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6. Pläne und Vorbereitungen

Für mich war dieser Tag ungewöhnlich ereignisreich gewesen. Definitiv nicht im negativen Sinne. Auch wenn mir der leuchtende Käfer etwas Sorgen bereitete. Dann aber streifte mich der Gedanke, dass mir noch nie etwas passiert war, wenn ich solche Dinge wie Schattenpfoten oder rote Augen gesehen hatte. Es war immer um jemand anderen gegangen. Es war, als ob mich Tatzentod warnen...

Nein! Den Gedanken wollte ich nicht weiter aufgreifen. Ich interpretierte zu viel rein und ich fantasierte. Es konnte, durfte nicht anders sein. Wie sollte ich das sonst jemals jemandem erklären?

"Was ist denn los, mein Junge? Du wirkst heute abgelenkt. Wie war denn dein Besuch in der Stadt?" Fidelis Stimme riss mich aus meinem mentalen Chaos heraus.

Um irgendwas zu sagen, berichtete ich einfach: "Ich hab einen meiner Brüder und einen Altersgenossen aus dem Tempel getroffen. Das war sehr nett."

"Ah, bereits dabei die ersten Freunde hier zu finden. Ich wusste, du lebst dich schnell ein. Generell aber empfehle ich dir, die Stadt nicht zu sehr gewöhnt zu werden."

Ich sah Fidelis überrascht an und versuchte vergebens, daraus schlau zu werden. Daher musste ich fragen: "Es steht eine Reise an?"

Mein Lehrherr lachte, Cynthia und Al stimmten mit ein. Ich lächelte verlegen und glaubte, irgendwo nicht informiert worden zu sein.

"Du schuldest mir ein Bier, Boss! Ich hab dir gesagt, dass der Kleine es noch nicht kapiert hat!"

"Warst du denn deutlich genug?", hinterfragte die weiße Seefahrerin.

Fidelis gab keine Antwort, weshalb Al kommentierte: "Ne, er hat wirklich geglaubt, dass sich der Kleine wirklich an was erinnern kann!

"Kommt, ihr habt ihn da total abgefüllt! Das kann er doch unmöglich gewohnt sein!" Cynthia schüttelte den Kopf.

Okay, ich hatte nun wenigstens eine Ahnung, was ich verpasst haben könnte.

Fidelis gluckste herum: "Das war vielleicht nicht die beste Idee! Aber sie hat funktioniert! Ich habe erfahren, was ich wissen wollte!"

Jetzt wurde es mir langsam unangenehm, denn ich hatte wirklich keine Ahnung, was an dem Abend Thema gewesen war. "Und was heißt das nun für mich?" Ich musste jetzt einfach fragen.

Al ist schneller als sein Boss und wirf hin: "Dass du, Kleiner, meinen Boss die Chance auf seinen sehnlichst gewünschten Quell der Jugend gegeben hast."

Fidelis lacht nun selbst etwas verlegen: "Ja, ich gebe zu, dass ich mich alt fühle! Und ja, ich will nicht in der Stadt zum Greis werden. Du...", er deutet auf mich, "willst nicht hinter dem Schreibtisch kleben! Du hinterlässt mir sicher eine zuverlässige Buchhaltung und ein sauberes Büro, aber das ist nicht das, was ich mir eigentlich immer vorgestellt habe!" Er wurde ernst.

Cynthia trank ihren Krug leer und schob mir meinen nochmal zu, da ich ihn vergessen hatte. Ich griff allerdings eher zaghaft zu, da ich mich doch sehr gerne an das Gespräch diesmal erinnern können wollte.

Da meinte die Weiße neckend: "Soweit ich mich schon erinnern kann, geht das schon so. Es gibt glaub ich keine Geschäftsreise, die jemals jemand anderes zu dir machen musste, Fidel. Du bist immer gleich hin und warst fast nicht mehr nach Hause zu bekommen!"

"Also geht es auf eine Geschäftsreise?" Das klang ja schon mal nicht schlecht und ein wenig kroch die Neugier in mir hervor, gepaart mit ein wenig Vorfreude.

Fidelis ließ seinen Krug auf den Tisch krachen und brüllte triumphierend: "Besser! Wir gehen auf ein Abenteuer! Ich hab seit der großen Belagerung nichts mehr spannendes erlebt!"

Die anderen Gäste sahen irritiert zu uns, lachten und applaudierten dann.

Da dämmerte es mir und beinahe schlagartig fiel mir ein, womit ich den Namen Silberklaue original verbunden hatte. "Aber natürlich! Ich hab doch schon von dir gehört! Du bist doch einer der größten Helden von Sonnenfels!", rutschte es mir heraus.

Das begeisterte den wuchtigen Tiger. "Sprich, was erzählt man sich über mich außerhalb der Stadt!"

Ich erläuterte daher sofort, sehr erregt: "Du und deine Freunde, ihr habt doch als kleine Gruppe die Belagerung von Schloss Sonnenfels durch eine Piratenbande vereitelt! Du warst... ich glaub Waffenmeister damals und der Landherr war noch recht frisch an der Macht! Du hast das Kommando übernommen und das ganze Schloss so organisiert, dass die Piraten ausgejagt werden konnten!"

Al grölte: "Oha, du bist ja auch nüchtern so drauf, wenn er aufgeregt ist! Marged, wir brauchen hier Nachschub!"

Im Hintergrund rief wer: "Hehe, der Großartige Fidelis geht mal wieder auf ein Abenteuer! Dass ich das nochmal erleben darf!"

Immer mehr Katzen kamen zum Tisch und fragten Fidelis nach seinem Vorhaben.

Schließlich rückte Fidelis mit der Information raus: "Ich werde das legendäre Schwert von Amadeo finden und wenn es das letzte ist, was ich in meinem Alter tun werde!"

Jetzt erst fiel mir auf, dass nicht nur Cynthia bereits vorgeglüht hatte, sondern schon wieder meine ganze Runde.

Ich ließ nun erst recht die Pfoten von dem Gebräu.

