42|Fights and Feelings
"Wer hätte gedacht, dass man dich hier antrifft?"
Schon nach diesem einen Satz hatte ich die Nase voll von meinem Ex und hätte ich bereits mein Getränk gehabt, wäre es wohl auch direkt in seinem Gesicht gelandet. Ich wusste einfach nicht, wann er es endlich einsah. Ich wollte nichts mehr von ihm, was nach seinem 'Ausrutscher' auch nicht sonderlich komisch war. Aber wenn er mich so toll fand und mir immer noch am Rockzipfel hing, dann hätte er einfach von Anfang an nicht fremdgehen sollen.
"Was willst du?"
"Nur mit dir reden. Sehen, wie es läuft. Sieht ja ganz so aus, als würde das zwischen dir und dem Loser nicht mehr exklusiv sein."
Ich zog unbeeindruckt meine Augenbrauen nach oben und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie sich Kim an meine Seite gesellte.
"Kannst du Ems nicht einfach in Ruhe lassen?"
"Mhh, ich denke nicht", säuselte Reese. Mein Bedürfnis, ihm ins Schienbein oder wo anders zu treten, nahm mit jedem Wort, welches aus seinem Mund kam, zu.
"Hey, Ladies. Hier, eure Getränke."
Überrascht drehte ich mich um und nahm Ángel dankend die Cola ab, welche er mir lächelnd hinhielt und dann schnell erklärte, dass er aufs Klo ging. I wendete mich wieder Reese zu, der seine Augen zusammengekniffen hatte und Cody anschaute.
"Was machst du denn hier?"
"Ich bin ihr Date.", grinste er frech und legte seinen Arm um meine Schulter. Man konnte quasi den Rauch aus den Ohren meines Exfreundes aufsteigen sehen und es befriedigte mich, dass es ihn so störte, obwohl er keinen Grund dafür hatte.
"Was soll die Kacke? Du weißt, dass sie mir gehört."
Ich fing an zu lachen.
„Du hast jedes Recht, mich zu ‚besitzn', verloren, als ich dich mit einer anderen eriwscht habe. Also spiel dich nicht auf und lass mich endlich in Ruhe!"
„Alter, Bro, hör einfach auf.", versuchte nun auch Cody die Situation zu schlichten, nun nicht mehr grinsend, sondern ernst, aber das schien Reese nur noch mehr zu reizen.
„Was bist du denn für ein Kumpel? Auf sojemanden scheiße ich!"
„Was bist du für ein Freund? Dude, fremdgehen ist einfach uncool."
Auch wenn ich es nett von Cody fand, dass er mich auf seine Art verteidigte, wollte ich momentan einfach nur weg. Ich war nicht auf diesen Ball gekommen, um eine Szene zu veranstalten und das alles gehörte nicht mehr in mein Leben.
Wenn nun auch mein Ex damit abschließen würde, wäre alles viel einfacher.
„Du bist für mich gestorben! Und du-", er deutete zu mir, starrte mich mit seinen dunklen Augen nider und griff dann nach meinem Arm.
„Wir müssen reden."
Sein Griff tat mir nicht weh, aber er war mir alles andere als angenehm, weshalb ich anfing, mich dagegen zu wehren.
„Ganz sicher nicht. Ich finde, wir haben alles vor einiger Zeit geklärt."
„Lass sie los!"
Unser aller Augen lagen plötzlich auf Alex, welcher sich neben Reese und mir aufgebaut hatte und meinen Ex mit Blicken ermorderte. Der schien jedoch alles andere als beeindruckt und fing an zu Lachen, gab aber meinen Arm frei.
„Ich kann nicht fassen, dass sie dich mir bevorzugt hat. Aber, wie du siehst, hat die Schlampe schon wieder einen neuen. Zeit für dich, in einer Ecke heulen zu gehen."
Alex war gar nicht begeistert von Reese's Worten und ballte augenblicklich seine Fäuste. So hatte ich ihn noch nie erlebt.
„Nenn' sie nicht so!", sagte er mit angespanntem Kiefer und drängte sich fast schon unbewusst zwischen Reese und mich.
„Alex, lass es sein. Er ist es nicht wert.", mischte sich Cody ein und und stellte sich neben ihn. Weil auch ich einsah, dass die Situation jede Sekunde eskalieren konnte, ergriff ich kurzerhand Alex' geballte Faust und zog leicht daran. Für einen Augenblick sah er zu mir, dann entspannte er sich etwas.
„Nenn Emily nie wieder so!", zischte er erneut und trat etwas zurück, bis er meinen Körper an seinem Rücken spürte.
Kurz schien alles normal zu sein, alle in der Runde entsannten sich, Zuschauer verloren das Interesse. Und dann riss Reese erneut seinen Mund auf.
„Ich kann sie nennen, wie ich will. Und glaub mir, im Bett hat es ihr immer gefallen, Schlampe genannt zu werden."
Die Luft um mich schien eiskalt zu werden und bevor irgendjemand hätte auch nur zucken können, stürtzte sich Alex auf Reese und verpasste ihm einen Fausthieb.
Auf einmal hörte man Leute erschrocken aufkeuchen, andere schrien leise. Ich bemerkte in dem Gewusel drei Dinge.
Erstens: Als Alex nach vorne gehechtet war, hatte das eine unerwartete Bewgung meinerseits hervorgerufen. Das resultierte darin, dass die Cola, welche in noch in den Händen gehalten hatte, auf meinem Oberkörper landete und sich durch mein Kleid sog.
Zweitens: Cody sprang zu den beiden, halb am Boden liegenden Jungs und versuchte, sie auseinander zu reißen, als beide aneinaner zerrten, versuchten den anderen zu schlagen und zu überwältigen.
Drittens: Reese's Nase war blutig und ich hoffte inständig, dass sie gebrochen war.
„Emily!", rief eine besorgte Kimberly neben mir und zog mich vorsichtig, aber bestimt zurück. Ich wusste nicht, wo ich hinschauen sollte. Die bunten Lichteffekte des Balls, die laute Musik, die vielen Menschen, die sich um uns kreisten und von denen mehrere die Jungs auseinanderbringen wollten, die besorgten Laute. Alles war etwas zu viel, also stand ich einfach da, ließ mich von Kim drücken und wartete.
-
Wenn ich ehrlich war, hatte ich mir den Ball anders vorgestellt. Weniger aufregend und brutal, vielleicht mit etwas Tanzen und Spaß haben. Außerdem war ich mit dem Gedanken hergekommen, den Abend hauptsächlich im warmen, stickigen Inneren der Schule zu verbringen. Stattdessen stand ich nun draußen, beobachtete, wie sich Schüler in kleinen Gruppen tümmelten, um vielleicht etwas sehen zu können und Lehrer, die eilig durch die Gegend eilten.
Ein Krankenwagen war gekommen und Sanitäter kümmerten sich um Alex und Reese. Es war mehr Drama, als ich vertragen konnte und die frische Spätsommerluft trug noch dazu bei, dass ich zitterte, wie ein zerbrechliches Blatt im Wind.
Ich hatte bereits meine Eltern angerufen, damit sie Kim und mich abholen würden, aber das bedeutete trotzdem, dass wir warten mussten.
„Wer hätte gedacht, dass sowas heute passieren würde?", murmelte Kim, die sich ständig über die Arme rieb und ebenfalls von der Kälte geplagt wurde. Ich zuckte nüchtern mit den Schultern und sah zu, wie Cody auf uns zu kam. Er hatte den Lehrern erklärt, was da vor sich gegangen war und das beruhigende Lächeln auf seinen Lippen sollte wohl Entwarnung geben.
"Alex sollte keine zu krassen Bestrafungen bekommen. Nachsitzen vielleicht, aber nichts schlimmes." Ich nickte nur stumm. Mir war die Laune nach Reden vergangen.
"Ist euch kalt?" Ich nickte erneut und auch Kim schüttelte wild mit dem Kopf.
