Kapitel 17 (Finn)
Tom, Alex, Amy und ich standen im Kreis auf dem Pausenhof.
Einzelne Schneeflocken fielen vom Himmel und legten sich auf die dünne Schneeschicht.
Ich blickte zu Boden und schubste mit meinem Fuß einen kleinen Stein hin und her. Alex hatte nichts besseres zu tun als mir dabei zuzuschauen und darauf zu warten, das der Stein in seine Nähe kam, um ihn dann wieder zu mir stubsen zu können.
Tom und Amy hingegen waren gut gelaunt und führten eine Unterhaltung über ihre Sommerpläne. Anscheinend war ihre Unterhaltung so lustig das sie immer wieder lachen mussten.
Es gefiel mir nicht das sie hier bei uns stand, sie gehörte nicht zur Gruppe.
Als die Pause endlich vorbei war, trotteten die Schüler wieder in ihre Klassenzimmer zurück.
Ich bemerkte im Augenwinkel wie Amy neben mir stand, anscheinend versuchte sie es erneut. Sie räusperte sich und ich warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Du bist Finn, oder?“ sie sah mir direkt in die Augen und kurze Zeit konnte ich den Augenkontakt halten. Völlig Gefühlslos blickte ich sie an und schwieg, dabei überlegte ich ob und wie ich antworten sollte. Doch plötzlich sprang ein Gedanke wieder zu Jenny und ich wandte den Blick betroffen ab. Dann nickte ich.
„Also nochmal... ich bin Amy“ erklärte Sie und reichte mir eine Hand hin.
Misstrauisch musterte ich sie, schüttelte dann aber ihre Hand.
Amy schien erleichtert, anscheinend bedeutete es ihr was, sich mit mir zu verstehen.
'Bestimmt wegen Tom' dachte ich.
„Du redest nicht viel, oder?“.
Herr Helswey betrat das Klassenzimmer und Amy setzte sich schnell hin.
Der Unterricht began und ich sah wieder aus dem Fenster.
Ich war wieder in meiner eigenen Welt bis ich plötzlich etwas bekanntes in der Spiegelung wahrnahm. Es war der kleine, weiße Fuchs, oder eher gesagt das Bild das Amy zeichnete und das sich in der Scheibe spiegelte.
Zeichnen schien ihr Weg zu sein dem Alltag zu entfliehen. Und ihr dabei zuzuschauen schien anscheinend Toms Weg zu sein.
Sie musste den Fuchs auch gesehen haben. Irgendwie kam mir das ganze komisch vor. Erst der Sturz, dann der Traum und jetzt die Zeichnung. Der Fuchs war innerhalb weniger Stunden schon drei mal aufgetaucht. Um ehrlich zu sein versuchte ich mit solchen Gedanken nur mich von Jenny abzulenken. Doch ihre Stimme hallte immer wieder durch meinen Kopf und errinerte mich an mein Schicksal.
Am Nachmittag fuhr ich die Waldstraße wieder zurück.
Müde trat ich in die Pedale und konzentrierte mich schon gar nicht mehr aufs fahren. Tom, Alex und Amy fuhren etwas weiter vor mir.
Ich hatte mir die restlichen Stunden über eine einzige Frage gestellt.
Wars das wirklich schon?
Sollte es wirklich so enden?
Es ergab für mich einfach keinen Sinn. Sie musste doch einfach zurückkommen, wie sollte es denn sonst weitergehen?
Zum ersten mal fing ich an in Betracht zu ziehen das Jenny wirklich nie zurückkommen würde. Eigentlich selbstverständlich, denn Sie war tot.
Doch ohne sie konnte und wollte ich nicht leben. Ich stand immer noch vor der Entscheidung.
Was werde ich jetzt tun?
Als zu Hause ankam fühlte ich mich völlig leer und kalt. Ich stellte meine Schultasche in meinem Zimmer ab und lief dann wieder runter.
„Finn“, rief Mum, „komm essen“.
Ich lief leise zur Tür und verließ das Haus. Mit schnellen Schritten entfernte ich mich von unserem Haus, bis ich wieder langsamer wurde als ich weit genug entfernt war. Die dünne Jacke die ich trug hielt mich nicht wirklich warm, weshalb ich immer stärker zu zittern anfing.
Nach etwa einer halben Stunde war ich tief im Wald und blieb stehen.
Ich hatte den Entschluss gefasst mich damit abzufinden das Jenny tot war.
Und das bedeutet das ich nicht weiter leben konnte. Nicht so.
Ich lehnte mich an einen Baumstamm und ließ mich nach unten gleiten.
Lange blieb ich so sitzen, dabei wurde es immer kälter. Meine Finger und Zehen schmerzten, doch irgendwann ließ es nach. Jetzt waren sie taub und ich spürte nichts mehr.
Langsam wurde ich müde und meine Augen fielen zu. Das letzte was ich sah war ein kleiner blauer Schimmer.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro