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6. Kapitel

"I'm going to die kissing Simon Snow... Simon Snow is going to die kissing me."

Rainbow Rowell - Carry On

MADDOX

ICH LIEF durch die Gänge und jeder schien augenblicklich in seinen Gesprächen inne zuhalten und mich anzustarren, ihre Augen verfolgten mich, sie fingen an zu tuscheln, bis ich eine Ecke umrundete und das Ganze von vorne begann. Wieder das Anstarren, wieder das Getuschel. Hätte ich die Macht, Leute mit meinem bloßen Blick umzubringen - zur Hölle, ich würde sie benutzen.

"Hey, man." Danny hatte bei meinem Spind auf mich gewartet und schlug bei mir ein. "Wo warst du gerade?" Er schulterte seinen Rucksack und warf mir einen vielsagenden Blick zu. "In der Abstellkammer mit Kylie?" Er wackelte mit den Augenbrauen und lachte.

Ich stieß ihn mit meiner Schulter hart gegen seine, sodass er gegen den nächsten Spind krachte und eine Gruppe jüngere Mädchen erschrocken auseinanderglitt. Als sie bemerkten, wer ihnen in die Quere gekommen war und Danny ihnen auch noch mehr oder weniger entschuldigend zuzwinkerte, fingen sie an, nervtötend zu kichern. Ich unterdrückte ein Grinsen. Mich würd's nicht wundern, wenn Danny demnächst eine von ihnen abschleppte. Ich gab ihm zwei Tage für die Blondine.

"Nein, jetzt ehrlich. Wo warst du?", fragte er, während er die Uhrzeit auf seinem Handy checkte.

"Auf Klo", zuckte ich mit den Schultern und überraschte mich damit selbst. Warum log ich Danny an? Er wusste nichts von meinem Vater, niemand tat das. Ich hätte ihm von der Sache mit Creeper erzählen können. Aber ich hatte es nicht getan.

"Achso." Er bewegte seinen Kopf von links nach rechts, ließ seine Wirbelsäule knacken. "Hast du Eric schon gesehen? Sieht ziemlich scheiße aus, wenn du mich fragst." Er grinste wieder. Danny war mit mir einer der einzigen Menschen, die Miller nicht ausstehen konnten. Ich hatte die Vermutung, dass er Miller nur wegen mir nicht mochte, aber im Endeffekt war es scheißegal.

"Noch nicht. Ich hab eigentlich gehofft, dass ich ihm wenigstens die Nase gebrochen habe."

"Ist zwar nur verstaucht, aber Coach wird ihn trotzdem erstmal nicht spielen lassen. Übrigens hab ich den Coach gerade getroffen. Er will, dass du gleich bei der Auswahl der neuen Spieler dabei bist."

Ich fluchte innerlich. Den Newbies beim Training zuzuschauen war so ziemlich das Langweiligste, was man sich reinziehen konnte. In 99% der Fälle bekamen sie nichts geschissen. Am Ende werden wir uns trotzdem fünf Spieler rauspicken. Die weniger Schlechten von den Schlechten.

"Du kannst froh sein, dass du überhaupt dabei sein darfst, Thompson." Er wusste genau, was ich dachte. "Eigentlich müsstest noch bis morgen mit deinem Arsch zu Hause bleiben."

"Heute hätte ich ausnahmsweise mal nichts dagegen", antwortete ich trocken.

Danny lachte, sagte aber nichts mehr dazu.

Im Geschichtsunterricht saß ich gelangweilt in der letzten Reihe und schaute minütlich auf die Uhr an der Wand. Fuck, ich hasste Geschichte. Die Scheiße ist schon lange passiert und ändern konnte sowieso niemand mehr was daran, also wozu der ganze Kram? Mir konnte es egal sein, dass ein gewisser Hitler auf den Versailler-Vertrag geschissen und Polen angegriffen hat. Was soll's? Scheiße passierte nun mal.

Mein Blick flackerte von der Uhr zu dem Lockenkopf vor mir, dann aus dem Fenster und wieder zur Uhr. Dann wieder zu dem Lockenkopf. Es reichte nicht, dass ich schon Spanisch mit ihm hatte. Nein, ich musste ihn auch noch in Geschichte und Politik vor mir sitzen haben.

