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Kapitel 1

Schwer plumpste der Koffer auf das Bett. Jedes Mal nahm Elisabeth sich vor, nicht so viele Sachen mit ins Internat zu nehmen, und jedes Mal brach sie dieses Vorhaben. Während andere Mädchen in ihrem Alter den Sommer über neue Kleider, Tops und süße Röcke ansammelten, die sie dann verzweifelt in ihren Kleiderschränken unterzubringen versuchten, verwandelten bei Elisabeth neue, ungelesene Bücher ihren Koffer in einen Zementsack. Wozu sollte sie sich so viel neue Kleidung kaufen, wenn sie im Alltag eh die immer gleiche Schuluniform tragen musste?

Seufzend ließ sie sich auf ihr Bett sinken. Wie jedes Jahr war sie eine der ersten, die nach der großen Sommerpause ins Internat zurückkehrten. Ihre beiden besten Freundinnen, mit denen sie sich seit zwei Jahren ein Zimmer teilte, waren noch nicht wieder hier. Eigentlich hätte sie die Zeit nutzen können, um in Ruhe ihren Koffer auszupacken, ehe alles im Chaos dreier Mädchen mit zu vielen Sachen versank. Aber Kofferauspacken war gerade das letzte, worauf sie Lust hatte.

Kurz entschlossen stand sie wieder auf, um in die Eingangshalle zurückzukehren. Man sollte meinen, ihre Schule würde langsam im 21. Jahrhundert ankommen, doch nach wie vor wurden alle wichtigen Ankündigungen an einem realen schwarzen Brett in der Halle verkündet. Anstatt dass das eigentlich recht übersichtliche Portal der Schule online genutzt wurde, schrieb die Schulleitung hübsch ordentlich, teilweise sogar von Hand, auf echtem Papier und pinnte das dann mit echten Reißzwecken an die Pinnwand.

Ein paar andere Schüler standen bereits vor dem schwarzen Brett, doch da sie alle aus jüngeren Jahrgängen war, kannte Elisabeth kaum einen von ihnen. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen trat sie weiter vor, um die verschiedenen Aushänge zu betrachten. Die diversen Ausschreibungen für AGs oder Sport-Clubs interessierten sie kaum, doch sie hoffte, etwas anderes zu finden.

Rasch wanderten ihre Augen über alle Zettel und blieben schließlich an einem bunten Papier hängen.

„Sehr gut!", flüsterte Elisabeth begeistert zu sich selbst. Wie sie es gehofft hatte, war die Stelle der Bibliotheksassistentin neu ausgeschrieben worden. Die Schülerin, die das die letzten drei Jahre gemacht hatte, hatte inzwischen ihr Abitur gemacht. Elisabeth hatte den ganzen Sommer über gehofft, dass die Stelle ausgeschrieben würde und nicht einfach von irgendeinem Liebling der Bibliothekarin besetzt würde.

„Na, was freut dich denn so?"

Überrascht drehte Elisabeth sich um. Ohne, dass sie es bemerkt hatte, war Benjamin, ihr bester Freund, direkt hinter sie getreten. Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte zu ihm hoch: „Die Bibliotheksassistenten-Stelle ist ausgeschrieben."

Die Augenbrauen des Jungen verschwanden beinahe unter seinen wuscheligen Locken: „Du stürzt dich natürlich sofort auf den uncoolsten Mist überhaupt."

Beleidigt verschränkte Elisabeth die Arme vor der Brust: „Tut mir leid, dass ich Bücher liebe. Schön, dass du mich direkt so freundlich begrüßt."

Grinsend klopfte er ihr auf die Schulter: „Ich meine es doch nur gut mit dir. Wenn du immer so uncoole Sachen machst, ist doch klar, dass keiner dich leiden kann. So kriegst du nie einen Kerl ab."

Darauf konnte sie nur mit den Augen rollen. Manchmal fragte sie sich, ob Benjamin einfach beschlossen hatte, ihre Gefühle zu ignorieren, oder ob er wirklich vergessen hatte, dass sie in ihn verliebt war. Es tat weh, dass er damit immer so lässig umging, als wäre das eine Kleinigkeit, die nicht weiter wichtig war. Aber gleichzeitig wusste sie, dass es genau dieser Umgang war, der es ihr erlaubte, überhaupt weiter so gut mit ihm befreundet zu sein.

Um nicht ernsthaft über ihr Liebesleben reden zu müssen, wechselte sie das Thema: „Für dich irgendwas Interessantes dabei?"

Er zuckte mit den Schultern, als wäre es ihm tatsächlich egal: „Die Stelle des Team-Kapitäns für die Basketball-Mannschaft ist dieses Jahr offen. Mal sehen, ob ich da was reißen kann."

„Na, mindestens die Größe ist ja ein schlagkräftiges Argument für dich. Täusche ich mich, oder bist du über den Sommer noch größer geworden?"

Verführerisch fuhr Benjamin sich mit beiden Händen durch seine Locken, präsentierte dabei die Muskeln in seinen Armen und baute sich zu voller Größe auf: „Ich habe tatsächlich die eins neunzig überschritten."

Lachend schlug Elisabeth ihm gegen die Brust. Benjamin war schon immer schlank gewesen, aber nach seinem offensichtlichen Wachstumsschub über den Sommer war er jetzt wirklich schlaksig. Er schien kein Gramm Fett am Körper zu haben und die Muskeln, die er mit seiner Pose zu präsentieren glaubte, waren auch nicht unbedingt sehenswert. Außerdem entging ihr nicht, dass er offensichtlich noch nicht recht mit seinen langen Gliedmaßen umgehen konnte. Schon letztes Jahr, als er anfing, die anderen Jungs zu überragen, wirkte er ein wenig hilflos, und der Eindruck hatte sich jetzt nur verstärkt.

Lächelnd schaute er auf sie hinab, während er seine Arme wieder sinken ließ. Es war dieses Lächeln, dieser Ausdruck stiller Zufriedenheit in seinen Augen, den sie nur bemerkte, wenn er sie ansah, der ihre Liebe zu ihm immer und immer wieder anfachte. Verzweifelte kämpfte sie gegen die aufsteigende Hoffnung an, dass dieses Jahr vielleicht endlich alles anders werden würde. Dass er dieses Jahr vielleicht endlich einsehen würde, dass sie nicht nur als seine beste Freundin funktionierte, sondern wirklich die Liebe seines Lebens war. Sie hatte sich über den Sommer geschworen, genau diese Hoffnung nicht zu haben, doch wie die drei Sommer zuvor auch hatte sie versagt. Kaum war sie wieder in seiner Gegenwart, kehrte ihre Liebe mit Macht zurück.

„Anja und Monika sind noch nicht da?", fragte Benjamin plötzlich.

Elisabeth zwang sich, ihre trüben Gedanken zu vergessen, und schüttelte den Kopf: „Ne. Anja hatte geschrieben, dass sie erst abends kommt, und wer weiß, wann Monika auftaucht."

„Mein Zimmer ist auch noch leer", meinte Benjamin, während er den Weg nach draußen einschlug und wie selbstverständlich annahm, dass sie ihm folgen würde. Was sie natürlich tat.

„Hast du andere Kurse dieses Jahr gewählt?"

Elisabeth hasste sich dafür, dass sie immer nur langweilige Gesprächsthemen fand, aber sie konnte sich nicht helfen. In Benjamins Gegenwart schien ihr Verstand einfach zu schrumpfen.

„Ich habe nur einen abgewählt. Geografie. Braucht eh keiner."

„Du hast einen abgewählt?", hakte Elisabeth überrascht nach: „Aber du hattest doch eh schon so wenig?"

Er zuckte desinteressiert mit den Schultern: „Hab jetzt halt das Minimum, was geht. Ehrlich, ich brauche den ganzen Scheiß nicht. Ich will zur Bundeswehr und da irgendwas studieren."

Missbilligend schüttelte Elisabeth den Kopf. Sie wusste, dass viele in ihrem Jahrgang so dachten, doch sie konnte das nicht verstehen. Nie wieder im Leben bekam man kostenlos Bildung – oder zumindest so günstig. Das Schulgeld für den Besuch des privaten Internats war niedrig genug, dass jeder es sich leisten konnte, und wer dazu doch nicht in der Lage war, konnte sich auf eines von vielen Stipendien bewerben. Nach der Schulzeit würde jede Form des Bildungserwerbs Geld kosten. Selbst, wenn sie vielleicht nie wieder Chemie oder Latein in ihrem Leben brauchen würde, es schadete doch nicht, das Wissen mitzunehmen.

Doch sie sagte nichts dazu. Sie hatte vor einem Jahr, als sie die Kurse für die Oberstufe wählen konnten, mal etwas in die Richtung gesagt, und natürlich waren sofort wieder die Begriffe Streber und Lehrerliebling gefallen. Dass sie ihren Wissensdurst ernst meinte und gerne lernte, konnte einfach keiner glauben.

Aus der Entfernung sah Elisabeth, wie Michael mit einem Rucksack und einem blauen Müllsack bewaffnet den Weg zum Internat hoch kam. Kopfschüttelnd winkte sie ihm zu. Es war unfassbar, wie ein einziger Mensch so unordentlich sein konnte, und trotzdem immer den Überblick über alles hatte.

„Hey", begrüßte Michael sie, kaum dass er vor ihnen angekommen war, „das Schuljahr ist noch nicht losgegangen und trotzdem klebt ihr schon aufeinander. Echt unfassbar."

