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3. Veränderungen

Zwei Jahre vergingen und damit grüßte auch die Pubertät. Mit dieser wurde auch die Kluft zwischen den Interessen und Präferenzen unter uns Geschwistern immer größer. Auch, wenn wir viel miteinander machten.

Cosima verbrachte das meiste ihrer Freizeit mit Freundinnen aus dem Tempel. Sie konnte da bereits stundenlang über Teetassen sitzen und über Kleider, Traditionen und Perfektion schwatzen. Sie orientierte sich an Mama und Papa. Sidrick war sich sicher, dass sie eine beliebte Lady werden konnte.

Ähnlich war ihr da Baldwin, doch er war so viel weltoffener. Er liebte es, die Zeit mit den Stadtbewohnern zu verbringen und war mal hier, mal da, mal dort. Aber immer dort, wo man ihn erwartete. Jeder mochte ihn.

Wenn es um einen guten Übungspartner im Fechten ging, war Eudoxia die beste Wahl. Ihr Stil war ein ganz ein anderer, aber es sagte mir zu. Und ihr theoretisches Wissen zu Duellen, der Tempelritter-Kodexe und Kriegsgeschichte fand ich beeindruckend.

Unsere Schlafmütze Baldwin hatte sich immer mehr zurückgezogen und überraschend oft meinen immer noch unfreiwilligen Sitzungen im Tempel angeschlossen. Ob aus Solidarität oder Interesse wollte ich gar nicht erst wissen.

Teo allerdings konnte ihn nicht leiden, was mich irgendwie störte. Doch ich war noch nicht reif genug dafür, um da wirklich dafür einzustehen. Ich deutete zwar immer wieder an, dass er nett zu meinem Bruder sein sollte, doch das hielt nie länger als einen Tag.

Das Problem würde sich von selbst beheben. Denn Als ich vierzehn wurde, wurde Teo nur kurze Zeit später sechzehn. Und es war bei uns so üblich, dass man die letzten zwei Jahre vor dem Erwachsenwerden in einer anderen Stadt bei ausgewählten Lehrherren verbringt.

Das hieß nur leider für mich, dass ich Abschied von meinem besten Freund nehmen musste. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass meine Eltern sehr froh darüber waren.

"Wohin wurdest du geschickt?", fragte ich Teo, am Tag vor seinem Aufbruch. Wir hatten das Thema bis zu dem Tag bewusst gemieden und saßen nun zusammen im Grün der alten Kastanie.

Offenbar hatte er nichts mitzureden gehabt, denn er murrte: "Nach Fort Frost. Das ist ewig weit weg und ich bin mir sicher, dass deine Eltern und Rigmor dafür verantwortlich sind. Die sagen doch immer, ich sei undiszipliniert."

"Daran können wir wohl nichts ändern. Weißt du denn schon, was du machen willst, wenn du volljährig bist?"

"Natürlich werde ich die Freiheit genießen! Du willst doch auch die Welt sehen, sobald du darfst! Und sei mir nicht böse, aber ich werde darauf nicht länger warten als nötig!" Sein Ton war ungewohnt feindselig.

Deshalb fühlte ich mich irgendwie angegriffen. "Ich habe auch nicht danach gefragt."

Ein wenig beschwichtigender erklärt ich Teo: "Ich weiß. Du verstehst mich ja wenigstens. Das tut hier sonst keiner. Vielleicht finde ich ja jemanden im Fort, der auf meiner Seite ist."

"Ich bin mir sicher, du wirst dort viele nette Leute kennenlernen." Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er sich wirklich überall so unbeliebt machen konnte wie hier in Tatzelstein.

Er zuckte nur mit den Schultern, aber ich ignorierte das.

Wir verbrachten noch den restlichen Abend miteinander und am nächsten Morgen war er dann weg und die Geweihten, die in zum Fort begleitet hatten, auch. Doch keiner von ihnen kam am Zielort an.

Eine ausgeschickte Suchtruppe blieb erfolglos.

Diese Rückmeldung war vernichtend und machte den Abschied für mich noch eine Spur herber.

