Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

⌜Fynns umgekehrte Wirklichkeit⌝


Ist es nicht beängstigend,

 so früh bereit zu sein,

 zu sterben?

__________________

 A L I C I A 


Da Nates Auto noch in der Garage stand, bot ich kurzerhand an, dass wir mit meinem Audi fahren könnten.

Nate nickte und schwang sich im gleichen Moment bereits auf den Beifahrersitz.
ich jedoch brauchte noch eine Minute, stand an der Fahrertür, sah die unscheinbare Straße entlang, in der Fynn gewohnt hatte und atmete die bereits eisige Novemberluft tief ein.
Ich tat dies hier wirklich.
Ich würde nun zusammen mit Nate zu Fynns Ort fahren, um herauszufinden, was hinter seinen Rätseln steckte.

Schnell stieß ich die Luft wieder aus, öffnete die Tür und ließ mich in den Fahrersitz gleiten.
„Bereit?", fragte Nate mich von der Seite und ich nickte.
„Du musst mir sagen, wo ich lang fahren muss."
„Ja klar."

Das Radio war ausgestellt und auch sonst war es erdrückend still im Auto.
Nate sagte nur etwas, wenn er den Weg ansagte und von Minute zu Minute wünschte ich mir mehr, dass ich nie zu Nate gefahren wäre und stattdessen einfach im Bett mit einem guten Film liegen könnte.
Vielleicht hätte Kyran auch kurzerhand gesagt, dass er mir Gesellschaft leisten würde, wenn ich ihm nur oft genug durch die Blume geschrieben hätte, wie langweilig es gerade war.

Aber dies war nicht so und nun saß ich hier im Auto, angespannt wie eh und je und verschaltete mich nicht nur einmal, sodass ich wie der allergrößte Fahranfänger wirken musste.
Nate sagte jedoch auch beim zweiten Absaufen des Motors nichts und ich wusste nicht, ob ich dies nun gut oder schlecht finden sollte.

„Hier musst du gleich rechts abbiegen, dann sind wir auch schon fast da."

Ich nickte nur als Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte und setzte den Blinker.
Es war eine schmale Straße, die nicht für den täglichen Verkehr tauglich war und wand sich mit einer unglaublichen Steigung hin und her. Zu Beginn reihten sich noch kleine Einfamilienhäuser aneinander, doch nach und nach wurden diese immer weniger, bis schlussendlich nur noch weite Landschaften, Geröll und Bäume zu sehen waren.
Gerade, als ich mich fragte, ob wir wirklich auf dem richtigen Weg waren, machte die Straße eine scharfe Linkskurve und gab uns somit den Blick auf eine unglaubliche Landschaft frei.
So hatte ich unsere Stadt noch nie gesehen.

Nun schlängelte sich die Straße direkt an einer Klippe entlang und nur eine verbeulte Leitplanke schien uns vor einen Sturz in dem tiefdunklen Wasser mehrere Meter tief unter uns zu bewahren.

Ich schlich im Schneckentempo die letzten Meter bis zu einem kleinen Parkplatz aus Kies und umklammerte das Lenkrad dabei so stark, als hätte ich Angst, dass es ein Eigenleben entwickeln und sofort nach links ausschwenken könnte.

Als ich mein Auto ausrollen ließ und den Motor ausstellte, seufzte Nate auf und sprach: „Dann wollen wir mal, oder?"

Er stieg aus und ich beeilte mich, ihm zu folgen.

„Wo sind wir hier?", fragte ich, während ich mich einmal im Kreis drehte. Zwar wohnte ich bereits mein ganzes Leben lang hier in Tullbourg, doch ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern, dass ich die Stadt jemals von soweit oben sehen konnte.

„Das ist die inoffizielle Aussichtsplattform. Eigentlich komisch, oder? Immerhin ist es hier viel schöner, als bei der offiziellen... Vielleicht ist es so aber auch besser, man hat hier seine Ruhe." Er sah sich ein weiteres Mal um, bevor er wieder an mich gerichtet sprach: „Kommst du? Fynns Platz ist etwas abgelegener, man kommt dort nur zu Fuß hin..."

