Kapitel 8
"Samiratu?", fragt er trocken schluckend und leicht verzweifelt. Sein Adamsapfel hüpft, was meinen Blick auf seinen Hals und somit auf die gut sichtbaren Blessuren von gestern Nacht lenkt. "Fuck."
-Sams Sicht-
Das durfte doch alles nicht wahr sein! Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und ein leicht pochender Schmerz machte sich in meinem Hinterkopf breit. Aufstöhnend presste ich mir die Hände auf meine Stirn. "Das..."
Bastis Haltung veränderte sich. Wurde von geschockt, aber dennoch mir zugewandt, zu abweisend und kalt. "Du hast Recht. Das hätte nicht passieren dürfen." Auch wenn es genau das war, was ich sagen wollte, tat es weh. Diese Nacht war ein Fehler gewesen, aber es hatte sich so gut angefühlt. Konnte etwas, das sich so richtig anfühlte, falsch sein?
Vorsichtig steckte ich mein Handy in meine hintere Hosentasche. Ich traute mich nicht zu Basti hochzuschauen, der wenige Schritte von mir wegstand. Die zwei Meter waren vielleicht nicht viel, dennoch fühlte es sich an wie eine riesige Schlucht, die zwischen uns klaffte, uns verschlingen wollte und mit ihren Schatten nach uns langte. So viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Was war jetzt mit meiner Arbeit? Konnte ich mein Gewissen damit beruhigen, dass ich nicht wusste, wer Basti war? Wie fühlte sich Basti damit? Hielt er es für einen Fehler, oder wollte er mehr, so wie ich. Sicherlich war es falsch, aber diese Feelings, die mich durchströmt hatten, während unsere Körper miteinander verschmolzen, die wollte ich erneut spüren.
Der erste Instinkt war wegzurennen. Aber das konnte und durfte ich nicht. Nicht nur wäre es Basti gegenüber nicht fair, wollte ich es auch klären. Das Arbeitsverhältnis zwischen uns machte es schwer, nur darüber zu entscheiden, was wir fühlten und dementsprechend tun würden. Dass er mich auch gewollt hatte, war nicht zu übersehen gewesen.
Bastis Stimme zitterte zu Anfangs, als er sprach, wurde aber schnell fester, sobald er die Schultern straffte und sich gerade hinstellte. "Was machen wir jetzt? I mean, uns ist ja beiden bewusst, dass ich dein Arbeitsgeber bin und ein derartiges Verhältnis nicht angemessen ist." Die Wandlung in seiner Sprache zu beobachten, war interessant. Zuerst umgangssprachlich und dann als würde er eine formelle E-Mail schreiben.
Ohne Worte zu finden nickte ich einfach nur, den schuldbewussten Ausdruck in meinen Augen nicht verbergen könnend. "Für mich wäre es in Ordnung, wenn wir einfach..." Bastis Stimme brach. Die Leidenschaft, die noch vor wenigen Stunden in ihm gebrannt hatte, war erloschen. Seine Kraft war weg. Es hatte ihn ein Stück gebrochen. "Ja?", fragte ich mit zittriger Stimme. "Es wäre für mich in Ordnung, wenn wir einfach so tun würden, als wäre nichts geschehen." Es splitterte. Die Scherben, aus denen mein Herz jetzt bestand, fielen laut klirrend zu Boden. Aber es schien das Beste zu sein. Auch wenn mein Herz, welches sich viel zu schnell an ihn gebunden hatte, das nicht einsehen wollte.
Ein unverständliches Brummen stahl sich aus meinem Mund. Die Augen schließend atmete ich tief durch. Als sie sich wieder öffneten legte sich eine Maske über mein Gesicht. Eine Maske, die keine Gefühle durchließ, die ich trainiert hatte. Zuhause. Wo sich niemand für mich interessierte.
"Gute Idee.", antwortete ich trocken.
-Bastis Sicht-
Der Schmerz, der mir durch die Brust fuhr, als ich Sams langen, schwarzen Locken davongehen sah, war zu stark dafür, wie lange wir uns kannten. Wirklich kannten. Konnte sie nicht einfach jemand anderes sein? Jemand, der keine Dienstleistung für mich erbrachte, und dafür Geld von meinem zu seinem Konto wanderte? Scheiße, das klang wie Prostitution. Aber... konnte sie nicht einfach nur Sam sein? Nicht Samiratu, meine Preintrocutterin.