Marged brachte dann doch eine Runde und wirkte sogar zufrieden, als ich Nachschub ablehnte. Ich lernte immerhin aus meinen Fehlern.

Die Stimmung war nun am Höhepunkt. Und es wunderte mich, dass es meine eigene nicht war.

Auf ein Abenteuer wollte ich ja doch schon immer.

Ganz behagte es mir aber nicht, dass wir am Tisch umringt wurden, daher versuchte ich mich mit ein paar Gedanken über das Ziel meines Lehrmeisters.

Wenn er Amadeo als sein Vorbild gewählt hatte - ja, auch diese Geschichte kannte ich - dann war ich ausnahmsweise nun wirklich schlauer als vorher. Es machte nun Sinn, dass ich von A bis Z ausgetestet worden war. Vor allem wurde mir klar, dass es nie um meine Arbeitsmoral gegangen war, sondern um die Bereitschaft, was Neues auszuprobieren und mich auf die Dinge einzulassen! Auch wenn ich mir dabei die Pfoten schmutzig machte oder Kisten schleppte.

Ich sah auch ein paar Haken am geplanten Unterfangen, auf seiner und auf meiner Seite. Doch es war gerade der falsche Ort und die falsche Zeit, um meinen feiernden Lehrmeister jetzt darauf anzusprechen. Also ließ ich ihn einfach und hielt mich sogar vornehm zurück.

Die nächste Chance, mit Fidelis etwas neutraler über die Angelegenheit zu sprechen, bekam ich dann gleich am nächsten Tag am Frühstückstisch. Pollyanna, Fidelis dauernd abweisende Hausmeisterin und Köchin, versorgte uns wie jeden Tag bereits mit dem Besten.

Auf mich wirkte sie irgendwie zwiegespalten. Einerseits war das Haus blitzblank und das Essen vorzüglich. Andererseits mied sie mich, soweit sie auch nur konnte. Vermutlich war sie sogar froh darüber, dass ich eigentlich nur zum Schlafen da war. Ich musste wohl damit leben, dass sie mich nicht mochte.

"Also... zu gestern... Amadeos Klinge ist ja schon ewig alt und keiner weiß, wo es sein könnte. Hast du denn eine Spur gefunden, der wir folgen können?", griff ich das Thema aktiv auf.

Fidelis strahlte mich an: "Wohl dein Element, mhm? Nein, daher möchte ich die Situation evaluieren. Das wird gleich einmal deine erste Lektion zum Thema Abenteuer." Ich nickte dazwischen. "Also, zum ersten, fangen wir trotz allem nicht bei null an. Null heißt, dass wir von der Pike auf alles neu erlernen müssen. Und das ist so gut wie nie nötig. Du hast zum Beispiel von der Legende über Amadeos Klinge bereits gehört. Erzähl mir also deine Version."

Dem konnte ich folgen, also holte ich dann aus: "Zu Zeiten von Lord Heddrik von Sonnenfels war gerade Wirtschaftsumbruch. Ich glaube, er hat die ersten ausländischen Verhandlungen überhaupt geführt und auch andere Völker in sein Land eingeladen. Dafür hat er sogar den Hafen ausbuchen lassen..."

Fidelis nickte und schob sich einen Bissen in den Mund. Ich fuhr nach ein paar Happen auch fort: "Wie es zu erwarten war, gefiel das vor allem dem Kleinadel nicht und so belagerten sie den Hafen mit ihren Söldnern. Der Landherr jedoch hatte keine wirkliche Lust darauf, sich damit auseinanderzusetzen und ließ die Tempelritter auf die Söldnertruppe los. Das passte den Adeligen gleich noch weniger und so schickten sie jemanden los, um Lord Heddrik aus dem Weg zu räumen. Und hier kam Amadeo ins Spiel. Als Sohn eines Adeligen hatte er die Gelegenheit gehabt, von den Plänen zu erfahren. Doch seine Loyalität gehörte dem Landherren. Dieser wollte davon aber nichts hören und so war er auf sich selbst gestellt. So wandte er sich an eine... Ich glaube Hexe würde man heute zu ihr sagen. Sie wohnt, so erzählt man sich, noch heute an der Südküste... Wie das gehen soll, weiß ich nicht. Auch nicht, wie er von ihr erfahren hat oder wie sie zum Schwert kam. Auf jeden Fall musste er versprechen, das Schwert nach getaner Arbeit zurückzugeben. Amadeo willigte ein, tötete mit dem Schwert den Assassinen und wurde als Held gefeiert."

Ich trank einen Schluck Tee und überdachte die Geschichte. Mir wollte aber partout der Teil mit der Hexe nicht genauer einfallen.

Auch mein Lehrherr bemerkte nun: "Du weißt offenbar auch nicht, ob Amadeo das Schwert zurückgegeben hat. Fällt dir sonst noch was ein?"

Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Aber Fidelis hatte recht. Die Information besaß ich nicht. Daher suchte ich noch krampfhaft nach weiteren Details. Eines wollte mir dann doch noch einfallen: "Ich meine, gehört zu haben, dass das Amadeos einzige Heldentat gewesen war."

Der Hausherr bestätigte: "Er wurde sogar mit seiner eigenen Klinge getötet."

"Was heißt, dass er das Schwert entweder noch gehabt hat oder noch jemand die Waffe von der Hexe bekommen haben musste. Mhm... es wäre sogar möglich, dass er beim Versuch, es zurückzubringen, überfallen und getötet wurde. So viele Möglichkeiten."

"Das heißt, der letzte Stand der Dinge ist, dass das Schwert in den Händen eines Fremden war. Tatsächlich also können wir nur prüfen, ob das Schwester jemals das Schloss verlassen hat. Womit wir unseren Startort für die Recherche gefunden hätten."

Ich sah ihn entgeistert an. "Du willst wirklich den Landherren danach fragen?"

"Natürlich. Lord Rikhard ist ein Nachfahre von Lord Heddrik und ich bin gut Freund von seiner Lordschaft."