Er verließ den Parkplatz und wieder einmal musste ich halb rennen, um ihn einzuholen.
Da meine Socken bereits durchnässt waren, machte ich mir nicht groß Gedanken darum, als wir wieder durch hohes, nasses Gras stampften. Ich hoffte nur, dass mir meine nassen Füße bloß nicht zum Verhängnis werden würden und mich krank werden ließen.

Nate schlug so zielstrebig den Weg zwischen knorrigen Bäumen, wilden Sträuchern und hohen Gras ein, dass man merkte, dass er genau wusste, wo es lang ging, obwohl ich nicht einmal einen plattgetrampelten Pfad, oder irgendetwas anderes, was darauf hinweisen würde, dass hier schon einmal jemand langgelaufen war, ausmachen konnte.

Zweimal blieb ich mit meiner guten Daunenjacke am Gestrüpp hängen und befreite mich beide male halb fluchend, halb betend, dass sie nicht kaputt ging.
Und dann, urplötzlich, blieb Nate nach dem Durchqueren einer gefühlten halben Dornenhecke stehen, sodass ich gegen seinen Rücken stieß.

„Wir sind da."

Er trat beiseite, sodass er den Blick auf eine Wiese freigab, die wie eine Art Lichtung zwischen all dem Gestrüpp, das es umgab, wirkte. Sie war weitläufig, strahlte in einem saftigen Grün und wirkte wie aus einer anderen Welt.

Doch nur drei Schritte weiter nach rechts schloss sich an dem unglaublich intensiven Grün des Grases der Abgrund an. Vorsichtig ging ich in paar Schritte heran, sodass ich mit klopfenden Herzen hinabsehen konnte.
Es war eine steinige Klippe, die in den dunklen Wellen des Gewässers endete, das meine Freunde und ich immer nur ‚Das Eisbären-Gebiet' nannten.
Die Eisbären war der Name unseres Eishockeyteams und Kyrans Verwandten gehörte eine kleine Bar direkt an einem kleinen Strandteil, in dem wir immer die Siege mit der ganzen Mannschaft feierten, da dort keiner auf Alter achtete, wenn es um Alkohol ging. Oft genug waren solche Abende an Sommertagen darin geendet, dass einer nach den anderen die Hüllen fallen ließ und ins Wasser hüpfte. Und einmal, irgendwann im letzten Sommer hatten sich jüngere Schüler, die wahrscheinlich nichts von der Siegesfeier gewusst hatten und einfach nur an einer abgelegen Stelle Schwimmen gehen wollten, zwischen die Feiernden gemischt. Kyran, der damals gerade Captain der Mannschaft geworden war, fiel dies als erstes auf und die Liter Bier, die er bereits intus hatte, verleiteten ihn dazu, eine Fahne der Eishockeymannschaft in den Sand zu rammen und zu schreien, dass dies nun Eisbärengebiet wäre und kein anderer hier etwas zu suchen hätte.
Es hat sich schnell rumgesprochen und es hatte auch nicht mehr benötigt, um es als ein unausgesprochenes Gesetz geltend zu machen.

Ich musste mich anstrengen, um von hier oben den besagten Strandabschnitt zu finden, der durch eine Gesteinswand etwas von dem anderen Strand abgeschirmt wurde. Doch schlussendlich entdeckte ich sie und konnte auch die winzige Strandhütte erkennen, die zwar unscheinbar wirkte, aber bereits dafür gesorgt hatte, dass nicht nur ein Teenager über den Durst hinweg getrunken hatte.

Mein Blick wanderte weiter über die kleine Promenade, konnte die kleinen Läden und Boutiquen sehen, die Vany gestern unsicher machen wollte, entdeckte unsere High-School. Je weiter mein Blick von dem Wasser weg schweiften, desto größer wurden die Grundstücke und umso eindrucksvoller die Häuser. Statt Plastikpools konnte man abgedeckte Whirlpools erahnen.