Sidrick nahm mein Unglück als Paradebeispiel her, um mich von meinem Wunsch, die Welt zu bereits, abzubringen. Zumindest versuchte er es. Die Androhung, dass in der Welt da draußen nur Tatzentods Schatten lauerten, beeindruckte mich allerdings reichlich wenig.

Alles in allem trug es eigentlich nur dazu bei, dass ich mich einsam und unverstanden fühlte. Da konnten sich meine Geschwister so viel Mühe geben, wie sie wollten, ich war sehr, sehr lange einfach nur zutiefst unglücklich, auch wenn ich es nie zur Schau stellte.

Und doch ließ ich offenbar zu viel schleifen, denn eines Abends sprach mich prompt Mama an.

Ich gab zu, ich hatte nach einem Disput mit Sidrick den restlichen Unterricht geschwänzt und mich still und leise in die Tempelbibliothek geflüchtet, wo ich mich den Rest des Tages verkrochen hatte.

Leider war die dämliche Stadt viel zu klein, um verschwinden zu können und ich brauchte daher nicht fragen, wie sie mich gefunden hatte.

Ich verweigerte allerdings im ersten Moment das Gespräch und ignorierte sie. Pubertät, ich könnte mich nachträglich noch sehr für über sie ärgern. Aber zu dem Zeitpunkt hatte mich mein chaotischer Hormonhaushalt fest im Griff.

Während ich also krampfhaft versuchte, mich auf mein Buch zu konzentrieren, hörte ich Mama seufzen. Später bat sie: "Liebling, rede mit mir."

Ich ignorierte sie noch einmal sehr explizit, doch der Erfolg wollte sich nicht einstellen. Sie setzte sich still und leise neben mich und seufzte erneut. "Bitte.", wiederholte sie noch einmal.

Damit gab ich zwar nicht auf, ließ mich jedoch zu einer Antwort erweichen: "Was gibt es zu reden? Mein bester Freund, den du eh nicht mochtest, ist spurlos verschwunden und Sidrick hat auch nichts Besseres zu tun, als es mir unter die Nase zu reiben."

"Hausmeister Bilibaldo sagte mir, dass du fast nicht mehr draußen unterwegs bist... Ist das wirklich alles, was dich bedrückt?"

Sie ging gar nicht auf mich ein. Das störte mich, weshalb ich direkter fragte: "Glaubst du, Teo taucht auch wieder auf?"

"Es wird sich bestimmt alles klären." Sie versuchte wirklich, mich aufzubauen.

"Aber...", mir kam ein Gedanke, doch den wollte ich eigentlich nicht teilen.

Mama sah mich daraufhin eindringlich an und schloss die Distanz zwischen uns.

Ich merkte, dass ich inzwischen bald größer war als sie. Und trotzdem fühlte ich mich wie ein kleines Kind, als ich mich an sie kuschelte und den Kopf auf ihre Schulter legte.

"Kann es sein, dass es sich Tatzentod anders überlegt hat und ihn nun doch geholt hat? Also, dass er..., dass er..." Ich brachte es nicht fertig, die Frage auszuformulieren.

Mehr als nur deutlich spürte ich, wie sich Mama verspannte, daher ließ ich die Frage im Raum stehen. Ich kannte das inzwischen.

Schließlich brach sie das Schweigen und rieb ihren Kopf an meinem, was mir ein Schnurren entlockte. Sie stellte dann prompt fest: "Du sprichst darüber wie über jemanden, der ein Versprechen gebrochen hätte."

Kein Vorwurf, kein Hinweis darauf, dass es abwegig wäre. Nichts, außer ein Hauch von Sorge. I

Ich war verwundert darüber, dass Mama so wenig Drama darüber machte, dass ich diesen Schrecken der Nachbarschaft nach den vergangenen Jahren überhaupt ansprach.

Ich beschloss daher, ehrlich zu sein. "Es fühlt sich beinahe so an.", erklärte ich mich.

Daraufhin löste sie sich von mir, stand auf und zog mit mühelos auf die Pfoten. "Ich halte zwar gar nichts von diesem Scheusal, aber ich bin als ehemalige Tempelritterin in Idyls Namen vielleicht auch mit Vorurteilen behaftet. Was möchtest du also nun tun?"

Die Eingeständnisse meiner Mutter überforderten mich beinahe schon. Einst hatte ich gedacht, sie sei immer auf Papas Seite, aber das stimmte wohl nicht. Und ich fand es gleich nochmal beeindruckender, dass sie das so einfach überspielen konnte.

Still und leise nahm ich mir vor, es in Zukunft nicht anders zu lösen, wenn das so gut funktionierte.

Den Moment wollte ich nicht zerstören und die Chance, aktiv zu werden, auch nicht verstreichen lassen. Also erklärte ich: "Ich... muss das alleine machen... Danke, Mama!"

Sie lächelte und verwies mich darauf, dass sie vor den Toren des Tempels auf mich warten würde. Ich solle tun, was ich nun wollte, aber sie würde mich nicht ganz allein damit lassen.

Das akzeptierte ich.

Also suchte ich nach Schreibzeug und schrieb mir aus der Seele, was mich belastete. Leider weiß ich heute gar nicht mehr was ich damals zu Papier gebracht hatte und auch nicht, warum ich den Drang verspürte. Aber es war so und ich stehe jetzt noch dazu.

Den etwas formlosen Brief rollte ich dann zusammen. Diese Rolle band ich dann zu und steckte sie ein, ehe ich den Tempel verlies und meine Mutter aufsuchten.

Mit ihr gemeinsam schlenderte ich die Feldwege entlang, nahm den Pfad durch den Park und fand mich bald schon auf der Brücke wieder, die ich diesmal bewusst angesteuert hatte. Dabei trat ich auf das Geländer auf der Seite zu, das gegen den Strom ausgerichtet war.

Ich wollte, dass meine Post unter der Brücke durchmusste und so warf ich sie über das Geländer und eilte schon fast auf die andere Seite. Dort war sie aber schon gar nicht mehr zu sehen.

Damit war ich zufrieden und gesellte mich wieder an die Seite meiner Mutter. Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und sagte einfach nichts. Wir beschlossen, uns zusammen Tee und Kuchen zu gönnen und den Tag ganz gemütlich ausklingen zu lassen.

Später wünschte ich, wir hätten früher so eine angenehme Basis gefunden, denn die Zeit danach verging viel zu schnell für meinen Geschmack. Ehe ich mich versah, war ich dann nämlich plötzlich sechzehn Jahre alt und damit hieß es schon wieder Abschied nehmen. Nämlich von einem ganzen Lebensabschnitt.

Der Aufbruch war sehr emotional. Für uns fünf Kinder und auch für unsere Eltern. Papa tat zwar so, als ob es ihm egal gewesen wäre, aber ich wollte ihm das auch nicht glauben. Er hatte sich sonst auch immer irgendwie Sorgen gemacht, wenn was mit uns Kindern war. Doch selbst Baldo zeigte sich sentimentaler als er. Der Hausmeister, den ich jetzt wohl lange nicht mehr sehen würde, hatte mich nie wieder auf die Ereignisse angesprochen, die ich mit ihm geteilt hatte.

Mama sah aus, als ob eine Welt für sie unterging. Sie umarmte uns alle, einen nach dem anderen und wünschte uns das Beste für die kommende Zeit. Vielleicht, so versicherte sie, kam sie dazu, uns einmal Besuchen zu kommen. doch sie getraute sich nicht, es zu versprechen.

Lag vermutlich an Papa, so nahm ich das zumindest an.

Und dann hieß es wirklich Abschied nehmen, als wir schließlich mit unseren Monsterhaufen von Gepäck in die jeweiligen Kutschen stiegen, die von hübschen Heupferdchen gezogen wurden. Mehr als Winken konnten wir nicht mehr und auch das sah man sehr schnell nicht mehr.

Damir und Baldwin fuhren zusammen. Cosima und Eudoxia reisten miteinander und ich arme Tropf saß mit Lehrmeister Sidrick fest, wobei ich ihn erst gut eine Stunde nach Abfahrt nach dem Grund fragte. Es störte mich nämlich gewaltig.