"Naja, ich hab nur eine Jacke..."
"Gib sie ruhig Kimmy. Ich komm klar.", meinte ich nur und starrte weiter auf den Krankenwagen, in dem Alex behandelt wurde. Er hatte anscheinend auch ein bisschen was abbekommen und der Gedanke an den Kampf ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Was hatte er sich nur dabei gedacht?
Ich bemerkte nur im Augenwinkel, wie Cody sein Sakko über die Schultern meiner besten Freundin legte und sie sich bedankte.
"Ich bin gleich wieder da", murmelte ich, bevor ich aufstand und in die Richtung lief, in die ich die ganze Zeit starrte.
Ich musste mehrfach Leuten ausweichen, die einfach nur zum Gaffen da waren und die Jungs in ihrer zusammengeschlagenen Form sehen wollten. Es nervte mich. Sollten sie doch lieber wieder rein gehen, wo die Live Band immer noch ihre Songs spielte...
Als ich um den Krankenwagen herum trat, sah ich, entgegen meiner Erwartungen, nicht etwa Alex. Oder zumindest nicht als erstes. Kendra versperrte mir den Blick auf ihn, während sie sich vor ihn positionierte und ihre Hand zu seinem wahrscheinlich angeschwollenen Wangenknochen hob.
Ich konnte nicht erkennen, wie Alex reagierte. Aber ich sah genau, wie sich das Mädchen zu ihm beugte und ihn küsste. Ohne Vorwarnung.
Ich stand da und wusste mal wieder nicht, was ich denken, fühlen oder tun sollte. Also wartete ich, was mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam und in Wirklichkeit nicht Mal mehrere Sekunden dauerte. Ich da stand, ohne einen Mucks von mir zu geben, und dann flogen diverse Gedanken in meinen Kopf.
Ich sah zu, wie Alex Kendra von sich schob.
"Was soll das werden, Kendra?", fragte er und runzelte seine Stirn.
"Alex, du warst so mutig da drin und... ich will auch mutig sein. Deshalb sage ich dir... ich liebe dich. Ich habe nie damit aufgehört."
Bisher hatte mich keiner der beiden bemerkt, was auch nicht sonderlich verwunderlich war, immerhin stand ich stocksteif da und meine Persönlichkeit war anscheinend nicht sehr auffällig. Aber irgendwie schaffte es Alex mit einer Kopfbewegung, einen Blick auf meine Wenigkeit zu erhaschen. Seine Augen (oder eher das eine, das andere war leicht zu geschwollen) weiteten sich und er sprang auf, schob Kendra zur Seite und kam auf mich zu.
"Emily..."
Zuerst sagte ich nichts. Nicht, weil ich in Schock war oder irgendeine Wut in mir aufstieg. Ich wusste ganz einfach nicht, was ich sagen sollte. Dann holte ich doch noch einen Spruch raus.
"Ich schätze, du hast es geschafft, mich eifersüchtig zu machen." Der Witz war nur halbherzig vorgetragen und das merkten wir beide.
Alex seufzte, nahm meine Hand vorsichtig in seine und zog mich weg von dem ganzen Trubel. Ich wehrte mich nicht.
Als wir etwas versteckt hinter ein paar Bäumen standen, sah er mir mit seinen grünen Augen ernst ins Gesicht. Seine Hand, deren Knöchel aufgeschrammt waren, fuhren sanft über meine Wange. So, wie es Kendra gerade noch bei ihm getan hatte.
"Ems, ich wollte sie nicht küssen. Das ging ganz allein von ihr aus.", erklärte er mit flehender Stimme und sah dabei äußerst traurig aus.
"Ich weiß." Ich hatte es immerhin beobachtet.
Alex schien erleichtert und lachte kurz auf.
"Und ich dachte schon, dass ich jetzt noch mehr Probleme bekomme."
