38|"Did i do something wrong?"
"Okay, ich will ja nichts sagen oder so, aber vielleicht seht ihr beide die Sache echt ein wenig zu ernst. Vielleicht interpretiert ihr mehr, als nötig."
Kim schaute Ángel scharf an und schüttelte mit zusammen gezogenen Augenbrauen den Kopf.
"Hör mal. Wenn die beiden sich schon auf einem Riesenrad geküsst haben und das ganze so aussah, als wären sie nun endlich dabei, ein Paar zu werden, dann ist das eine ernste Sache. Ganz besonders Alex sollte es besser wissen und nicht einfach Dinge versprechen, die er dann bricht."
Kimberly fuhr sich gestresst durch die Haare und rieb mir mitleidig über den Rücken.
"Ich meine, es kann nicht so schwer gewesen sein, sie anzurufen, oder?"
"Können wir bitte nicht über dieses sehr deprimierende Ereignis reden?", fragte ich seufzend und rieb mir meine Augen. Das alles war mehr als unangenehm, immerhin wurde ich quasi von dem Kerl gekorbt, den ich selbst seit mehreren Wochen abwies. Und mittlerweile konnte ich nicht mehr sagen, dass es mir komplett egal und es insgesamt ein kleiner unbedeutender Punkt war.
Denn mittlerweile fühlte ich Dinge und das hatte dazu geführt, dass ich mein Wochenende damit verbracht hatte, auf mein Handy zu starren und auf einen Anruf zu warten. Ein Anruf, der nicht kam. Und das wiederum hatte bewirkt, dass ich kaum ansprechbar gewesen war und meine Mum sogar in Sorge Dylan angerufen hatte, weil sie gehofft hatte, dass er vielleicht wusste, was mit mir los war.
Das wirkliche Problem jedoch, war nicht einmal die Tatsache gewesen, dass kein Anruf kam. Das wirklich Schlimme waren meine Gedanken, die nicht aufhörten zu kreisen. Ich kam einfach auf keinen plausiblen Grund, der begründen würde, dass Alex nicht angerufen hatte. Immerhin war er doch derjenige gewesen, der etwas von mir wollte.
Also was hatte ich falsch gemacht?
"Ist ja gut. Aber wieso fragst du ihn nicht einfach? Er sitzt dahinten. Vielleicht hatte er wirklich einen guten Grund, euer Telefon-Date platzen zu lassen", meinte Ángel. Ich schaute in die Richtung, in die er zeigte und tatsächlich saß dort Alex Walter mit seinen Freunden.
"Ist es sehr Klischee, wenn ich ihn jetzt als Rache genauso ignoriere?", murmelte ich mehr zu mir selbst, aber meine beiden Freunde hörten es.
"Ich würde sagen, das ist ein bisschen Kindergarten."
"Gut. Ich steh auf Kindergarten", sagte ich und setzte leicht schmollend meine Sonnenbrille auf.
Meine Freunde sagten nichts dazu und ich war ihnen auf eine Art dankbar, denn so konnten sie wenigstens das Thema wechseln und ließen mich in Ruhe. Trotzdem schwirrten meine Gedanken wieder zu Alex zurück, der so aussah, als hätte er den Spaß seines Lebens mit seinen Freunden.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und beobachtete, wie er über einen Witz oder sonst was lachte. Dabei sah er zwar zugegebenermaßen echt gut aus, aber das machte die Situation keinesfalls besser.
Ich konnte nicht fassen, dass Alex mich wirklich versetzt hatte. Mag sein, dass es nur ein Telefonat gewesen wäre und das womöglich ziemlich komisch abgelaufen wäre, da ich keine Ahnung hatte, wie man sich nach mehreren Küssen, Hass-Geständnissen, die doch nicht echt oder begründet waren und kleinen Eifersucht-Szenen, an einem Telefon benahm. Trotzdem verletzte es mich.
Und die Tatsache, dass Alex scheinbar komplett vergessen hatte, was am Freitag abgelaufen war oder eben auch nicht, brach mir ein klein wenig mein Herz.
Die Gelegenheit, mich abzuwenden, kam schließlich, als sich ein Schatten über meinen Körper schob. Ein Blick nach oben reichte aus, um das bekannte Gesicht von Cody erkenntlich zu machen und ich lächelte ihn leicht an, was er mit einem breiten Grinsen erwiderte.
"Na, wie läufts mit Loverboy und dir?"
"Am besten du fängst nicht mit dem Thema an. Das ist gerade extrem tabu.", mischte sich Kimberly schnell ein. Codys Miene wurde ernst und er hockte sich vor mich mit einem fragenden Blick.
"Ich würde zu gern fragen, was passiert ist. Aber ich respektiere einfach, dass es gerade ein Nein-Nein ist. Kann ich wenigstens fragen, obs dir gut geht?"
Schulter zuckend biss ich auf meiner Wange herum. Wahrscheinlich ging es mir nicht so gut, aber im Vergleich zu Freitagabend, der sich kriechend langsam in Samstagmorgen verwandelt hatte und mich mit einem üblen Gefühl in der Magengegend zurückließ, ging es mir besser.
"Geht so, schätze ich."
"Okay, dann hast du Glück, dass ich euch drei heute Nachmittag zum Essen einlade und dein Geht so in ein Ging mir nie besser ändern werde.", grinste der Dunkelhaarige. Kim und Ángel schauten sich kurz an und schlagen sich dann gegenseitig mit einem Grinsen ein. Zwar kannten sie Cody nicht, aber ich hatte ihnen berichtet, dass er korrekt war und man konnte die beiden eh mit Essen ködern.
Ich nickte nur, nicht sonderlich begeistert, aber wahrscheinlich nahm mir das in dem Moment keiner sonderlich übel. Und als Cody seine erhoffte Antwort bekommen hatte, wuschelte er mir kurz durch die Haare und verschwand mit einem kleinen Abschiedsgruß an die anderen.
"Ich mag ihn. Der Kerl scheint echt nett zu sein. Ich mag ihn sogar noch mehr, wenn sich heraus stellen sollte, dass er mir mein heutiges Essen bezahlen wird.", grinste Kim und als es zum Pausenende klingelte, fing sie an, ihre Sachen in den kleinen Rucksack zu stopfen.
Ich tat dasselbe mit meinem Kram, stand jedoch nicht direkt auf.
"Ich seh euch später. Wir können uns ja am Parkplatz treffen und dann auf Cody warten. Ich habe jetzt eine Freistunde."
Ángel nickte, drückte mir einen Kuss gegen die Stirn und marschierte grinsend auf die Eingangstür zu. Kim folgte kurz darauf, in meine Richtung winkend und mit einer immer noch mitleidigen Miene. Dann waren beide verschwunden und ich musste überlegen, wie ich die freie Zeit rumbekam.
Ich entschied mich, endlich mal wieder einen Blick in unsere Schulbibliothek zu werfen und vielleicht sogar die ein oder andere Hausaufgabe zu erledigen und machte mich nach ein paar weiteren Minuten draußen auf den Weg.
Dabei fiel mir eine ganz besondere Person am Eingang auf und ich realisierte, dass auch Alex eine Freistunde hatte, da wir im selben Kurs waren. Seufzend bedachte ich meine Möglichkeiten, aber ich sah schnell ein, dass der Weg an ihm vorbei bei Weitem die unkomplizierteste Route war.
Deshalb raffte ich mich auf und lief in seine Richtung, allerdings sehr bedacht darauf, ihn weder anzuschauen, noch sonst wie auf ihn zu reagieren. Das Ganze war schwieriger, als gedacht, denn meine Augen landeten direkt auf ihm, als ich an der Treppe ankam.
Auch Alex schien mich nun zu bemerken und ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.
"Hey, ich hab gedacht, wir könnten die Freistunde zusammen verbringen."
Seine grünen Augen schauten mich hoffnungsvoll an, doch als er auf mich zu kam und seine Hände ausstreckte, wich ich aus.
Das hatte zur Folge, dass Alex' Lächeln verschwand.
"Ist alles in Ordnung?"
Ich zog kurz meine Augenbrauen hoch, aber versuchte schnellstmöglich wieder einen nichtssagenden Ausdruck aufzusetzen. Dann versuchte ich mich einfach, an ihm vorbei zu schlängeln.
"Hey, Em, warte doch mal. Was ist los?" Sein Gesicht zeigte klare Besorgnis, aber auch wenn ich innerlich dahin schmolz, weil er irgendwie süß war, blieb ich außen hart und sagte nichts. Mochte sein, dass es kindisch war und wahrscheinlich könnte ich mir viele Folgen ersparen, wenn ich ihn einfach darauf ansprach und ihn erklären ließ. Aber statt das wohl Sinnvollere zu tun, bahnte ich mir meinen Weg an Alex vorbei und marschierte zur Bibliothek.
Dort angekommen, suchte ich mir einen freien Tisch und breitete eins nach dem anderen meine Hefte und Bücher aus. Es war wirklich eine Überwindung, freiwillig etwas für die Schule zu tun, aber da keiner meiner Freunde hier war und es keinen Spaß machte, stundenlang auf Instagram zu scrollen, ohne nebenbei mit Kim über heiße Jungs zu schwärmen oder Ángel ein lustiges Video zu zeigen, sah ich Hausaufgaben als angemessene Beschäftigung. Außerdem würde ich den Mist so nicht in meiner Freizeit tun müssen und das konnte man nur als Vorteil sehen.
Ich war nach ein paar Minuten so angestrengt dabei, die Matheaufgabe zu lesen, dass ich beinahe nicht mitbekam, wie eine weitere Person den Raum voller Bücher betrat. Erst als sie sich an den Tisch neben mir setzte, schaute ich kurz auf. Und Überraschung! Alex hatte sich hingesetzt, seine Augen fest auf mich gerichtet.
Ich schluckte, drehte mich aber schnell wieder weg und widmete mich meinen Aufgaben. Zum Glück schaffte ich es heute mal, echt stur zu sein und ließ mich nicht von Alex Präsenz ablenken. Er hatte momentan einfach ziemlich doll verschissen und da waren mir komische Brüche und Formeln zehnmal lieber, als sein Gesicht.
Aber ich sah nicht ein, wieso ich jetzt zu ihm rennen sollte, zumal er der Grund war, wieso mein Wochenende beknackt gewesen war und ich im Allgemeinen einer Leiche glich. Außerdem war ich nicht dafür zuständig, anderen zu erklären, was ihre Fehler waren.
Nach einer ganzen Weile, in der ich erfolgreich Aufgaben löste und so auf der Liste von Dingen, die ich erledigen musste, einen Punkt nach dem anderen abhaken konnte, schlug ich triumphierend das Bio-Buch zu.
Ich schaute kurz auf mein Handy, ob ich irgendwelche Nachrichten verpasst hatte, antwortete Dylan, der fragte, ob wir etwas am Wochenende unternehmen wollten und war gerade dabei, alle Sachen wieder wegzupacken, als ein Papierflieger meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Er schwebte fast schon zu langsam durch die Luft, in meine Richtung, bevor er im Sturzflug auf dem Boden hinter mir landete. Ich ahnte bereits, was hier vor sich ging, gab Alex aber nicht die Genugtuung, ihn anzublicken. Stattdessen beugte ich mich runter und hob das gefaltete Papier auf, nur um es kurz darauf auseinander zu falten.
Mit schwarzem Fineliner standen dort die Worte "Habe ich etwas falsch gemacht?" und drei Kästchen mit den Optionen Ja, Nein, Vielleicht.
Ein Schnauben verließ meine Nase und ich musste fast lachen. Allerdings nicht, weil ich es so lustig fand. Kurzerhand holte ich einen Stift aus meiner Tasche und fing an relativ aggressiv auf den Zettel zu schreiben. Mit dicken Buchstaben stand dort in rot "Hier ist meine Nummer, für den Fall, dass du sie Freitagabend verloren hast" und darunter die Zahlen.
Zufrieden und mit der Hoffnung, dass Alex den Wink mit dem Baumstamm verstehen würde, knüllte ich den Zettel zusammen, warf meinen Rucksack über meine Schulter und während ich an Alex vorbei lief, knallte ich das Papier vor seiner Nase auf den Tisch.
"Ich schätze, man sieht sich."
|Hi Regentropfen!
Überraschung. Drama musste natürlich doch noch kommen. Wäre sonst nicht eine meiner Kreationen, lol.
Btw, ein Dankeschön geht an Pegatussi, weil ich gerade auf ihrem Bett liege und das schreiben konnte, während sie mir geholfen hat.
Und kein Dankeschön geht an -fallenrain, weil ich sie jetzt öffentlich dazu auffordern muss, dass sie mir meinen Zukünftigen aus dem Urlaub zurückholt und das bitte ziemlich flott.
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