26~Knowledge
Taehyung
Mein Kopf dröhnte sogar noch mehr, als in den Tagen zuvor, obgleich ich mir einen solchen Zustand kaum zu träumen erwagt hatte.
Als meine Mutter vor knapp einer Woche zu mir gekommen war, um mir die schier nebensächliche Bitte entgegen zu bringen, für unbestimmte Zeit ein Auge auf den Sohn ihrer Kindheitsfreundin, der wohl eine Art Mobbingopfer gewesen sein musste, zu werfen, war mir das Ausmaß dieser Aktion nicht im Geringsten bewusst gewesen.
Ich hatte mir Jimin mit fettigen Haaren, schiefen Zähnen, einer runden Brille auf der Nase und einem Fimmel für Pullunder vorgestellt- Eben der typische Außenseiter, der immer nach Leberwurstbrot stank und über solch langweilige Themen Bescheid wusste, dass es sich um kein Wunder handelte, dass niemand ihn leiden konnte, aber nie im Leben hätte ich in Erwägung gezogen, er könnte so...gebrochen sein.
Allein diese fälschliche Voreingenommenheit zeigte nur allzu deutlich, wie oberflächlich und gnadenlos die Menschheit eigentlich war- und ich gehörte ohne jede Zweifel dazu.
Nie in meiner bisherigen Existenz war die Notwendigkeit dazu vorhanden gewesen, tiefer zu denken, als das, was Einem tagtäglich angeboten wurde, ob durch Medien, oder eben die eigene Umgebung, doch unter den Umständen der vergangenen Tage begann ich allmählich, mich zu fragen, ob nicht meine komplette bisherige Lebensweise in irgendeiner Art verwerflich und ignorant gewesen war.
Ebenso war mir allerdings bewusst, dass ich nicht über die Macht verfügte, die Vergangenheit zu ändern- umso mehr Ansporn, die Gegenwart in die Hand zu nehmen.
"Und TaeTae, wie ist es gelaufen?", begrüßte mich meiner Mutter ohne jegliche Umschweife, sobald ich die, wie des Öfteren, laut knarzende Tür hinter mir gelassen hatte und so, wie ich sie kannte- und das tat ich selbstverständlich nicht gerade wenig- hatte sie in ihrer Ungeduld vermutlich die vorherigen dreißig Minuten direkt vor dieser gewartet.
Manchmal, um nicht zu sagen, ausgesprochen oft in letzter Zeit, vergaß ich, dass es einzig meine Denkweise war, die sich geändert hatte- meine Umgebung war immer noch die selbe, obwohl sie sich inzwischen teilweise beinahe befremdlich anfühlte.
Die aufmerksamen und mit Wissbegierde gefüllten, rehbraunen Augen meiner Mutter, die nach wie vor auf mir ruhten, brachten mich gedanklich auf ihre Frage zurück und sogleich ebenso auf ein Vorhaben meinerseits von eigentlich enormer Wichtigkeit, welches ich aber über meine Grübeleien nahezu wieder vergessen hatte.
Fester umgriff ich das Mobiltelefon in meiner rechten Hand, welches den ausschlaggebenden Beweis umhüllte, in dem ich tatsächlich eine ausschlaggebende Besserung für Jimin zu sehen vermochte.
"Nicht viel anders, als erwartet.", antwortete ich der großgewachsenen Frau wahrheitsgemäß, die trotz dieser wenigversprechenden Vorwegnahme nicht einen Funken ihres Interesses verloren zu haben schien. "Er verhält sich unsicherer, als ein frischgeborenes Rehkitz, dabei ist er eigentlich kein wirklich schlechter Tänzer, eher im Gegenteil."
Den Fakt, dass der wenig Ältere mit ziemlich großer Sicherheit zusätzlich noch an einer Essstörung litt, kehrte ich absichtlich unter den Tisch, aus dem simplen Grund, dass ich der Meinung war, er hätte schon mit genug Dingen zu kämpfen, als dass ich seine Mutter noch auf diese Fährte bringen musste.
"Den Mundschutz hat er immer noch nicht abgenommen?", erkundigte sich meine Erzeugerin weiter, das familieneigene Festnetztelefon bereits griffbereit, um sich alsbaldig den selben Fragen vonseiten ihrer alten Freundin zu stellen, wenn unser Gespräch erst einmal beendet war.
"Nein, aber das war auch abzusehen gewesen. Tatsächlich aber, habe ich eine viel bedeutendere Entdeckung gemacht.", begann ich bereits im Voraus, ihr mein Vorhaben möglichst schmackhaft zu verkaufen und versuchte nebenbei, mein Mobiltelefon zu entsperren, was aufgrund meines leider etwas komplizierten Musters, erst beim dritten Versuch wirklich eintraf, weshalb meiner äußerst ungeduldigen Mutter bereits ein entnervtes Seufzen entfloh.
"Sieh", pries ich ihr das flüchtige Foto, des, in irgendeiner Art, Abschiedbriefes an, den ich auf der Küchenzeile des Blonden entdeckt hatte, als ich mir ursprünglich lediglich ein Glas Wasser nehmen wollte.
