Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Schatten der Vergangenheit

Bestimmt eine Stunde lang nach dem Vorfall herrschte Schweigen. Jeder hing seinen wahrscheinlich nicht sonderlich angenehmen Gedanken hinterher, zwischendurch verteilte Lizzy zwei Äpfel. „Das war alles, was wir noch haben.“, murmelte sie leise.

Niemand reagierte und so setzte auch sie sich wieder auf den Boden und sah die Wand an. Irgendwann hielt Jana es nicht mehr aus. Ihr Kopf zersprang beinahe vor unzähligen unbeantworteten Fragen, die sie nicht wagte, zu stellen. „Ich müsste mal auf die Toilette. Ist hier irgendwo eine?“

Katharina sprang auf, offenbar erleichtert darüber, etwas tun zu können. „Hier nicht, aber im Haus gegenüber. Ich muss sowieso noch einmal nach draußen, eigentlich wollte ich ja etwas zu essen besorgen. Da kannst du dann auch gerade mitkommen.“

Jana nickte. Alles, um dieser Atmosphäre zu entkommen.

R stand ebenfalls auf. „Ich komme mit euch, um dann das Seil runterzuwerfen, wenn ihr wiederkommt.“, verkündete er.

Lizzy zuckte kurz mit dem Kopf, was man als die Andeutung eines Nickens verstehen konnte, Nils reagierte gar nicht. Ein Schleier schien sich über seine dunklen Augen gelegt zu haben und er schien seine Umgebung nicht wirklich wahrzunehmen.

Zögerlich verließ Jana hinter Katharina und R den Raum. Krampfhaft versuchte sie kurz darauf, ruhig zu erscheinen, als sie zum zweiten Mal über das beunruhigend dünne Seil balancieren musste. Niemals sollten die anderen beiden denken, dass sie sich von dieser Schwäche beeinflussen ließ. Ihre Gefühle gingen niemanden etwas an.

Trotzdem zitterten ihr leicht die Knie, als sie endlich auf der anderen Seite stand. R maß sie mit einem prüfenden Blick, sagte aber nichts dazu. Wie viel er sich dachte und was er erriet, konnte Jana nur raten.

Kurz darauf stand sie neben Katharina wieder auf der Straße, wachsam umherblickend. Das Haus auf der gegenüber liegenden Straßenseite sah verlassen aus, aber auf Jana machte es auch nicht gerade einen einladenden Eindruck. Die leeren Fenster erinnerten sie an dunkle Augen, Abgründe, hinter denen sich fruchtbare, für den menschlichen Verstand nicht vorstellbare Dinge verbargen. Erinnerungen drängten sich an die Oberfläche ihres Bewusstseins, Dinge, nie sie nicht sehen wollte, Dinge, die sie bisher mit Erfolg verdrängt hatte. Einen Augenblick lang glaubte Jana, einen sanften orangenen Schein hinter den Fenstern erkennen zu können, bereit, sich zu einer gewaltigen Explosion auszuweiten, doch erneut verdrängte sie das Bild. Es gehörte der Vergangenheit an und sie wollte nicht länger an lange vergangene Dinge denken.

„Kann ich dich was fragen?“, wandte sie sich an Katharina, um die Erinnerungen wieder abzuschütteln. Vorerst.

Katharina warf ihr einen kurzen Blick von der Seite zu. „Natürlich. Immer. Ich nehme an, dir schwirren einige Fragen im Kopf herum.“

„Wer… ist… oder war Marie?“

Eine Falte bildete sich auf Katharinas Stirn, und sie blieb vor der Tür des Hauses stehen. Mit einem Ruck wandte sie sich zu Jana um. „Ich hätte mir denken können, dass du das fragen würdest“, murmelte sie leise. „Jeder würde das. Sie war… eine von uns, gerade erst vierzehn Jahre alt. Genau wie Lizzy heute bestand sie immer darauf, mithelfen zu dürfen, mithelfen, uns zu versorgen und all das. Irgendwann haben wir uns breit schlagen lassen.“

Katharina schluckte heftig. „Anfangs ging alles gut, und wir waren glücklich, soweit man das in unserer Situation sagen kann. Und dann kam sie irgendwann einfach nicht wieder. Wir haben gewartet, stundenlang, tagelang. Aber sie kam nicht und irgendwann haben wir es aufgegeben. Das war vor anderthalb Jahren.“ Sie wischte sich über die Augen. Ob aus Trauer oder mentaler Erschöpfung vermochte Jana nicht zu sagen. „Weißt du, Marie und Nils waren ein Paar, obwohl er acht Jahre älter ist als sie. Seit sie verschwunden ist, ist Nils nicht mehr derselbe. Er redet nicht mehr so viel wie früher, lacht kaum noch. Wahrscheinlich könnte man sagen, er ist zorniger geworden. Aber wir können nichts tun, was ihm helfen könnte. Wir haben Marie verloren und wir werden sie nicht wieder zurückbekommen.“

Jana schwieg betroffen. Es klang unglaublich viel Schmerz in Katharinas Stimme mit. Jana dachte an Jasper. Ein Stich schlechten Gewissens durchfuhr sie. Wie oft hatte sie an ihn gedacht, seit sie aus Mayas Haus geflohen war? Kaum einmal. Niemand konnte sagen, ob er noch am Leben war, doch Jana spürte, wie sich langsam ein harter Kern der Entschlossenheit in ihrem Inneren festsetzte, der sich nie wieder zerstören lassen würde. Sie würde ihn nicht im Stich lassen, und wenn sie bei dem Versuch, ihn aus den Klauen des Präsidenten zu befreien, sterben sollte.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro