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7. Entwicklungen

Am nächsten Morgen war ich vor Fidelis auf den Beinen.

Marged hatte nämlich ihren Kopf durchgesetzt und mich letztendlich in mein Zimmer verbannt, während sich die feiernde Gesellschaft austobte.

Fertig hergerichtet begab ich mich ins Erdgeschoss und sah dort die Haushälterin auf der Treppe im Garten stehen. Da entschloss ich mich spontan dazu, zumindest den Versuch zu starten, die Dame kennenzulernen.

"Guten Morgen!", grüßte ich sie also und gesellte mich zu ihr nach draußen. Es tat mir im nächsten Moment leid darum, denn sie erschrak prompt.

Sofort entschuldigte ich mich.

"Verzeiht, junger Herr. Ich habe Euch nicht kommen gehört.", gab sie prompt von sich, meine Entschuldigung übergehend.

Ich winkte ab: "Bitte nicht so förmlich. Sie sind hier zu Hause, ich bin eigentlich nur ein Gast."

"Für den Hausherren eindeutig nicht. Sir Silberklaue hat einen Narren an Euch gefressen. Schätzt Euch glücklich."

"Das bin ich... aber... Vergeben Sie mir, wenn ich das jetzt frage... Aber: Kann es sein, dass Sie mit meinem Einzug hier so gar nicht einverstanden sind?", ich musste einfach fragen, denn es störte mich ungemein, gemieden zu werden.

"Ihr solltet nicht allzu viel in Dinge hineininterpretieren. Das ist auf Dauer nicht gesund, denn es löst einen Haufen unnötige Sorgen aus. Erspart Euch die, solange Ihr jung seid." Alleine wie Pollyanna das Wort 'jung' betonte ließ mich schaudern.

"Hatten Sie etwa viele Sorgen, als Sie jung waren?"

"Keine, die ich mit Euch teilen werde."

"Dann tut es mir Leid, dass ich Sie damit belästigt habe." Gut, dann halt nicht. Irgendwann würde ich es noch einmal versuchen, aber das war jetzt fürs erste unbefriedigend gewesen.

Ich ließ sie stehen und begab mich auf die offene Straße, die noch ins Morgengrau getunkt war.

Es summten die Insekten und ich atmete tief ein und wieder aus.

Dann erregte eine Bewegung meine Aufmerksamkeit und ich sah mich genauer um.

Ein Schatten kletterte gerade aus einem Fenster beim Nachbarn und schien auf die Mauer zu meiner Linken zuzulaufen.

Mich daran erinnernd, dass hier tatsächlich Diebe beruflich tätig waren, wog ich ab, ob es mich was anging oder nicht und kam zum kurzfristen Entschluss, dass das trotz allem nicht in Ordnung war. Also eilte ich leise hinter die Mauerseite, wo ich die fremde Person abpassen wollte.

Ich hatte die Sache eindeutig nicht durchdacht, wirklich nicht. Doch ich wollte zumindest versuchen, etwas gegen diese Dreistigkeit zu unternehmen.

Ja, und dann war es eben soweit.

Die Gestalt sprang von der Mauer, gegen die ich mich presste und ich stürzte mich von der Seite auf ihn drauf, kaum, dass er den Erdboden berührte.

Zu meiner Faszination war ich sogar der Stärkere und der Widerstand wurde mit jeder Sekunde gering, bis er ganz ausblieb. Der Körper unter mir bibberte und wimmerte, woraufhin ich doch lockerer ließ. "Komm, steh auf!", forderte ich, noch immer nicht auslassend.

Dann sah ich in das nackte Gesicht einer... war das eine Katze?

Die Bezeichnung: "Kleptomanische Ratte", kam mir in den Sinn und mir entschlüpfte: "Bist du Titus?!"

"Als ob ich dir was sagen werde!", wurde ich glatt angefaucht, was mich mit den Augen rollen ließ und seufzte.

Das ging irgendwie gegen alles, was man mir im Laufe meines bisherigen Lebens versucht hatte, beizubringen. Aber wenn das ein Freund von Oleander war, dann wollte ich ihm eigentlich nicht Schaden. Oh, ich hasste diese Konflikte! Ich entschied mich dann doch dazu, ihn loszulassen. Bei dem, was ich bereits wusste, konnte ich schwer etwas anderes tun.

Der Dieb, der wohl auch nicht mit meiner Freigabe gerechnet hatte, fiel mir glatt nochmal auf die Schnauze und ich betrachtete fasziniert, wie er den kahlen Schwanz einzog.

"Oleander hat von dir erzählt.", merkte ich dann noch an und somit hatte ich doch seine Aufmerksamkeit.

Noch während dem Aufstehen hielt der Kater inne und legte den Kopf schief: "Der kann wirklich nicht die Klappe halten! Das ist zum Haare ausreißen... Wenn ich denn noch welche hätte!"

Ich reichte ihm die Pfote und zog ihn auf die Beine. "Ja, er ist sehr redselig."

Wie aufgescheucht sah sich Titus nun um und kratzte sich an der Wange, wobei sein Blick auf seine Tasche wanderte.

"Ich werde zum Frühstück gegessen, wenn ich erfolglos zurückkomme."