"Lieber Jimin....sollst nicht glauben....weiß nicht....überhaupt bei dir ankommt....möchte dir danken....würde dir nie wehtun....hast das nicht verdient...", verließen ab und zu Wortfetzen die schmalen Lippen der Braunhaarigen- Eine Angewohnheit während des Lesens, die meinen Vater nur allzu oft zur Weißglut trieb.
"Ich verstehe nicht.", gab sie mehr oder weniger als Rückmeldung, während sie ihre in die Knie gestützte Position wieder verließ und ihren heißgeliebten Dutt richtete.
Nicht wirklich überrascht ließ ich mein Handy in meiner Hosentasche verschwinden und versuchte, meinen Plan möglichst einfach zu erläutern: "Ich möchte, dass du mir hilfst, diesen Jinyoung zu finden. Laut diesem Brief stand er Jimin wirklich nahe und die Tatsache, dass er den Brief aufgehoben hat, zeigt, dass ihm vermutlich noch immer etwas daran liegt. Wir verfügen zwar über keinerlei Wissen, was die beiden getrennt hat, aber es klingt nicht unbedingt so, als wäre es aus freiwilligen Stücken geschehen. Ich möchte, dass sie sich aussprechen."
"Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.", formulierte der weibliche Part meiner Eltern vorsichtig, aber dennoch offensichtlich skeptisch ihr Unbehagen. "Ich meine, man muss den armen Jungen doch nicht unnötig mit längst geschehenen Dingen erneut konfrontieren. Vergangenheit ist Vergangenheit und das sollte sie auch bleiben. Wir wollen schließlich keine alten Wunden aufreißen."
Bestimmt schüttelte ich den Kopf, sogleich erläuternd, weshalb ihre Annahmen so fälschlich waren: "Mum, du kennst ihn nicht, das merkt man. Dieser Junge lebt quasi noch in der Vergangenheit und alte Wunden werden tagtäglich aufgerissen, aber das ist er selbst und niemand sonst. Daher sehe ich in einem Gespräch mit diesem Jinyoung Hoffnung darauf, dass ihm endlich jemand näherbringt, dass sich die Zeiten geändert haben."
"Von mir aus.", gab sich meine Mutter letztendlich seufzend geschlagen, offenbar nicht die nötige Energie besitzend, sich großartig mit mir herumzustreiten. "Aber du telefonierst mit Jaeyon, so empfindlich wie sie beim Thema 'Jimins Vergangenheit' ist, stellt sich das für mich als eindeutig zu nervenaufreibend dar."
"Wenn es weiter nichts ist.", meinte ich schulterzuckend und wählte ohne jede Umschweife den Kontakt 'Familie Park (Yonnie :3)', bei dem sich bereits nach dem zweiten Tuten eine gestresst wirkende Frauenstimme zu Wort meldete: "Ich nehme an, du willst mich über Jimin auf dem laufenden halten, Yunnie, aber kann das bis heute Abend warten? Jihyun hat...nicht gerade erfreulichen Besuch, um den ich mich kümmern muss."
"Also, eigentlich ist hier Taehyung.", versuchte ich, möglichst ruhig auf die aufgebrachte Frau am anderen Ende der Leitung einzureden. "Und ich habe auch gar nicht vor, lange zu stören. Ich brauche nur die Nummer von einem gewissen Jinyoung, der wohl mal mit Jimin befreundet war."
"Wag es ja nicht, auch nur den Namen dieses elenden Hundes in den Mund zu nehmen! Er ist nie besser gewesen, als all diese Anderen!", keifte sie plötzlich mit einer solch intensiven Lautstärke in mein Ohr, dass ich gezwungen war, den Hörer auf einen gewissen Sicherheitsabstand zu bringen und gleich darauf feststellen musste, dass aufgelegt worden war.
Aus dem Augenwinkel nahm ich war, wie meine Mutter mich leicht amüsiert musterte, scheinbar nicht sonderlich überrascht von dieser heftigen Reaktion, jedoch konnte ich mich nicht weiter auf sie konzentrieren, da das Telefon in meiner Hand plötzlich Alarm schlug und ich selbstverständlich sofort abhob.
"Hören Sie, es tut mir-", wollte ich Mrs. Park bereits schlichtend entgegen kommen, wurde aber durch die dieses Mal männliche Stimme unterbrochen.
"Keine Sorge, hier ist Jihyun. Ich kann dir Jinyoungs Nummer geben."
"Jihyun? Hattest du nicht kuriosen 'Besuch'?", erkundigte ich mich, trotz dieser bedeutsamen Hilfsbereitschaft seinerseits, ausgesprochen neugierig.
"Ach, das war nur Jackson und er kam nicht wirklich mit schlechten Absichten, er wollte sich eigentlich sogar bei Jiminie-Hyung entschuldigen."
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Heyyy,
Überraschung? Keine Ahnung, ich hatte mir Taehyungs Exposing irgendwie...dramatischer vorgestellt.
Alles in Allem ist es natürlich mal wieder ein Filler, yay.
Falls es noch irgendwelche Verwirrungen gibt, hier darf man Fragen stellen, mein Manager MinMochiD wird sie beantworten.
(Und ja, Jinyoungs Abschiedsbrief habe ich euch enthalten, gern geschehen. つ´Д')つ )
Man liest sich!
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