╚ Sieben 4/5 Rätsel zuvor╝
Sieben 4/5 Rätsel zuvor
https://youtu.be/ZOdv5bE3KJw
Trailer by gracefuledits
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║ F Y N N ║
Der Bass dröhnte unter meinen Füßen und für einen kurzen Moment irritierten mich die vielen bunten Lichter, bis ich eine Berührung am Arm spürte.
„Nun komm schon, Fynn! Andere wollen auch noch rein", schrie mir Ethan ins Ohr und dirigierte mich zwischen den vielen Menschen zu einer kleinen Sitzecke, in der ich bereits die anderen ausmachen konnte.
Emily und Erin kauten Nate bereits ein Ohr ab, der jedoch eher an dem Gespräch mit einem blonden Mädchen, das ich vom Sehen aus der Schule kannte, interessiert war.
„Hier ist er! Hab' ihn wie ein orientierungsloser Welpe im Flur gefunden", konnte Ethan sich nicht verkneifen zu berichten und ließ sich zwischen Erin und Emily auf das Sofa fallen.
„Hey!", beschwerte sich Emily zugleich und stieß ihn protestierend in die Seite. „Du bist viel zu breit, um hier noch sitzen zu können!"
Ich ließ mich derweilen auf die Sofalehne nieder und beobachtete das Geschehen.
Oder vielmehr hielt ich Ausschau.
Denn ich wusste, dass sie hier war.
Jeder war hier auf dieser privat organisierten Jahrgangsstufe.
Selbst ich, Fynn Reeves.
„Willst du was trinken?"
Erin beugte sich näher zu mir, damit ich sie über die dröhnende Musik verstehen konnte. Ich schüttelte den Kopf, bekam aber im nächsten Moment ausgerechnet von meinem Bruder einen roten Plastikbecher in die Hand gedrückt, als er aufstand.
„Ich bin eben mal weg, bei dieser Lautstärke kann man sich ja nicht richtig unterhalten!" Er zwinkerte mir zu und ich bemerkte seine Hand, die um die Hüfte des blonden Mädchens geschlungen war. Spöttisch hob ich eine Augenbraue.
Nate schien mein Blick zu bemerken, grinste einmal schräg und offenbarte somit seine Grübchen.
„Genieß die Party und mach dich nicht verrückt, okay?"
Mit diesen Worten verschwand er zusammen mit der hübschen Blondine in der Masse von Leuten, die hier waren, um sich die Seele aus dem Leib zu feiern.
Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand und drehte den Becher in meiner Hand hin und her. Natürlich wusste ich, was er mit seinen Worten mir sagen wollte.
Nämlich, dass ich zumindest heute Abend Alicia aus meinem Kopf streichen sollte.
Aber das war einfacher gesagt als getan.
Besonders:
Was wäre, wenn ich sie heute Abend gar nicht vergessen wollte?
„Der hatte es ja eilig. Weißt du wer das war?"
Erin beäugte mich, während neben ihr Emilys und Ethans spielerische Auseinandersetzung in eine Art Armdrücken geendet war.
„Nein, kenne sie nicht", entgegnete ich abgelenkt und ließ meinen Blick weiter über die vielen Personen schweifen.
Die meisten standen in Gruppen, unterhielten sich, tranken und lachten.
Das Haus, in der die Party stattfand, gehörte einem aus den Kreisen der Eishockeymannschaft und war definitiv groß genug, um all diese Jugendlichen unterzubringen.
Durch den modernen Schnitt der Räume, konnte ich von hier aus das gesamte Wohnzimmer überblicken, oder zumindest das, was es einmal gewesen war.
Denn die gesamten Möbel, unter anderem die Sofas, auf denen wir uns verschanzt hatten, wurden an die Wände geschoben, sodass in der Mitte unter der riesigen Galerie genug Platz zum Tanzen war.
Aber auch unter den Tänzern fand ich Alicia nicht.
„Ist was los?", fragte Erin und stupste mich leicht an. Ihre blauen Augen musterten mich.
„Nein, alles gut. Ich gehe eben nur auf schnell auf die Toilette", sprach ich und stand auf ohne auf eine Antwort zu warten auf.
Sie nickte nur, während Ethan und Emily nichts von meinem Verschwinden mitbekamen.
Ich drängelte mich durch die Massen und bemerkte erst, als ich jemanden anrempelte und mir dabei lauwarme Flüssigkeit über die Hand schwappte, dass ich immer noch Nates roten Becher in der Hand hielt.
Als ich bei der nächsten Kommode vorbei kam, stellte ich ihn ab und schlug dann den Weg zum Bad ein.
Oder zumindest den Weg, wo ich das Badezimmer vermutete.
Mit jedem Schritt wurde die Musik lauter und die Luft um mich herum stickiger und wärmer.
Zwar war es schon spät abends, aber der Hochsommer hatte den ganzen Staat Minnesota fest im Griff und die Enge, sowie der viele Körperkontakt machte es nicht besser.
Ich merkte, wie ich so langsam anfing zu schwitzen und sofort fing ich es an zu bereuen, Nates Rat befolgt zu haben und ein Hemd anzuziehen.
Zwar trugen hier noch so einige andere ein Hemd, aber das waren meist die Schnösel der High-Society, mit denen ich mich definitiv nicht auf eine Stufe stellen konnte.
Die Mehrheit der Jungs trugen der Wärmehalber einfache Tshirts, worum ich sie beneidete.
Ich kam an einer Gruppe Mädchen vorbei, die ich aus dem Englischkurs kannte und als sie mich bemerkten, riefen sie mir Begrüßungen zu, doch ich hatte keine Zeit, um mich mit ihnen zu unterhalten.