"Ich hab ausnahmsweise nichts gesehen... Lean zumindest zuliebe nicht... Mach, am Besten, dass du davon kommst und lass dich bitte nicht noch einmal erwischen." Ich gab ihn einfach frei, denn ich sah doch keinen Sinn dahinter, jetzt großartig was dagegen zu tun. Aber ich verstand, warum Oleander seinen Freund hier raus haben wollte.

Und Titus machte sich lautlos davon.

Ich schüttelte nur den Kopf und entschied mich dafür, doch nicht weiter hier draußen herumzugeistern.

Sonst kam noch irgendwas auf oder mir jemand. Das wollte ich auch nicht.

Aus meiner gestern zusammengestellten Tasche, die gleich hinter der Eingangstüre hing, zog ich das Notizbuch heraus und machte mir ein paar Gedanken zum heutigen Tag, während ich auf Fidelis wartete.

Original hätte ich Pollyanna ja angeboten, ihr zu helfen, aber das unterließ ich heute eindeutig. Sie wollte meine Gesellschaft derzeit ja sowieso nicht.

Vertieft in meine Unterlagen und Gedankenspiele blendete ich alles andere für den Moment aus und brütete über die noch offenen Fragen, die ich meinem Lehrherren stellen wollte. Gestern war er ja nicht mehr aufregend ansprechbar gewesen.

Und jetzt war ich es offenbar nicht, denn irgendwann vernahm ich ein Hüsteln und mein Lehrherr stand amüsiert vor mir, die Pfoten in die Hüfte gestemmt.

"Kannst es wohl kaum erwarten, loszukommen und das Geheimnis zu lüften, was? Ich auch nicht! Aber ha, es wird alles schnell gehen, wirst sehen!"

Verdattert klappte ich das Notizbuch zu und ein paar Momente später schaltete mein Gehirn: "Ich glaube, du wolltest mir gestern noch was erzählen..."

"Oh ja, das wollte ich! Ich glaub, ich hab ja erwähnt, dass Lord Rikhard selbst den Auftrag erteilen möchte. Wir wurden auch vorgeladen zu einem Abendessen, um noch einmal im Detail über die Dinge zu sprechen... und natürlich auch über mögliche zukünftige Aufträge, wenn wir erfolgreich sein sollten. Davon gehe ich selbstverständlich aus."

Ich überdachte die Information kurz. Das hatte sich immer als hilfreich erwiesen, um mich vor Schnellschüssen zu bewahren. Nur in Aktion war ich zu überstürzt.

Erst verzögert fragte ich: "Wir dürfen nur nicht den eigentlichen Grund vergessen, weshalb wir überhaupt dort sind... Schließlich haben wir noch keine Ahnung, wo Amadeos Klinge all die Jahre über hin verschwunden sein könnte."

"Darüber mach ich mir keine Gedanken mehr, jetzt wo ich weiß, dass du auf solche Sachen besonders achtest. Wir werden schon alle Informationen bekommen."

"Für wann wurde diese Einladung ausgesprochen?"

"Heute Abend noch!"

Ich sah jetzt so richtig dumm aus der Wäsche. Heute noch? Ich hätte ihnen doch schon am Vorabend davon erzählen sollen. Aber ich würde wohl einfach Baldwin darum bitten, den Kontakt mit ihnen aufzunehmen.

"Na, da staunst du, was? Du wirst sehen, es wird alles super glatt laufen und in ein paar Wochen sind wir dann auch schon unterwegs!"

Das war irgendwie alles jetzt sehr schnell gegangen. Die eine Woche fühlte sich bereits an wie ein Monat und meine Welt wurde in diesem Zeitraum auch schon mehrmals auf den Kopf gestellt. Es konnte nun wirklich langsamer vonstatten gehen.

Fidelis bestand schließlich darauf, dass wir bereits vorzeitig aufbrechen und daher rasch Frühstücken sollten. Das stellte auch kein Problem dar, denn Cynthia war sowieso seit gestern über das Thema informiert - denn es würde per Schiff zum Schloss gehen, dass am Horizont mitten auf den Klippen thronte.

Das hieß, dass ich mich in Schale werfen musste - und das nervte mich gewaltig. Aber ich wollte auch meinen Bruder nicht blamieren, geschweige den Fidelis. Also würde ich, wie schon zuvor bei Gisela, das beste Verhalten an den Tag legen. Ich hatte immerhin eine Motivation dafür.

Es war ein kleines Schiff, mit dem wir unterwegs sein würden. Es durfte gar nicht größer sein, denn sonst konnte es die Seefahrerin im Zweifel nicht alleine handhaben. Al war mit, der war eingeschult. Daher hatte sie es etwas gemütlicher bei der gut eine Stunden langen Überfahrt.

Nur stellte sich für mich heraus, dass die Kutsche noch harmlos im Verhältnis zur Schifffahrt war und ich sehr flott Seekrank wurde. Das Bootfahren war noch in Ordnung gewesen, aber irgendwie mochte mich das Schiff eindeutig nicht. So hing ich mehr an der Reling, als ich das Meer genießen konnte.

