Jungkook

"Hast du schon von dem großen Stadtfest am kommenden Wochenende gehört?", lauteten die allerersten Worte, welche Yugyeom mir anstelle einer Begrüßung und sogar noch bevor er seinen seit jeher rechterhand liegenden Platz vollständig bezog, an jenem Dienstagmorgen entgegenwarf.

"Nein?", erlaubte ich mir, mithilfe der ungeahnten Kraft der Ausrede, dass sich die momentanen Begebenheiten schließlich zu unmenschlich früher Uhrzeit abspielten, die dümmliche Gegenfrage zu stellen, was vonseiten meines besten Freundes lediglich durch ein überdramatisiert entnervtes Augenverdrehen kommentiert wurde.

"Wenn du deine Aufmerksamkeit nicht ständig zu neunzig Prozent deinem Jiminie schenken würdest, bestünde vielleicht die geringe Möglichkeit, dass du auch mal was von deiner Umwelt wahrnimmst, unter Anderem vielleicht auch, dass Tae und Youngjae seit gestern der halben Schule auf den Ohren liegen, sie dorthin zu begleiten. Ein paar von ihren Gaming-Freunden sollen wohl auch kommen."

Während des gefühlten Vortrages des Schwarzhaarigen, dessen Inhalt nur lückenhaft tatsächlich in mein Gedächtnis gelang, fand mein Blick nahezu wie von selbst und nicht unbedingt zum ersten Mal seinen Weg zur Gestalt des Blonden, der sich in Jaemins Gesellschaft oder generell inmitten der Klassengemeinschaft zwar nach wie vor zurückhaltend, aber dennoch weniger verklemmt als zu Beginn seines Aufenthaltes an dieser Bildungsstätte zu verhalten schien, wie ich mit Zufriedenheit feststellte.

"Was glauben Sie, wäre die geeignete Methode? Die pädagogisch wertvolle Entfernung des Stuhls, um den Patentienten auf den Boden der Tatsachen zurückzubefördern oder doch lieber die bewiesen wirksame Nutzung des Wassers, um die Lage wieder abzukühlen?", drängte sich die, den wichtigtuerischen Ton eines hochstapelnden Chefarztes nachahmende, Stimme BamBams, dessen plötzliches Auftauchen  nebensächlich ein wenig rätselhaft für mich wirkte, in den Vordergrund meines Bewusstseins und obwohl mir der direkte Kontext des wohl laufenden Dialoges nicht wirklich bekannt war, so legte ich allein anhand dieses Ausschnittes für mich fest, sicherheitshalber mal für unbestimmte Zeit mit geistiger Anwesenheit zu glänzen.

Zudem führte ich die glorreiche Liste sich aneinanderreihender, ausgesprochen intelligent wirkender Fragen sogleich fort, indem ich jene um ein "Was?" erweiterte.

Yugyeoms Augen, sowie Mund nahmen eine nahezu besorgniserregende Größe an, sodass man im Falle der Position einer außenstehenden Person vermutlich ernsthaft Angst um seinen gesundheitlichen Zustand bekäme und er gab dem folgend ein theatralisches, hörbares Einatmen von sich. "Doktor BamBam, ich glaube soeben ist ein wahres Wunder geschehen! Der Patient hat von ganz allein sein Bewusstsein zurückerlangt!"

Meine Stirn legte sich allmählich in Falten, da mir der von Beginn an lediglich hauchdünne Faden dieses Gespräches nun endgültig entglitten war und gleichzeitig begann ich, eine gewisse Reue zu verspüren, mich den beiden Idioten überhaupt gewidmet so haben, wenn der Klassenraum doch über so viel interessantere Individuen verfügte.

Mitunter bestand eventuell zu einer geringen Wahrscheinlichkeit die Möglichkeit, dass mein Interesse an einem ganz bestimmten, blonden Schüler zwischen den sich hier Aufhaltenden sich um ein klein wenig größer hielt, als es vielleicht sein sollte.

"Wir verlieren ihn wieder! Handeln sie schnell, Doktor Kim, ihr Eingriff könnte Gehirnzellen retten!"

"Ich glaube, hier handelt es sich um ein Missverständnis, mein lieber Kollege. An Gehirnzellen gibt es bei diesem Patienten sicher nichts mehr zu retten."

Glücklicherweise wurden die beiden, nicht allein meine Würde, jedoch viel wichtiger auch meine Konzentration in Bezug auf Jimins momentane Handlungen deutlich störendenden Spinner durch die Ankunft der berühmtberüchtigten und selbstverständlich allseits 'beliebten' Mrs. Chung dazu gezwungen, in ihrem lächerlichen Gespräch innezuhalten und der Ältere schlängelte sich geschickt durch die seinen Weg blockierenden, umstehenden Bänke, um scheinheilig seinen Platz einzunehmen, als säße er an jenem schon seit dem vergangen Vorklingeln.

