25~Reticence
Jimin
Alles schien so surreal, zu schön, um wahr zu sein und vorallem zu schön, als dass ich es verdient hätte.
Anders, als die anfängliche Zeit an der neuen Schule, bestand mein Tag diesmal nämlich nicht daraus, entweder Jungkook oder Jaemin verängstigt hinterherzutrotten, in der Hoffnung, demjenigen würde meine Anwesenheit möglichst bald entfallen oder sich auf dem Schulflur, beziehungsweise gegebenenfalls sogar in den Toiletten in der hintersten Ecke zu verkriechen, um niemanden unnötig mit meiner Existenz zu belasten, sondern ich war eigentlich die gesamte Schulzeit in diverse Vorbereitungen für den Geburtstag Jungkooks involviert, was bedeutete, dass ich entweder anderen Mitgliedern dieses schon eine Art kleinen Projektes den Rücken freihielt, während sie Einladungen verteilten, Showeinlagen vorbereiteten, sowie eventuell noch letzte Besorgungen machten, oder eben selbst meine freien Stunden und Pausen dafür opferte, die angesammelten Nahrungsmittel, aber ebenso andere, nützliche Utensilien, in Sumis Wohnung, welche unmittelbar über ihrem Tanzstudio lag, zu transportieren, um sie dort sozusagen zwischenzulagern.
Natürlich jedoch war es nicht allein dabei geblieben, dass man mich als Packesel einsetzte, denn ohne jegliche Vorwarnung hatte sich zusätzlich auch noch BamBam an mich gewandt, ob ich mich denn nicht ihrer Gruppe- bestehend aus ihm, Yugyeom und Hoseok- anschließen wollte, die vorhatten, an Jungkooks großem Tag 'Fantastic baby' von BigBang, unser vermutlich aller Lieblingsgruppe, zu performen.
Wirklich abweisen, dass mir die Choreographie durchaus bekannt, ja eigentlich sogar einverleibt war, konnte ich selbstverständlich nicht, aber dennoch hatte ich ein wirklich äußerst unwohles Gefühl bei der Sache.
Denn auch, wenn für den heutigen Tag- zumindest äußerlich- niemand sich an meinem Dasein zu stören vermochte, so würde all dies nicht für ewig so verbleiben können; es war lediglich eine Frage der Zeit, bis ich für die Ersten einen Dorn im Auge darstellen würde.
Aus diesem Grund wäre es mir lieb gewesen, im Mittelpunkt stehende Darstellungen meiner Selbst zu vermeiden, doch nach wie vor war das Schicksal nicht auf meiner Seite- oder BamBam und Co erlaubten sich vielleicht einfach nur einen Spaß, indem sie mich durch meine Lächerlichkeit als Unterhaltungsakt missbrauchten.
Anders würde es vermutlich ohnehin keinen Sinn ergeben, denn niemand, wirklich niemand würde ausgerechnet mich für eine solche Sache anwerben wollen, ganz egal, ob derjenige mich nun kannte oder nicht.
"Wie geht es denn eigentlich deinem Bruder?", erinnerte mich Taehyungs Stimme linker Hand wieder an seine Anwesenheit, sowie die Tatsache, dass ich mich momentan gemeinsam mit ihm auf dem Heimweg befand.
Vorerst jedoch musste ich mir diese Frage selbst stellen; anderweitig wäre ich nicht in der Lage, sie ehrlich zu beantworten und ich kam nicht darum herum, mir einzugestehen, dass ich absolut ratlos war.
Es schmerzte, zu erkennen, dass ich mich nun über einen gesamten Tag hinaus nicht mehr mit dem Befinden meines eigentlich so heißgeliebten Bruders beschäftigt hatte, aber allen voran war ich enttäuscht, enttäuscht, dass ich in jeder einzelnen Sphäre meines Lebens versagte.
Taehyung schien mein Schweigen, welches einzig und allein meinen stillen Überlegungen geschuldet war, ein wenig falsch zu interpretieren, denn im Verlaufe dieses wanderte seine Hand zu meinem Rücken, um vermeintlich beruhigend darüber zu steichen.
"Egal was geschehen ist, es ist nicht deine Schuld."
Eigentlich war es genau dies schon, meine Schuld, aber aussprechen würde ich das Wissen darüber nie, aus dem simplen Grund, dass ich ganz sicherlich nicht gewillt war, jemanden die Ohren mit meinen eigenen Fehlern vollzuheulen.
Es gab so viele Menschen auf dieser Erde, deren Leben schwerer, deren Probleme größer waren, als die meinen, warum also, war ich einfach nicht in der Lage, den Überfluss, in den mein lächerliches Selbst hineingeboren wurde, wertzuschätzen?
"Nein, es ist nicht das, ich...verfüge schlichtweg über keinerlei Auskunft zu seinem Zustand und mache mir schon Sorgen, aber damit muss ich allein zurechtfinden, das ist in Ordnung."
Auch, wenn jenes, entgegen meines scheinbaren Desinteresses der letzten über vierundzwanzig Stunden, nichtmal gelogen war, fühlte ich mich nicht gerade wohl dabei, Taehyung einen so großen Teil meines Privatlebens zu offenbaren, da eine solche Handlung ihm augenblicklich Informationen präsentierte, die er jederzeit in der Lage war, gegen mich zu verwenden.
"Jimin, ich weiß, das muss ungewohnt für dich sein, aber du kannst wirklich immer mit mir reden, auch wenn das vielleicht so nullachtfünfzehn-mäßig klingt. Mach dir einfach nicht allzu viele Gedanken, Jihyun wird sich schon zu helfen wissen und schließlich hat er ja auch Freunde, die sich für ihn einsetzen, nicht?"
Und schon war ich erneut an dem Punkt angelangt, an dem ich mich selbst für meine voreiligen Gedanken am Liebsten zusammenschlagen würde.
Ich hasste es einfach wie die Pest, dass Vorurteile den Großteil meiner Gedankengänge steuerte, wenn es um solche Themen ging.
Taehyung war so nicht, das spürte man, sah man ihm an und trotzdem war ich wie allzu oft nicht in der Lage, einfach so zu denken, wie ein normaler Mensch.
All dies änderte jedoch nichts daran, dass ich dieses Angebot niemals einlösen würde und das lag nicht daran, dass ich ihm in dieser Hinsicht zu lügen vorwarf.
Es handelte sich lediglich um einen unbestreitbaren Fakt, dass, sollte ich darauf eingehen, ich den hilfsbereiten Jungen schneller vergraulen würde, als man sich versehen könnte.
Angekommen an meiner Wohnungstür im dritten Stock des, mit der grauen Betonfassade von außen nicht gerade einladend wirkenden, Gebäude der Lee-Hyun-Straße 5, ließ ich Taehyung vor mir passieren, der sich auch sogleich seiner Schuhe entledigte.
"Entschuldige, falls das ein wenig plötzlich kommt, aber hinter welcher Tür verbirgt sich dein Badezimmer? Ich müsste nämlich mal eben meine Blase erleichtern."
Abwesend deutete ich in Richtung der korrekten Tür, da etwas Anderes meine jetztige Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
Für manch Einen mochte es nur ein einfaches Stück Papier sein, entnommen aus einem der unzähligen Collegeblöcke, wie sie ein jeder Schüler bei sich trug und fein säuberlich mit Buchstaben gefüllt, doch für mich war es inklusive der darauf niedergeschriebenen Worte so viel bedeutender; Jinyoungs Abschiedsbrief.
War ich überhaupt dazu befugt, es als solchen zu bezeichnen, als einen 'Abschiedsbrief'?
Zu oft hatte ich mir in der Vergangenheit jene Frage gestellt, während meine Augen die sich mir bereits so eingeprägten Zeilen kontinuierlich überflogen, als würden sie hoffen, daraus eine Antwort entnehmen zu können, aber eine solche hatte ich selbstverständlich nie gefunden.
Die Betätigung der Klospülung, welche mehr als nur deutlich aus dem Nachbarzimmer herüber drang, war mein Zeichen, den sorgfältig beschriebenen Zettel beiseite zu legen und mich stattdessen auf der, in der Ecke, in welcher sie sich befand, etwas einsam wirkenden, Couch niederzulassen, um keinen Verdacht zu schöpfen.
Kurz darauf tauchte auch schon das Gesicht meines Gastes im Türrahmen auf, dessen Lippen eine Frage verließ, auf die ich wirklich hätte vorbereitet sein sollen.
"Hast du eventuell was zu Essen da?"
Ich spürte förmlich, wie mein Herz mir in die Hose rutschte und war ein weiteres Mal diese Woche äußerst erleichtert über die Existenz meines Mundschutzes, der meinen Gesichtsausdruck vor der Außenwelt verbarg.
"Sonderlich viel habe ich nicht mehr im Haus, aber ein Joghurt dürfte noch da sein."
Noch nie im Leben hatte ich wirkliche Angst davor, dass jemandem mein Essverhalten auffiel und ehrlich gesagt, verwirrte mich dieser Gefühlsausbruch nicht gerade in geringem Ausmaß.
Eigentlich war das, was ich tat, berechtigt, schließlich konnte ich gern darauf verzichten, meinem Umfeld zu allem Überfluss einen noch ekelhafteren Körper darzubieten.
Weshalb also, fühlte es sich plötzlich so an, als würde es sich dabei um etwas Verwerfliches handeln, das auf keinen Fall in das Wissen Taehyungs aufgenommen werden durfte?
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Heyyy,
bitte seid nicht verwundert, wenn ihr in den kommenden sechs Wochen eher weniger von mir hören werdet- auch für mich haben die Ferien begonnen und diese bedeuten bei uns eher Stress, als Erholung. (Das ist dann wohl der Nachteil einer....reisefreudigen Familie. ^^")
Ich werde mich selbstverständlich dennoch bemühen, zumindest aller 1-2 Wochen zu updaten, allerdings wird das nur in einem sehr unregelmäßigen Maße möglich sein.
Verzeiht bitte auch jegliche, mit Sicherheit vorhande, Tipp- oder Grammatikfehler, aber ich stehe mal wieder ziemlich unter Zeitdruck.
(Und falls mich jemand darauf hinweisen möchte, dass Taehyung eigentlich nicht wissen kann, dass Jihyun Jimins Bruder ist, mehr hinterfragen müsste, warum Jimin allein lebt, etc. : Sein Handeln hat schom einen Grund....nur kennt ihr den nicht. ;) )
Man liest sich!
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