Entkommen
Jana konnte indessen immer noch die beunruhigende, atemlose Nähe des Polis spüren und langsam bekam sie Atemnot. Wenn diese Maschinen nicht bald ihre Entscheidung fällten, würde sie sich verraten.
Noch einige angespannte Sekunden verstrichen, bis der Anführer der Gestalten schließlich verkündete: „Nun gut. Bring sie weg. Du kannst dich nirgends verstecken, irgendwann finden wir dich wieder.“
Innerlich atmete Jana erleichtert auf und brach in Jubelschreie aus. Noch ein paar Sekunden und sie waren in Sicherheit- soweit man in dieser Stadt in Sicherheit sein konnte. Sie spürte, wie Jasper sie sanft wieder vom Boden aufhob und sie, nun ein wenig taumelnd, davon trug.
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Die umhangverhüllte Gestalt stand abermals vor dem fest verschlossenen hölzernen Tor des Imperias. Nichts rührte sich. Die Sonne stieg langsam hoch an den Himmel, die Temperatur stieg und jeder normale Mensch, -soweit man in diesen Zeiten von normalen Menschen sprechen konnte-, hätte den Umhang abgelegt, oder zumindest die Kapuze vom Kopf gezogen, nicht aber der Polis. Er war unfähig, etwas zu empfinden und sei es so etwas Banales wie Hitze oder Kälte.
Plötzlich wurde hinter der hölzernen Verkleidung ein Schlüssel in ein Schloss gesteckt und herum gedreht. Ächzend öffneten sich die Torflügel und der Präsident trat heraus. Auch er schien den Temperaturen unangemessen gekleidet, mit einem bis zum Hals zugeknöpften hellblauen Hemd und einem weißen Anzug. Seine blaugrauen Augen blitzten wütend. „Ihr verhandelt mit ihnen? Seit ihr des Wahnsinns?“
Wäre der Polis solch einer Empfindung fähig gewesen, hätte er wahrscheinlich schuldbewusst geklungen, als er antwortete: „Das Mädchen ist tot... und der Junge bietet an, sie aus der Stadt zu bringen.“
Der Präsident schnaubte. „Und ihr denkt, dass er danach brav wieder zu euch zurück gelaufen kommt und sich abführen lässt?“ Er begann, die Straße entlang zu hetzen. „Seid ihr wenigstens so vernünftig gewesen, zu überprüfen, ob das Mädchen tatsächlich tot ist?“
Statt einer Antwort auf die gestellte Frage blieb der Polis reglos am Stadttor stehen und fragte: „Ihr benutzt kein Auto, Herr?“
„Nein, verdammt, sie würden mich wahrscheinlich kommen hören, und bis es fertig gesichert ist, sind wir auch hin gelaufen. Und ich habe dir eine Frage gestellt!“
„Ich weiß es nicht, Herr.“, nahm der Polis den Faden des Gesprächs wieder auf, „Ich bin direkt aufgebrochen, nachdem der Junge sein Angebot gemacht hatte. Genau, wie Ihr es befohlen habt.“
Der Präsident gab keine Antwort, und die nächsten Minuten herrschte Stille, bis sie endlich die Straße erreichten, in der sich das Versteck der zwei natürlichen Kinder befand. Auf der Stirn des sonst für solch menschliche Zeichen unantastbaren Präsidenten glänzten kleine Schweißperlen, die allerdings eher von den ungewöhnlich warmen Temperaturen als von Nervosität stammen mochten. Am Straßeneingang blieb er stehen und betrachtete einige Sekunden lang das Bild, dass sich ihm dar bot. Die vier übrig gebliebenen Polis standen regungslos an der Mauer, als würden sie den Keller noch immer bewachen.
Lodernde Wut trat in die Augen des Präsidenten, so heftig, dass sie jeden Mann eingeschüchtert hätte. Sie schienen förmlich Blitze zu sprühen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und sein Mund formte einen farblosen schmalen Strich, als er die Straße zu den Polis hetzte. Niemand sonst war niemand zu sehen.
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