„Ich habe nicht gewusst, dass es diesen Ort gibt", hörte ich mich selbst sagen.
„Deswegen ist... war es auch Fynns Lieblingsort."
Ich spürte, wie Nate neben mich trat.
Doch während ich weiter meinen Blick über die Stadt schweifen ließ, die von hier aus betrachtet so viel kleiner und unscheinbarer als sowieso schon wirkte, starrte Nate nur die Gesteinswand nach unten in die brechenden Wellen.
Ich folgte seinem Blick.

Weiße Schaumkrönchen hüpften umher und schienen beinahe ein Spiel mit den Wellen zu treiben. Immer und immer wieder schlugen diese gegen die Gesteinswand der Klippe und erzeugten dabei ein rauschendes Geräusch, das nicht zu überhören war.

„Ich hoffe, er hat den Fall nicht gefürchtet, als er gesprungen ist."

Und dann, kaum als ich Nates Worte realisiert hatte, wurde es unglaublich still um mich herum. Das befreiende Gefühl, was mich auf so einer magischen Art und Weise an diesem Ort ergriffen hatte, verschwand und stattdessen wurde ich wieder erdrückt. All die Luft verschwand aus meiner Lunge und bevor ich mich versah, schnappte ich nach Luft und taumelte ein paar Schritte weg von der Klippe.

„Er ist von hier gesprungen?"

Mit riesigen Augen blickte ich zwischen Nate und dem Abgrund hin und her.
Das konnte doch nicht wahr sein.
Das konnte doch nicht Fynns Ernst sein!

Wie konnte er uns an diesen Ort, wo er freiwillig in den Tod gestürzt war, führen?

„Die Polizei hat auf den Parkplatz, auf dem jetzt dein Audi steht, Fynns Wagen gefunden. Es wird hier gewesen sein, Alicia." Nates Stimme war ausdruckslos, so als würde er über etwas Irrelevantem sprechen und nicht darüber, dass hier Fynn seine letzten Atemzüge genommen hatte.

„Aber – aber wo sind die Polizeiabsperrungen, die Ermittler, die Spurensucher? Nate, er kann nicht hier gesprungen sein, das ist nicht möglich!"

Ich bekam kaum noch Luft, griff mir ans Herz und fragte mich selbst, warum ich mich so sehr darüber aufregte. Doch ich fand keine Antwort darauf. Ich bemerkte, wie Nate sich langsam umdrehte, sodass ich in seine Augen blicken konnte.

So hatte ich eben noch gedacht, dass seine Stimme teilnahmslos klang, so straften mich seine Augen Lügen. Es wirkte, als würde er in Leid und Schmerz ertrinken.
Und mich gleich mit sich ziehen.

„Alicia, es war kein Mord. Er ist selbst gesprungen, er wurde nicht geschubst. Es war Selbstmord. Es müssen hier keine Spuren gesucht werden."

Ich blinzelte und versuchte mit seinen Worten zu Recht zu kommen.
Aber wie konnte es sein, dass es hier dennoch so friedlich war?
Wie konnte es sein, dass dieser Ort, dem Fynn das Leben gekostet hatte, immer noch so magisch wirkte, so, als würden hier nur gute Erinnerungen stattfinden?

„Wie kann es sein, dass man – einfach so – aus dem Leben verschwinden konnte und sich der Ort nicht verändert?" Meine Stimme war rauer und ich musste mich räuspern, damit der Kloß in meinem Hals verschwand. Er tat es nicht.

Lange Zeit blieb es still, bis Nate leise sprach: „Ich weiß es nicht, aber vielleicht ist genau dies das Rätsel, das Fynn uns hier mit stellt."

Er ging ein paar Schritte von der Klippe weg und hockte sich ins Gras. Ohne einen Gedanken an meine Hose zu verschwenden, tat ich es ihm gleich.
Die Sonne ging bereits unter und es würde nur noch wenige Minuten dauern, bis es dunkel werden würde.
Auch wenn es jetzt noch für einen Novembertag erstaunlich hell war, sollte man ihn nicht unterschätzen. Innerhalb weniger Minuten konnte es stockdunkel werden.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche, ignorierte all die Nachrichten, die auf dem Sperrbildschirm aufleuchteten und sah nur schnell auf die Uhr, bevor ich mein Handy wieder sinken ließ.
Es war viertel vor fünf.