"Einer meiner Brüder, Baldwin, lernt bei einem seiner Berater. Es würde gelegen kommen...", wurde ich etwas zaghafter. Mir gefiel der Gedanke nicht, schon wieder in vornehme Gesellschaft zu geraten. Nachdem ich aber Damir begegnet war und mich daran erinnert hatte, dass ihm der Kontakt zu unseren Geschwistern wichtig war, musste ich es als Chance sehen.

"Dann ist es beschlossene Sache! Ich werde noch heute um eine Audienz bitten! Vielleicht kriegen wir ja sogar bis zum Abend Antwort." Für Fidelis war damit alles geklärt, denn er leerte den Teller und sein Glas, bevor er sofort aufsprang.

Ich beeilte mich, um zu folgen. Schnell machte ich mir eine mentale Notiz, meine Geschwister aufzusuchen und ihnen vom geplanten Besuch zu berichten. Auch Lean musste ich über die Entwicklung informieren. Immerhin ließ ich ihn schon nach nur kurzer Zeit wieder ganz allein hier. Das gefiel mir nicht und vermutlich war es auch das, was meine Abenteuerlust trübte. Aber ich konnte nicht viel daran ändern.

Als ich aufgeschlossen hatte, durfte ich dann gleich noch einmal umdrehen, weil Fidelis mich mein Geld holen schickte. Papa hatte darauf bestanden, uns bestens zu bestücken, was gerade zugutekam.

Erst, als ich Fidelis wieder eingeholt hatte, bekam ich meine Erklärung:

"Das Wichtigste, wenn man auf Abenteuer geht, ist die richtige Ausrüstung! Daher möchte ich nun, dass du dir eine Tasche zusammenstellst mit Dingen, die du auf einer Reise immer bei Hand brauchst und sie daher nicht in den Reiserucksack stecken möchtest. Ich werde dasselbe für mich tun. Wir treffen uns dann genau hier wieder und reden darüber. Also, auf, auf! Du bist liquide?"

Ich bejahte die letzte Frage zumindest, war aber alles, nur nicht überzeugt. Ich war noch nie in der Position gewesen, für mich selbst einzukaufen. Und dies bei so einem großen Angebot.

Fidelis merkte das und wies explizit darauf hin: "Das ist übrigens kein Test, wenn es das ist, was dir Sorgen macht. Ich möchte lediglich wissen, wie du denkst, wenn du solche Entscheidungen allein triffst, und nichts verrät jemanden mehr als den Inhalt einer Tasche..."

Diesmal nickte ich das als Gesamtpaket ab. Wenigstens durfte ich diesmal bei seinem Versuch, mich näher kennen zu lernen nüchtern sein. Fortschritt...

Und somit teilten wir uns bereits auf der Tempelstraße auf.

Hurra!

Wenn der Ausflug nämlich jetzt eines war, dann tatsächlich mein absoluter Horror.

Jeder wollte meine Aufmerksamkeit auf die Waren richten, jeder wollte mir etwas andrehen und jeder hatte dafür fabelhafte Argumente. Das war ja schrecklich.

Ich konnte nun darüber philosophieren und nachdenken, was ich tatsächlich immer bei Hand haben wollte. Als erstes scheiterte ich schon mal daran, dass ich mir meine eigenen, gedanklichen Aufzählungen schon nicht merkte.

Also schaffte ich mir gleich einmal ein Notizbuch und verschiedene Stifte an. Dann machte ich mir eine Liste von nötigem Equipment bei Hand.

Tasche, Geldbeutel, Brotbeutel, Notizbuch, Stifte, ein größeres Tuch, eine Wasserflasche... Meine Gedanken kreisten um das Thema. Dabei übersah ich prompt, dass mich Lean offenbar aus der Masse heraus entdeckt hatte und auf mich zuhielt.

Dem entsprechend lief ich in ihn rein, als ich mich ohne zu schauen weiterbewegte.

"Uff!", raunzte der Magier, der offenbar weniger standfest war als ich und zurücktaumelte.

Damit hatte er meine Aufmerksamkeit: "Oh, Lean! Das tut mir leid... ich war etwas in Gedanken."

Mein Kamerad lachte verlegen und meinte: "Nein, mir tut es leid. Ich hätte auch schauen können. Ich bin sowieso so ungeschickt. Das hätte ich vermutlich auch so geschafft. Was schreibst du da?"

Ich folgte seinem Blick auf das Notizbuch: "Einkaufsliste." Dann fiel mir ein, dass ich ihm ja von der Sache erzählen wollte: "Es gibt da sowieso auch etwas, was du wissen solltest. Also ist es gut, dass wir uns sehen."

"Ist es was Schlimmes?"

Ich schüttelte den Kopf, hielt dann aber inne und machte eine hilflose Geste: "Liegt im Auge des Betrachters."

"Ich bin ganz Ohr."

"Ich bin fürs erste doch nicht so lange hier, wie ich gedacht habe."

Die Enttäuschung stand Oleander ins Gesicht geschrieben und beinahe sofort bemühte ich mich m Klarstellung: "Mein Lehrmeister nimmt mich mit auf eine Reise... aber noch nicht allzu schnell. Es steht noch kein Datum fest. Und ich komme auf jeden Fall wieder! Ich würde sogar schreiben, wenn ich wo bin, wo ein Postamt ist."

Das war zumindest das, was ich mir von Teo gewünscht hätte.

"Das würde mich freuen." Lean schien kurz zu denken, dann auf einmal trippelte er am Strand und rieb sich die Pfoten. "Dann muss ich dir noch ein paar Leute vorstellen!"

Ich bremste ihn ein: "Ich muss erst einkaufen und dann Fidelis treffen. Ich kann nicht einfach so weg!"

Mein Kamerad winkte ab: "Du musst gar nicht weg von hier. Meine Mutter und mein Leidensgenosse... eh, Freund... Sie sind gar nicht so weit weg. Ich komm einfach mit und wenn wir in der Nähe sind, machen wir einen kurzen Abstecher, okay?"