Fidelis erwies sich da plötzlich als sehr, sehr fürsorglich, wenn auch nicht ganz ohne Neckerei. Aber das störte mich nicht, es konnte mich auch gerade gar nicht stören. Denn ich war genug damit Beschäftigt, meinen Mageninhalt bei mir zu behalten. Ich würde in Zukunft den Landweg bevorzuge, auch wenn es eindeutig länger und anstrengender sein würde.

Entsprechend war ich mehr als nur glücklich, als wir am kleinen Schlosshafen einliefen, der auf der Nordseite der Klippe angelegt war. Die salzige Luft trug zwar hier auch nicht allzviel hier bei, aber es schaukelte wenigstens nicht mehr alles. Der Wind blies über uns die Wolken weiter und das aufgewirbelte Meer rauschte und spritzte über den Kai. Es würde wohl bald schlechtes Wetter geben.

Fidelis versuchte, gute Laune aufzubringen, während Al unsere kleinen Koffer für die Übernachtung an sich nahm. Mein Lehrherr meinte: "Ah! Ich war schon lange nicht mehr hier zu Gast. Zuletzt war ich auf einem kleinen Ball, den sich die junge Lady Kamila zu ihrem dreizehnten Geburtstag gewünscht hatte. Zwei Jahre ist das nun schon wieder her!"

Ich ging gar nicht so großartig darauf ein, denn mein Blick fiel auf zwei Wachposten, die eine Pforte mitten in den Felsen hinein, dann nach oben, die Klippe hinauf, aus der direkt ein hoher Turm überzugehen schien. Alles war überwältigend riesig - und das sagte ich, der in einem Schloss groß geworden war. Es war aber wohl eher nur ein Schlösschen.

Fidelis zeigte den Wachen unsere Einladung, woraufhin wir passieren durften.

Hinter dem kleinen Tor kam eine in den Fels geschlagene Stiege, die sich nach oben wand. Die Idee eines zusätzlichen Drehwurms zu meinem eh schon flauen Zustand gefiel mir nicht, doch ich wusste, dass ich mir Zeit lassen konnte. Mein Lehrherr würde ich eine lange Zeit brauchen, um die Stufen hoch zu kommen. Das wusste ich noch as dem Leuchtturm.

Meine größte Sorge galt dem kommenden Abendessen. Nicht Essen war unhöflich, also musste ich sehr, sehr aufpassen, um in keine Fettnäpfchen zu steigen.

"I... Ich... muss... unbedingt... vor... dem .. Aben.. Abenteuer... wieder... wieder in... Form kommen!", schnaufte Fidelis auf ungefähr halber Höhe.

Al lachte auf: "Ich hab schon beim Kleinen hier dafür gesorgt, dass er frühzeitig anfängt. Der ist aber topfit im Vergleich zu dir!"

Mein Lehrherr grummelte und ich musste auch grinsen. Doch mir kam, dass mich der mächtige Kater vermutlich mitmatern würde. Da verging es mir schnell wieder.

Das mit dem Turm war ein Irrtum meinerseits, denn wir kamen in einem Pavillon heraus, der mitten in einem kleinen Hof stand, der die ersten dunklen Punkte aufwies. Es würde demnächst Regnen.

Zügig ging es über den Hof, immer Fidelis hinterher, der genau wusste, wo er hingehört. Die Wachen hier hielten uns nicht auf, denn es genügte wohl, überhaupt erst vom Hafen hier herauf kommen zu dürfen.

Schließlich kamen wir in einen großen Raum, der eindeutig der Thronsaal war.

Dort war auch schon das Begrüßungskomitee beisammen.

Ich sah einen stämmigen Kater, der dieselbe Statur wie Fidelis hatte. Seine Kinn war weiß gefärbt, die Haare buschig lang. Das war wohl der Lord. Und trotz allem wirkte er vornehm. Neben ihm saß seine Gattin und gleich neben dieser seine Tochter.

Etwas weiter hinten entdeckte ich einen fremden, Kater und dann Baldwin, der breit lächelte, als unsere Blicke sich trafen.

Nur jetzt konnten wir leider nicht plaudern, denn der Lord empfing uns: "Ach, mein guter und loyaler Freund! Es freut mich, dass ich dich hier mal wieder begrüßen darf! Und dann auch gleich noch in Begleitung. Der junge Lord Baldwin hat bereits Leben in diese Hallen gebracht. Ich zweifle es nicht an, dass sein Bruder auch deinen Alltag gründlich aufgemischt hat!"

Das klang mal nicht negativ.

Etikette waren gerade nicht das Thema, denn Lord Rikhard stand bereits auf und winkte seine Familie mit sich.

Es wurden Pfoten geschüttelt und mir wurden schließlich Lady Laurena und Kamila vorgestellt. Besonders die Tochter wirkte scheu. Noch scheuer, als es Gisela gewesen war.

"Jetzt aber genug von Floskeln und Grüßen! Ich möchte hier Freunde empfangen, nicht Fußvolk oder gar diplomatisches Komitee!", der Lord zelebrierte unsere Anwesenheit sehr, was für mich sprach, dass er nur selten sein Schloss verließ.

Hier wollten wir uns nun von Al verabschieden, der unsere Koffer abgab und sich empfahl. Für uns ging es weiter in den Speisesaal, wobei es mir beim Anblick des Essens schon wieder ganz mau wurde.