Als ich am Nachmittag mit Danny und ein paar anderen Footballspielern auf der Tribüne saß und desinteressiert auf den Platz starrte, bekam ich von Jordan Henderson eine Liste in den Schoß gelegt.

"Guck' mal rein, fast alles Freshmen", nickte er mit Blick auf die Liste.

Ich hob eine Augenbraue, während ich grob die Teilnehmerliste überflog. Er hatte recht - über die Hälfte davon waren Freshmen. Nicht gut.

"Seit wann gibt es diese Listen? Wusste nicht, dass man sich extra dafür eintragen muss", sagte ich zu niemand bestimmten und schmiss das Klemmbrett auf die Bank zu meinen Füßen.

"Keine Ahnung, man. Denke mal, das ist wegen letztes Jahr", zuckte Henderson unbeteiligt mit den Schultern.

Zuerst wusste ich nicht, was er damit meinte. Dann hatte ich wieder die Szene vor Augen, wo sich haufenweise Freshmen wegen einem verschossenen Field Goal auf dem Platz prügelten. Der ganze Scheiß ist zu einer Massenprügelei ausgeartet, mit mindestens sechzig Leuten. Es hat das ganze Footballteam gebraucht, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Fast alle gingen mit blauen Flecken, Veilchen oder sogar blutenden Kratzern nach Hause. Wir hatten Glück gehabt, dass der Vorfall nicht bis zur Schulleitung gekommen ist - sonst hätten sie unsere Mannschaft mit Sicherheit aufgelöst. Mit der Liste hatte Coach Henson scheinbar einen besseren Überblick beabsichtigt, außerdem hatte er dieses Mal nur knapp dreißig Schüler zum Probetraining zugelassen. Das bedeutete zwar weniger Stress, aber gleichzeitig auch weniger potentielle Talente unter ihnen.

"Sind die das?", fragte plötzlich ein Footballer und sah mit zusammengekniffenen Augen über das Feld. Ich folgte seinem Blick und sah eine Gruppe mit überwiegend jüngeren Schülern in Sportbekleidung auf uns zukommen, angeführt von Coach Henson, der säuerlich dreinschaute.

"Zwergenaufstand, oder was?", schnaubte ich und Danny lachte.

Ihm verging jedoch relativ schnell das Lachen, als wir sie spielen sahen. Es war nicht so, dass sie schlecht waren - sie waren miserabel. Kaum einer von ihnen konnte auch nur einen beschissenen Ball fangen, vorausgesetzt ein Spieler konnte den Ball einigermaßen richtig werfen. Ernsthaft, ich konnte mir den Scheiß nicht angucken. Und daraus sollten wir uns neue Spieler raussuchen?

Es gab nur einen Typen, der mit Abstand herausragte. Ich beobachtete ihn eine Weile lang und wusste sofort, dass er nicht das erste Mal spielte. Wie er den Ball warf, so präzise, dass es fast schon unmöglich war, diesen Ball nicht zu fangen und wie er selber fast jeden noch so schlecht geworfenen Ball fing, das kam von Erfahrung. Er war nicht sehr groß, sein Körper eher athletisch und weniger muskulös gebaut, perfekt für einen Quaterback. Er konnte nicht schlechter sein als unser jetziger Quaterback, Dave Stewart.

Coach Henson schien sein Potential auch entdeckt zu haben. Er schaute jedenfalls weniger säuerlich drein als noch vor einer Stunde.

"Der Typ mit der Nummer 8, was sagst du?", fragte Danny und zeigte auf einen bulligen Typen, der gerade brutal einen kleinen mageren Freshman beiseite rammte. Ich verzog das Gesicht, als der Junge mindestens zwei Meter weiterflog und liegen blieb.

"Vielleicht lieber doch nicht", nahm er sich zurück, nachdem er de selbe Szene beobachtet hatte.

"Ich bin für die Nummer 2, mit 'nem bisschen Training könnte was aus dem Jungen werden", mischte sich Jordan Henderson ein.

Ich nickte, auch wenn er definitiv nicht mein Favorit war. "Er ist auf jeden Fall weniger schlecht als die anderen."

"Warum ignorieren wir die Nummer 13?", fragte Dan Gilbert irritiert. Dan Gilbert war die Definition von Dummheit. Er checkte nie etwas. Seine sozialen Kompetenzen waren auf dem absoluten Tiefpunkt, wenn jemand Witze machte, war er immer der letzte, der sie verstand. Er war in den Reihen der Footballspieler deutlich Fehl am Platz, aber er spielte gut. Und das war alles, was zählte.

"Weil es offensichtlich ist, dass er rein kommt, Loser", verdrehte Jordan die Augen. Die Nummer 13 war der Typ, den ich im Blick gehabt hatte.

Als Coach Henson eine halbe Stunde später alle Neuen um sich versammelte und die vier Leute aufzählte, die es tatsächlich ins Team geschafft hatten, war ich nicht überrascht, ihre Nummern zu hören. "Weniger Pech gehabt haben die Nummern 2, 9, 12 und 13. Der Rest von euch Saftsäcken sollte sich lieber was anderes suchen."

Die Nummern 9 und 12 rissen sich die Helme vom Kopf und klatschten sich ab, Nummer 2 hob stolz den Blick. Die Enttäuschung der restlichen Jugendlichen war deutlich zu spüren.

"Liam Rosario, Clint Walker, Brian Ockburn und Josiah O'Neil. Das sind die Namen, die ihr Möchtegern-Spieler euch merken solltet", sagte Coach Henson in unsere Richtung, als die anderen Loser schon außer Hörweite waren.

Ich war gerade mitten in einem Gespräch mit Danny, aber bei dem letzten Namen hörte ich auf. Ich konnte spüren, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Was?

Mein Blick suchte instinktiv nach dem Creeper, und ich fand ihn, als Nummer 13 seinen Helm abnahm. Seine wilden Haare ringelten sich in dunkelbraunen Locken gegen seinen Kiefer, sein Blick war fest entschlossen auf einen der Fieldgoals gerichtet, als würde er ein stilles Versprechen abgeben.

Mein anfänglicher Respekt für Nummer 13 verschwand augenblicklich. Das war nicht sein Ernst.

„Mad, das ist der Typ, der fast die Treppen runtergeflogen ist", sagte Danny neben mir, als in seinen dunklen Augen ein Ausdruck von Wiedererkennen aufflackerte.

Ich war dabei 'Ich weiß' zu antworten, hielt mich aber noch rechtzeitig zurück. Woher hätte ich das wissen sollen, wenn nicht von Creeper selbst? Danny brauchte nicht zu wissen, dass ich mich mit Creeper darüber unterhalten hatte.

„Hättest du ihm was gebrochen, hätten wir jetzt einen Spieler weniger", sagte ich stattdessen und schaute zu Creeper, der ein Wort mit dem Coach wechselte. Er stand mit seinem Gesicht zu mir, sodass ich seine Reaktionen und Emotionen in seinen Augen ablesen konnte. Plötzlich lachte er über etwas, was der Coach gesagt hatte – ein echtes, ehrliches Lachen – und seine geraden, weißen Zähne blitzen auf, sein Lächeln flashte über den gesamten Platz. Er lehnte seinen Kopf leicht zurück, die Spitzen seiner dunklen Locken glänzten golden in der Mittagssonne.

Ich schaute weg. Und plötzlich - ich konnte nicht sagen warum - war ich genervt von Danny.

Später an dem Tag fuhr ich runter zum Strand. Es war etwas, was wir im Sommer jeden Nachmittag taten. Wir trafen uns dort mit Leuten aus dem Footballteam, meistens waren auch ein paar Cheerleader dabei, hörten laute Musik, tranken billiges Dosenbier, gingen schwimmen und spielten ein oder zwei Runden Volleyball. Manchmal grillten wir sogar.