Ich erinnerte mich an den Morgen meines zwölften Geburtstags. Da war ich genauso aufgedreht. Nur war ich enttäuscht worden und das wollte ich Lean ersparen. So willigte ich ein: "Okay, so können wir das machen."

"Großartig!" Er stockt und sieht sich um. "Was brauchst du denn alles?""

"Reiseutensilien... allerdings kompakt im ersten Schritt."

Ich beginne mich bei einem Stand umzusehen, der mir schon vorher ins Auge gestochen hatte.

Von Pergamentbögen über Hüllen, zu Federn und Kiel und Mappen für die Kartographie fand ich so ziemlich alles. Da kam mir auch der Gedanke, dass wichtige Dokumente nicht nass werden sollten. Also war die erste Anschaffung nach dem Notizbuch und einer Tasche eine wasserfeste Hülle.

Den Versuch, mir noch ein Fernrohr anzudrehen, konnte ich ausschlagen. Ich achtete lieber auf meine direkte Umgebung und weniger auf das in weiter Ferne.

Lean folgt mir die ganze Zeit einfach und beginnt nebenbei über seinen gestrigen Abend zu schwatzen.

Als wir dann den Sonnplatz erreichten, winkte mich Lean mit sich. "Ich stell dir jetzt meine Mama vor! Sie macht den perfekten Snack! Jause hast du auf der Liste?", und steuerten auf einen Imbisstand zu, der mir doch schon vertraut war. Das war die Dame mit ihren Knusperkissen und dem Kaffee.

"Das ist deine Mutter?!", entschlüpfte es mir prompt. Die wertgeschätzte Katze hatte mich ja ziemlich auf den Arm genommen.

Seine Frage vergaß ich.

Da reagierte die Köchin auch schon und würgte uns beide ab: "Ach! Wieso überrascht es mich nicht, dass mein kleiner Lean gerade mit dir wieder auftaucht?"

Das junge Zauberer kichert neben mir: "Okay, ich muss euch wohl nicht mehr miteinander bekannt machen... Oder doch?"

"Ich kann mich nicht an einen Namen erinnern.", kommentierte die stämmige Dame und reichte mir die Pfote: "Mama Anjette! Für dich auch Tantchen, mein Junge! Seit Titus bist du der zweite, der sich auf meinen Sohn freiwillig eingelassen hat."

"Abraxas.", stellte ich mich auch gleich vor und wandte mich dann an Lean: "Ist Titus dein sogenannter Leidensgenosse?"

"Ich hätte mit der Ratte ja etwas mehr Mitleid, wenn sie nicht so ein Langfinger wäre!", kommentierte Anjette.

Ich legte den Kopf schief. "Eine kleptomanische Ratte?" Damit fing ich jetzt so gar nichts an.

Lean winkt ab und flüstert: "Nein... Er ist eine Katze! Er gehört hier einer... Nun... Du weißt schon, die machen Dinge beruflich für Händler, die einander Konkurrenz machen... krumme Dinger, aber immer irgendwie legitim... oder es kommt keiner drauf. "

"Was soll das für ein Beruf sein?!" Ich konnte das jetzt aber so gar nicht verstehen.

Die Köchin fuchtelt mit dem Pfannenwender vor meiner Nase herum. "Du kommst wirklich aus dem hintersten Winkel des Katzenterritoriums. Was du hier in Sonnenfels siehst, ist nichts im Vergleich zur großen Hauptstadt oder den anderen großen Mischstädten."

Sie hatte meine Aufmerksamkeit: "Eine Großstadt möchte ich mir auf jeden Fall einmal ansehen!"

Lean sprang auf den Wagen auf: "Ich geh auf jeden Fall mit! Du und ich, wir werden bestimmt ein gutes Team! Und Titus nehmen wir auch mit! Der soll auch mal was anderes erleben. Nur er will nicht allein aufbrechen. Aber hey, er soll dir das selbst erzählen! Ich stelle ihn dir vor... Wenn ich ihn denn finde. Bis dahin kleb ich mich einfach an dich, ja! Bis später, Mama!"

Die Dame lachte und ich zuckte mit den Schultern. An das konnte ich mich gewöhnen.

Durch das Gedränge setzte ich meine Runde fort.

Lean drängte mich zu den Jausen-Utensilien wie Brotbeutel und Feldflasche, was sich mit meiner Liste deckte. Geldbeutel hatte ich bereits einen, wenn auch nur einen Kleinen.

Aus dem großen Tuch wurde eine Art längerer Schal, denn alles andere war für meine Tasche und damit für die unbeschwerte Reise zu viel des Guten. So war es auch etwas universeller einsetzbar.

Das Thema Licht kam noch auf, wobei Lean mir von Leuchtzaubern aus der Dose berichtet. Das war mir aber zu fernab, um vertrauenerweckend zu klingen. Also wurde es eine Kerze und eine Schachtel Streichhölzer, wobei mir der Gebrauch im Testlauf nicht gelingen wollte. Mit Feuerstein und Zunder wollte ich nicht rumlaufen, da war mir der Vorschlag eines Händlers gelegen gekommen.

Und somit hatte schließlich alles, was ich meinte zu brauchen.

Dem entsprechend marschierte ich nun mit Lean zurück zum Tempelplatz. Fidelis war prompt schon dort, also verabschiedete ich mich und dankte für die Gesellschaft.

"Na, wie war die Jagd nach der Ausrüstung?", empfing mich mein Lehrherr.

Ich schmunzelte: "Gar nicht so einfach... ich habe mir unglaublich schwer getan bei meiner Definition von notwendig. Da kam ich auf weniger, als ich mir vorstellen konnte und trotzdem wurde die Tasche schnell schwer oder zu voll für eine längere Reise."

Der wuchtige Tiger lacht. "Ich hab mehr Körperumfang als du! Also hab ich mich für Gürteltaschen entschieden!"

Ich fand Lachen gerade etwas unhöflich, auch wenn er selbst lachte, also lächelte ich einfach milde.

"Was würdest du als den wichtigsten Gegenstand bezeichnen, den du gekauft hast?"