Mehrere Minuten stand ich einfach nur da, starrte die Tür an, durch die Sam gerade verschwunden war, Sam, die mich so stark fühlen ließ, wie selten in meinem Leben.
War es die falsche Entscheidung gewesen? Wahrscheinlich. Auch war es nicht wirklich mit meiner Moral zu vereinbaren, dass sie für mich arbeitete und mit mir geschlafen hatte.
-Sams Sicht-
Tränen verschleierten meine Sicht, als ich schnell durch die Hotellobby eilte. Eigentlich fast schon rannte. Ich sollte nicht so traurig sein. Es war nur ein Mann, mit dem ich einmal Sex gehabt hatte. Bedeutungslosen Sex, wie ich versuchte mir einzureden. Klappte aber nicht so gut, wenn man pausenlos nur daran denken konnte, wie beschützt man sich in seinen Armen gefühlt hatte, wie blau seine Augen und schwarz seine Haare waren, wie er einen an den Rand der Ekstase und darüber hinaus gebracht... Nein, darüber sollte ich jetzt lieber nicht nachdenken.
Gedankenverloren lief ich durch die Straßen Kölns, meine Beine trugen mich irgendwohin, wohin wusste ich nicht, aber ich konnte ihnen vertrauen. Hier auf diesen Straßen war ich aufgewachsen. Ich kannte mich aus.
Fünf Minuten später saß ich am Rheinufer und zerrupfte einen Schilfhalm, der sich all den Weg vom grünen Ufer auf der gegenüberliegenden Seite hierher gebahnt hatte. Ich Monster. Die schnakenden Enten wurden zu unscheinbaren Flecken, auf dem, stetig an den unter mir verlaufenden Steg schwappenden, Wasser. Salzige Tränen rannen über meine Wangen, tropften in den längsten Fluss Deutschlands unter mir, wo sie sich mit ihresgleichen verbanden und in wenigen Tagen im Meer angelangt sein würden.
Aus einer spontanen Laune heraus sprang ich 2 Meter nach unten, wo mich der, an der Unterseite schimmelnde Steg auffing. Sofort fühlte ich mich in meine Kindheit zurückversetzt, wo ich hier mit meiner Mutter gesessen und gepicnict hatte. Wie mein Vater mir besorgt zugerufen hatte, dass ich nicht runterfallen sollte, als ich die Beine über den Rand baumeln ließ, während die Wellen über meine nackten Füße kitzelten. Damals war es noch so schön gewesen. Und jetzt war ich eine dieser Frauen geworden, die einem Mann hinterherweinten, wie in all diesen Wattpadgeschichten. Besonders FanFictions. Ich lachte sarkastisch. BastiGHG FanFictions hatte ich schon sehr lange gelesen, auch, wenn vieles einfach nur dumm war. Und erst Recht diese Rechtschreibung! Aber es gab auch gute Geschichte, mit denen ich mich gerne einmal in den Schlaf las.
Das Klingeln meines Handy riss mich aus meinen Gedanken. Mein Herz brach, als ich das Display mit einem Fingerabdruck aufleuchten ließ und mein Blick erneut auf den Namen des Absenders der Nachricht fiel. Die WhatsApp, die ich bekommen hatte, ließ meinen kompletten Körper erstarren. Warum wusste er das? War er in dieser Nacht doch zu Hause gewesen? Aber warum genau diese. Sonst war er doch auch nie da.
papa
Wo warst du heute Nacht?
(1031 Wörter)
Ach Moin, schön euch zu sehen :^)
Ja, kam lange nichts neues, sadge... Sorry.
Was haltet ihr von Basti und Sams "Vereinbarung", so zu tun, als wäre nichts geschehen? Ich weiß ja nicht, ob das die beste Lösung ist, aber es passt so besser in den Verlauf meiner Geschichte, hehe
Noch ein wunderschönes Wochenende und bis zum nächsten Kapitel <3 (vielleicht kommt das dann ja weniger als 6 Wochen später xD)
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