Schlussendlich landete ich in der hochmodernen Küche, die jedoch in eine Art Saufbar umfunktioniert wurde.
In der Spüle stapelten sich Unmengen der roten Becher und auf der Kochinsel wurde gerade ein Trinkspiel veranstaltet, dass anscheinend gymnastische Fähigkeiten erforderte, da ein Mädchen völlig schief versuchte, eine Brücke zu machen, während eine Gruppe Jugendlicher ihr dabei grölend Alkohol in den Mund schütteten. Sie verschluckte sich jedoch und fiel hustend von der Plattform.
Sofort schlug ich die andere Richtung ein.
Nach gefühlt etlichen weiteren Anläufen hatte ich endlich das Bad gefunden und schloss seufzend hinter mir ab.
Für ein paar Sekunden erlaubte ich es mir, die Augen zu schließen und lehnte mich gegen die Badezimmertür.
Selbst hier dröhnte noch der Bass und ich konnte meine Mitschüler auf der anderen Seite der Tür lachen, schreien und grölen hören.
Schließlich öffnete ich wieder meine Augen und ging mit wackeligen Beinen auf das Waschbecken zu.
Alles war aus feinstem Marmor und automatisch fragte ich mich, ob der Junge, James Ericson, der die Party veranstaltete, keinen Ärger von seinen Eltern bekommen würde.
Denn wenn man ehrlich zu sich war, wusste man, dass unmöglich alles unbehelligt diesen Abend überstehen könnte.
Ich drehte den Wasserhahn auf und spritzte mir dann das eiskalte Wasser ins Gesicht. Ich mochte kleinere Parties, so war das nicht, aber diese hier war mir dann doch eine Nummer zu groß.
Der einzige Grund warum ich zugestimmt habe, Nate und die anderen zu begleiten, lag für mich glasklar auf der Hand.
Alicia.
Ich hob meinen Kopf und blickte in mein Spiegelbild.
Durch das grelle Badezimmerlicht wirkte ich seltsam blass, während mir meine grünen Augen intensiv entgegenstarrten.
Meine braunen Haare waren schon wieder zerzaust, so wie es oft der Fall war.
Genauso wie bei Nate, eine der wenigen Sachen, die wir anscheinend beide von unserem Vater geerbt haben müssten.
Seufzend griff ich nach dem Handtuch und ignorierte, dass es flauschiges Frottee war.
Dann sah ich wieder hoch und blickte mir selbst mit einer ernsten Miene in die Augen, so als wollte ich mich selbst überzeugen: „Es wird heute klappen. Es wird."
Ein paar Minuten später drängelte ich mich wieder durch die Masse und wünschte mir nichts sehnlicher, als wieder in dem angenehm kühlen Badezimmer meine Ruhe zu haben.
Doch ich wollte zumindest einmal Alicia sehen, bevor ich diese Party verlassen würde.
Denn ich musste das Rätsel noch lösen.
Mein Schädel brummte von der Lautstärke und gerade, als ich beschloss, auf der Terrasse frische Luft zu schnappen und gleichzeitig im Garten Ausschau nach ihr zu halten, wurde ich angerempelt und fast zu Boden gerissen.
Gerade so noch konnte ich mich an dem Treppengeländer festhalten und somit einen Sturz verhindern.
„Pasch doch aufsch!", donnerte es mir entgegen, bevor ich überhaupt den Mund aufmachen konnte. Sofort wollte ich entgegenhalten, dass nicht ich der Schuldige war, doch dann erkannte ich, wer halb auf mich gefallen war.
Niemand geringeres als Kyran Coldwell.
Mit halb aufgeknöpften Hemd und schief sitzender Fliege.
Sofort verfluchte ich Nate noch ein bisschen mehr, dass er mich dazu genötigt hatte, ein Hemd anzuziehen.
„Kenn' wir uns nisch'?", fragte er nun lallend und musterte mich dabei abschätzend. Er konnte sich kaum noch auf seinen zwei Beinen halten und musste sich deswegen in den nächstbesten Arm krallen, der glücklicherweise einem Freund von ihm zu gehören schien.
Zumindest trug er ebenfalls Hemd und Fliege und schien genauso wie Kyran ordentlich einen sitzen zu haben.
Denn anstatt seinem Freund zu helfen, hüpfte er nur zusammen mit einer Brünetten, die ich als Alicias Freundin Tara erkannte, auf und ab und grölte dabei schief die Hymne der eigenen Eishockeymannschaft.
„Isch hab disch wasch gefragt", lallte Kyran nun und kam mir einen Schritt näher.
„Wir gehen auf eine Schule. Das ist eine Stufenparty", entgegnete ich ruhig, sah mich dabei aber um. Denn wenn Kyran und Tara hier waren, dann konnte Alicia sicherlich nicht weit sein.
„Entschuldige mich, aber ich muss weiter", sagte ich und wollte mich gerade an ihm vorbei drängeln, als er blitzschnell meinen Arm umklammerte und sich etwas weiter zu mir vorbeugte.
Aber nicht dies war es, was mich von innen her erstarren ließ, sondern seine Worte.
Denn es war die unausgesprochene Wahrheit.
Sogar sein Gelalle war verschwunden.
Die Welt schien abrupt aufhören sich zu drehen, die wummernde Musik verklang und es war alles, was wie eine Art immer lauter werdendes Echo in meinen Ohren nachklang.
„Du passt hier nicht rein."
~
(22.02.2017)
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