"Klingt es verwerflich, wenn ich ein Notizbuch dafür in Betracht ziehe?"

"Nein, keineswegs!", versicherte mir Fidelis, "Es spricht für dich. Bei deiner Beobachtungsgabe, die ich in letzter Zeit mitbekommen habe, überrascht es mich nicht. Du kannst dir nicht alles merken. Außerdem ist das ein guter Hinweis auf etwaige Rollen, die du in einer Reisegruppe einnehmen kannst."

Natürlich wollte ich dann auch wissen: "Was ist deine Wahl?"

Amüsiert rieb er sich den Bauch: "Meine Brotdose natürlich! Ohne Snacks gehe ich nirgends hin!"

"Ich hab mich für Brotbeutel und Feldflasche entschieden...", ging ich auf das Thema ein.

"Mhm... der Hinweis ist gut, ich hab nur bis zum Flachmann gedacht!" Klang nach ihm, "Wir sollten aber schauen, ob ein Trinkschlauch nicht mehr Fassungsvermögen hat."

Ich zog das Notizbuch hervor und schrieb seine Rückmeldung mit.

"Wie handhaben wir das mit dem Thema Geld?", fragte ich dann, als ich meine bisherige Liste überflog.

"In einem stabilen Behälter ganz unten im Reiserucksack, hätte ich vorgeschlagen. Und ein bisschen was immer bei dir. Für Notfälle." Und wieder was notiert.

Auf Tücher oder ähnliches hatte Fidelis ganz verzichtet und er war interessiert an meiner Begründung. Ich nannte ihm diese als einerseits Transportschutz bei zerbrechlicherem gut, andererseits zum Trocknen und Einwickeln bei Feuchtigkeit.

Licht war ein Thema, an das wir beide Gedacht hatten. Mein Lehrherr zeigte mir schließlich ein Pulver, dass man mit Wasser zum Leuchten bringen konnte. Ein offenes Feuer hielt er für weniger sinnvoll, auch wenn er wiederum die Nutzung der Streichhölzer für ein Lagerfeuer nachvollziehen konnte.

"Eines hast du gänzlich ignoriert.", merkte er schließlich an. "Werkzeug und was Scharfes zum Schneiden. Du kannst in der Welt da draußen nicht alles mit Samtpfoten angreifen."

Ich beschloss, an etwas zu erinnern und dafür zog ich die Handschuhe aus, die ich eigentlich beständig trug. Die hatten eine klare Funktion bei mir - und die zeigte sich, als ich sie abgestreift hatte. Denn ich fuhr die Klauen aus, die ich gut gepflegt und scharf hielt.

Das überraschte den Kater mit großem Umfang. "Okay, vergiss das zum Schneiden auf jeden Fall... Ich hätte jetzt nicht erwartet, dass du dir die Krallen schärfst, statt stutzt. Daher die Handschuhe?"

Ich nickte. Daheim hatte ich lange üben müssen, um vor allem Sidrick daran zu hindern, mir da auf die Schliche zu kommen. Er und Papa hätten scharfe Krallen nie toleriert. Aber trotzdem musste ich Teo dafür danken, mich dazu bewegt zu haben, denn sie waren irgendwie praktisch.

Doch noch nicht praktisch genug, zumindest für Fidelis nicht. "Irgendwas zur Holzbearbeitung fehlt trotzdem noch... Such dir noch ein Schnitzmesser oder zumindest was Stabileres fürs Gelände."

Ich nickte und vergaß beim Zeigen noch die Schutzhüllen für die Dokumente, denn die hatten es nicht auf meine Liste geschafft gehab, sondern waren ein Spontankauf gewesen.

Wir debattierten noch ein bisschen, kamen aber auf keine weiteren Notwendigkeiten.

Ich wechselte daher das Thema: "Werden wir die einzigen zwei sein, die Reisen werden?"

"Aber nein! Sobald der Landherr unser Vorhaben goutiert, werde ich ein paar Freude dazu einladen, uns zu begleiten. Von ihnen kannst du auch eine Menge lernen."

Ich war begeistert: "Sind das die, die mit dir gemeinsam die Burg verteidigt haben?"

"Ganz recht! Das wird ein Spaß werden!"

Ich war sehr, sehr erfreut darüber und konnte es in der Hinsicht kaum erwarten. Doch wieder war es Lean, der die Freude trübte. Ich war Lehrling von Fidelis und damit hatte ich mich auch nach ihm zu richten.

Am Ende des Ausflugs begaben wir uns wieder zum Kontor, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Viel gab es dann aber doch nicht zu tun am Kontor, weshalb Al sich uns zu Mittag anschloss, um Essen zu gehen.

Der muskulöse Kater unterbreitete dabei den Vorschlag, sich um meine körperliche Fitness bemühen zu wollen. Oh, und das tat er dann auch.

Bis am Abend war ich einfach nur mehr müde und ausgelaugt, fühlte mich aber ansonsten nicht schlecht. Es würden noch mehr solche Einheiten folgen. Bootfahren, Laufen, Gewichte heben, nichts wollte er auslassen. Und mir tat es sehr, sehr gut.

Da damit mein Arbeitstag auch wieder rum war, hatte ich nun noch Zeit, meine Geschwister abzupassen, die sich am Tor der Villenstraße trafen. Zumindest hoffte ich, dass ich mich korrekt daran erinnerte.

Ich beeilte mich, weil die Sonne doch schon am Untergehen war und hatte Glück. Wir waren - bis auf Baldwin - sogar vollzählig.

"Du hättest wirklich früher bei uns vorbeischauen können!", tadelte mich Cosi, kaum, dass wir uns begrüßt hatten. Sie hatte ja Recht, aber trotzdem!

Da konnte ich mich nur noch einmal entschuldigen: "Tut mir leid. Hier vergeht die Zeit so schnell! Und ich bin mehr in den Stadtteilen um den Hafen herum unterwegs."