Normalerweise hatte ich kein Problem damit. Es machte Spaß, und ein paar heiße Mädchen in knappen Bikinis zu sehen lenkte definitiv vom Schulstress ab, aber heute war ich nicht in Stimmung.

Und trotzdem saß ich in Badeshorts, T-Shirt und Flip-Flops hinterm Lenkrad. Der Grund dafür war einfach: ich wollte zwar nicht zum Strand, aber noch weniger wollte ich nach Hause, wo mein Vater früher oder später auf mich warten würde.

Ich hatte mich für später entschieden.

Mein Griff um das Lenkrad verhärtete sich und ich drückte das Gaspedal durch.

Viele meiner Leute waren schon da, saßen auf Handtüchern verteilt an unserem üblichen Platz neben einem spitzen Felsen, der mindestens zwei Meter über uns ragte. Ich schmiss meinen Rucksack auf das Handtuch, als ich mich neben Danny fallen ließ. Er klopfte mir einmal kurz zur Begrüßung auf den Rücken. Ich zog die Flip-Flops aus, Sand rieselte von der Sohle als ich sie auf meine Tasche legte und meine nackten Zehen in den warmen Sand grub. Ich hatte keine Ahnung wieso, aber das Gefühl von dem weichen warmen Sand zwischen meinen Zehen hatte mich schon immer beruhigt und so war es auch dieses Mal. Ich spürte augenblicklich, wie meine Schultern entspannt zusammensackten und schloss einen kurzen Moment die Augen, ließ mir die Sonne ins Gesicht strahlen.

"Bier?"

Ich öffnete die Augen wieder und nahm Jordan die Dose aus der Hand. Sie war noch kalt, Jordan lagerte den Alkohol immer in einer Tiefkühlbox. Musik tönte laut aus den Bluetooth-Lautsprechern, die irgendjemand mitgenommen hatte. Der Sound mixte sich mit dem Rauschen des Meeres, mit dem leisen Aufklatschen der Wellen auf den nassen Sand und den vielen Stimmen der Leute um uns herum. Fuck, dachte ich, als ich auf das klare Wasser hinausstarrte. Das ist das einzige, was ich an Jacksonville vermissen werde.

Eine Schulter schlug gegen meine. Ich schaute auf, Danny starrte mich mit gerunzelter Stirn an. "Alles okay?", fragte er, hielt seine Stimme extra leise, damit die anderen nichts davon mitbekamen.

"Klar", antwortete ich knapp und zuckte mit den Schultern. Er wusste nichts von meinen Familienverhältnissen und ich hatte nicht das Verlangen danach, das zu ändern.

Die Falten auf seiner Stirn glätteten sich ein wenig, aber er sah nicht wirklich überzeugt aus. "Sicher? Du bist ruhig." Er schaute zwischen meinen Augen hin und her, als versuchte er, eine Antwort in ihnen zu finden. Eine Antwort, die ich ihm nicht gab.

"Hey Jordan, gib' mir mal noch ein Bier rüber", rief ich über die Köpfe der anderen hinweg und Jordan fing meine leere Dose auf, grinste.

"Ich hab auch noch was anderes dabei", zwinkerte er und holte eine große Glasflasche mit einer klaren durchsichtigen Flüssigkeit aus der Tiefkühlbox.

"Wodka?" Danny blinzelte, dann brach ein Lächeln auf seinen Lippen aus. "Hat wohl seine Vorteile, wenn die Alten im Urlaub sind, was?"

"Darauf kannst du wetten."

Er schenkte jedem was in einen roten Plastikbecher, aber viele lehnten ab.

"Sorry, Bro. Muss noch Autofahren." Dave Stewart hielt die Hände abwehrend in der Luft.

"Schisser", murmelte ich und exte den Inhalt in einem Zug runter. Das Brennen in meinem Rachen gab mir ein befreiendes Gefühl. Ich trank nicht oft - verabscheute Betrunkene sogar -aber heute hatte ich ein unerklärlich starkes Verlangen danach. Und nur weil ich Alkohol trank, hieß es nicht gleich, dass ich mich betrinken würde.