Entsprechend war ich nicht besonders redselig, was eigentlich nicht auffiel. Denn Fidelis und Rikhard unterhielten sich angeregt, während die Damen schwiegen.

Baldwin und sein Lehrherr - wer anderes konnte es gar nicht sein - saßen auch bei Tisch, ebenso schweigend.

Allerdings streifte mich immer wieder der fröhliche, später eher besorgte Blick meines Bruders. Ich war normalerweise mit einem besseren Appetit gesegnet als er. Heute war es umgekehrt. Doofe Schifffahrt!

Fidelis hatte wohl lange Geduld mit mir, doch auch die ging irgendwann zu neige und er bezog mich prompt auf Biegen und Brechen in das Gespräch mit ein. Ziemlich aufgesetzt fügte ich mich dem und inkludierte mich, soweit es mir möglich war. Diesmal war ich mir sogar sehr sicher, dass mich mein Lehrherr dabei studierte.

Letzten Endes bekam ich das zweifelhafte Vergnügen, das Hauptthema anzusprechen.

"Ach ja, Sir Amadeo. Er stand noch im Dienst meines Großvaters, Lord Heddrik. Die beiden waren gute Freunde, auch wenn das leider nur von kurzer Dauer war. Und selbst Schuld daran war der Krieger dann leider auch noch."

"Ich entnehme dem, dass er das Schwert im Schloss behalten hat und dem entsprechen auch deshalb ums Leben kam.", kommentierte ich, jetzt doch froh, dass ich vom Essen mehr oder Minder ablassen konnte.

"In der Tat. Mein Großvater war sehr traurig drüber, weshalb er den Übeltäter aufs Härteste verurteilte. Das Schwert behielt er und deponierte es in seiner Schatzkammer. Aber damit begannen die Probleme erst."

Ich legte den Kopf schief, verwundert darüber. "Wie meint Ihr das?"

Lord Rikhard fuhr daraufhin fort: "Nun, auch ich finde es schwer zu glauben, aber mein Großvater war der festen Überzeugung, dass es spukte!"

"Geister? Du hattest wirklich Geister hier, Rikhard?", Fidelis wurde aufgeregt.

Der Lord winkte amüsiert ab: "Es gab keine Geister mehr, als ich hier geboren wurde. Aber wir sprechen hier mehr von mysteriösen Todesfällen. Er selbst starb auch unter fragwürdigen Umständen und mein Vater bestieg damit den Thron. Und seine erste Amtshandlung war es, das Schwert aus dem Schloss zu bringen."

"Wohin genau?", Fidelis war schneller als ich gewesen.

"Sir Amadeos Klinge sollte eigentlich zum Tempel Frostspitz gebracht werden, doch dort kam es nie an. Zuletzt hatte man es noch in Fort Frost gesehen."

Bei der Erwähnung dieses Namens verging mir der Appetit nun gänzlich. Teo war nicht einmal dort angekommen und auch das Schwert war irgendwo in dieser Gegend abhanden gekommen.

Baldwin schien das zu bemerken, doch wie schon immer in Vaters Präsenz gab er kein Wort von sich, wenn er nicht angesprochen wurde. Sein Blick sagte mir aber nun alles. Im gefiel gar nicht, was hier gerade besprochen wurde. Ich wollte mich daher jetzt erst recht ganz dringend mit ihm unterhalten.

"Es wäre von großer Hilfe, wenn du eine Vorinformation an Fort Frost und Tempel Frostspitz schicken könntest, damit wir sehr einfach an Informationen und Unterstützung kommen können.", Fidelis griff das Thema auf, das nun relevant war.

"Ich habe gemeldet bekommen, dass die Gegend derzeit sehr gefährlich ist und viele Lieferanten gar nicht erst mehr nach Fort Frost fahren wollen. Wir haben daher viel zu wenig Ressourcen und Freiwillige dort. Ihr zwei werdet doch wohl hoffentlich nicht alleine dorthin wollen."

Lord Rikhard hatte es nun doch geschafft, dass Baldwin sein Schweigen brach: "Bestimmt nicht! Oder?!" Dabei sah er mich direkt an.

Fidelis Blick pendelte zwischen uns Brüdern hin und her, ehe er erkannte, dass sich Baldwin ganz offenkundig Sorgen darum machte, dass mir unterwegs was passierte. Da ich aber auch schon wusste, dass wir nicht alleine waren, machte ich eine beruhigende Geste.

Zum gleichen Zeitpunkt setzte Fidelis an: "Ganz richtig. Ich werde meine Freunde aus der guten, alten Zeit mitnehmen. Du, Rikhard, wirst dich bestimmt noch an Vigdor, Gunzo, Hilarius, Bartos und Alyra erinnern!"

Der Lord zeigte sich begeistert: "Aber natürlich! Ihr wart ein formidables Team. Jetzt habe ich überhaupt keine Bedenken mehr. Ich muss einräumen, ich war mir dazwischen nicht so sicher, ob ich euch nicht zwangsläufig jemanden mitschicken muss. Alleine hätte ich euch sicher nicht ziehen lassen."

"Siehst du, ich habe an alles gedacht! Ich mag zwar kein junger Bursche mehr sein, aber unvorsichtig bin ich nicht! Ich habe immerhin auch noch Verantwortung." Das Thema schwenkte ab.

