31|I only want to know one thing...
"Kannst du mir vielleicht das Salz geben?", fragte mich Onkel Shane, woraufhin ich tat, was er verlangte. Sein schiefes Grinsen, wobei sich seine Augen zu schmalen Schlitzen verzogen, machte mich jedoch etwas misstrauisch. Was hatte der Kerl schon wieder vor?
"Danke, Emily." Ich beobachtete mit Adleraugen, wie er die Mühle drehte und dann beiläufig aufschaute.
"Also, erzählt doch mal. Ihr seid zusammen?"
Da ich bereits geahnt hatte, dass wenigstens einer in der Runde fragen würde, ließ es mich beinahe kalt, aber mein Blick rutschte trotzdem zu Alex, welcher schräg gegenüber von mir saß. Jeder, der jemals davon sprach, wie unangenehm es doch war, neben jemandem zu sitzen, den man nicht nahe haben wollte, der hatte sich wohl noch nie in dieser Position befunden.
Ich konnte nur sagen, dass das zehn Mal schlimmer war, als neben Alex zu sitzen. Denn meine Augen huschten immer und immer wieder zu ihm und ich kam nicht drum herum, da ich nicht ewig meinen Cousin Nick anschauen konnte, welcher gegenüber von mir saß. Der war nämlich mit seiner Handysucht in etwa so spannend, wie ein eine Flasche Milch auf einem Tisch.
"Nein. Nicht wirklich."
"Was heißt hier 'Nicht wirklich'?", hakte meine Mutter nach. Sie konnte es einfach nicht lassen, sich in meine Beziehungen einzumischen...
"Candice, ich denke nicht, dass deine Tochter darüber reden will.", mischte sich Onkel Shane wieder ein und ich schaute ihn überrascht an. Als ob er gerade wirklich etwas gesagt hatte, um mich endlich mal aus so einer Situation zu retten! Ein Wunder.
"Nicht jeder Teenager mag es, wenn Eltern von Freundschaft+ erfahren. Ich meine, ich war immer ehrlich, deshalb haben auch immer alle das Schlimmste von mir erwartet. Aber Emily ist ja sowieso ein bisschen steif, wenn es um so intime Dinge geht."
Die Gabel, welche ich gerade zu meinem Mund geführt hatte, blieb mitten in der Luft stehen und ich starrte mit ausdrucksloser Miene nach vorne und schüttelte langsam meinen Kopf. Was war nur mit den Menschen los? Gab es denn nicht einen einzigen, der sich normal verhielt?
"Naja solange Alex auch steif ist, wird es vielleicht kein ganz so großes Desaster."
Alex verschluckte sich an seinem Steak und hustete lauthals los, während ich meine Augen aufriss und mich zu Shane drehte. Der nippte mit einem heimtückischen Grinsen sein Bier und kümmerte sich nicht weiter darum, welche Atmosphäre sich zwischen uns allen ausbreitete.
Ich entschied mich dazu, weder meine, noch Alex' Eltern anzusehen, ganz einfach, um der peinlichen Situation nicht noch eins rein zu würgen. Deshalb lag mein Blick auch auf dem bisher noch nicht wirklich berührten Teller vor mir.
"Also, wir sind nicht zusammen. Und wir haben auch kein Freundschaft+ am laufen. Wir sind einfach nur Freunde.", bemühte sich Alex, alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich konnte innerlich nur seinen kläglichen Versuch belächeln. Es konnte nichts mehr gerettet werden, dafür waren schon zu viele Ideen in den Köpfen aller Anwesenden, mit Ausnahme von Nick und vielleicht Ben, der nichtsahnend an seiner gegrillten Paprika knabberte.
"Das haben dein Vater und ich früher auch immer gesagt.", lachte Alex Mutter und ich sah zu, wie sie sich zu ihrem Mann drehte und sie sich liebevoll anlächelten. Ich konnte mich nicht zurückhalten und verzog mein Gesicht ein bisschen angewidert. Egal, wie alt man wurde, es war immer komisch, Eltern zu sehen, die sich so anschmachteten oder besser noch aktiv wurden.
"Wie lange kennen Sie sich denn schon, wenn ich fragen darf?"
Lächelnd drehte sich Loretta zu meiner Mum und die beiden fingen ein ausgiebiges Gespräch über ihre Highschool-Zeiten an, in denen sich Alex' Eltern offensichtlich ineinander verliebt hatten. Ich schaltete nach ungefähr einer halben Minute ab und schnappte mir eine Scheibe Toast, welche ich kurz darauf zerriss und mir nach und nach in den Mund schob.
"Da die wirklich erwachsenen Erwachsenen in ein Gespräch vertieft sind und wir ganz unter uns sind, könnt ihr mir jetzt verraten, an welchem Grad der Beziehung ihr angekommen seid.", flüsterte Shane von links und ich schaute ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. Ich dachte, wir wären nun endlich fertig mit dem Thema.
Als ich zu Alex schaute, lag sein Blick bereits auf mir und da ich nicht genau wusste, was ich tun sollte, zog ich nur meine Augenbrauen nach oben und wartete darauf, dass er etwas sagte. Vielleicht mochte das etwas gemein sein, Alex die Drecksarbeit machen zu lassen, aber, wenn ich ehrlich war, hatte ich keine Lust mehr darauf, alles abzustreiten.
Das sollte jetzt nicht heißen, dass ich wollte, alle Welt würde denken, wir wären zusammen. Aber mittlerweile hatte ich es schon so oft verneint und allen versucht, klar zu machen, dass da nichts lief, dass ich keine Motivation mehr hatte.
Mein Vertrauen darin, dass Alex meinen Onkel zum Schweigen bringen würde, verflog allerdings innerhalb der nächsten paar Sekunden, sofort, als er sich mit einem geheimnisvollen Grinsen über den Tisch beugte und seinen Mund öffnete.
"Sie haben uns durchschaut. Wissen Sie, wir wollen es nicht offiziell machen, wir sind da eher etwas für uns. Aber hinter geschlossenen Türen... Sie wissen schon."
Mein Körper war mittlerweile wohl schon so daran gewöhnt, Dinge zu erwarten, die letztendlich nicht so umgesetzt wurden oder in Erfüllung gingen, dass ich nicht mal mehr überrascht auf solche Sachen reagierte. Weder fiel mein Unterkiefer zehn Stockwerke nach unten, noch schaute ich in irgendeiner Weise wütend oder überrascht.
Ich würde wohl bald wie ein emotionsloses Wrack durch die Gegend laufen, wenn ich mich noch viel länger mit dieser Art von Gesellschaft aufhielt, aber was konnte ich schon dagegen tun? Das war immerhin ein Teil meiner Familie...
"Ich habs ja gesagt! Emily hat es zwar immer abgestritten, obwohl alle wissen, dass ihr euch geküsst habt, aber umso besser. Immerhin ein Teil der Beziehung steht offen und ehrlich hier. Übrigens, da ich der Meister in dem Gebiet bin, komm einfach zu mir, wenn euch was auf dem Herzen liegt. Ich bin da ein super Therapeut, was Sex angeht. Ich meine, ihr seid noch jung und unerfahren, aber wenn es Schwierigkeiten in der Zukunft gibt, ruft mich an, meine Turteltauben."
Ohne noch etwas zu sagen, stand ich auf und verließ den Tisch, um mich in meinem Zimmer vergraben zu gehen. Mir war es in dem Moment egal, ob es unseren Gästen gegenüber unhöflich war, ich konnte es mir nicht länger antun. Was auch immer die Kraft, die über mein Leben bestimmte, mit all diesen Scheiß Aktionen veranlassen wollte, ich verstand es kein bisschen.
In meinem Zimmer angelangt, schlug ich die Tür zu und schmiss mich auf mein Bett, sodass ich meine Fische ansehen konnte. Sie waren wohl die einzigen, die mich niemals hintergehen würden, die einzigen, denen ich trauen konnte.
Nach nur wenigen Sekunden setzte ich mich hin und nahm frustriert meine Gitarre in die Hand. Ohne weiter darüber nachzudenken, spielte ich eine kleine Melodie, wurde aber nicht viel später von einem leisen Klopfen an der Tür unterbrochen. Sie öffnete sich, bevor ich etwas sagen konnte und herein kam - Überraschung! - Alex.
Seufzend schaute ich wieder nach unten auf die Saiten und versuchte mich auf etwas anderes, als seine Präsenz in diesem Raum zu konzentrieren, was gar nicht mal so einfach war. Ich konnte im Augenwinkel sehen, wie er auf mich zukam, doch versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, wie nervös Alex mich machte.
Stattdessen zupfte ich eine Saite und ein Ton schwebte durch den Raum.
"Sorry, wenn das dir da unten zu weit gegangen ist.", ertönte Alex Stimme nur einen Bruchteil einer Sekunden später. Ich schaute nicht auf, machte einfach weiter, als hätte er sich nicht gerade entschuldigt. Was wollte er damit jetzt schon wieder erreichen? Es würde entweder auf das eine oder das andere hinauslaufen und mittlerweile konnte ich nicht mal mehr zu hundert Prozent sagen, was mir lieber war.
"Ich habe nicht erwartet, dass dein Onkel so drauf ist. Also versteh mich nicht falsch, ich mag ihn. Aber... du weißt schon."
Konnte er nicht einfach gehen? Er machte die Situationen schlimmer, als sie sein mussten und ich war mir nicht mal sicher, ob ihm das bewusst war. Dummerweise bemerkte ich es aber und ich befürchtete, dass ich noch sehr oft in solche Momente tappen würde.
"Kannst du mich mal bitte ansehen?" Auf Alex' etwas schärfer gestellte Frage, hob ich langsam meinen Kopf. Er stand direkt vor mir, die Hände an seinen Seiten, das Gesicht so verzerrt, dass es fast schon aussah, als hätte er Schmerzen.
"Ich weiß nicht, was du jetzt von mir erwartest.", gab ich zu und legte die Gitarre neben mich auf das Bett. Er seufzte und sank vor mir in eine hockende Position, sodass wir fast auf einer Augenhöhe waren. Er hielt sich rechts und links neben meinen Oberschenkeln an der Matratze fest und starrte mit seinen grünen Augen direkt in meine.
"Ich erwarte nichts."
Mein stark pochendes Herz wurde durch die Aussage etwas gedämpft, doch Alex wollte es anscheinend nur spannend machen, weshalb er sich etwas aufstellte und sein Gesicht automatisch näher an meins rückte.
"Ich will nur eins wissen..."
Mein Mund wurde trocken und ich verfluchte mich dafür, dass ich die trockene Scheibe Toast in mich gestopft hatte. Das half im Moment nicht ein bisschen.
"Und das wäre?", fragte ich leise, meine Augen unwillkürlich auf seinen Mund geheftet. Ich bekam keine Antwort, stattdessen spürte ich seine Lippen auf meinen. Nur ein bisschen, ganz leicht und für einen kurzen Moment. Dann waren sie verschwunden und ich konnte fühlen, wie Alex sich aufrecht hinstellte.
"Ich wollte wissen, wo noch gleich die Toilette war. Habe ich glatt vergessen."
Meine Augen weiterhin geschlossen, musste ich ein Lächeln unterdrücken. Dieser Junge spielte ein Spiel. Er wollte spielen und auch, wenn es mich vielleicht noch weiter in dieses Wirr-Warr aus Gefühlen brachte und meine Stimmungsschwankungen größere Ausmaße annehmen würden, weil ich mit meinem Leben und dessen Ereignissen nicht mehr klar kam, würde ich mit machen.
| Hey Wimps!
Habe nicht viel zu sagen, außer, dass ich es nicht korrigiert habe und mir auffällt, dass die Stimmungsschwankungen enorm sind.
Hoffe euch gehts gut. Lasst Feedback da, wenn ihr Bock habt.
Wenn ihr keinen Bock habt, geht weg, lol.
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