"Ich darf daran erinnern, dass Bruder Teodor bedauerlicher Weise nie an seinem Zielort angekommen ist? Deine Mutter hat darauf bestanden, damit es zu keiner Wiederholung kommt. Du warst immerhin mit dem Werten jungen Bruder befreundet, weshalb die Sorge umso größer ist.", erklärte mir mein Lehrer daraufhin neutral. Ich kannte ihn ja jetzt doch schon weit über zwölf Jahre und erst seitdem Teo verschwunden war konnten wir unsere Differenzen mehr oder minder begraben. Freunde würden wir aber nie werden.

Ich wollte mich dem entsprechend gerade damit abfinden, als er hinzufügte: "Außerdem gehe ich davon aus, dass du jegliche Pausen als potenzielle Gelegenheit betrachten wirst, in irgendwelches Unheil zu geraten." Dabei rückt er sich seinen Kneifer zurecht und sah mich todernst an.

Und nein, ich konnte ihm nicht einmal widersprechen. Daher versuchte ich mich irgendwie abzulenken und nutzte die Chance, um einfach ein paar Dinge über meinen zukünftigen Lehrherren herauszufinden.

Ich kannte Namen und Beruf bereits. Es ging zu einem Waffenhändler, der bevorzugt über den Schiffsweg seine Waren verschickte. Als Sir Fidelis Silberklaue war er bekannt und irgendwie hatte ich das Gefühl, von ihm bereits gehört zu haben. Aber sicher nicht in Bezug auf den Waffenhandel.

Doch Sidrick war nicht gewillt, mir etwas zu verraten. "Wenn du dich im Vorfeld damit befassen möchtest, lies das.", war sein Gegenangebot. Er drückte mir dabei das Buch "Idylheimer Wirtschaft und Warenbewegung" in den Pfoten.

Wohl wissend, dass die Unterhaltung nicht besser werden würde, sprach ich einen halbherzigen Dank aus und versenkte mich einfach in der trockenen Theorie des Händlerhandwerks. Es war besser als Nichtstun.

Ich zweifelte zu dem Zeitpunkt zwar massiv daran, dass es das war, was ich einmal machen wollte, aber immerhin handelte Sir Silberklaue mit anderen Ländern. Da hatte ich wenigstens den Hauch einer Chance, diese neuen Welten mal sehen zu können. Oder zumindest was davon zu erfahren.

Das Lesen stellte sich dummer weise als wahre Herausforderung heraus. Auf und ab, hin und her, die Kutsche schwankte und ratterte durch das unebene Gelände der Katzberge.

Jedes Mal, wenn wir einen Berg passierten, tat sich bereits der nächste auf. Aus dem Fenster sehend erblickte ich Nadelbäume, die vereinzelt oder in Säumen in die Höhe ragten.

Bis es dann, gefühlte Ewigkeiten später, kontinuierlicher bergab ging. Das Wetter wurde unterwegs schlechter und es goss auf einmal so unerwartet heftig, dass wir anhalten mussten, weil die Sicht zu schlecht wurde.

Meinen Geschwistern ging es wohl kaum anders.

Unser Kutscher entschuldigte sich durch die Luke hinter seinem Kutschbock. Er war bereits klatschnass, wollte aber bei seinem Heupferdchen draußen bleiben.

Gerade als er die Luke aber wieder verschloss, war ich der festen Überzeugung, draußen etwas gehört zu haben. Irritiert öffnete ich die Türe einen Spalt, Sidricks Protest ignorierend. "In Eugnatius Namen, lass doch die Tür zu!"

Ich lauschte weiter in das Unwetter hinein. Und als ich mir das Geräusch als Einbildung abstempeln wollte, hörte ich es erneut. Es war ein Hilferuf.

" Hörst du das nicht? ", fragte ich aufgeregt.

Sidrick zog rasch die Türe und schimpfte: "Da ist nichts, was uns betrifft. "

Damit reichte es mir. Ich war überzeugt, dass jemand nach Hilfe gerufen hatte, und ich würde das bestimmt nicht ignorieren. Also stieß ich die Tür wieder auf und sprang hinaus ins grausige Wetter.

