethem redete und Peter sich offenbar Demetrios anschloss, um die Pferde zu verkaufen, folgte Javet einfach den zwei Frauen.

Aveline brachte sie in den zweiten Stock, wo sie mehrere Anläufe brauchte, um das verbogene Schloss zu öffnen. Der Raum dahinter war klein, noch kleiner als das Zimmer, das Javet in Zamani gehabt hatte. Es gab kein Bettgestell, nur einen verstaubten Haufen aus Decken. An der hinteren Wand gab es ein einziges Fenster, das aber ebenfalls so verdreckt war, dass man kaum etwas von der Stadt draußen erkennen konnte. An einer anderen Stelle ragte ein Wasserhahn aus der Wand. Aveline ging zu dem Schrank, der das einzige Möbelstück in diesem Raum darstellte, holte eine Metallschüssel aus dem Chaos darin und hielt sie unter den Hahn, um sie mit Wasser aufzufüllen. Dann bedeutete sie Annie mit einer Handgeste zu ihr zu kommen. Während sie das tat, holte die Freiheitskämpferin einen kleinen Beutel aus einer ihrer Hosentaschen.

»Ich wusste gar nicht, dass man sich die Haare färben kann«, sagte Javet erstaunt, als Aveline einen Teil des Pulvers aus dem Beutel in die nur wenig gefüllte Schüssel schüttete. Das Wasser wurde sofort schwarz und leicht dickflüssig.

»Es geht, aber wenn man nicht weiß, wie man das Färbemittel selber herstellt, ist es sehr teuer«, antwortete Aveline auf Nordländisch, tauchte ihre Finger in die schwarze Brühe und begann, sie Annie in die Haare zu schmieren. Das Mädchen verzog kurz angeekelt das Gesicht, entspannte sich jedoch nach und nach.

»Die Adligen färben sich wirklich gerne ihre Haare«, meinte die Freiheitskämpferin. »Besonders die Frauen. Sie mögen es nicht, wenn man am Weiß ihrer Haare sieht, dass sie alt werden. Sogar die Königin des Nordlandes macht das. Allerdings gibt es keine blonde Farbe ohne dass die Haare gelb aussehen, weswegen sie zu roter Farbe gegriffen hat. Hergestellt aus einem besonderen Sand der Einöde.«

»Woher weißt du das alles?« Javet war überrascht.

»Ich war diejenige, die sie ihr das erste Mal gefärbt hat.« Ein schwaches, triumphierendes Lächeln lag auf ihren Lippen.

»Müsstest du damit nicht eigentlich zu ihrem Hofstaat gehören?«, fragte Javet verwirrt. Aveline hatte Annies Haare mittlerweile vollständig eingeschmiert, füllte die Schüssel neu und ging zum Fenster, um das dreckige Wasser in die Gosse zu schütten.

»Du kennst Königin Sunna nicht«, meinte die Freiheitskämpferin. »Sie wollte mich töten lassen, weil ich eines ihrer Geheimnisse kannte und sie jetzt wusste, wie sie sich ihre Haare selber färben konnte. Ich konnte mit Hilfe eines Adligen fliehen, der mich aber als Gegenleistung als Geliebte haben wollte.« Ihr Lächeln erlosch, während sie die Schüssel nochmal mit sauberen Wasser füllte, um Annies Haare auszuspülen. »Wenn ich mich ihm verweigern wollte, hat er mich geschlagen und sich dann trotzdem genommen, was ihm gehört. Ich habe ihm sogar eine Tochter geboren, die er aber mit fünf Jahren an Sklavenhändler verkauft hat.«

Javet schluckte. Er war entsetzt von dem, was er gerade über die Freiheitskämpferin erfuhr. So grausam ist die Welt? Menschen werden von anderen Menschen hin und her geworfen wie leblose Gegenstände. Und Königin Sunna? Ist es nicht die Pflicht eines Herrschers, sich um sein Volk zu kümmern? Warum lässt sie so etwas nicht nur zu, sondern nimmt sogar daran teil?

»Dann beging er den Fehler, nach Gruve zu reisen«, sagte Aveline verbittert. »Ethem war dort ein Minenarbeiter und musste jeden Tag riesige Steinbrocken aus den unterirdischen Schächten schlagen. Er war auf dem Heimweg, als er mich sah. Und wie ich von diesem Monster bedrängt wurde. Ethem tötete ihn mit seiner Spitzhacke und floh mit mir in den Süden, wo wir später auf die anderen trafen und uns ihnen anschlossen.« Sie klatschte in die Hände. »So, ich bin fertig!« Ihr Lächeln war wieder zurückgekehrt als hätte sie nicht gerade von den Schrecken ihrer Vergangenheit erzählt.

Javet beschloss, nicht weiter nachzufragen. Stattdessen richteten seine Augen sich nun auf Annie, die sich mit strahlendem Gesicht aufsetzte und eine ihrer noch nassen Strähnen nach vorne zog, um sie zu betrachten. Dieses Färbemittel hatte ein wahres Wunder bewirkt. Ihre Haare waren nun so schwarz wie die Nacht und ließen ihre Haut noch heller erscheinen.

»Du siehst hübsch aus!« Javet hielt ihr eine Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen und umarmte sie dann.

»Danke«, flüsterte Annie und strich ihm über die Schultern und Oberarme, bevor sie ein Stück zurück trat. »Was hat sie dir erzählt?«

Doch Javet schüttelte den Kopf. »Ist nicht so wichtig. Ich weiß jetzt aber, dass die Freiheitskämpfer jedes Recht haben, wütend auf die Adligen des Nordlands zu sein.«

Kaum hatte er den Satz beendet, betraten auch schon Peter und Demetrios den Raum. Ersterer hielt einen prall gefüllten Geldbeutel hoch, den er wohl vom Verkauf der Pferde erhalten hatte.

»Damit werden wir morgen ein paar Luxusgüter für euch kaufen.« Sein Blick fiel auf Annie, woraufhin er Aveline anerkennend zunickte und auf Nordländisch hinzufügte: »Gute Arbeit! Sieht wirklich überzeugend aus.«

Die Freiheitskämpferin lächelte.

»Wo sind Leonardo und Ethem?«, fragte Annie nun.

»Andere Sachen besorgen, die wir für den Einbruch brauchen«, antwortete Peter ausweichend. »Seile und Drähte, die sich als Dietriche eignen und so. Macht euch keine Sorgen.«

Leonardo und Ethem kehrten tatsächlich einige Zeit später zurück. Doch Javet hatte das Gefühl, dass das nicht nur Seile und Dietriche waren, die sie mitgebracht hatten. Ethem hatte etwas Großes, Längliches dabei, das in verdreckte Laken eingewickelt war. Er stellte es in der Ecke zwischen dem Schrank und der Wand ab.

»Damit haben wir fast alles«, sagte Leonardo. Die Vorfreude in seiner Stimme war kaum zu überhören. »In wenigen Tagen dürfte es losgehen.«

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Das vorherige Kapitel wurde in dieses und das nächste aufgeteilt und der erste Teil wurde stark erweitert. Ich fand das wichtig, weil man die Freiheitskämpfer sonst gar nicht richtig kennengelernt hätte. Sie wären nur Namen ohne Hintergrundgeschichte und Charakter gewesen. Außerdem ist mir (reichlich spät XD) aufgefallen, dass Annie ja blonde Haare und blaue Augen hat und demnach im Nordland eine Adlige wäre XD Das geht natürlich nicht, wenn man sich als Dienerin tarnen möchte.

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