Kurz vor dem 17. Sprung in der eingefangenen Unendlichkeit.

„Nate?"

„Hm?"
Ich spürte den Blick aus seinen grünen Augen von der Seite, doch ich starrte einfach weiter der untergehenden Sonne entgegen.

„Warum ist dies hier Fynns umgekehrte Wirklichkeit gewesen?"

Stille.
Minuten vergingen und statt nachzuhaken, akzeptierte ich bereits, keine Antwort zu bekommen.
Doch dann durchbrach Nate wieder das leise Rauschen der Wellen: „Ich weiß es nicht genau, aber einmal meinte Fynn, dass dies hier alles wäre, was das richtige Leben nicht wäre. Die umgekehrte Wirklichkeit. Ich habe nie nachgefragt, warum er es so empfand."

Ich hörte aus seinem Tonfall heraus, dass er es bedauerte und ihn nun am liebsten dazu Löcher in den Bauch fragen würde.
Warum dies seine umgekehrte Wirklichkeit war und warum er so oft hier her kam. Wollte er denn so oft dem eigentlichen Leben entfliehen?

Vielleicht würden Fynns Rätsel eine Antwort auf all diese unausgesprochenen Fragen geben.
Vielleicht aber auch nicht.

Dann war es 17 Uhr.
Angespannt starrte ich gerade aus.
Wartete auf irgendetwas.
Auf eine Art Erleuchtung.
Ein Zeichen oder etwas, was uns sagen würde, was Fynn von uns wollte.
Warum wir hier her kommen sollten.

Doch nichts dergleichen geschah.
Meine Uhr sprang auf 17:01 Uhr und der Moment war vorbei.

Es war immer noch alles wie vor zwei Minuten.
Weder hatte ich nun eine Lösung in meinem Kopf, noch schien sich überhaupt irgendetwas verändert zu haben.

All diese Gedanken rasten in meinem Kopf umher, fielen übereinander, verknoteten sich und brachten meinen Kopf beinahe zum Explodieren.

Hilfesuchend sah ich zu Nate, der jedoch nur auf seine Hände zu starren schien.

In diesem Moment wurde mir wieder einmal klar, was ich hier machte.
Oder besser gesagt wurde mir klar, dass ich überhaupt gar keine Ahnung hatte, was und warum ich dies hier machte.

Fynn war tot verdammt nochmal!
Was hatte ich geglaubt?
Dass um 17 Uhr ein Engel erscheinen würde und mir verraten würde, warum Fynn ausgerechnet mich in dieses Gefühlschaos gezerrt hatte?

Bevor ich mich versah, war ich aufgesprungen, umklammerte fiel zu fest mein Handy und stotterte: „Ich- ich muss los, Nate. Ich kann nicht bleiben. Nicht hier..."

Überraschung machte sich in seinem Gesicht breit, er rappelte sich auf und gerade als er den Mund zum Sprechen öffnete, drehte ich mich um.
Die Panik schnürte mir den Hals zu und mit aller Macht versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, meine Hände davon abzuhalten, weiter wie verrückt zu zittern.

Ich wollte nur noch so schnell wie möglich weg von diesem Platz, von dieser Lichtung, von diesem Ort, an dem Fynn seinen letzten Schritt gemacht hatte.
Es dämmerte bereits und in der immer dunkler werdenden Umgebung fand ich nicht den Weg durch das Gestrüpp. Unruhig lief ich die Lichtung auf und ab, versuchte mich hindurchzuzwängen und bemerkte nur kaum, wie meine Jacke an den Dornen hängen blieb und etwas aufriss.
In diesem Moment war es mir egal.
Ich wollte nur weg.

„Weiter rechts", gab mir Nate schließlich von hinten den entscheidenden Hinweis.
Ich konnte noch nicht einmal ein Danke hervorpressen und stolperte mehr den Weg zurück zum Auto, als dass ich lief.