Doxi mischte sich prompt ein: "Da erwähnt Damir extra, dass Brax endlich einmal guter Dinge ist und du gibst dir sofort große Mühe, es wieder kaputt zu machen, bravo Cosi!"

Ich merkte sofort, dass Baldwin nicht hier war und erfuhr, dass er auch schon die längste Zeit abwesend war. Wenn er wo dabei war, waren die Töne nur selten rau geworden. Selbst untereinander.

"Wir sollten als Geschwister trotzdem nicht den Kontakt verlieren. Wenn schon Baldi außerhalb unserer Reichweite ist...", argumentierte Cosima.

Damir mengte sich ein. "Erstes, es ist erst eine Woche vergangen. Zweitens, Baldwin ist im Schloss und gar nicht so weit weg von uns. Und drittens, er wird bestimmt bald Kontakt zu uns aufnehmen. Wir kennen unseren Bruder doch alle."

Er und Doxi versuchten offenbar zu zweit die Lücke zu füllen, die Baldwin in der Geschwistergruppe hinterlassen zu haben schien. Doch wir würden dem selbst zu viert nicht gerecht werden, so fürchtete ich. Allerdings war ich auch in absehbarer Zeit mehr als nur eine Woche nicht hier. Doch ich wollte das gerade noch nicht ansprechen. Auch den vermutlich kommenden Besuch bei Baldwin ließ ich noch außen vor. Es war mir zu früh.

"Aber wir sind hier und jetzt beisammen. Das sollten wir nutzen." Da konnte ich unserem Bruder nur recht geben.

"Also, an was habt ihr heute gedacht?", hinterfragte ich.

Cosi hatte da schon eine Idee: "Es sollten heute Musikanten am Sonnplatz sein, die aufspielen. Das würde ich mir gerne ansehen."

War zwar nicht zwangsläufig mein Fall, aber es klang doch nicht so schlecht als Tagesaktivität. Daher nickte ich einfach mal, was auch meine Geschwister taten.

Dem entsprechend ging es zum Tempelplatz, von dort aus zur Tempelstraße, wo ich bereits die Musik vernehmen konnte. Sie klang dem, was wir von den reisenden Musikanten gewöhnt waren, sehr ähnlich, und doch irgendwie anders.

Ein wenig später schien es auch Cosi zu hören, denn sie raffte ihr Kleid und beeilte sich prompt, um möglichst schnell dort zu sein. Und wir anderen folgten ihr einfach nur amüsiert.

Die bereits wohl bekannte Fahne von verschiedensten Gerüchen lag in der Luft und lockte in alle Richtungen gleichermaßen.

Eine Holzbühne war aufgebaut worden und auf dieser standen acht Musikanten mit Instrumenten, die ich teilweise noch nie gesehen hatte. Auch meine Geschwister waren fasziniert.

Manche Paare tanzten um uns herum, andere schunkelten zufrieden den Kopf.

Dann auf einmal tippte Cosima uns an und winkte uns mit sich. Wir folgten einfach einmal.

Sie steuerte auf eine Dreiergruppe zu, die aus einem ernst schauenden Kater und zwei Katzen bestand. Alle drei waren Schneeweiß - und zwar wirklich makellos weiß.

Als die drei Cosima sahen, empfing 'Herr Ernst' uns: "Ah, Lady Cosima, diesmal mit ihren Geschwistern! Welch Ehre!" Er verbeugte sich leicht.

Nicht, dass ich es tatsächlich machen würde, aber ich hätte wirklich kotzen können. Das war jetzt der typische Kreis meiner vornehmen Schwester.

Bevor wir allerdings noch großartig zu etwas kamen, stellte er sich selbst: "Ich bin Gilbert.", und seine Schwestern: "Und das sind Gloria und Gisela."

Die zwei Damen knicksten allen Ernstes und ich fragte mich, weshalb unsere Gesellschaft so grausam auf Hierarchien herumritt.

Die Kleidung war sehr ähnlich - nämlich alle höchst elegant, in blau-weiß und mit Blumenmuster versehen. Diese Geschwister traten eindeutig als Einheit auf.

Cosima reagierte nun aber das gesprochene und stellte nun auch uns vor. "Baldwin fehlt leider. Aber er ist die meiste Zeit über auf Schloss Sonnenfels. Das ist nicht um die Ecke."

"Das ist bedauernswert. Aber Eure Gesellschaft möchten wir nun doch genießen. Ich würde mit dem nächsten Lied einen Tanz vorschlagen." Gilbert sprach wohl auch für seine Schwestern. Das konnten meine dankbarer Weise selbst.

"Mit dem größten Vergnügen.", ließ sich Cosi gleich darauf ein und ließ sich von ihm gleich zur Seite führen.

Damir, von dem ich wusste, dass er ein total untalentierter Tänzer war, sah verunsichert drein.

Doxi stieß ihn daraufhin an: "Das schaffst du schon. Nur zu." Sie war offenkundig froh, dem entkommen zu können.

Gloria hakte sich daraufhin bei ihm ein und zog ihn mit sich in dieselbe Richtung, in die auch ihr Bruder gegangen war.

Ich musste mich diesem Schicksal zwangsläufig ergeben. Cosi würde es mir niemals verzeihen, wenn ich abwinkte und gesellschaftlich war ich dann auch hier unten durch. Eine Wiederholung diesbezüglich wolle ich also doch verhindern.

So packte ich alles, was ich an Manieren aufbieten konnte, aus und reagierte aktiv. Mit einer galanten Verbeugung und der Frage: "Darf ich bitten?", wendete ich mich an Gisela, die zufrieden lächelnd annahm. Gemeinsam folgten wir der restlichen Geschwisterpartie.

Ich versuchte mich so rasch wie möglich an Sidricks Unterricht zu erinnern, den wir mit unseren Schwestern gehabt hatten. Doch mit einer anderen Dame war das gleich was anderes.

Doch Gisela schien angetan von meiner Mühe zu sein und sie entpuppte sich als willige Partnerin.

Wie es Damir ging, sah ich nicht, denn uns hatten sich mehrere Paare angeschlossen, weshalb ziemlich viel Bewegung vorherrschte.

Nach dem ersten Tanz bat Gisela um einen zweiten, während Damir und Gloria beschlossen, dass sie es doch sein ließen. Cosi und Gilbert schlossen sich uns nochmal an.

Nach der zweiten Runde aber zog mich Giesela zur Seite und hakte sich ein: "Lass uns doch ein wenig Spazieren gehen!", schlug sie vor.

Ich konnte da schwer nein sagen, denn noch immer hatte ich die Befürchtung, dass mir Cosi etwaige Fehltritte sehr übelnehmen würde. Und den Frieden wollte ich wahren.

Jetzt war ich zwar erst recht nicht mehr mit meinen Geschwistern unterwegs, aber ich hatte es immerhin nicht angezettelt.

Es wurde inzwischen Dunkle, doch einen Haufen Laternen beleuchteten die Straßen, weshalb nicht weniger los war als sonst.

Ein süßlicher Duft und lockte zu einem Geschäft mit offener Türe, auf dem groß: "Süße Träume" stand und ein Grummelndes Geräusch erregte meine Aufmerksamkeit.

"Hunger?", stellte ich amüsiert die Frage in den Raum. Giselas Magen war deutlich gewesen.

Sie ging überraschend nicht darauf ein und sah irgendwo ins nichts.

Ich hakte daher nochmal nach: "Möchtet du nichts zum Essen holen?"

"Meine Schwester meint, ich esse zu viel."

Daraufhin blieb ich stehen, hakte mich aus und wandte mich der Dame ganz zu: "Ich mag jetzt wie ein schlechter Einfluss klingen, aber wer Hunger hat, sollte essen. Es ist ja nicht so, als ob wir das zum reinen Vergnügen machen."

Zögern.

Ich verstand das nicht so recht und wünschte mir zum gefühlt hundertsten Mal Baldwin her.

Trotzdem ruderte ich sogleich zurück: "Aber das bleibt ganz dir überlassen."

Offenbar half das irgendwie. "Wenn wir es unseren Schwestern nicht sagen..."

"Kein Wort dazu wird von mir kommen. Und wenn was ist, schick sie zu mir. Ich geige denen dann meine Meinung." Al hatte sowieso gemeint, ich hätte zu wenig Ego und immer öfter hatte er mich dazu aufgefordert, klar und deutlich meine Meinung zu vertreten, wenn es nicht gerade absolut unpassend war. Sonst hätte ich so etwas nie gesagt. Doch ich sah Sinn darin, weshalb ich mich dem fügte, was mein Kollege von mir erwartete.

Noch immer zaghaft, aber jetzt zielstrebig, zog Gisela nun in eine bestimmte Richtung, auf ein Lokal zu.

Ich würde wohl nach Sitte und Brauch einfach einladen und das Beste aus der Sache machen.

Offenbar war die Entscheidung gut, denn die Dame, die genauso erst ihr erstes Jahr hier war, taute nach und nach auf. Besonders gut ging es dann, als wir den Hauptgang verspeist hatten und uns ein Dessert gönnten.

"...Gloria meint es gut mit mir, aber sie tut immer so, als ob sie ranghöher wäre. Aber da ist Gilbert ein schlechter Einfluss. Er tut so, als ob er Herr im Haus wäre, besonders jetzt, wo wir in einer anderen Stadt sind und unsere Eltern keinen Einfluss mehr haben.", berichtete sie.

"Dann hoffe ich, dass er Cosima nicht damit ansteckt. Ich möchte nicht mit ihr darüber streiten müssen. Ich lasse mir generell nur ungerne etwas Vorschreiben."

"Gilbert hat Gefallen an ihr gefunden. Wenn das so bleibt und auf Gegenseitigkeit beruht, sind wir eventuell in zwei Jahren verschwägert."

Mir entgleisten meine Gesichtszüge. Allerdings konnte sie das falsch interpretieren. Deshalb reagierte prompt: "Nichts gegen dich, aber dein Bruder als mein Schwager ist jetzt nicht zwangsläufig das, was ich mir wünschen würde..."

"Ich glaube auch nicht, dass ihr euch besonders gut verstehen werdet. Nur ich möchte auch nicht, dass ihr streitet..."

"Ich kann mich - entgegen aller Behauptungen - benehmen."

"Das war kein Vorwurf."

Und damit hatte sich das auch schon wieder. Es sollte doch nicht die Laune trüben.

Zufrieden und gesättigt zahlte ich später und zu zweit verließen wir das nette Gasthaus wieder. Wir hatten dazwischen beschlossen, zum Sonnplatz zurückzukehren, um nach unseren Geschwistern zu suchen.

Es war schon spät, aber sie hatten gewartet.

"Ach, da steckt ihr! Was habt ihr denn getrieben?", wurden wir von Doxi sogleich befragt.

Im Hintergrund kam Gilbert herbei und nahm mir quasi seine Schwester ab. "Wir sollten uns längst auf den Heimweg machen!", tadelte er.

Ich argumentierte trocken: "Es hatte niemand ein Zeitfenster vorgegeben, also haben wir einen netten Spaziergang gemacht. Daran lässt sich ja wohl nichts verwerfliches finden."

Gloria, die sich raushielt, sah zwischen ihrem Bruder und mir kurz hin und her. So auch Doxi, Damir und Cosi. Wir hatten für den Moment keine Rückendeckung, aber auch niemanden, der gegenargumentierte.

Gilbert musste das genauso einsehen wie ich, weshalb ein einlenkte: "Nun denn. Dann danken wir für einen schönen Abend! Bis zum nächsten Mal!"

Und damit verzog er sich mit seinen Schwestern, was mich erleichterte. Wir blieben noch zurück.

Damir stieß mich grinsend an: "Spazieren, ja?"

"Denk nicht mal dran!", pflaumte ich zurück.

Doxi schmunzelte: "Also sie hat zufrieden ausgesehen. Dann kann es egal sein, was ihr wirklich getrieben habt."