Der Herr von Sonnenfels wurde trockener: "Dass du ohne Gattin und Kind geblieben ist, ist ein Jammer. Aber ich darf nicht allzu groß reden. Ich beneide Lord Lothar um seinen Wurf von Fünf. Davon prompt drei Söhne. Mir ist nur meine Kamila geblieben und sie ist noch nicht alt genug, um vermählt zu werden. Das ändert sich aber bereits nächstes Jahr... Dann kann ich meine liebe Tochter bereits verloben, um dann die Hochzeit für zwei Jahre später vorbereiten zu können!"

Mir fiel deutlich auf, dass Baldwin nun fest entschlossen sein Essen frisch in Angriff nahm und irgendwie hoffte ich, dass unser Vater da nicht bereits mit Lord Rikhard gepackelt hatte. Baldwin wusste ganz sicher etwas, was ich noch nicht wusste.

Doch auch Lady Kamila regte sich und warf meinem Bruder schon fast einen entschuldigenden Blick zu.

Baldwin war also nicht ohne Grund hier im Schloss isoliert worden. Ich empfand das eine Frechheit, aber ich durfte mich nicht einmischen. Jetzt vor allem nicht.

Mit dem Dessert wurde das Thema dann auch wieder lockerer. Auch wenn ich eigentlich gar nichts mehr essen wollte. Mir war schlecht, gleich auf mehrere Ebenen. Denn aus meinem Kindheitswunsch war nun die Kombination aus der potentiellen Suche nach meinem verlorenen Freund und politischem Spiel geworden.

Viel zu lange dauerte das Abendessen, bis wir uns später endlich zurückziehen durften.

Baldwin hatte sehr schnell angeboten, uns die Zimmer für die Nacht zu zeigen. Was bestätigte, dass er bereits im Vorhinein von unserem Besuch erfahren hatte.

Lord Rikhard akzeptierte den Vorschlag und empfahl sich selbst mit seiner Familie für die Nacht.

Fidelis versicherte noch in den gefühlt unendlichen Gängen und Stiegenhäusern, dass er sich noch ausreichend auskannte und verschwand schneller, als wir schauen konnten. Er hatte schon festgestellt, dass wir Brüder gerne mal unter uns sein wollten.

Baldwin begleitete mich in das übergroße Zimmer hinein, das mir zugewiesen wurde und schloss die Türe hinter sich. Gerade wollte ich etwas sagen, als ich auf einmal in eine feste Umarmung genommen wurde.

"Ich vermisse euch alle so sehr!", klagte er, wobei die Aussage beinahe von einem Schniefen erstickt wurde.

"Du fehlst uns doch auch. Ich soll dir die besten Grüße von Doxi, Cosi und Damir ausrichten."

Mir wurde klar, dass sie von meinem Besuch hier gar nichts wussten, aber ich würde nun hoffentlich in ihrem Sinne handeln können.

Und mein Bruder tat nichts anderes, als sich zu entschuldigen: "Es tut mir Leid, dass ich mich noch nicht von mir aus gemeldet habe. Hier laufen die Dinge so steif und ich will nicht so frech sein, mir jetzt schon einen Vorteil aus meiner Position zu zu ziehen."

Mir fehlten leider die Worte.

"Es geht alles so schnell! Und kaum, dass ich dich jetzt wieder treffe, bist du auch schon so gut wie wieder weg!"

Jetzt musst ich ihn einbremsen. So sachte wie möglich drückte ich ihn von mir weg: "Hooo, langsam! So schnell bin ich nicht aus der Welt und ich werde auch nicht ewig weg sein!"

"Aber ich weiß, dass Teo... nicht, dass...."

Ich würgte Baldwin nun etwas forscher ab, als ich wollte: "Wir wissen nicht, was passiert ist und ich werde mich bestimmt nicht in Luft auflösen. Freunde von meinem Lehrmeister werden da sein, die wissen, wie man auf sich und andere aufpasst. Nichts wird geschehen, verstehst du?"

Dass ich mir das gleich selbst damit einredete, ließ ich unter den Tisch fallen. Ich fürchtete mich davor, den gleichen Problemen entgegen zu laufen, die Teo mit seinen Begleitern gehabt haben konnten. Mich gruselte es davor, in eine politische Angelegenheit hineinzugeraten, und es gefiel mir noch weniger, dass eventuell Baldwin dazu verdonnert wurde, in die Familie von Sonnenfels einzuheiraten.

Aber für meine Familie hatte ich sehr schnell gelernt, meinen Widerwillen und meine Launen unter einen Teppich der Gleichgültigkeit zu kehren. Und so griff ich das wieder auf, obwohl ich es eigentlich ablegen hatte wollen.

"Du bist wirklich überzeugt davon, dass das alles gut wird?", fragte mich Baldwin glatt noch einmal.

Und ich konnte nicht anders als das zu bestätigen: "Natürlich! Wir sind gut vorbereitet bis es losgeht, haben erfahrene Kameraden mit und die Route ist auch keine Unbekannte. Wir wissen, dass es potentiell Probleme geben könnte und somit kann man uns auch nicht überraschen."

Eigentlich war ich immer überzeugt davon, dass Baldwin derjenige von uns fünf war, der mit der Welt einfach und unkompliziert umgehen konnte. Dass dem nicht so war, schlug mir nun als kalte Realität frontal entgegen.

Im Anflug von Planlosigkeit beschloss ich dann einfach, meinen Bruder in ein Gespräch über seine Ausbildung beim Berater vom Lord zu verwickeln - egal wie wenig es mich interessierte. Käme mir heutzutage in der Form nicht mehr in den Sinn, aber mit Sechzehn war ich halt besser im Lügen als darin, mich den Dingen zu stellen.

Es funktionierte mehr schlecht als recht und ich musste mir eingestehen, dass ich keine Ahnung hatte, was ich genau tat. Aber Baldwin beruhigte sich bald wieder. Allerdings hatte er eine bitte: "Kann ich die Nacht vielleicht noch ein einziges Mal mit dir verbringen?"

"Aber klar! Nur weil wir jetzt getrennt wohnen heißt das nicht, dass wir alte Gewohnheiten vollständig ablegen müssen. Es muss auch nicht das letzte mal sein!", da kroch jetzt doch der Widerstand hoch, den mir Al versuchte, einzutrichtern.

Und er verließ das Zimmer gar nicht mehr.

Baldwin schlief schon bald tief und fest, teilweise sogar schnurrend, während ich ruhelos, aber immerhin inzwischen von Kopfschmerzen befreit im übergroßen Bett lag und mir Gedanken machte.

Irgendwo im Hinterkopf tadelte mich eine Stimme, dass ich ein schlechter Einfluss sei und meine Geschwister wegen mir ihre Disziplin über Bord warfen. Aber langsam beschlich mich das Gefühl, dass sie das brauchten.

Selbst hatte ich meine Balance gefunden, so meinte ich. Und doch machte ich mir mehr Sorgen als jemals zuvor. Selbst Teo hatte mir wenigster Kummer bereitet als die Situation jetzt.

Jetzt hatte ich, was ich wollte. Ich konnte mich unabhängig entwickeln, konnte auf eigenen Pfoten stehen und eigene Entscheidungen treffen. Und genau das war nun das, was Baldwin nun Probleme bereitete. Jetzt führte ihn nur mehr sein Lehrherr und das war bei weitem nicht mit zu Hause zu vergleichen.

Irgendwann verlor ich mich dann aber doch in meinen Gedankenkreisen und schlief ein.

Wie auch immer das zustande kam, ich war auf jeden Fall vor Baldwin wach. Wobei das meinen Zustand gar nicht wirklich beschrieb.

Ich fühlte mich irgendwie Elend, aber nicht mehr auf körperlicher Ebene. Ich stellte irgendwie gerade alles gleichzeitig in Frage. Vergangenes, Gegenwärtiges und eventuelle Zukunftspläne.

Lange war ich damit aber nicht alleine, denn mein Bruder wurde dann doch auch munter und motivierte mich dazu, mich mit ihm gemeinsam fürs Frühstück herzurichten. Auch, wenn er selbst nicht großartig frisch aussah.

Da ich mich hier absolut nicht auskannte, war mir das mehr als nur recht.

Wir fanden uns nicht viel später wieder im Speisesaal ein, wobei wir die letzten waren. Doch noch hatte niemand nach uns geschickt, also waren wir pünktlich genug.

Wir nahmen die Plätzen des Vortages ein und grüßten freundlich in die Runde. Keiner von uns wollte einräumen, dass wir nicht fit waren.

Das Essen fiel unerwartet still aus. Allerdings war es dann Lord Rikhard gleich selbst, der nach dem Abservieren was zu sagen hatte. "Ich habe noch einmal über die Angelegenheit nachgedacht."

Fidelis zeigte sich sofort skeptisch: "Du wirst es dir wohl doch nicht nochmal anders überlegt haben, oder?"

"Nur in einem Punkt: Ich will das Schwert zwar gefunden wissen, es aber nicht hier haben. Zu viel Unheil hat es über das Schloss gebracht und somit über meine Familie. Außer natürlich, ihr findet einen Weg, den Fluch zu brechen, der Scheinbar auf dieser Waffe liegt. Es muss schon ein Werk von finsteren Mächten sein, die hier gewirkt haben, anders kann ich mir die Dinge nicht erklären!"

Darüber war ich nicht gerade erfreut, denn denn das setzte den Bedenken von Baldwin noch einmal eins drauf.

Fidelis nahm es gelassener: "Also wäre es am klügsten, Amadeos Schwert tatsächlich zuerst zum Tempel zu bringen, um es unschädlich zu machen. Das sollte ja nicht die Herausforderung darstellen. Schwerer wird es sowieso, die Waffe überhaupt zu finden. Aber ich bin zuversichtlich, dass das machbar ist."

Das hieß für mich nun, dass sich meine Rückkehr in die Stadt dann noch einmal verzögerte. Das wurde irgendwie partout nicht besser aus meiner Warte - und das obwohl ich schon immer auf ein Abenteuer wollte. Der Zeitpunkt war etwas unpassend für meine derzeitige Lage.

Der Lord von Sonnenfels sah zufrieden aus: "Ausgezeichnet. Sofern ihr Erfolg habt und mir das Schwert fluchtbereit übergeben könnte, habe ich noch viele weitere Angelegenheiten, für die ich Reisebereitschaft durchweg zu schätzen wüsste."

"Aber mit dem größten Vergnügen!" Natürlich gefiel das meinem Lehrherren, denn genau das hatte er sich erhofft.

Rikhard erhob sich und winkte uns mit sich: "Kommt mal kurz mit. Ich werde euch ein Schriftstück anfertigen, mit dem es euch leicht fallen sollte, bei all meinen Alliierten schnell und einfach Unterstützung zu bekommen. Das macht bedeutend mehr Sinn als ein paar Motten in die Welt zu schicken."

Dass er nur Fidelis und mich meinte, merkte ich erst, als Baldwin, sein Lehrherr - der mir noch immer nicht vorgestellt worden war - und die beiden Ladys nicht mitkamen.

Irgendwie kam mir vor, als ob sowieso nur der Hausherr was zu sagen hatte und sonst absolut niemand. Da ging es bei mir zu Hause ja prompt noch auf Augenhöhe zu. Ich verstand nun aber auch, warum Al von mir wollte, dass ich aufhörte, mir zu viel vorschreiben zu lassen.

Das Arbeitszimmer, in das wir geführt wurden, war vollgestopft mit Büchern, Karten und Schriftrollen. Es sah also eindeutig danach aus, dass Lord Rikhard hier viel recherchiert hätte.

Der korpulente, aber vornehme Kater setzte sich nun sogleich hinter seinen Schreibtisch und zückte einen Bogen, Feder, Tinte, Wachs und Siegel.

"Ich empfehle euch, im Fort gleich nach Hauptmann Kassander zu fragen. Er versucht das beste aus der Lage dort zu machen und kennt sich am besten aus. Wenn ihr könnt, findet mir doch bitte heraus, was diese ganzen Probleme in diesem Landstrich macht und meldet das bitte Lord Lordan von Bergruh."

Irgendwas klingelt da beim Namen Lordan. Irgendwas Vertrautes, aber dann irgendwie nicht.

Fidelis schien mich bereits gut lesen zu können, denn er fragte: "Schon mal Kontakt gehabt?"

Ich nickte grübelnd. War das in Sidricks Theorie-Unterricht zur Politik gewesen?

Doch auch Lord Rikhard schien kurz zu überlegen. Ihm kam es dann: "Moment! Ich erinnere mich da an etwas... Ist das nicht der Bruder von Lord Lothar?"

'Onkel Lordan?', grübelte ich. Ja, das konnte durchwegs sein. Allerdings fiel mir auch gleich ein, was ich damit verband: "Das ist nicht unwahrscheinlich. Mein Vater ist aber nicht allzu gut auf ihn zu sprechen, beziehungsweise wollte er nie über ihn sprechen und ich habe ihn daher auch nie kennengelernt. Ich weiß nur nicht weshalb."

"Dann wird es vielleicht Zeit, einen familiären Besuch abzustatten und mal vorstellig zu werden... Es würde in diesem Zusammenhang sicher gut sein, Alliierte zu gewinnen, sollte die Suche nach Amadeos Klinge nicht von Erfolg gekrönt sein.", klinkte sich mein Lehrherr ein.

Und jetzt wurde das ganze auch noch familiär. Noch persönlicher konnte die Angelegenheit nun wirklich nicht mehr ausfallen. Dabei wollte ich das so gar nicht! Außerdem fürchtete ich, Papa auf die Pfoten zu treten, wenn ich mich zu viel damit befasste. Teos damaliges Verschwinden auf der Route war schon genug Stein im Magen, aus meiner Warte. Und ich fühlte mich bei weitem nicht Erwachsen genug, um damit richtig umgehen zu können.

Fidelis schenkte mir allerdings nun ein aufmunterndes Lächeln und Lord Rikhard befasste sich auch gerade mit dem Schrieb. Damit bekam ich Zeit, die Sache wieder in den Hintergrund zu schieben.

So konnte ich dann auch beobachten, wie der Lord von Sonnenfels sein Siegel aufsetzte und die Schriftrolle in eine Schutzhülle schob. Diese händigte er Fidelis aus. "Wann werdet ihr aufbrechen?"

"Ich werde meine Freunde so rasch wie möglich kontaktieren und einen Treffpunkt für einen baldigen Aufbruch vereinbaren. Und dann sind wir auch schon unterwegs.", versicherte mein Lehrherr.

Rikhard wirkte zufrieden. "Bestens. Und sorgt Euch nicht um das Finanzielle, sollte da was aufkommen. Das lässt sich alles in meinem Schrieb finden."

"Mit bestem Dank!", zelebrierte Fidelis, "Du wirst bestimmt nicht enttäuscht sein!"

"Du hast mir schon einmal einen so großen Gefallen getan und das Problem gelöst, du schaffst das wieder."

Die beiden Kater begannen über die alte Zeit zu sinnieren, woraufhin ich mich irgendwie versuchte, auszuklinken. Nicht, dass es nicht spannend war, aber ich hatte mich mit meinen eigenen Problemen zu befassen.

Mein Blick wanderte dabei so ziellos durch den Raum und ehe ich mich versah, wanderte ich durch die unzähligen Dokumente, die aber alle meine Aufmerksamkeit nicht für sich gewinnen konnten.

