1/2 Rätsel zuvor

Es hat mit einem Buch begonnen

und

wird mit einem enden.

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║ F Y N N ║

Es war bereits lange nach Schulschluss als ich, das Buch fest in meinen Händen haltend, den dämmrigen Flur entlang schritt. 

Mit hoher Wahrscheinlichkeit war ich auch der letzte Schüler, der sich noch im Schulgebäude aufhielt.

Alicia war bereits nach der vierten Stunde gegangen.
Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.
Und ihr so lange hinterher gestarrt, bis sie sich lachend und mit wehenden Haaren auf den Beifahrersitz von Vanys Auto geschwungen hatte.

Als sie die Autotür zugezogen und mir somit die Sicht auf sich genommen hatte, habe ich mich dazu gezwungen, nicht daran zu denken, dass ich sie nun zum letzten Mal gesehen hatte.
Es machte dies hier leichter.

Denn diese letzte Hürde zum Rätsel war fast einfacher gemeistert, als die letzten Worte, die ich in das Notizbuch vor wenigen Stunden geschrieben hatte.

Es war beinahe absurd, wie gleich die Menschheit in bestimmten Angelegenheiten war.
Denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemand sein eigenes Geburtsdatum als Code benutzte, lag bei über 90%.

Dass auch Alicia zu dieser Sorte Mensch gehörte, wusste ich bereits seit ich sie das erste Mal dabei beobachtet hatte, wie sie ihren Spint geöffnet hatte.

Und nun stand ich hier.
Im Schulkorridor.
Vor ihrem Spint.

Und ich war nicht sonderlich überrascht, dass das Schloss ihres Spintes ohne Probleme aufsprang, als ich die vier Ziffern eindrehte.

Als ich die vielen Fotos sah, die sie an die Innenseite der Tür befestigt hatte, hielt ich für einen kurzen Moment inne.
Es waren Fotos von ihr und ihren Freunden.
Von ihrer Familie.
Von Ausflügen.

Auf jedem einzelnen sah sie unfassbar glücklich aus und fast wünschte ich mir, dass auch das Theaterfoto hier hängen würde.

Um mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können, schüttelte ich einmal meinen Kopf und atmete tief durch.

Ich war nicht hier, um Alicias Spintinhalt zu analysieren, auch wenn es ziemlich aussagekräftig war, dass mehr Kekspackungen und Makeup-Taschen hier drin ihren Platz fanden als Schulbücher.

„Nun komm schon, Fynn", murmelte ich mir selbst zu.
Schnell warf ich einen Blick nach rechts und links, bevor ich mein Mathebuch in Alicias Spint legte.

Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, schloss ich die Tür, ließ das Schloss einklicken, drehte mich um und setzte mich wieder in Bewegung.

Als ich auf den Ausgang zuging, sah ich kein einziges Mal mehr zurück.

Denn nun habe ich meinen Part erledigt.
Es würde ohne meine Anwesenheit seinen Lauf nehmen können. 
Und ich wusste, dass es auch so kommen würde.

Auch wenn ich zugeben musste, dass ich mir wünschte, dabei sein und zusehen zu können. 

~

(08.09.2019)

Weiter gehts. 

Wir sind angekommen. Am Anfang vom Ende. Wir nähern uns dem Prolog und dem ersten Alicia-Kapitel an; Fynn hinterlässt Alicia sein Mathebuch, womit damals alles angefangen hat.

Übrigens habe ich vor kurzem den Sänger Anson Seabra gefunden, der unglaublich berührende Songs schreibt und die ich einfach unglaublich passend zu Fynn bzw Parallel Lines finde. Eines habe ich zu diesem Kapitel auch verknüpft (:

Danke für all die Liebe, die ich mir bei den letzten Kapiteln hinterlassen habt.

Ich bin so dankbar, euch als meine Leser zu haben!