Missbilligung
Nils saß auf einem unbequemen Holzstuhl in einem Raum, der ihm in einer anderen Situation vielleicht sogar gefallen hätte, aber ihm so einfach nur Angst einflößte. Er hatte die Hände auf die Kanten des Stuhls gestützt und umklammerte diese so fest, als wolle er den Stuhl einfach entzwei brechen. Kaum, dass er das Gefängnis verlassen hatte, hatte sich das Gebäude der Kontrollzentrale mit unzähligen Menschen gefüllt, die alle schwer beschäftigt wirkten und er hatte sich unglaublich verloren gefühlt. Janas entsetzte Stimme hinter der dicken Stahltür geisterte in seinem Kopf herum, auch wenn er mit aller Macht versucht, diese Erinnerung auszusperren. Es geschah ihr nur recht, was geschehen war, sie hätte sich nicht einfach einmischen dürfen, sie hätte ihre Klappe nicht so weit aufreißen dürfen. Sie hatte ihm direkt in die Arme gespielt und eigentlich hätte er dankbar sein müssen, dafür was sie ihm ermöglicht hatte.
Der Raum, in dem er sich befand, war groß und bot einen gigantischen Ausblick, er befand sich an der höchsten Stelle im Imperias, symbolisch dafür, dass an dieser Stelle auch das Oberhaupt des Imperias saß. Doch der Präsident, der normalerwiese von diesem Büro aus sein Reich lenkte, war noch nicht da. Er hatte Nils sofort in sein Büro beordert, war jedoch schon nach einem kurzen Gespräch darüber, was sich in den letzten Wochen bei Nils ereignet hatte, wieder verschwunden. Eine Begründung hatte er nicht geliefert, wahrscheinlich war Nils dafür einfach nicht wichtig genug. Doch nun saß der junge Mann sicherlich schon eine Stunde in dem großräumigen Büro, und der Präsident war noch immer nicht zurück. Nils spürte leichten Unmut in sich aufkeimen, doch er unterdrückte die Regung. Das hier waren immerhin die letzten Stunden, die er im Imperias verbringen würde. Doch die Euphorie, mit der er eigentlich gerechnet hatte, wollte sich einfach nicht einstellen.
In diesem Moment öffnete sich endlich de Tür und der Präsident trat ein. Er ignorierte Nils zuerst komplett, ging zu seinem gläsernen Schreibtisch, du griff nach einer Akte, die in einem großen Stapel derselben darauf lag, trug etwas ein, wobei er aber die Akte so hielt, dass Nils nicht erkennen konnte, was er schrieb, schloss sie schließlich wieder und wandte seine Aufmerksamkeit dann endlich dem jungen Mann vor ihm zu.
„Wie ich sehe, hast du deine Aufgabe erfüllt.“
Nils nickte knapp. „Das bedeutet dann wohl, dass ich jetzt gehen darf.“
Der Präsident antwortete nicht sofort, sondern musterte Nils aus seinen sturmgrauen Augen nachdenklich. Er erinnerte Nils an irgendjemanden, konnte aber nicht sagen, an wen, und auf eine gruselige Weise machte ihn das noch unheimlicher.
„Wohin willst du denn gehen?“
Mit gerunzelter Stirn sah er auf. Er verstand die Frage nicht. „Ich weiß es noch nicht genau, in eine Stadt, wo ich nichts zu befürchten habe, wo ich in Frieden weiterleben kann.“
Der Präsident nickte langsam. „Natürlich. Ich verstehe.“ Nach einer kurzen Pause füge er hinzu: „Gut. Dann haben wir nichts mehr weiter zu besprechen. Du kannst gehen.“
Verdutzt blickte Nils ihn an. Bis zu diesem Moment hatte er immer noch daran gezweifelt, dass es wirklich so einfach sein würde. „In Ordnung.“, sagte er ein wenig unbeholfen und erhob sich von seinem unbequemen Stuhl. Gerade, als er sich zur Tür drehen wollte, sagte der Präsident doch noch etwas. „Allerdings“, Nils fuhr herum, sofort machte sicher wieder Beunruhigung in ihm breit, „ist die nächste Stadt, wo sie dich aufnehmen würden, etwa 50 Kilometer entfernt. Und dazwischen liegt nur die Wüste. Ich habe dir versprochen, dich freizulassen, aber von Proviant war nie die Rede, er wird hier ebenfalls benötigt. Du verdurstet, bis du irgendjemanden findest, der gastfreundlich gestimmt ist.“
Schwer ließ Nils sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Er hätte es wissen müssen.
„Deswegen schlage ich vor, dass du einfach hier bleibst, da in der Stadt mehrere Zettel verteilt wurden, wo von deinen Heldentaten berichtet wird. Ich denke, niemand da draußen wird so sonderlich gut auf dich zu sprechen sein, wenn sie das lesen.“
Wie versteinert starrte Nils ihn an. „Ich bin Ihr Gefangener.“
„Natürlich nicht.“ Der Präsident lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. „Es steht dir frei, zu gehen, wohin auch immer du willst. Mein Vorschlag ist nur ein gut gemeinter Rat.“
Nils vergrub das Gesicht in den Händen. Er war nach Strich und Faden hereingelegt worden und war sehenden Auges in die Falle gelaufen. Und er hatte seine drei Freunde verraten. Das Ausmaß seiner Tat wurde ihm nun bewusst, doch es war nicht mehr rückgängig zu machen und er wusste es. Er wünschte, er könnte weinen, doch er konnte nicht, alles in ihm schien erstarrt zu sein.
In diesem Moment sprang die Tür des Büros völlig unerwartet auf. Nils wie der Präsident blickte auf. Ein Mann, völlig verschwitzt und ziemlich blass, stand auf der Schwelle. Missbilligend blickte der Präsident ihn an.
„Es tut mir so leid, ich konnte nichts tun.“
„Was ist es? Wovon redest du?“
„Sie sind entkommen.“
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