╚ Drei Rätsel zuvor╝
Drei Rätsel zuvor
Manchmal mag man auch sein
Lieblingsessen nicht mehr.
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║ F Y N N ║
Wie mathematisch erklärbar war es, dass es bereits die fünfte Portion chinesische Nudeln war, die ich heute alleine aß?
Genau genommen wollte ich mir diese Frage gar nicht stellen, denn die Antwort war genauso traurig, wie die Frage sowieso schon klang.
Wenn nicht vielleicht sogar schon etwas trauriger.
Ich starrte in die halbaufgegessene Takeaway-Box.
Einzelne Nudeln schwammen in der süßsauren Soße, die noch den kompletten Pappboden vereinnahmte.
Der Geruch von gebratenen Hähnchenfleisch und Brokkoli stieg mir im gleichen Augenblick in die Nase.
Langsam ließ ich die Stäbchen, die ich in meiner linken Hand hielt, wieder sinken.
Komischerweise machte sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen breit und schnell stellte ich die Takeaway-Box beiseite.
Allein der Anblick meines in Soße triefenden Lieblingsgerichtes ließ mich die Übelkeit in meinem ganzen Körper spüren, wie es noch nie zuvor der Fall gewesen war.
„Verdammt", murmelte ich, während ich meine Füße ausstreckte und gen Himmel starrte.
Ich hatte gehofft, mich mit den chinesischen Nudeln etwas ablenken zu können, doch ich hatte mir umsonst Hoffnungen gemacht.
Und nun saß ich hier alleine auf dem Bordstein unter dem flackernden Licht des chinesischen Schnellrestaurantschildes.
Mit zittrigen Fingern zog ich mein Handy aus meinem Rucksack hervor und klickte auf meinen Nachrichten. Ich wusste, dass Nate heute Abend joggen war, deswegen hatte ich ihm vorhin, als die Unruhe wieder von mir Besitz ergriffen hatte, nicht geschrieben.
Für eine Sekunde hatte ich mit dem Gedanken gespielt, Mare zu schreiben, diesen Gedankengang aber genauso schnell wieder verworfen, wie er mir in den Sinn gekommen war.
Stattdessen hatte ich Ethan gefragt, ob er Lust auf Nudeln hätte. Das war vor zwei Stunden gewesen. Als er mir vor einer Stunde noch immer nicht geantwortet hatte, hatte ich beschlossen, dass ich nicht länger warten konnte und war alleine losgegangen.
Noch immer hatte er mir nicht zurückgeschrieben. Höchstwahrscheinlich hatte er wieder eine extra Eishockeytrainingseinheit.
Sseufzend ließ ich meinen Blick zu meinem alten und klapprigen Fahrrad gleiten, das neben mir auf dem Parkplatz lag, da der Fahrradständer bereits vor einigen Jahren abgebrochen war.
Ich habe bewusst nicht das Auto genommen.
Von dem Fahrtwind hatte ich mir frische Luft und einen freien Kopf erhofft, doch nun musste ich feststellen, dass besonders das Letzte nicht der Fall war.
Man merkte, dass der Herbst Tullbourg nun fest in seinen Griff hatte und bald der Winter hereinbrechen würde.
Die Temperaturen fielen von Tag zu Tag und so langsam konnte ich meinen Atem in der Luft sehen.
Längst hatte die Dämmerung eingesetzt und ich müsste mich beeilen, wenn ich nicht in der vollkommenen Finsternis nach Hause fahren wollte.
Doch stattdessen saß ich einfach weiterhin auf den kalten Bordstein.
Ich wusste nicht warum, aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen, aufzustehen.
Stattdessen legte ich meinen Kopf in den Nacken und starrte in den Himmel hinauf, der eine immer dunklere Färbung annahm.
Die Lichtverschmutzung warhier zu hoch, als dass ich Sterne sehen könnte und beinahe traurig seufzte ich auf.
Als mir der kalte Wind durch meine Klamotten wehte, griff ich nach meinen Rucksack und kramte meine dünne Jacke hervor. Natürlich war es nicht von Vorteil, hier einfach nur im T-Shirt zu sitzen.
Neben meiner Jacke hatte auch noch das Notizbuch, das Mare und ich in dem kleinen Laden an der Promenade gekauft hatten, seinen Platz in meinem Rucksack gefunden.
Ich wusste nicht warum, aber in letzter Zeit schleppte ich es oft mit mir herum und nachdenklich betrachtete ich es für einige Sekunden, bevor ich meinen Rucksack wieder kopfschüttelnd schloss.
Es gab auf einmal so viele Rätsel, die nicht mehr lösbar waren.
Die keinen Sinn ergaben.
Denn seit wann mochte ich mein Lieblingsessen nicht mehr?
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(17.07.2019)
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