Anders wiederum war es bei einer Bewegung am Fenster. Dort flatterte ein Wesen mit acht Beinen, das ich schon mal gesehen hatte. Er sah auch wie der Käfer in Margeds Küche!

Skeptisch betrachtete ich ihn, wollte ihn aber partout nicht hereinlassen. Das hätte zu viel Aufmerksamkeit erregen und die wollte ich vermeiden.

Er wirkte aber diesmal total unauffällig. Weder leuchtete er, noch machte er Radau. Und ehe ich mich versah, war er auch schon wieder weg.

Irgendwie fühlte ich mich entsprechend wieder einmal verfolgt.

Die Stimme von Lord Rikhard brachte mich wieder ins hier und jetzt zurück. "Dann werde ich euch wohl nun ziehen lassen. Gibt es noch etwas, was ich jetzt für euch tun kann?"

Sogleich fiel mir etwas ein: "Ich würde mich noch schnell mit meinem Bruder unterhalten wollen...."

Es war meine letzte Chance für eine ganze Weile, zumindest ein paar Dinge zu richten.

"Aber natürlich! Nimm ihn beiseite.", wurde mir das gewährt, bevor wir dann verabschiedet wurden.

Weit hatte ich es dann auch nicht, denn Baldwin stand bereits Pfoten-ringend vor der Türe.

"Ich schaue, ob Al und Cynthia bereits da sind. Komm dann einfach in den Hof, wenn du soweit bist.", bat mich Fidelis, wobei er definitiv nicht wirkte, als ob wir es eilig hätten.

Ich nickte. "Ich werde dann runter kommen."

Zufrieden ließ uns mein Lehrherr alleine, wobei mich Baldwin mit sich winkte. Ich folgte ihm einfach.

Es ging in einen Gang, von dem aus eine Türe auf einen kleinen Balkon führte.

Von hier aus sah man Sonnenfels, das namens-treu in goldenes Licht getaucht daliegt.

Ein paar Momente schwiegen wir dann fing Baldwin an: "Du bist mit Grüßen von Damir, Cosi und Doxi gekommen. Wie geht es ihnen?"

"Ich befürchte, dass du das besser einschätzen könntest, als ich... Die Stimmung war auch zuletzt etwas verhaltener. Jeder beginnt, seine Sozialkreise zu erweitern. Und irgendwie entwickelt sich alles auseinander... Wie schaffst du es immer, es allen Recht zu machen?" Okay, ich gestehe, es war nicht die beste Frage, aber vielleicht wusste Baldwin, was ich meinte.

Mein Bruder überlegte tatsächlich ein wenig und meinte dann: "Stehst du mal wieder im Kreuzfeuer?" Meine Frage beantwortete er nicht.

Ich grinste verlegen: "So kann man das auch nennen. Fidelis und seine Gesellschaft unterscheidet sich so enorm von Cosis Freundeskreis, dass es sich wie ein Welten-wechsel anfühlt."

"Wo fühlst du dich wohler?"

"Also wohler eindeutig bei meinem Lehrherren. Es fühlt sich auch richtiger an... aber es trennt mich wieder von unseren Geschwistern. Ich bin einfach unfähig, da eine Mitte zu finden und verrenken will ich mich nicht mehr als nötig."

Baldwin schmunzelte: "Du wirkst um deinen Lehrmeister auch mehr als nur entspannt. Aber zurück zu deinem Problem... Eigentlich ist es einfach, solange man nett und höflich zu allen bleibt und einfach Streitpunkte erkennt und neutral behandelt." Er probierte es wohl doch mit dem Erklärten.

"Das tun leider nicht alle. Und ich kämpfe immer sehr damit, wenn andere diese Punkte frontal ansprechen und dann erwarten, dass ich ihnen zustimme auch noch."

"Wo wir wohl doch wieder beim Weltbild wären."

Ich sah meinen Bruder entgeistert an. "Damir und Doxi kommen damit eh gut klar. Cosima ist eigentlich mein derzeitiges Problem..."

Baldwin schüttelt den Kopf: "Ihr habt dauernd eure Schwierigkeiten."

"Dabei gebe ich mir doch Mühe... meistens..."

"Meistens?" Natürlich wurde ich gleich geneckt.

"Meistens. Manchmal hab ich keine Lust drauf."

Wir lachten nun beide.

Baldwin fragte dann aber noch: "Bis ich herausgefunden habe, was ich darf und was nicht... darf ich dir für unsere Geschwister Post mitgeben? Ich hab alle Briefe schon geschrieben, mich nur nicht getraut, mit der Schlosspost mitzuschicken."

"Natürlich. Nur her damit. Mich stören solche Botengänge überhaupt nicht.", akzeptierte ich den Auftrag sogleich.

Und mein Bruder war glücklich. "Sehr gut!"

Wir holten zusammen noch schnell die Post, die ich ins Gepäck zu meinem Notizbuch dazu gab, bevor wir uns dann doch verabschieden mussten. Natürlich nicht ohne das versprechen, uns weiterhin um Kontakt zu bemühen.

Und dann waren wir auch schon wieder am Schiff, wo Cynthia und Al best-gelaunt auf Fidelis und mich warteten.

Jetzt musste ich also nur mehr die Schifffahrt überstehen.


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