Kapitel 1 (Finn)
Freitag
7:48 Uhr
Ich war Todmüde. Und das, obwohl der Unterricht noch nicht einmal angefangen hatte. Der Lehrer war noch nicht da, weshalb meine Klassenkameraden die Zeit nutzten, sich aufgeregt miteinander zu unterhalten.
Trotzdem blieb es dabei vergleichsweise ruhig, denn meine Klasse war nicht besonders groß. Dabei war sie die einzige Klasse meiner Klassenstufe.
Auf unsere Schule gingen nur Schüler aus drei umliegenden Dörfern. Ich wohnte, zusammen mit meinen drei Freunden, in Onterie. Das Dorf wurde nach dem Onterie Lake benannt der drei Kilometer vom Dorf entfernt zwischen großen Felsen in einem Tannenwald lag. Der Tannenwald umgab ganz Onterie. Eine kleine Waldstraße war die einzige Straßenverbindung. Onterie war ein ziemlich kleines Dorf in dem jeder jeden kannte.
Während ich damit beschäftigt war nicht einzuschlafen, bemerkte ich im oberen Augenwinkel wie sich Jenny zu mir umdrehte.
"Hey Finn".
Ich schaute auf.
Jenny strahlte mich mit ihren grünen Augen an und hielt mir einen Muffin hin. Ein paar Strähnen ihrer dunkelbraunen, gewellten Haare flossen über ihre Schulter. Sie trug einen schwarzen Pullover und eine Jeans.
Ihr Standart Outfit.
"Willst du einen Muffin? hab sie gestern gebacken".
"Nein danke" antwortete ich.
Leicht enttäuscht drehte sie sich wieder nach vorne.
Jenny gehörte zu meinen besten Freunden. Sie, Tom, Alex und ich bildeten schon seit fast 5 Jahren eine Clique. Am Anfang, wir waren noch ziemlich klein, wollten wir eigentlich kein Mädchen in unserer Gruppe dabei haben, doch Jenny hat es trotzdem geschafft. Womöglich weil wir damals alle auf sie standen.
Warum hatte ich den Muffin nicht angenommen? Was war mit mir los?
Ich hatte sogar Hunger!
Ob ich sie doch noch nach einem Fragen sollte?
Zu spät! Herr Helswey, einer der wenigen Lehrer dieser Schule, betrat den Raum. Nach der üblichen Begrüßung startete der Unterricht.
Doppelstunde Mathe!
Wozu braucht man das?
Ich werde wohl kaum irgendwann mal im Supermarkt stehen und denken 'ich rechne das jetzt wohl lieber erst mit einer Bruchgleichung aus'.
Gegen Ende der zweiten Stunde sagte Herr Helswey plötzlich: "Okay ihr könnt jetzt raus in die Pause. Finn du bleibst bitte noch kurz da, ich muss was mit dir besprechen".
BITTE WAS?!
Hat er vorhin meine Gedanken gelesen? Habe ich ihn damit gekränkt, weil er Mathe liebt?
Als alle draußen waren, ging ich zu ihm nach vorne.
"Wegen der Feier...".
Puh, es ging um die Feier.
Unsere Schule veranstaltete eine 70 Jahre Jubiläums-Feier. Ich hatte mich mit ein paar anderen freiwillig dazu gemeldet beim dekorieren für die Feier zu helfen.
"...Könntest du dich vielleicht noch ein bisschen um Tischdekoration kümmern?".
"Ja, kann ich machen" antwortete ich schnell, erleichtert darüber das Herr Helswey doch keine Gedanken lesen konnte.
"Ja das wär super. Dann wär das geklärt. Du kannst jetzt auch raus, danke" sagte er lächelnd.
Ich verabschiedete mich und verließ das Zimmer. Als ich den, mit Schülern gefüllten, Schulhof betrat, standen dort schon meine drei Freunde, die am Eingang auf mich gewartet hatten. Tom kam grinsend auf mich zu.
"Na, was wollte er?" fragte er lachend.
Er war groß, hatte braune Augen, etwas längere schwarze Haare und Sommersprossen.
"Nur was wegen der Feier" antwortete ich.
"Ach so".
"Wir haben uns schon gefragt was du angestellt haben könntest", sagte Alex und grinste mich auch an.
Alex war eher klein und schmächtig hatte blonde Haare und blaue Augen. "Unser Finn stellt doch nichts an", sagte Jenny in einem verdächtig ironischem Ton und lachte.
"Machen wir heut was zusammen?", fragte Alex.
"Ja klar, wann?" Jenny war wie immer sofort dabei.
"Naja, am besten gleich nach der Schule", schlug Alex vor.
"Ne, da kann ich nicht", erwiderte ich.
"Warum?" Jenny stellte sich, mit verschränkten Armen, beleidigt vor mich.
In solchen Momenten fiel mir jedes mal aufs neue auf wie klein sie doch war.
"Weil ich erst meine Hausaufgaben machen muss".
"Och man Finn, es ist Freitag".
"Ja aber meine Mum wird sonst richtig...".
"Was machen wir denn überhaupt?", unterbrach mich Tom.
"Wir könnten im See schwimmen gehen", sagte Alex.
"Ja", rief Jenny begeistert.
"Okay, aber ich muss sowieso erst meine Badesachen von Zuhause holen", erklärte ich.
"Und denk erst gar nicht daran deine Hausaufgaben auszupacken", warnte mich Jenny.
Die Schulglocke klingelte. Das Zeichen das die Pause zu ende war.
'Och nö, jetzt noch Bio', dachte ich, als ich wieder Richtung Eingangstür schlenderte.
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