"Nur weil ich nicht unbedingt sterben will, heißt das nicht, dass ich ein Schisser bin", kommentierte Stewart trocken. Ich ging nicht darauf ein.

Nach dem dritten oder vierten Becher - ich hatte schnell den Überblick verloren - rappelte ich mich auf. Der Abendhimmel drehte sich und ich schwankte leicht zur Seite, konnte meine Balance aber noch halten. Mir war ein wenig schwindelig, aber ich hätte nicht weniger darauf geben können. Mein Kopf fühlte sich leicht an, die Gedanken kamen und gingen, ohne dass ich auch nur einen davon wirklich festhalten konnte. Ich fühlte mich seltsam gut.

"Lass schwimmen gehen", sagte ich zu Danny, meine letzten Worte ein wenig gedehnt. Im Gegensatz zu meinem Kopf war meine Zunge verdammt schwer.

"Jetzt?" Er öffnete eines seiner Augen, schaute zu mir auf. Er hatte bis gerade eben vor sich hingedöst.

"Wann denn sonst?" Meine Zunge fühlte sich plötzlich wie ein überflüssiges Stück Fleisch in meinem Mund an.

Danny öffnete beide Augen, beäugte mich. Er richtete sich auf. "Bist du betrunken? Wie viel hat er getrunken?", wandte er sich an Jordan, bevor ich selber antworten konnte. Ich verdrehte die Augen.

"Nicht so viel. Ich kann immer noch schwimmen gehen", sagte ich, bevor Jordan es tat.

Jordan schaute zur leeren Glasflasche neben ihm, dann wieder zu Danny. Sein Blick war Jordans gefolgt und lag nun auf der Flasche, ein Schatten flackerte über sein Gesicht.

Nach dem Blick war ich mir sicher, dass er nicht mitkommen würde, also drehte ich mich um und lief alleine auf das Wasser zu. "Verräter", murmelte ich unter meinem Atem und stolperte im selben Moment fast über einen einsamen Schuh, den niemanden zu gehören schien. Ich fluchte leise. Dann packte mich jemand am Arm.

"Hey." Danny zog mich einen Schritt zurück, drehte mich um, damit ich ihn ansah. "Warum machst du das?" Seine Augen funkelten, seine Stirn lag in Falten.

"Was?", fragte ich und befreite mich ruckartig aus seinem Griff.

"Warum betrinkst du dich? Du bist nie betrunken, du hast immer gesagt, du hasst trinken."

Ich antwortete nicht. Ich drehte mich um und lief weiter. Seine Frage hatte meinen Kopf wieder etwas klarer gemacht, und das war das, was ich nicht wollte. Ich wollte nicht denken, nicht fühlen. Gar nichts.

"Mad!" Ich hörte seine Schritte hinter mir. "Maddox."

Ich ignorierte ihn, plötzlich nicht mehr sicher, warum ich ihn überhaupt erst gefragt hatte. Nach einer Weile hörte ich seine Schritte nicht mehr hinter mir und als ich mich umdrehte, war er verschwunden.

Einerseits war ich froh darüber. Ich wollte seine verdammten Fragen nicht hören, wollte verdammt noch mal nicht antworten, denn die Antworten die er von mir hören wollte, hatte ich selbst nicht. Aber andererseits war ich wütend auf ihn. Wütend darauf, dass er nicht weiter nachgehakt hatte, dass er einfach weggegangen war.

Fuck, der Alkohol machte mich fertig.

Mittlerweile war es Abend, der Himmel war etwas dunkler geworden, Sterne tauchten vereinzelt auf. Die Luft war deutlich kühler geworden, das Wasser war kalt, als es in kleinen Wellen über meine Füße schwappte. Ich erschauderte und drehte um. Ich brauchte eine halbe Ewigkeit zurück, teils weil ich kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte, ohne zu schwanken, teils weil ich nicht wirklich zurück wollte. Ich hatte keine Lust von Danny konfrontiert zu werden.