Erst, als ich hastig die Autoschlüssel hervorgekramt hatte und mich auf das Leder des Fahrersitzes fallen lassen konnte, konnte ich tief durchatmen. Ich stützte meine Ellenbogen auf dem Lenkrad ab und vergrub mein Gesicht in meine Haare.

Warum in aller Welt hatte sich mein Leben so sehr verändert?
Warum nahm mich dieses Ereignis so sehr mit?
Warum wollte ich nun am liebsten nur heulen?

Ich zwang mich dazu, mich zusammen zu reißen und den Motor zu starten. Gerade, als ich ausparkte und so schnell ich es mich traute, die Straße bergab, weg von dem Aussichtsplatz in Richtung Stadt fuhr, kündigte die Freisprecheranlage einen Anruf an.

Ich zuckte zusammen und riss dabei das Lenkrad etwas zur Seite. Innerhalb einer Millisekunde hatte ich mich aber wieder gefasst. Was zur Hölle war nur mit mir los!

Mit immer noch etwas zittriger Stimme nahm ich ab: „Ja?"

Sofort erfüllten die Lautsprecher mein Auto mit lauter Musik, Stimmen und Gekicher. Vanys Stimme drängte sich über all den Krach in den Vordergrund: „Wo steckst du, Alicia? Es ist bereits halb sechs!"

„Was?", fragte ich dümmlich nach, immer noch viel zu perplex, um zu verstehen, wovon sie sprach.

„Alicia, das ist doch nicht dein Ernst!"
Ich hörte Taras Stimme im Hintergrund und kurz darauf Vany schreien: „Ja, nimm ihn doch und kann einer bitte das Bananeneis von unten holen? Ich muss jetzt mit Al reden!" Dann richtete sie sich wieder in einer normalen Lautstärke an mich: „Alicia, du hast doch wohl hoffentlich nicht die Party vergessen! Wir haben heute erst darüber geredet, selbst Kyran!"

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Oh..."

„Also schwing deinen Arsch zu mir. Du kannst doch nicht einfach die Tradition brechen, oder hast du urplötzlich vergessen, dass wir uns so wie immer gemeinsam fertig machen wollen? Meine Ma hat auch das Bananeneis gemacht, ganz ohne Kalorien. Außerdem kann ich dir dann auch das Kleid zeigen, das ich nun für die Hochzeit gekauft habe und-"

„Vany, ich weiß nicht, ob ich heute kommen kann", unterbrach ich meine beste Freundin und sofort wurde es am anderen Ende der Leitung still.

„Hat sie gerade gesagt, dass sie nicht kommen kann?", hörte ich weit entfernt Rileys Stimme. Na toll, Vany hatte mich auch noch auf Lautsprecher.

Zittrig strich ich mir einmal durch meine Haare und setzte dann den Blinker. Endlich war ich von dieser blöden Straße herunter und ich begrüßte den normalen Stadtverkehr wie einen alten Freund.

„Ja, genau das gleiche habe ich auch verstanden...", sprach Vany langsam und ich erkannte sofort an ihrem Ton, dass sie sich nicht damit abgeben würde.

„Alicia, das wird die Party. Kyran rechnet auch mit dir! Was kannst du an einem Freitagabend sonst vorhaben?"

Ich seufzte und kam im allerletzten Moment vor einer roten Ampel zum Stehen.
Ich wusste ganz genau, dass sie nicht locker lassen würde, bis ich ihr entweder die ganze Geschichte erzählt haben würde, oder zustimmen würde, zu kommen.
Als hinter mir gehupt wurde, da die Ampel auf Grün umgesprungen war und ich immer noch über meine Situation nachdachte, zuckte ich zusammen und ließ den Motor gleich wieder absaufen.

Das war verdammt doch mal nicht ich!

„Alicia?"

„Okay, ich komme, aber erst direkt zur Party. Ich schaffe es leider nicht mehr zu dir, habe etwas Bauchweh und kann mich dann noch etwas ausruhen, bevor ich mich fertig mache, in Ordnung?", log ich.