Mein Lehrer konnte rufen, bitten und schimpfen, so viel er wollte. Ich folgte dem Ruf. Allerdings sah ich wenig bis gar nichts, was mich fluchen ließ, aber nicht aufhielt. Beinahe blind tappte ich voran, wobei ich meinte, ein Licht zu sehen. Auf dieses steuerte ich zu.

Wie um es mir ein wenig leichter zu machen, schwächte der Guss zumindest ein wenig ab und ich kam besser voran. Und schließlich stand ich in einer Höhle und wurde für einen Moment abgelenkt.

Schwaches Licht und Regen drang allerdings durch ein Loch in der Decke. Direkt darunter entdeckte ich einen Baum auf einer Insel, die sich mitten in einem See befand. Die ganze Höhle war mit Wasser gefüllt. Nur ein Haufen Steine, der gelegt war, wie eine gepflasterte Straße führte hin.

Es dauerte ein paar Augenblicke, bis ich schließlich ein raues, leises Keuchen hörte, dass in meinen Ohren wie: "Hier...", klang und dann erstarb.

Während ich die Person endlich ausmachen konnte, kam Sidrick hinterher. Seinen zornigen Blick spürte ich deutlich auf mir ruhen, doch das änderte sich, als auch er die ältere Katzengestalt im Halbdunkeln erkannte. "Bei allen Göttern!", rief er aus. Das war eine Steigerung seiner sonstigen Ausdrucksweisen.

"Ich hatte also recht! Ich hab ihn rufen gehört!", beharrte ich, war nun aber ratlos. Mit Erste Hilfe hatte ich es nicht. Daher ließ ich meinen Lehrmeister ran, der mir Arbeitsaufträge erteilte und mich hin und her schickte.

Das Wetter war noch immer mehr oder minder akzeptabel, auch wenn es noch immer regnete, als wir schließlich den älteren Herren, der total entkräftet war, in die Kutsche verfrachtet und in Reisedecken gewickelt hatten. Der Kutscher suchte uns gleich Reiseproviant für ihn heraus.

Wir wollten gerade weiterfahren, als es dann noch einmal zu schütten anfing. Das Wetter war nicht auf unserer Seite.

Etwas genervt davon, nicht weiterzukommen, seufzte ich. Dann aber rührte sich der Herr in den Decken, der somit gerade trockener waren als Sidrick und ich.

"Danke! Ich dachte schon, mein letztes Stündlein habe geschlagen!", krächzte er. Der Kutscher reichte uns da gerade die Wasserflasche, die wir dem Kater gaben.

"Was in Eugnatius Namen tun Sie hier ganz alleine da draußen?", war es dann mein Lehrmeister, der leicht Vorwurfsvoll dabei klag. Für das warf ich ihm einen bösen Blick zu.

Der Fremde trank gierig und stöhnte erleichtert. Dann erklärte er: "Mein Handelswagen ist vom Weg abgekommen und umgestürzt. Mein Heupferdchen ist ausgekommen und ich fand mich orientierungslos im Regen wieder! Ich bin gekrochen, bis ich die Höhle gefunden habe. Dann konnte ich nicht mehr. Ich hätte nie gedacht, dass mich wer findet!"

"Ich habe Sie rufen gehört, Mister.", erklärte ich sofort, woraufhin mich der Herr mit großen Augen ansah.

Er behauptete dann glatt: "Ich habe gar nicht gerufen... ich konnte nicht mehr rufen... Aber was auch immer du gehört hattest, ich bin dankbar dafür! Ich bin dankbar für meine Rettung. Habt vielen Dank, ich stehe in Ihrer Schuld!"

Sidrick begann sich mit dem Herrn zu unterhalten, doch meine Gedanken waren ganz woanders. So glücklich ich darüber war, dass ich ihn gefunden hatte, so sehr irritierte mich der Umstand, dass er nicht gerufen hatte. Wen hatte ich gehört? Was hatte ich gehört?

Mein Blick wanderte dabei zurück zur Höhle, die gar nicht so weit weg gewesen war und ich zweifelte für den Moment an meinem eigenen Verstand. Hatte ich mir das eingebildet?

