6~Home
Jimin
Noch vor wenigen Tagen hätte ich jeden, der mir erzählen wöllte, dass ich bald hinter guten Freunden vom Auslöser meines Mobbings eine verlassene Straße am Rande Seouls hinterhertrotten würde, offiziell für verrückt erklärt, doch es war die Realität.
Während Tae und Youngjae, dessen Namen ich letztendlich auch erfahren hatte, fröhlich vor sich hin plauderten, folgte ich nur schweigen und mit reichlich Abstand, sodass man im Notfall davon ausgehen konnte, wir gingen getrennte Wege.
Zudem wollte ich mich nicht allzu sehr auf ihre Gespräche fokussieren, da ich mir, so gut es ging, die Umgebung einzuprägen versuchte, um nicht kontinuierlich auf die Hilfe Fremder, noch dazu Freunde Jungkooks, angewiesen zu sein.
Ich suchte ständig nach einprägsamen Gebäuden, Pflanzen oder Ähnlichem, die als Gedankenstützen fungieren und an denen ich mich notfalls orientieren konnte, doch leider vergaß ich über diese Tatsache, nach meiner Adresse Ausschau zu halten.
Dies realisierte ich allerdings erst, als die beiden, zuvor noch erheitert in eine Erhaltung vertieften, Jungen abrupt stoppten und ich somit beinahe in sie hineingelaufen wäre.
Zum vermutlich ersten Mal auf unserem Weg richtete ich meinen Blick nach vorn, um ein Einfamilienhaus zu besehen.
Es war nicht wirklich groß, aber auch nicht ungewöhnlich klein, woraus man wohl schlussfolgern konnte, dass es sich um eine Familie normalen, vielleicht etwas höheren Budgets handelte.
Der Anstrich des Hauses war vermutlich einst weiß gewesen, besaß inzwischen jedoch einen leichten Stich Richtung gelb. Der Garten schien recht gepflegt, aber keiner bestimmten Ordnung zu folgen, da von Tulpen bis Erdbeeren alles wild durcheinander gepflanzt war.
Die Stimme Youngjaes holte mich zurück aus meiner Umgebungsinspektion und ich sah ertappt zu ihm, um genau zu sein, sah ich ihm überhaupt das erste Mal tatsächlich ins Gesicht.
Er wirkte nichtmal tatsächlich irritiert über meine fortwährende Anwesenheit und ich war mir nicht wirklich sicher, inwiefern ich dies auffassen sollte. "Ich habe zwar keine Ahnung, wo du wohnst, aber hier an TaeTae's Haus endet die Straße.", erklärte er, weiterhin lächelnd.
Ich hinterfragte nicht, woher er diese dauerhaft positive Stimmung nahm, denn es wäre gelogen, würde ich von mir behaupten, ihn in dieser Hinsicht nicht nachvollziehen zu können.
Schließlich war ich- mein früheres ich- ebenso gewesen, doch ich wollte diesen Teil meines Lebens einfach nur vergessen. Ich war nicht länger der kleine, pausbäckige Happyvirus, wobei...außer, dass ich nicht mehr dauerfröhlich war, hatte sich eigentlich nichts geändert.
Ein Seufzen verließ meine, noch immer von meinem Mundschutz bedeckten, Lippen.
Für mein Gegenüber musste es allerdings so wirken, als wäre dies seinen zuvor gesprochenen Worten geschuldet, denn ich spürte kurz darauf eine Hand an meiner Schulter, was wohl eine Geste sein sollte, die seine mentale Unterstützung begründete.
Ich war jedoch trotz allem noch immer skeptisch, schließlich handelte es sich nach wie vor um Freunde meines ersten Mobbers.
"Weißt du, eigentlich kannst du auch mit reinkommen, meine Mum stört ein Gast mehr oder weniger nicht wirklich. Also, natürlich nur, wenn du überhaupt Lust hast, mit uns abzuhängen.", mischte sich nun auch der Braunhaarige ein, der bis soeben ungewöhnlich still geblieben war.
Lediglich ein nervöses Schlucken meinerseits, ehe ich ein schwaches Nicken zustande brachte.
Natürlich, ich hätte wegrennen können, doch wie lang hätte es gedauert, bis man mich eingeholt hätte?
Schließlich kannte ich mich hier nicht auch nur das kleinste Bisschen aus und wäre mit Sicherheit schnell gefunden worden.
Ob es nun so viel schlauer war, direkt in die Höhle des Löwens- oder zumindest die seiner Komplizen- zu spazieren, sei mal dahingestellt.
Die hölzerne, dunkelbraun gestrichene Haustür, an deren rechter, unterer Ecke die Farbe bereits etwas abblätterte, gab nach etwas Druck seitens Tae's und mit einem intensiven Knarzen nach.
"Taehyung, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst vorsichtiger mit der Tür sein?", ertönte eine Stimme aus dem Inneren des Hauses und nur wenige Sekunden später kam eine großgewachsene Frau mittleren Alters zum Vorschein, deren Haare, die den selben Braunton wie die ihres Sohnes trugen, zu einem strengen Dutt gebunden waren und ihr zumindest die nötige Autorität verliehen, die bei ihrem strahlenden Gesicht nicht aufzufinden war, als sie mich und Youngjae erblickte.
"Oh, hallo Youngjae und...ja, dich habe ich hier tatsächlich noch nie gesehen. Freut mich, dass Taehyung auch mal neue Freunde mit nach Hause bringt. Naja, wie dem auch sei, ich bin ohnehin schon viel zu spät dran. Ich muss noch deine Geschwister von ihrem Training abholen, das könnte etwas dauern."
Sobald sie ihren Redeschwall beendet hatte, war Tae's Mutter aus der Tür gestürmt, natürlich nicht ohne diese mit dem markanten Knarzen zu schließen.
"Pff, von wegen, ich bin unvorsichtig. Die Tür ist alt, das ist alles.", meinte Taehyung, wie er anscheinend mit vollem Namen hieß, mit einem offensichtlich nicht ernst gemeinten, beleidigten Unterton.
Während sein schwarzhaariger Freund ihn spielerisch boxte, blieb ich versteift an Ort und Stelle.
Auch, wenn ich sie im ersten Moment als etwas seltsam empfunden hatte, so wünschte ich mir die soeben verschwundene Frau plötzlich zurück, denn mit ihrer Abwesenheit hatten die zwei Jungen vollkommene Freiheit und konnten alles, wirklich alles mit mir machen.
Als sie sich bereits die Schuhe abgestreift hatten und im Begriff waren, die hölzerne Treppe rechts der Eingangstür zu besteigen, schienen sie sich an meine Anwesenheit zu erinnern und drehten beinahe gleichzeitig die Köpfe zu mir um, was schon einen leicht gruseligen Touch hatte.
"Du kannst dich ruhig bewegen, wir beißen schon nicht.", witzelte Taehyung, hingegen Youngjae deutete auf den Mundschutz, welcher zu meinem und ihrem Glück noch immer nahezu mein komplettes Gesicht, ausschließlich der Augen, bedeckte. "Willst du das Ding nicht zumindest hier drin abnehmen? Das muss doch unfassbar warm sein."
Meine Antwort war jedoch nur ein vehementes Kopfschütteln, worauf hin sein Gesichtsausdruck unverkennbar Verwirrung zeigte, er meinen Willen jedoch nicht weiter hinterfragte.
Ich tapste also, mittlerweile ohne Schuhe, in Richtung Treppe und beinahe gleichzeitig setzten auch die dort Wartenden ihren Weg nach oben fort.
Das Zimmer Taehyungs war nicht ungewöhnlich groß, dafür aber von oben bis unten vollgestopft mit allen möglichen Dingen.
Überall lagen Kleidungsstücke verstreut, von denen Youngjae einige von dem großen Bett fegte, um sich setzen zu können.
Gegenüber von diesem befand sich ein schlichter, weißer Schreibtisch, auf welchem sich alle möglichen Skizzen, Pinsel, Bleistifte und Farbtuben stapelten.
Der Inhaber des Zimmers warf sich einfach, die vielen Kleidungsstücke ignorierend, rücklings auf sein Bett, ehe er sich seitwärts hinaus lehnte, um von dem beladenen Nachttisch einen Controller zu schnappen.
"Zeit für eine Runde Overwatch."
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Heyy,
also zuerst: Vielen, vielen Dank, dass 'Past' in der Kategorie 'Aufstrebend' ist, omg. \^0^/
Und das, obwohl die Kapitel momentan wirklich handlungsarm (Hinterfragt dieses Wort einfach nicht.) sind. Ich kann zwar nicht versprechen, dass es sich bessert, aber trotzdem danke an alle, die es bis hierhin überhaupt aushalten. xD
Man liest sich!
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