Doch als ich an unserem Platz ankam, war niemand mehr da. Nur vereinzelte leere Dosen lieferten Beweis dafür, dass hier vorher überhaupt jemand war. Meine Tasche war an den Felsen gelehnt worden, daneben lagen meine Flip-Flops. Ich zog sie über, packte meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Meine Gedanken waren noch klar genug, dass ich wusste, ich würde nicht mit dem Wagen zurückfahren können. Ich musste zurücklaufen. Ich strauchelte kurz und stützte mich für Balance an einem fremden Auto ab, als ich plötzlich einen Schatten in meinem Augenwinkel wahrnahm. Ich blinzelte, doch der Schatten verschwand nicht, er wurde größer.

"Du bist betrunken." Ich kannte die Stimme. Ich erkannte sie sofort. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich seine Hand auf meiner Schulter spürte und er mich zu sich umdrehte.

Er war kleiner als ich. Nicht wirklich viel, nur um vielleicht ein paar Zentimeter, aber es reichte, damit er seinen Kopf leicht heben musste, um mir in die Augen zu schauen. Er nahm seine Hand von meiner Schulter, eine unangenehme Kälte ersetzte die Wärme seiner Finger und ich erschauderte unfreiwillig.

"Creeper", murmelte ich. Etwas huschte durch seine dunkelgrünen Augen, aber es war zu schnell wieder verschwunden. Ich versuchte es wiederzufinden, starrte eine halbe Ewigkeit in seine Augen, aber es kam nicht wieder. Und dann schaute er weg, ein leicht rötlicher Schimmer hatte sich über seine Wangen gelegt. Aber das konnte auch von dem Licht der untergehenden Sonne kommen.

"Morgen ist Schule", sagte Creeper leise, seine Augenbrauen zusammengezogen. "Warum betrinkst du dich?"

Ich wartete auf das leichte Zucken meiner Oberlippe, ein Zeichen dafür, dass ich von seiner Neugierde genervt war, aber es kam nicht. Ich spürte sogar, wie sich meine Atmung verlangsamte, wie ich mich langsam beruhigte. Ich wusste noch genau, was ich ihm heute morgen gesagt hatte. Die Situation spielte sich in meinem Kopf ab, wie ein kaputter Plattenspieler, wiederholte sich immer und immer wieder; wie ich ihm sagte, dass er sich aus meinem Leben raushalten soll, dass ich ihn verdammt nochmal nicht kannte und schließlich der Gedanke, dass ich nichts mit ihm zutun haben wollte, den ich aber für mich behalten hatte. Jetzt gerade bereute ich, dass ich ihn währenddessen nicht angeschaut hatte. Ich hatte seinen Gesichtsausdruck sehen wollen, hatte es aber nicht über mich gebracht. Ich wusste noch, wie ich aus dem Fenster gestarrt hatte und gedacht habe: Jetzt. Schau ihn an. Schau ihm ins Gesicht. Aber als ich mich umgedreht hatte, war er verschwunden. Genau wie Danny gerade eben. Ich hatte nicht gewollt, dass sie gingen. Bei beiden nicht. Aber sie haben es beide gemacht. Nur einer ist wiedergekommen. Und ich war mir nicht sicher, ob es der Richtige war.

"Ich weiß es nicht", sagte ich ehrlich und überraschte damit nicht nur ihn, sondern auch mich selbst. Es war das betrunkene Ich, das aus mir heraussprach.

Ich sah seine Gedanken in seinem Kopf rattern, während er zwischen meinen Augen hin und her schaute. Schließlich schaute er zur Seite, das Blutrot des Sonnenuntergangs warf Schatten auf die Kuhle seines Halses, sein Schlüsselbein leuchtete orange. Mir wurde leicht schwindelig und ich schaute weg.

"Ich kann dich nach Hause bringen", seufzte er und fuhr sich mit einer Hand durch die dichten Locken. Einer seiner Locken fiel wieder zurück gegen seine Schläfe. Meine Blick sprang zurück zu seinen Augen. War er enttäuscht? Warum war er enttäuscht?

"Ich trinke normalerweise nicht", rutschte es aus mir heraus.

Creeper hob freudlos einen Mundwinkel. "Natürlich", murmelte er.