Als mich der Gedanke erfasste, bewegte sich jedoch etwas in der Höhle. Ein Licht, wie ich meinte. Im Licht formte sich dann aber ein Schatten und im nächsten Moment starrten mich zwei rote Augen an.

In meinen Erinnerungen flammte der Anblick der roten Augen unter der Brücke auf und ich murmelte: "Das kann nicht sein!"

Sidricks Erwähnung meines Namens riss mich aus meinen Gedanken.

Erst der Fremde aber gewann meine volle Aufmerksamkeit wieder: "Ach, Tatzelstein! Ein nettes Fleckchen Erde. Ab und zu beliefere ich den Tempel... und ich kann das nun auch weiterhin tun. Habt Dank, Junger Lord und entschuldigt, dass Ihr wegen mir so entsetzlich nass geworden seid!"

Ich hasste es, mit Titel adressiert zu werden und lächelte daher nur knapp. "Keine Ursache..."

Meine Aufmerksam huschten zurück in den Regen, doch die roten Augen waren fort. Ich hätte gerne mit jemandem darüber gesprochen, sah aber in den beiden Herren keine passenden Ansprechpartner.

Der mir noch immer Fremde wandte sich an mich: "Euer Hauslehrer meinte, Ihr geht bei Sir Silberklaue in die Lehre. Für ihn liefere ich, darf ich erwähnen. Ihr solltet vielleicht wissen, dass der werte Herr zwar sehr freundlich und guter Dinge ist... Aber... Aber keiner seiner Lehrlinge konnte ihn bisher glücklich machen. Denkt Euch also nichts dabei, wenn Ihr dem nicht gerecht werden könnte, was er verlangt."

Beinahe wäre mir rausgerutscht, dass ich das schon gewohnt war und ich es Papa auch nicht recht machen konnte, doch Sidrick griff zu Eigenlob und berichtete stolz von meinen erlernten Grundfertigkeiten.

Und in dem Moment stieg die Angst in mir empor, dass sich Dinge wohl niemals ändern konnten.

Das beklemmende Gefühl war noch immer da, als die Kutsche wieder Fahrt aufnahm und hielt sich hartnäckig, als es trockener wurde und die Straße besser. Der Fremde war nach nur kurzer Zeit erschöpft eingeschlafen und schlief noch immer. Mir war inzwischen auch nicht mehr kalt.

Nachdem wir in die Stadt einrollten, entdeckte ich aus dem Fenster die ersten adrett gekleideten Herrschaften und dem entsprechend Villen.

Vor einer der eigentlich sehr prächtigen und freundlich aussehenden Gebäude hielten wir. "Warte hier, ich schaue, ob jemand zu Hause ist. Und diesmal wirklich. Warte hier.", forderte Sidrick mich auf und verlies diesmal als erster selbst die Kutsche und klopfte an die Türe.

Ich sah ihn mit einer Katzendame sprechen, die offenbar den Kopf schüttelte und in eine Richtung zeigte. Als die Türe dann wieder zuging, kam mein Lehrmeister wieder, gab Anweisungen an den Kutscher und stieg wieder ein.

Während wir weiterfuhren, kamen wir an den Kutschen meiner Geschwister vorbei, die anscheinend auch gut angekommen waren.

Wir fuhren weiter durch ein Tor, das sperrangelweit offen Stand und kamen an einem riesigen Gebäude vor, das mich an den Tempel von Eugnatius erinnerte. Geweihte aller drei Götter waren am Vorplatz unterwegs. Auf der anderen Seite plätscherte ein Brunnen.

Wieder ging es durch ein Tor, vorbei an einem sehr hohen Turm. "Was ist das für ein Gebäude?", fragte ich sogleich. Der Lieferant schlief immer noch.

Sidrick warf kurz einen Blick aus dem Fenster neben mir und meinte: "Das ist die Bibliothek. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich hier öfter aufhalten wirst."

Die Möglichkeit bestand durchaus, denn ich mochte Bücher. Die raunzten nicht, die meckerten nicht, die waren immer freigiebig mit ihren Inhalten.

Wir kamen an einer niedrigen Mauer vorbei, die mich ebenfalls an zu Hause erinnerte. Aber sie sah anders aus, wirkte anders. Aber ich war der Meinung, dass sie die gleiche Funktion hatte. Das bestätigte sich, als wir nach rechts auf eine Brücke abbogen.

Und schließlich gelangten wir an etwas, was ich wirklich noch nie gesehen hatte: Ein Hafen! Ich kannte Schiffe und Booten nur aus Beschreibungen und Holzmodellen.

Lange, aber verhältnismäßig niedrige Gebäude reihten sich aneinander, während auf der anderen Seite das Meer zu sehen war.

Aufgeregt wechselt ich zwischen den zwei Fenstern hin und her und konnte es kaum erwarten, aus der Kutsche zu kommen.

In meiner Unruhe weckte ich wohl den Fuhrmann. "Was? Wie? Wo sind wir?", fragte er ohne Punkt und Komma, wobei er noch schlaftrunken aussah.

Sidrick meinte trocken: "Wir sind gleich da."

Dann sah er mich aber auch schon an der Fensterscheibe kleben und lachte einen Moment später: "Ach, noch nie am Meer gewesen? Das wird Euch sicher gefallen!"

Oh ja, da hatte er recht. Man sah so unendlich weit und fühlte sich so frei. Und doch war all die Ferne irgendwie gleichzeitig unerreichbar. Und mich faszinierte es.

Endlich hielten wir und ich hechtete schon fast aus der doofen Kutsche hinaus! Es war zwar trist und grau, aber immerhin trocken.

Sidrick stieg ebenfalls aus und rief mich zur Ordnung: "Reiß dich zusammen, Abraxas! Ich weiß, es ist aufregend und neu. Aber trotz allem erwarte ich mir nun besten benehmen. „Damit nahm er mir ein wenig Euphorie, doch nicht alles.

Der für mich namenlose Fuhrmann kletterte auch heraus und sprach: "Ich danke noch einmal für die Rettung. Lasst mich Euch gleich persönlich Eure Ankunft verkünden! Ich kenne mich hier bestens aus."

Und damit ging er voraus.

Wir standen vor einem der langen, wenig massiv aussehenden Gebäude und näherten uns der Eingangstüre, die allerdings sehr breit und sehr hoch war. Tor traf es also besser.

Durch diese spazierte der Kater einfach durch und winkte uns mit sich.

Es klimperte, klackte und rumpelte hinter den Pforten und eine Menge Katzen kamen uns vorbei, ohne uns groß zu beachten.

Wir gingen einen Stock höher und blieben gleich vor der ersten Türe rechts stehen. Dort klopfte der nette Herr an wurde auch gleich reingerufen. "Nur herein!"

Als unser Begleiter vorausging, wurde er gleich angesprochen: "Ah! Wallon, da bist du ja! Aber... wie siehst denn du aus? Was ist passiert?" Ich sah noch nicht, wer sprach, aber es war ein Kater und er klang sehr nett.

Und ja, Wallon hieß der Fuhrmann. Somit wusste ich das nun auch.

Dieser erklärte sofort: "Ich hatte leider mit meinem Wagen einen Unfall und sowohl Heupferdchen als auch Karren sind nun irgendwo in den Bergen."

"Du bist aber hoffentlich nicht alleine zu Fuß hergekommen?!", Sorge konnte ich der Stimme entnehmen.

Wallon schüttelt sichtbar für uns den Kopf: "Nein, nein! Ich wurde dankbarer Weise gerettet. Kommt nur rein, kommt nur rein!"

Sidrick schob mich fast schon voraus. Der Fuhrmann sprach in der Zeit weiter: "Ein außergewöhnlicher Zufall wollte es außerdem so, dass es gerade dein zukünftiger Lehrling zu meinem Retter wurde."

Ein Stuhl quietschet, dann waren Schritte zu hören und sofort trat Wallon zur Seite, um dem herbeikommenden Kater, oder uns, Platz zu machen. Er wirkte so in Summe wieder fit, was mich freute.

"Der junge Tatzelsteiner Nachwuchs! Es freut mich zu hören, dass es noch Heldentum in den Nobelhäusern gibt! Ich hoffe, die Anreise ansonsten angenehm."

Der Kater, der überraschend groß und irgendwie wuchtig aussah, wirkte komischer Weise aufgeregt. Das wunderte mich, denn ich war sein ich weiß nicht wievielter Lehrling. Außerdem hatte es geheißen, dass man ihn nur schwer zufrieden stellen konnte. Wieso sollte es bei mir also anders sein? Wieso solle er sich was andere erwarten?

Gerne hätte ich ihn einfach darauf angesprochen, aber Sidrick war noch hier. Da wollte ich mein Glück noch nicht auf die Probe stellen.

"Auf jeden Fall. Das Wetter hätte besser sein können. Ich war in großer Sorge, als der Junge Herr so spontan die Kutsche verlassen hat, um Fuhrmann Wallon zu bergen." Klar, mein Lehrmeister musste natürlich deponieren, dass ich es mit Anweisungen nicht so hatte. Das gab natürlich ein gutes Bild ab, sarkastisch gemeint natürlich.

Sir Silberklaue nickte. "Das verstehe ich selbstverständlich nur zu gut. Immerhin hatten Sie auf der Reise die Verantwortung für ihn. Ich werde schon ein gutes Auge auf ihn haben."

Sidrick zeigte sich zufrieden: "Dann werde ich ihn nun eurer Obhut übergeben. Wie wünscht Ihr die Handhabung des Gepäcks, Sir? Es ist noch in der Kutsche."

Der große Kater überlegte und meinte: "Überlassen Sie das mir. Werden Sie hierbleiben?" Irgendwie kam es mir so vor, als ob der Geschäftsmann meinen Lehrmeister loswerden wollte.

"Nein, ich muss noch nach den Geschwistern des jungen Herren sehen. Lord Lothar hat immer fünf stattliche Kinder."

"Dann werde ich Sie nicht aufhalten, Herr Lehrmeister. Wallon, schick mir doch bitte Al los, um beim Ausladen zu helfen.", er machte eine Pause, während der Fuhrmann sofort zustimmte. Dann wandte er sich wieder Sidrick zu: "Ich wünsche Ihnen dann einfach mal eine angenehme Zeit hier in Sonnenfels."

Nach ein paar Floskeln des Abschieds verließ dann mein Lehrmeister auch tatsächlich die Räumlichkeiten.

Ich war mit meinen Lehrherren nun allein. Und dieser übernahm das Wort gleich nochmal: "So, ich möchte, jetzt wo wir alleine sind, gleich einmal das Du Wort anbieten, wenn es denn recht ist."

"Sehr gerne. Ich mag, um ehrlich zu sein, diese Titelreiterei nicht.", gestand ich sofort.

Sir Silberklaue - Fidelis, wie mir bewusst war - lächelte. "Großartig. Abraxas, ich möchte mich gleich nochmal dafür bedanken, dass du meinen Fuhrmann gerettet hast. Darf ich fragen, wie es sich zugetragen hat?"

Und ich erzählte ihm halt einfach nochmal über das Unwetter und über die Rufe, die ich gehört hatte. Ich ließ auch nicht aus, dass der Fuhrmann selbst angeblich gar nicht gerufen hatte.

"Interessant. Aber egal, was du gehört hast, es zeugt von Charakter, dass du dich in den Regen begeben hast, um ihm zu helfen. Für deinen Stand nicht das, was man gewöhnt ist." Fidelis schien angetan davon zu sein, doch ich wurde noch nicht schau daraus.

Ich gestattete mir, einmal etwas klar zu stellen: "Ich darf behaupten, dass ich nicht aus Zucker bin... und ich bin gerne draußen." Damit sprach ich insgeheim meine leise Hoffnung aus, dass ich nicht gerne den ganzen Tag hinter dem Schreibtisch sitzen wollte.

"Dann lass mich dir doch gleich die Stadt zeigen? Ich nehme an, du bist gut zu Fuß?"

"Und wie!"

Irgendwie war der Einstand nun ganz anders ausgefallen, als ich erwartet hatte. Aber ich war für jede Veränderung zu haben, denn beengender als ich Tatzelstein konnte es nun wirklich nicht werden.


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