Ich stimmte zu, um einerseits Vany zu beruhigen, aber eigentlich auch, da ich die Hoffnung hatte, mich nach all diesem Trubel wieder mehr wie mich selbst zu fühlen. Meine Freundinnen und Kyran würden mich ablenken.
Und Ablenkung hatte ich bitter nötig.

Ich fuhr wieder an und schlug den direkten Weg nach Hause ein, während Vany mir durch die Lautsprecheranlage zuschrie, dass sie sich freute.
Bevor das Gespräch endete, bekam ich mit, wie Riley und Tara sich über irgendetwas aufregen zu schienen und als der Lärm mit dem Klicken, das das Ende des Telefonats symbolisierte, abriss, empfing mich wieder die Stille.

Und somit all meine Gedanken, die ich eben verdrängen konnte.

Automatisch umgriff ich das Lenkrad noch etwas fester.

Wie konnte ich mich nur auf die Rätsel einlassen?
Wie habe ich nur Nate zustimmen können, Fynns Spuren zu folgen, die uns schlussendlich zu seinem nassen Grab geführt haben?

Was kam als nächstes? Das Rätsel, das uns sagte, wir sollen auch springen?

Ich parkte in der Auffahrt, als ich mir schlussendlich die Frage stellte, wie Nate es überhaupt so seelenruhig dort aushalten konnte.
Bevor ich aus dem Auto aussteigen konnte, erstarrte ich.

Nate!
„Oh scheiße!", murmelte ich, während ich mein Handy aus meiner Hosentasche zog und es entsperrte. Hastig öffnete ich Facebook, doch keiner der neuen Nachrichten, die mir angezeigt wurden, war von Nate.
Ich ging auf unseren Chat und tippte schnell mehrere kleine Nachrichten.
Es war, als würde ich mich nicht trauen, eine große zu schreiben.

Alicia: Hey.

Alicia: Es tut mir Leid.

Alicia: Bist du noch dort?

Alicia: Ich habe vergessen, dass wir zusammen gefahren sind.

Alicia: Nate, soll ich dich abholen?

Ich hielt die Luft an und hoffte, dass er mir nicht allzu nachtragend war.
Wie habe ich es vergessen können, dass ich nicht alleine hinaufgefahren war?
Es würde ewig dauern, wenn er zu Fuß den Weg nach unten zur nächsten Bushaltestelle laufen müsste.

Eine neue Nachricht ploppte auf.
Sie war von Nate.


Nathan: Ist schon okay.

Komischerweise atmete ich erleichtert auf.
Ich wollte nicht zurück.
Ich wollte Nate auch nicht noch ein weiteres Mal gegenüberstehen.

Und auch wenn ich wusste, dass es eigentlich keinesfalls okay war, tippte ich schnell meine Antwort von einem simplen okay, schnappte mir meine Handtasche und vergrub mein Handy in deren Tiefen. So, als wäre somit das Problem gelöst, so als hätte ich somit eine Entschuldigung, falls Nate doch noch nach Hilfe fragen würde und ich es dann nicht mehr lesen würde.

Und dann lief ich so schnell ich konnte in unser Haus.
Denn in zwei Stunden würde die Party losgehen, die mich von all den Sorgen der letzten Tage ablenken sollte.

~

(19.04.2017)

Auch hier kommt nun endlich wieder ein Update und ich hoffe sehr, dass ihr wieder in die Geschichte reingekommen seid, denn das letzte Kapitel ist ja leider schon etwas länger her...

Nun geht es so langsam voran, auch wenn Alicia einen Rückzieher macht.

Könnt ihr sie verstehen oder verurteilt ihr sie für ihr Verhalten?

Mich würde dies sehr interessieren, aber auch, wie ihr die gesamte Situation beurteilt.

Was glaubt ihr, steckt hinter dem Rätsel, warum hat Fynn sie ausgerechnet dorthin geführt?

Danke für all eure lieben Kommentare und eure Unterstützung bei Parallel Lines, auch wenn es hier momentan nur zäh voran geht... 

Alles Liebe und bis bald! 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro