Zweiter Dollar $
>> Yeah, I, I know it's hard to remember
The people we used to beIt's even harder to pictureThat you're not here next to me <<
J U L I E T T E
Es läutete und läutete, doch niemand nahm am anderen Ende der Leitung ab. Mit jedem Piep Geräusch, welches das Telefon produzierte, sank meine Hoffnung. Dann wurde das Gespräch beendet. Ob es nun daran lag, dass das Geld aufgebraucht war oder aufgrund der Tatsache, dass niemand abhob aufgelegt wurde konnte ich nicht sagen.
Niedergeschlagen verließ ich die alte Telefonzelle wieder und nahm auf einer alten, morschen Holzbank Platz, die sich in einem kleinen Park befand. Eine Mutter ging gerade mit ihrem kleinen Sohn vorbei. "Mama, sieh mal das Mädchen da ist komplett dreckig, wir sollten sie waschen!", rief er geschockt und wollte auf mich zulaufen, doch die Mutter hielt ihn sofort zurück. "Komm wir müssen weiter mein Schatz", sagte sie schnell und schubste den Kleinen vorwärts. Ein paar Mal drehte er sich noch zu mir um, dann waren beide um die Ecke verschwunden. Vermutlich dachte sie ebenfalls, ich wäre eine Obdachlose und bevor ich sie um Geld anbetteln konnte, würde sie lieber gleich fliehen.
Ich seufzte einmal tief. Die Ungewissheit um Lukes Wohlbefinden belastete mich immer noch sehr. Ich spürte, wie mein Körper bereits leicht zu zittern begonnen hatte, konnte aber nicht zuordnen ob es wegen der Sorge um meinen Freund, der Schock der immer noch in mir steckte oder ob ich einfach fror, war.
Auch wenn ich mir bereits die schlimmsten Szenarien ausmalte, warum Luke nicht abgehoben hatte, so musste ich dennoch Hoffnung bewahren, denn ohne Hoffnung war das Leben sinnlos. Vielleicht hatte er sein Handy lautlos geschaltet oder war unter der Dusche. Es musste einfach einen Grund geben, der nicht beinhaltete, dass er in den Flammen umgekommen war.
Ich stand wieder langsam auf, versuchte meine schmerzende Lunge zu ignorieren. Vermutlich hatte ich viel zu viel Rauch eingeatmet, allerdings konnte ich mich nicht einmal ausweisen, deshalb war es auch nicht förderlich ein Krankenhaus aufzusuchen. Ohne Ziel ging ich in der kleinen Stadt umher, die schon eher einem etwas größeren Dorf ähnelte. Ich sah einen Supermarkt, indem ich am liebsten gestürmt wäre und meinen Durst und Hunger gestillt hätte, mit dem Dollar den ich noch übrig hatte würde ich allerdings nicht weit kommen.
Vor dem Supermarkt saß ein Mann mittleren Alters auf einer Decke, davor lag sein Hund. Langsam näherte ich mich ihm und platzierte mich direkt daneben. Kurz schenkte er mir seine Aufmerksamkeit, indem er seinen Kopf in meine Richtung drehte, danach widmete er sich wieder seinem starr ausgerichteten, geraden Blick. Ich seufzte, traute mich nicht ihn anzusprechen.
Minutenlang saßen wir nur da, schwiegen uns an, doch dann brach er die Stille. "Was macht ein junges Mädchen hier?", fragte er mich und schenkte mir wieder seinen Blick auf mir. "Man möge wohl denken, ich sei obdachlos, vielleicht abgehauen von zu Hause, jedoch ist alles ganz anders. Ich habe eine andere völlig andere Geschichte zu erzählen als die, die Leute sich ausdenken, wenn sie mich sehen." Ich bemerkte, dass ich seine Neugierde weckte, für einen kleinen Moment konnte ich sogar ein Funken Leben in seinen trüben Augen sehen.
Gerade als ich mit meiner Erzählung beginnen wollte, warf mir eine ältere Dame einen Dollar zu. "Hier Kleines, du siehst nicht gut aus", war ihr Kommentar, danach flüchtete sie in den nur wenig besuchten Supermarkt. Traurig sah der ältere Mann neben mir ihr nach. Sie hatte ihn vollständig ausgeblendet, gab nur mir Almosen. Sofort fasste ich einen Entschluss.
"Magst du Äpfel?", fragte ich ihn. Sein Blick war verwundert, jedoch lachte er kurz auf. "Natürlich mag ich Äpfel mein Kind. Ich schenkte ihm ein Lächeln und betrat den Supermarkt. Zu meinem Glück hielt sich fast niemand hier drinnen auf. In meinem Zustand und bei meinem Auftreten wollte ich nur so wenig Leuten wie möglich begegnen, mir war sichtlich unwohl dabei. Schnell steuerte ich auf die Obstabteilung zu und schnappte mir zwei Äpfel. Ich wog sie ab und konnte an der Preisanzeige erkennen, dass ich sogar noch einen dritten mit meinen zwei Dollar bezahlen konnte. Schnell legte ich noch einen weiteren auf die Waage und klebte das Preisetikett danach auf die Plastiktüte, in der ich das Obst verstaut hatte.
Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg zur Kassa. Gekonnt ignorierte ich den schäbigen Blick, denn mir die Verkäuferin zuwarf und bezahlte mit den letzten zwei Dollar, die ich noch übrig hatte. Ich bekam noch zwei Münzen Retourgeld, die ich schnell in meiner Hosentasche verstaute. Danach machte ich mich wieder auf den Weg nach draußen.
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Das hier ist vermutlich eines der längsten Kapitel, welches diese Story hier haben wird. Ich hoffe, es ist nicht schlimm für euch, dass die Story nur so kurze Kapitel bekommen wird. Insgesamt wird sie auch nur aus 10 Kapiteln bestehen, aber ich habe mich in die Idee verliebt und wollte sie schreiben, genau mit der Wort- und Kapitelanzahl die hier kommen wird.
Falls ich euch auch mit der Idee überzeugt habe, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr Juliette auf ihrem Weg begleitet c:
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