"Ich mein's Ernst", sagte ich mit fester Stimme, versuchte die Worte so klar und deutlich wie möglich auszusprechen.

"Okay." Er schaute überall hin, nur nicht in meine Augen. Und ich wollte, dass er mich anschaute. Oder?

Okay. Da war es wieder. Das einfache, nichts bedeutende okay. Mir wurde klar, dass er das immer sagte, wenn er einer Diskussion aus dem Weg gehen wollte. Er gab einfach nach. Aber so einfach würde ich es ihm nicht machen.

"Hey." Ich hob meine Hand, wollte nach seiner Schulter greifen, aber als sein Kopf zu mir herumfuhr und er mich wieder anschaute, hielt ich in meiner Bewegung inne. Ich ließ sie wieder sinken, verkrampfte meine Finger an meiner Seite zu einer Faust.

"Ich trinke nicht", ich betonte jedes einzelne Wort, zumindest so gut wie es mit meiner schweren Zunge ging. "Ich hasse Alkohol."

"Ich seh's."

"Warum glaubst du mir nicht?" Ich wusste, wäre ich nicht betrunken, würde mich seine Meinung einen Scheiß interessieren.

"Weil du gerade sturzbetrunken vor mir stehst. Ich kann deine Alkoholfahne bis hier hin riechen und du kannst nicht mal richtig stehen", sagte er, seine Stimme emotionslos.

"Ich kann stehen." Konnte ich wirklich.

"Du stützt dich am Wagen ab. Das ist für mich nicht wirklich die Definition von stehen", sagte er trocken.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Sein Blick sprang zu meinem Mund und verweilten einen Moment zu lange dort. Als er wieder hochschaute, waren seine Augen behütet, versteckten etwas vor mir.

"Steig' ein", seufzte er und schloss mit einem Knopfdruck auf seinem Schlüssel das Auto auf, auf dem ich mich abstützte.

Er streckte die Hand aus und ich starrte ihn verwirrt an.

"Dein Rucksack."

Ich ließ den Riemen an meinem Arm runterrutschen und hielt ihm meine Tasche hin. Als er danach griff, berührten seine Fingerspitzen meine. Er hielt inne, schaute mich an. Ich konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht lesen, aber fuck, ich wünschte ich könnte es. Nur dieses eine Mal.

Er schmiss den Rucksack in seinem Kofferraum, ich riss die Beifahrertür auf, schwankte ein wenig und verlor fast das Gleichgewicht, als ich einsteigen wollte.

Fuck.

Ich lehnte meinen Kopf gegen das Dach und atmete zittrig ein.

"Ich wollte nicht trinken", murmelte ich, plötzlich unglaublich erschöpft. "Wirklich nicht."

Ich hörte mich an wie ein verdammtes Kind.

"Ich weiß", sagte Creeper in einem Ton, bei dem ich mich umdrehen musste. Ich musste.

Seine Gesichtszüge waren um einiges weicher als noch vor einigen Minuten, und seine grünen Augen schimmerten sanft. Was zur Hölle? Seine grünen Augen schimmerten sanft? Ich musste betrunkener sein, als ich dachte. Ich hatte das dumpfe Gefühl, als wüsste er, was in mir vorging und es machte mir Angst.

Ich drehte mich von ihm weg und stieg ein.

Ich beobachtete, wie er das Auto umrundete und auf der Fahrerseite einstieg, wenig später startete er den Motor. Mit einem leisen Seufzen lehnte ich den Kopf zurück und starrte aus dem Fenster. Meine Augenlider wurden immer schwerer und ich konnte spüren, wie die Müdigkeit langsam die Oberhand gewann.

"Nicht nach Hause", murmelte ich schlaftrunken. Würde ich so auf meinen Vater treffen, würde er mich umbringen.

Sein Kopf fuhr zu mir herum. "Was? Wo soll ich dich sonst hinbringen?"

"Zu Kylie."

"Zu Kylie", echote er dumpf. "Ich dachte, du magst Kylie nicht."

"Dich mag ich auch nicht, und trotzdem sitze ich mit dir in einem Auto." Als ich im Augenwinkel sah, wie sich sein Kiefer anspannte, wusste ich, dass es nicht einfach an ihm abprallte, wie ich zuerst gedacht hatte.

"Richtig", murmelte er leise.

Ich ignorierte die Kälte in seiner Stimme und beschrieb ihm die Richtung zu Kylies Haus. Nachdem ich mir sicher war, dass er dort hinfinden würde, schloss ich die Augen und gab mich meiner Müdigkeit hin. Ich schlief ein.

***

"Hey", hörte ich eine Stimme wie durch Watte. "Maddox." Eine Hand legte sich auf meinen Arm und meine Augen flogen auf. Ich schaute mich um, schaute aus dem Fenster und realisierte, dass wir vor Kylies Haus standen. Ihr Licht brannte noch oben in ihrem Zimmer.

"Wir sind da", sagte Creeper überflüssigerweise und nahm seine Hand von meinem Arm, strich sich eine Locke aus seinem Auge.

"Warum machst du das?", fragte ich, meine Stimme von meinem kurzen Schlaf heiser.

Er runzelte die Stirn. "Warum mach ich was?"

"Warum hilfst du mir?" Ich behandel dich wie Dreck, wollte ich hinzufügen, hielt mich aber zurück.

Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und starrte auf seine Hände, die auf dem Lenkrad lagen. Ein paar Sekunden lang sagte er nichts und ich dachte schon, er würde nicht mehr antworten, als er doch noch den Mund öffnete. "Ich weiß es nicht", sagte er ehrlich, mied meinem Blick. "Ich schätze, ich würde das für jeden tun."

Das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte. Nein, meldete sich eine kleine leise Stimme in meinem Unterbewusstsein zu Wort. Es ist nicht das, was du hören wolltest.

Fuck, ich brauche Schlaf. Ich muss den Alkohol aus meinem Körper bekommen.

Ohne ein weiteres Wort schnallte ich mich ab und stieg aus. Creeper blieb im Wagen sitzen, als ich die Veranda zu Kylies Haustür hochtorkelte. In dem Moment, als ich klingelte, hörte ich ihn hinter mir den Wagen starten und wegfahren.

Kylie ließ sich Zeit. Ich wollte schon genervt ein zweites Mal klingeln, als sie endlich die Tür aufriss. Sie trug nur ein zu großes T-Shirt - wahrscheinlich von irgendeinem Typen geklaut. Mein Blick glitt von ihren langen, gebräunten nackten Beinen zu den unter dem T-Shirt versteckten Kurven ihrer Hüfte, bis zu ihrem Gesicht.

"Maddox? Was machst du hier?", fragte sie verwirrt, runzelte die Stirn.

"Kann ich bei dir schlafen?"

Die Falten auf ihrer Stirn glätteten sich augenblicklich. Ihre vollen Lippen hoben sich zu einem sexy Lächeln, ihre Augen funkelten. "Natürlich", sagte sie leise und öffnete die Tür weiter. Sie musste nicht leise sein. Ihre Eltern waren so gut wie nie zu Hause, auch heute nicht.

Ich folgte ihr die Treppen hinauf in ihr Zimmer, beobachtete dabei die Bewegungen ihres Arsches unter dem T-Shirt. Dieses verdammte T-Shirt.

Sie knallte die Tür hinter mir zu, drehte sich zu mir um. Das Licht in ihrem Zimmer war gedimmt, ihre blonden Haare fielen lose über ihre schmalen Schultern. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, ihre Augen leuchteten verführerisch.

Fuck.

Ich packte ihre Hüften und schubste sie aufs Bett, ihre Haare fächerten sich wie ein goldener Heiligenschein auf der Bettdecke. Sie lächelte zu mir auf, strich mit ihrem Zeigefinger über meine Unterlippe zu meinem Kinn, bis runter zu meinem Schlüsselbein. Sie öffnete ihren Mund, doch ich schnitt ihr das Wort ab und küsste sie, hart.

Sie sollte einfach ihre verdammte Klappe halten. Mich ablenken.

Aber wovon, das wusste ich nicht.

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