Und natürlich kam von Cosi: "Ich werde früher oder später in Erfahrung bringen, was du angestellt hast."

Daraufhin rollte ich nur mit den Augen. "Wenn ich was angestellt habe, meinst du wohl."

Warum waren Geschwister immer so mühsam?!

"Kommt, aber wir sollten uns auch langsam in unseren Gastfamilien zurückziehen. Sonst werden wir noch vermisst.", Damirs Erinnerung kam mir allerdings gelegen.

Geschlossen bewegten wir uns wieder zum Villenviertel, im großzügigen Abstand zu den drei weißen Katzen.

In der Villenstraße herrschte Grabesstille und nur in den Häusern brannte Licht.

Bevor wir uns aber aufteilten, wollte ich noch deponieren, dass ich in nächster Zeit einmal Baldwin sehen würde, wenn alles nach Plan lief. Dafür hielt ich alle zurück.

Bevor ich aber so weit kam, kam mir Al entgegen, der mich erspäht hatte.

"Ach, du ersparst mir gleich den Weg! Fidelis erwartet dich zu Hause. Er hat frohe Kunde... ", er brach ab, als er meine Geschwister sah, die stehen geblieben waren, "Sind das deine Wurfgeschwister?"

"Ja. Al, ich darf vorstellen: Cosima, Eudoxia und Damir.", ergriff ich sofort die Initiative.

"Heh, nett euch anzutreffen. Ich muss euch euren Bruder aber nun entführen, denn sonst platzt der liebe Boss noch vor Ungeduld. Der will seine guten Nachrichten loswerden. Die anderen sind schon längst da."

Für meine Geschwister musste der große, muskulöse Kater einen ungewohnten Anblick darstellen. Für mich war es ja inzwischen mehr als nur normal. Oder war es vielleicht seine Art, die hier nun für diese komische Stille sorgte?

Ich beschloss, dass ich das nun auflösen sollte: "Bin schon unterwegs... wir sehen uns... und ich muss euch dann auch noch was erzählen. Lasst mich bitte nicht vergessen!"

Und eilte mit Al mit, der eh schon drängte. Dem traute ich auch zu, mich Fliegengewicht einfach zu schnappen und mitzunehmen, wenn es ihm zu doof wurde. Daher wollte ich das vermeiden.

Meine Geschwister riefen noch, etwas verhalten, ihren Abschied nach.

Was sie sich jetzt dachten, würde ich wohl später erfahren. Oder gar nicht, abhängig von den Umständen.

Im Hause Silberklaue herrschte Partystimmung. Ich erkannte Cynthias Lachen, vernahm dann Fidelis aufgeregte Stimme. Al kündigte uns natürlich daraufhin lautstark an, wobei sich Pollyanna wortlos an uns vorbeischlängelte und in einer anderen Türe verschwand.

Ehe ich mich versah, wurde ich bereits ins Esszimmer geschoben und von der lustigen Meute empfangen.

"Gute Nachrichten scheinen eine Untertreibung zu sein. Was gibt es zu feiern?", wollte ich wissen. Ich glaubte sehr, dass man hier überreagierte, denn das Thema war mir ja wohl hoffentlich bekannt.

Fidelis kam mir schwungvoll entgegen, eine Flasche Wein in der Hand: "Lord Rikhard hat die Nachricht der Briefmotte mit einem Kurier beantworten lassen. Er findet meine Idee erfreulich und möchte nicht nur seinen Segen dafür erteilen, sondern auch den Auftrag hoch offiziell erteilen. Wir werden in seinem Namen auf Abenteuer gehen."

Das gefiel mir jetzt reichlich wenig. Aber ich wollte Fidelis wirklich nicht die Freude verderben. Doch es ging noch weiter.

Fidelis reichte Al die Flasche, die dieser mit einer Kralle entkorkte und gleich einmal direkt daraus trank. Dann reichte der große Kater mir die Flasche, woraufhin Marged aus dem Hintergrund trat und ihm diese wegnahm.

"Jetzt lasst ihn doch den armen Jungen mal ankommen, bevor ihr ihn so überfällt. Es ist gerade mal eine Woche her, seitdem er sein Elternhaus verlassen hat. Überfordert ihn also nicht.", tadelte sie.

Wie dankbar ich ihr manchmal für ihre Fürsorge war, konnte ich nicht in Worte kleiden. Da vergaß ich gerne, dass sie mich in der Küche wie einen Idioten dastehen hatte lassen. Das mit dem Käfer war aber nun auch nicht noch einmal aufgekommen. Vielleicht hatte ich es mir wirklich eingebildet.

Cynthia kommentiert: "Du klingst so, als ob du seine Mutter wärst. Nicht, dass das mal, wer in den falschen Hals bekommt."

"Wenigstens klingt irgendjemand dann so, als ob er für Abraxas die Verantwortung trägt. Der Junge ist sechzehn! Und er ist in deiner Obhut! Vergiss das nicht, Fidelis. Er mag zwar derjenige sein, der deine Träume wahr werden lassen kann, aber deine Erwartung in seine zügige Selbständigkeit ist absolut unangemessen!"

Fidelis reagierte postwendend: "Und wie ich dafür Sorgen werde, das der Junge wohlbehalten um die Welt kommt. Bei diesem Trip mit mir und meinen Freunden und in der Zukunft! Ich bin sein Lehrherr und ich weiß, was ich einem Lehrling zutrauen kann und was nicht!"

Und genau jetzt klangen die zwei wie streitende Eltern. Al, der wohl in der Hinsicht die Rolle des Onkels einnehmen wollte, stieß mich an: "Was hab ich dir zum Thema Ego bisher erklärt?"

"Ich soll mich nicht wie eine Schachfigur herumschieben lassen.", murmelte ich.

Al lachte daraufhin nur und klopft mir die Schulter. Ich lächelte nur verlegen. Das mit dem Selbstbewusstsein, wenn es darum ging, jemanden zu unterbrechen, würde noch lange auf sich warten lassen

Ich würde mir eben am nächsten Morgen die Informationen holen, die mir nun fehlten.


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