Unsicher kaute ich von innen auf meiner Wange herum und schaute den Jungen vor mir nicht direkt an. Meine Augenbrauen waren zusammengezogen. Wenn ich aussprach, was ich dachte, dann würde mit höchster Wahrscheinlichkeit erneut das reinste Gefühlschaos in meinem Leben ausbrechen... Aber, wenn ich es nicht tat, würde es dann anders sein?
"Ems, hör mal..." Meine Augen fanden endlich seine und ich ließ meinen Blick über sein ganzes Gesicht gleiten, über jeden blauen Fleck, jede Schwellung und jedes bisschen Restblut, was nicht abgewischt worden war.
"Ich mag dich, echt. Und... ich will, dass du mich auch magst."
Er sah mich irgenwie hoffnungsvoll an, so als wolle er etwas bestimmtes hören. Tief durchatmend, entschied ich mich.
"Ich mag dich. Und das ist etwas, was ich nie erwatet hatte, weil ich dich auf den Tod nicht leiden konnte. Ich mag dich wirklich.", begann ich, schaute Alex aber erneut nicht direkt an. Ich würde ihm das Herz brechen. Aber, ich würde ihm doch so auch zu seinem eigenen Glück verschaffen, oder?
"Aber?", fragte er, seine Miene zeigte mir bereits, dass er einen Haken erwartete.
"Aber, was ist, wenn Kendra einfach die Richtige für dich ist? Nein, warte. Es ist keine Was wenn Frage. Es ist eindeutig so. Sie ist perfekt. Du bist perfekt. Ihr könnte wundervoll perfekt zusammen sein und perfekte Kinder bekommen. Das alles kannst du nicht, wenn du jetzt irgendwie zu viel in deine 'Gefühle' für mich hinein interpretierst. Ich bin nicht auf deinem Level, ganz und gar nicht. Und ich werde es auch nie sein. Ich werde immer Emily sein. Das Mädchen, dass nur auffällt, wenn sie irgendwo hinfällt oder so."
Alex sah tief erschüttert von meinen Worten aus. Und es brach mir das Herz, auch wenn ich es mir nicht offen eingestehen wollte.
Er trat näher und umfasste mein Gesicht mit beiden Händen.
"Emily, wo kommt das alles her? Kendra ist doch schon so lange kein Thema mehr. Und nur weil sie mich geküsst hat, ändert sich nichts daran."
"Aber was, wenn doch? Alex-"
Kein weiteres Wort verließ meine Lippen, da er seinen Mund auf meinen legte und mich in einen Kuss zog. Ich schloss meine Augen, fester als nötig und hielt mich an seinem Hemd fest. Doch bevor ich alles verdrängen konnte, löste ich mich mit gesenktem Blick.
"Ich finde, wir sollten beide über ein paar Dinge nachdenken. Ein paar Nächte drüber schlafen.", murmelte ich leise und entfernte mich langsam von Alex.
Als ich meinen Weg zurück zu meinen Freunden antrat, kam er hinter mir her.
"Ems, ich muss über nichts nachdenken. Bitte..."
Ich blieb kurz stehen und schüttelte niedergeschlagen meinen Kopf.
"Alex, es war ein langer und komischer Tag. Ich wurde von meinem Ex bloßgestellt, mein Kleid ist ruinierte, ich kann nicht mehr klar denken und das einzige, was ich will, ist eine Dusche und ein Bett. Ich kann mir heute keine Gedanken über Dinge machen, die Leben verändern könnten."
"Dann komm mit zu mir. Wir müssen nicht reden, aber fahre bei mir mit. Bitte."
Ich ertrug Alex' gequälten Blick nicht. Deshalb drehte ich mich mit einer kleinen ablehnenden Handbewegung weg.
"Kim und meine Eltern warten sicher schon auf mich. Ich muss los."
|Hi meine Pustekuchen!
AHHHHHH ich kanns nicht fassen, dass ich dieses Chap geschrieben habe hahaha.
Hasst mich nicht. Ich mache es nicht dramatischer, als es sein soll. Aber es ist eben ein Teen Drama.
Hofft ihr auf etwas bestimmtes in den nächsten Kapiteln? Würde mich interessieren.
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