Kapitel 10 (Amy)
(Aus Amys Sicht)
Freitag
6:30 Uhr
Ein nervtötendes Piepen riss mich aus meinem Traum.
Es war ein ziemlich seltsamer Traum mit einer Sanduhr gewesen.
Schwerfällig ließ ich meine Hand auf den Wecker fallen. Er ging nicht aus.
Ich versuchte es erneut, doch das nervige Teil wollte einfach nicht die Klappe halten. Wütend richtete ich mich auf und schlug auf die Austaste.
„Aua... mist“ Na toll, jetzt tat auch noch meine Hand weh.
Müde rieb ich mir die Augen und stand auf.
Ich lief die frei stehende Treppe hinab und kam in unser großes Wohnzimmer.
Mum war bereits wach und trank Kaffee.
„Guten Morgen Schatz“ Sie umarmte mich kurz und gab mir einen Kuss auf die Stirn, „Mike kommt um viertel nach sieben, sieh zu das er nicht zu lang warten muss“.
„Ist gut“, Antwortete ich gähnend, „Aber warum kann ich nicht mit dem Bus fahren, so wie die anderen Kinder?“.
„Du willst doch nicht wirklich in so einem überfüllten Bus fahren?!“, antwortete Mum abwertend, „außerdem ist das viel zu gefährlich“.
„Die anderen schaffen das doch auch“ murmelte ich leicht enttäuscht.
Ich ging ins Bad um mich fertig zu machen. Danach frühstückte ich noch schnell etwas und dann war es auch schon Sieben Uhr fünfzehn.
Ein Blick aus der großen Fensterfront verriet mir, dass Mike bereits wartete. Schnell zog ich meine Schuhe und meine Jacke an, wickelte mir noch einen Schal um und schnappte meine Schultasche.
Dann verließ ich das Haus und lief durch unseren großen Garten auf den Wagen zu.
Es war noch ziemlich dunkel und die Regenwolken am Himmel würden dafür sorgen das es den Tag über auch so bleiben würde.
„Guten Morgen Fräulein Alson“ begrüßte mich Mike.
Er war sozusagen mein persönliches Taxi.
„Hi Mike“.
Er nahm mir die Tasche ab und öffnete mir die Tür.
„Ich kann die Tür tatsächlich auch selber aufmachen“, erklärte ich, „das schaff ich“.
Irgendwie nervte es mich langsam das meine Eltern immer versuchten mich zu beschützen und von der echten Welt fernzuhalten.
Während der Fahrt sah ich nur verträumt aus dem Fenster während wir an den großen Gebäuden und dunklen Gassen der Stadt vorbeifuhren.
Als wir an der Schule ankamen sagte ich schnell: „Ich hol meinen Tasche selbst“ und stieg aus bevor Mike es tun konnte um mir wie sonst die Tür zu öffnen.
Irgendwie war mir das nämlich unangenehm.
Ich öffnete den Kofferraum und nahm meine Tasche.
„Amy“ rief eine bekannte Stimme.
Es war Steffi, meine beste Freundin, die auf mich zulief.
Wir umarmten uns zur Begrüßung.
„Du holst Deine heute Tasche selbst?“, fragte Steffi verwundert, „Protestiert Mike?“.
„Nein, aber ich tus“ antwortete ich entschlossen, „ich kann meine Tasche selbst holen“.
„Och Amy“, lachte Steffi, „du solltest endlich anfangen zu genießen das du reich bist“.
Wir liefen über den Schulhof auf dem sich hunderte von Schüler tummelten.
„Wenn Mike mir die Tür öffnet glotzen uns alle immer so blöd an“ erklärte ich.
„Dich stört das?“, fragte Steffi ungläubig.
„Schau dir die an“, Sie zeigte auf eine Gruppe Außenseiter die neben der großen Eingangstür abhingen, „die würden ihre Familie verkaufen nur um einen Tag so viel Aufmerksamkeit zu bekommen wie du“.
Wir liefen an ihnen vorbei und betraten das Schulgebäude.
Wir liefen an den Spindten vorbei, in dem die Schüler ihre Bücher aufbewahrten. Eine Gruppe Jungs standen an der Seite des Ganges.
Zwei von ihnen lehnten an der Wand und versuchten wohl cool auszusehen. Ich spürte ihre Blicke auf mir wie tiefe Nadelstiche.
Am liebsten hätte ich ihnen den Mittelfinger gezeigt, doch ich wollte heute nicht schon wieder Ärger bekommen.
Richtigen Ärger habe ich seltsamerweise noch nie bekommen. Alle Lehrer ließen mich jedes Mal mit einer Ermahnung davon kommen. Ich vermutete das meine Eltern sie bezahlten.
Steffi und ich erreichten unser Klassenzimmer und setzten uns an unsere Plätze.
„Ähm... Hi Amy“ rief mir Thomas zu.
Och ne, er war einer von den vielen Jungs die mir immer auf den Geist gehen mussten.
Er stand auf und kam zu mir gelaufen.
'Den Weg hättest du dir sparen können' dachte ich.
„Ich geh heut Abend mit ein paar Freunden Bowlen“, erklärte er, „ich wollt fragen ob du vielleicht mit willst?“.
„Oh heut Abend?! da hab ich leider schon was vor, sorry“, sagte ich und tat so als ob es mir wirklich Leid tat.
„Oh, schade“, antwortete er enttäuscht, „vielleicht dann ein anderes mal“.
„Ja, vielleicht“.
Er lief zu seinem Platz zurück.
„Und jetzt erklär mir mal was du so schlimm daran findest das du so viel Aufmerksamkeit bekommst“, fragte Steffi die die Situation beobachtet hatte, „du bekommst jeden Jungen den du willst“.
„Aber ich will doch gar keinen“ wehrte ich ab, „ich brauch keine Beziehung oder so was“.
„Warum nicht?“ Steffi sah mich verständnislos an. In dem Moment betrat Herr Hountler, unser Klassenlehrer, das Klassenzimmer.
Wir machten unsere übliche Begrüßung und begannen mit dem Physikunterricht. Herr Hountler holte zwei Arbeitsblätter aus seiner Tasche und lies sie rumgeben.
„Jetzt sag schon“, flüsterte mir Steffi zu, „Warum willst du keinen Freund?“.
„Nerv nicht“ antwortete ich und gab den Blätterstapel weiter.
„Komm schon“, Sie ließ nicht locker, „irgendeinen Jungen muss es doch geben den...“.
„Hör zu“, genervt sah ich zu ihr rüber, „das ist einfach nichts für mich okay, ich versteh auch nicht warum alle da immer so ne große Sache drauß machen“.
„Du warst noch nie verliebt, oder?“.
„Nein“ sagte ich fest.
„Stefanie und Amy, ihr könnt euch später in der Pause unterhalten“ rief Herr Hountler plötzlich, „Konzentriert euch jetzt“.
„Du bist wirklich komisch“ flüsterte Steffi noch bevor sie dann endlich began das Blatt zu bearbeiten.
Als nach zwei geschlagenen Stunden endlich die Glocke zur großen Pause läutete, stürmten die Kinder nach draußen. Es war ziemlich kalt und es nieselte leicht. Ich stand, zusammen mit Steffi und ein paar anderen Freunden, hinter der kleinen Sporthalle. Ein Bereich der von Lehrern nicht direkt einsehbar war. Hier war es etwas ruhiger als auf dem restlichen Pausenhof.
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