"Meine liebe 11a, wir haben heute das Vergnügen, uns zwei ganze Doppelstunden  lang gemeinsam mit Physik zu beschäftigen. Passend zu diesem glorreichen Tag habe ich heute ein besonders tolles Thema mitgebracht, nämlich den Elektromagnetismus. Euch allen sollte aus Klasse neun noch bekannt sein..."

Vermutlich grenzte es bereits an ein Wunder, dass es mir bei der schrillen und nicht zuletzt aus diesem Grund ebenso nervtötenden Stimme unserer -bedauernsweise- Klassenlehrerin überhaupt möglich war, jene nahezu aus meinem Gedächtnis zu verbannen, aber monatelanges Training und die Aussicht auf deutlich interessantere Dinge, mit anderen Worten: Jimin, machten diesen Erfolg dennoch möglich.

Wenig verwunderlich oder vielmehr wenig unerwartet, denn Ersteres beschrieb den Umstand nicht unbedingt treffend, schien der Blonde nach dem Ertönen des- trotz der in irgendeiner Form vorhandenen Nervigkeit- erlösenden Klingelns wie sooft weder einen blassen Schimmer zu besitzen, in welcher Form er gewillt war, die angebrochene Pause zu verbringen, noch den Mut aufzubringen, einen seiner Klassenkameraden um dessen Begleitung zu bitten.

"Wir sind wieder draußen bei der Mauer.", teilte ich Jimin zuvorkommend und außerdem bedacht freundlich mit, damit ihn gar nicht erst der Verdacht beschleichen könnte, dass ich ihm etwas Böses wöllte; jedoch zwecklos.

Manchmal überkam mich das niederschmetternde Gefühl, ich bräuchte, egal was der Inhalt war, auch nur den Mund öffnen und schon gehörte jedes winzigste bisschen Wohlbehagen des Kleineren der Vergangenheit an- So auch jetzt, als dieser lediglich stumm nickte, von einem nervösen Schlucken begleitet und mit wenigen Handgriffen sein Hab und Gut schon beinahe an sich riss.

Wenig später stießen auch Taehyung und Youngjae zu uns, wobei Ersterer nicht unbedingt in Höchstform zu sein schien, hielt er sich doch ungewöhnlich schweigsam, die Miene so düster wie nur im seltensten Sonderfall.

Hingegen Youngjae stellte wohl das komplette Gegenteil seines besten Freundes dar, da er selbst für seine stets gut gelaunten Verhältnisse äußerst euphorisch und begeistert vor sich hin quatsche, ob man seinen zahlreichen Worten tatsächlich Aufmerksamkeit schenkte, sei mal dahingestellt.

"Jungkook?", sprach mich Taehyung überraschend und vorallem in ungewöhnlich dunkler Tonlage an, was durch seine tiefe Stimme nochmals um Einiges bedrohlicher klang, als vielleicht von ihm angedacht, "was denkst du eigentlich über Jimin?"

Durch diese zugegebenermaßen mehr als nur unerwartete Frage, blieb mir leider nicht genug Zeit, um auch nur eine Sekunde zu überlegen, was ich überhaupt gewillt war, zu erwidern und somit machte sich meine Zunge -leider nicht zum ersten Mal in letzter Zeit- selbständig:

"Ich weiß es einfach nicht...Es macht mich irgendwie glücklich zu sehen, wie er sich langsam hier einlebt, aber jedes Mal, wenn ich auch nur einen Schritt näher komme, habe ich das Gefühl, all das verfliegt wie Schall und Rauch. Ich habe einfach keine Ahnung, was ich falsch mache... Egal, wie nett ich versuche zu sein, es ist, als würde er jedes Mal eine halbe Panikattacke erleiden, wenn ich nur in seiner Nähe bin. Selbst in der Kommunikation mit Yoongi scheint er sich wohler zu fühlen und der Typ ist nun wirklich alles Andere als ein sozialer Wunderverbringer."

Mein Gegenüber musterte mich eindringlich, jedoch nicht wirklich so, als wäre er mit seiner Aufmerksamkeit wahrhaftig im Hier und Jetzt, vielmehr wirkte es so, als versuchte er krampfhaft, sich einen unglaublich verstrickten Gedankengang zu erklären.

Nur was hatte dieser mit mir zu tun?
.....................................................................

Heyyy,

ja, ich bin tatsächlich noch am Leben. Die Schule ist momentan wirklich nicht ohne, jedoch versuche ich trotz Allem, jede Woche zu updaten oder zumindest werde ich es von nun an versuchen, da mir mein eigener Geburtstag letzte Woche dabei im Weg war. (An dieser Stelle nochmal alles Gute nachträglich an meine treue Managerin, die witzigerweise genau am selben Tag Geburtstag hat. :3)

Außerdem produziert mein Kopf in letzter Zeit irgendwie so eine Art Mashup, sobald mir mehrere Lieder gleichzeitig im Kopf rumgehen und nunja... 'Destroyer' von Monsta X und 'Travel' von Bol4 ist eine...interessante Mischung. :')

Man liest sich!