„War halt sonst noch keiner da", gab Benjamin abfällig zurück, während er Michael die Hand reicht und ihm kurz kräftig auf den Rücken klopfte.

„Das Schuljahr ist noch nicht losgegangen und trotzdem läufst du schon mit Müllsack und zerrissenen Klamotten rum", konterte Elisabeth und streckte ihm die Zunge raus.

„Ah, sind wir plötzlich schlagfertig geworden über die Ferien?", lachte Michael, doch der freundliche Tonfall nahm seinen Worten die Schärfe. Unbeholfen zuckte Elisabeth mit den Schultern. Sie war nie wirklich schlagfertig gewesen, obwohl sie das immer gewollt hatte.

„Ich bring mal meine Sachen rein."

Kaum war Michael außer Hörreichweite, wandte sich Benjamin missmutig zu Elisabeth um: „Ich verstehe nicht, was mit dir los ist."

Überrascht schaute sie zu ihm auf: „Wie?"

Genervt rollte er mit den Augen: „Da hast du die Möglichkeit, mit Mike zu reden, und du motzt ihn nur an. Ehrlich, manchmal frag ich mich, wie wir beide befreundet sein können."

Sprachlos starrte sie ihn an. Das hatte gesessen. Waren ihre Worte wirklich so daneben gewesen? Die anderen machten doch auch immer solche Scherze untereinander. Und Michael hatte nicht so gewirkt, als hätte er ihr die Worte krumm genommen. Unsicher erwiderte sie: „Ich dachte nur ... ich dachte, das wäre ein cooler Konter?"

Seufzend schüttelte Benjamin den Kopf: „Cool ist anders. Wenn du am unteren Ende der Nahrungskette stehst, kannst du dir solche Sprüche nicht leisten. Das kommt nicht gut."

Niedergeschlagen setzte Elisabeth sich ins Gras. Benjamin hatte ja durchaus recht. Er war der Klassenclown und bekannt dafür, immer irgendwelche blöden Sprüche zu bringen, die einfach alle zum Lachen brachten. Er war sich auch nicht zu schade dazu, dass mal über ihn gelacht wurde. Er konnte Situationen ganz anders einschätzen als sie.

„Hey, Lilly", unterbrach er ihre trüben Gedanken: „Es war jetzt auch nicht mein Plan, dich traurig zu machen. Du bist nur einfach manchmal so unbeholfen, ich dachte, es hilft dir, wenn ich sowas sage?"

Sie zwang sich zu einem Lächeln: „Schon gut, Benni. Ich weiß ja. Ich kann halt nicht aus meiner Haut und sage manchmal Dinge, ohne drüber nachzudenken."

Sie ließ sich zurückfallen, bis sie mit ausgestreckten Armen im Gras lag. Die Sonne war warm für einen Septembertag, und keine einzige Wolke trübte den blauen Himmel. Es war ein perfekter Tag für den Start ins Schuljahr, sie hatte sich die ganze letzte Woche darauf gefreut, alle wiederzusehen. Sie würde jetzt nicht wieder heulen, weil Benjamin ihr schon wieder vor Augen geführt hatte, wie hoffnungslos ihre Liebe zu ihm war. Sie hatte sich fest vorgenommen, nicht wieder wegen ihm zu heulen. Sie hatte genug Tränen vergossen wegen ihm.

Außerdem hatte sie wirklich Anlass, sich zu freuen. Sie würde heute noch ihre Bewerbung für die Assistenz in der Bibliothek schreiben und das direkt morgen abgeben. Wenn sie die Stelle bekam, konnte sie das ganze Jahr über unbegrenzt Zeit dort verbringen, hatte Zugriff auf Kataloge und konnte einen Blick hinter die Kulissen werfen. Natürlich wurde sie als Schülerin dafür nicht bezahlt, aber trotzdem konnte sie sich nichts Besseres vorstellen, als jeden Tag von Büchern umgeben zu sein. Und zwar nicht nur von Schulbüchern, sondern auch von Romanen, Fantasy, Romantik, Krimis, einfach allem, was die weite Buchwelt so zu bieten hatte. Das war einer der größten Vorteile dieser Privatschule: Die Bibliothek war riesig und da das Schulgebäude uralt war, waren auch die Bücherregale uralt und entsprechend wunderschön. Ganz zu schweigen von der Galerie, die sich rund um die Bibliothek zog, oder den fein geschnitzten Treppengeländern der Wendeltreppen, die zu der Galerie hochführten. Es war ein Ort, wie sie ihn sich als Kind immer erträumt hatte. Und wenn sie als Bibliotheksassistentin dort mehr Zeit als üblich verbringen durfte, wäre alles andere dieses Jahr völlig egal.

Wer wusste schon, welche Abenteuer hinter den endlosen Reihen von Büchern warteten? Vielleicht konnte sie zwischen den Seiten endlich ihre Liebe zu Benjamin überwinden.



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