Kapitel 15 (Amy)
Wir hatten das Haus verlassen und liefen die breite Straße entlang. Irgendwo im Dorf hörte man Kinder spielen und jemand mähte gerade seinen Rasen. Ansonsten war es völlig still, was sehr ungewohnt für mich war.
„Wo gehen wir eigentlich hin?“ fragte ich nach kurzer Zeit.
„Ich will dir als erstes den besten Platz zeigen“ erklärte Tom.
Wir verließen das Dorf und liefen durch einen kleinen Pfad im Wald.
Ich stolperte über so ziemlich jede Wurzel und jeden Stein, ich war solche Wege einfach nicht gewohnt.
Außerdem taten meine Beine langsam weh.
„Wann sind wir denn endlich da?“ jammerte ich.
„Genau jetzt“ wir traten aus dem Wald auf eine riesige Lichtung, mit einem gigantischem See heraus.
Vor dem See breitete sich ein, von Schnee bedeckter, Steinstrand aus, während sich hinter dem See mächtige Felsklippen erhoben.
Die Wasseroberfläche war schon in Teilen zugefroren, dennoch war es Glasklar.
„Wow“ beeindruckt sah ich mich um.
„Im Sommer sind wir hier immer schwimmen gegangen“ erzählte Tom.
Ich lief auf den See zu und kletterte auf einen ziemlich großen, flachen Stein und setzte mich hin.
„Auf diesem Felsen legen wir immer unsere Sachen ab“ erklärte Tom.
„Und von diesem Felsen...“, Tom zeigte auf einen Fels der aus dem Wasser in die Höhe ragte, „sind wir immer runtergesprungen“.
„Wie cool“, sagte ich begeistert, „das nächste Mal bin ich dabei“.
Tom sah etwas Gedankenverloren auf den See hinaus. Irgendwie wirkte er ein klein wenig traurig, aber ich war mir nicht sicher.
Ich wollte gerade wieder aufstehen da entdeckte ich Namen in den Stein geritzt.
Finn, Jenny, Alex und Tom.
Tom und Alex kannte ich schon, nur Finn und Jenny hatte ich noch nicht gesehen. Sie waren wahrscheinlich eine Freundesgruppe.
„Okay wir sollten zurück bevors dunkel wird“ sagte Tom nach einiger Zeit.
„Ja“ bestätigte ich, denn mir war schon ziemlich Kalt geworden.
Wir liefen den Waldweg wieder zurück.
„Morgen kann ich dich dann abholen, wenn du willst“ sagte Tom.
„Ja klar, um wie viel Uhr kommst du?“.
„So um sieben Uhr zehn“ Antwortete er.
Die Sonne war gerade am Untergehen und die letzten Strahlen schimmerten zwischen den Bäumen hindurch.
Der Schnee glänzte magisch in dem Licht und ein kleiner weißer Fuchs saß zwischen zwei Büschen und beobachtete uns.
„Tom“ flüsterte ich.
Er drehte sich zu mir um und sah mich fragend an.
„Siehst du den weißen Fuchs da?“ ich zeigte zu den beiden Büschen die in einer Entfernung rechts von uns standen.
Tom kniff leicht die Augen zusammen und nickte dann.
„Ja“, sagte er, „sieht genauso aus wie der, den du gemalt hast“.
Vorsichtig schlichen wir auf ihn zu.
Doch schon nach wenigen Schritten lief der Fuchs davon.
„Schade“ Tom drehte sich um und wollte schon wieder gehen.
„Warte doch mal“ hielt ich ihn zurück.
Ich lief zu der Stelle an der der Fuchs gesessen hat und kniete mich in den Schnee.
„Was machst du denn?“ fragte Tom verwirrt.
Ich hob einen kleinen Splitter auf, der im Schnee lag. Dank der Dunkelheit hatte ich seinen leichten blauen Schimmer gesehen.
„Was ist das?“ Tom betrachtete den Splitter.
„Ich habe keine Ahnung“ Antwortete ich und steckte den Splitter in meine Tasche.
Wir liefen weiter.
Als wir Onterie erreichten war es bereits dunkel.
„Also dann, bis morgen“ verabschiedete sich Tom vor der Straße die den Hügel zu unserer Villa hinauf führte.
„Bis Morgen“.
Ich lief schnell den Hügel hinauf, denn ich wollte so schnell wie möglich nach Hause, raus aus der kalten, dunklen Nacht. Mum öffnete mir und ich schloss schnell die Tür hinter mir. Mein ganzer Körper zitterte als ich mich aufs Sofa setzte.
Ich warf einen Blick auf die Uhr.
Zu meiner Verwunderung war es noch recht früh. Es überraschte mich immer wieder wie früh es im Winter dunkel wurde.
„Wo warst du?“ fragte Dad interessiert, der gerade die Treppen hinunterstieg.
„Draußen“ antwortete ich, knapp.
„Ja, das hab ich mir schon fast gedacht“ sagte Dad sarkastisch.
Ich ging in die Küche schnappte mir eine Packung Kekse und stieg dann die Treppen hinauf. Ich stellte die Kekse in einem der Regale ab, setzte mich wieder vor die Leinwand und zog meine Kopfhörer an.
Lange betrachtete ich die Leinwand und überlegte was noch fehlt.
Auf einmal fiel mir der Splitter ein den ich im Wald gefunden hatte.
Ich nahm mir eine Rolle Klebeband und klebte kleine Holzstäbe auf die Rückseite der Leinwand.
Die Holzstäbe klebte ich an die Stellen an der die Türpfosten der Hütte waren, dazwischen klebte ich den Splitter hin.
Es sah nicht ganz so gut aus wie ich es mir erhofft hatte, aber irgendwie schien es genau das zu sein das vorher gefehlt hatte.
Ein leichter, blauer Schimmer trat nun aus der Hütte. Ganz zufrieden war ich zwar nicht, aber das war ich noch nie mit einem Bild.
Ich nahm die Leinwand und wollte sie gerade wegräumen, da Blitze plötzlich etwas auf.
Ein perfekter waagerechter riss hatte sich in der Leinwand gebildet.
Es war an dem steinernen Kamin der in der Hütte stand.
Überrascht drehte ich die Leinwand um und betrachtete den Splitter, dessen Schimmern nun um einiges stärker geworden war.
Vorsichtig entfernte ich das Klebeband und nahm den Splitter von der Leinwand. Sofort wurde er wieder schwächer. Verwirrt lehnte ich die Leinwand an die Wand und ging auf mein Zimmer.
Ich legte den Splitter auf meinen Schreibtisch und setzte mich davor.
Lange saß ich einfach nur so da und beobachtete den Splitter. Keine Ahnung was ich erwartet hatte aber es geschah absolut nichts. Aber warum hatte er geleuchtet?
Irgendwas muss da gewesen sein.
Nur hatte ich noch keine Ahnung was es war.
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