16|Splutter and Cuddle
"Hey, kann ich rein kommen?"
Ein zögerliches Klopfen hatte mich in meiner spontanen Tanzeinlage unterbrochen und einen Augenblick später steckte auch schon Alex seinen Kopf durch den Türspalt.
Wenig interessiert starrte ich ihn an und verkniff mir eine giftige Antwort. Nachdem auch Alex begriffen hatte, dass er vergeblich auf etwas wartete, was nicht kommen würde, trat er einfach in den Raum ein und schloss die Tür.
Ich ließ meinen Blick zu meinem Schalplattenspieler gleiten und wägte ab, ob es sich lohnen würde, meine Tanzerei fortzuführen. Alex hatte mich bereits in deutlich peinlicheren Situationen gesehen, allerdings bestand die Möglichkeit, dass ich mich durch meine Unfähigkeit auch direkt auf den Boden verfrachten würde...
Nach einem weiteren Moment, in dem ich nachdachte, entschied ich mich, die rhythmischen Töne beiseite zu tun und stattdessen ruhigere Musik aufzulegen.
Als das geschafft war, wendete ich mich um und sah den Jungen vor mir an. Er hatte es sich auf meinem Bett bequem gemacht und fuhr sich mit seiner großen Hand durch die dunkelblonden Haare. Eigentlich ein wirklich schöner Anblick, aber ich war nicht so gut drauf, um einen gutaussehenden Kerl in meinem Zimmer angemessen zu schätzen. Und bei Alex fiel mir das im Allgemeinen schwer.
"Was machst du hier?", fragte ich schließlich und wartete darauf, bis er mir ins Gesicht schaute.
"Ich hatte eigentlich gesagt, dass ich nicht gestört werden wollte. Und das war besonders an dich gerichtet."
Ich war gemein. Das stellte ich erneut fest, denn als ich Alex' enttäuschtes Gesicht bemerkte, breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch aus.
Vielleicht war ich wirklich ein unausstehliches Biest und nahm immer die Tatsache, dass Alex' Anwesenheit mir Unglück brachte, als Ausrede für meine Unfreundlichkeit. Vielleicht konnte ich aber auch nichts dafür, weil der Junge einfach etwas an sich hatte, was mich störte. Irgendwann würde ich es schon noch heraus finden...
"Deine Mutter meinte, ich solle mit dir reden. Dass du dich dann schon beruhigen würdest."
Augenrollend setzte ich mich in Bewegung und ließ mich neben Alex fallen. Ich hätte wissen sollen, dass meine Mutter jede noch so kleine Chance nutzen würde.
"Und was stellst du dir vor, was wir jetzt tun werden?", fragte ich mit einem spöttischen Unterton und warf Alex einen Seitenblick zu. Er zuckte nur mit den Schultern und drehte sich schließlich mit einem schelmischen Grinsen zu mir.
Seine grünen Augen funkelten mich an und ich stellte fest, wie nah sich unsere Gesichter waren. Verdammt, ich hätte mich weiter weg setzen sollen!
"Ich hätte da schon so ein paar Ideen..."
Stur drehte ich meinen Kopf wieder nach vorne und zog meine Augenbrauen zusammen. Er glaubte doch wohl nicht, dass er mich mit seinen unglaublich weich aussehenden Haaren, den wirklich wunderschönen Augen und seinen niedlichen Grübchen um den Finger wickeln konnte, oder? Ha, das hätte er wohl gern!
Mit geschürzten Lippen und verschränkten Armen überspielte ich das emotionale Wirrwarr, welches sich ungewollt in meinem Körper abspielte und leichte Panik in mir aufkommen ließ.
"Und das wäre?", grummelte ich leise und starrte in mein Aquarium.
"Wir könnten uns gegenseitig die Haare machen, oder Fingernägel lackieren. Meinetwegen kannst du mir über dein Liebesleben erzählen und dann kannst du dich an meiner Schulter ausheulen. Ich bin außerdem ein super Teddybär, mich kann man also sehr gut knuddeln."
Mein Kopf war bei der Hälfte dieser unerwarteten Wörter wieder in Alex' Richtung gesprungen und mein ungläubiger Blick schien mir ziemlich deutlich im Gesicht gestanden zu haben. Denn als sich unsere Augen trafen, konnte sich der grünäugige Junge nicht zurück halten und brach in schallendes Gelächter aus.
Erst nach ein paar Sekunden sah ich ein, dass Alex' Lachen einfach zu ansteckend war, um nicht mit zu machen und stimmte letztendlich mit ein, wenn auch etwas zurückhaltender.
"Dein Gesicht war echt zum Schießen!", prustete Alex und ließ sich nach hinten auf mein Bett fallen. Amüsiert betrachtete ich ihn, wie er mit zusammen gekniffenen Augen und verkrampftem Bauch da lag und sich über mich lustig machte. Und ich musste feststellen, dass es mich nicht störte, der Grund für sein Gelächter zu sein.
Nach einer Weile beruhigte sich der Junge wieder und setzte sich wieder auf.
"Das war nicht dein Ernst, oder?", fragte ich grinsend, einfach nochmal als Vergewisserung. Kopfschüttelnd stand er auf und stellte sich vor mich. Als er sich zu mir beugte, legte er seine Hand an mein Gesicht, sodass er meinen Kiefer umfasste und gleichzeitig mit seinem Daumen über meine Wange fahren konnte.
Geschockt von dieser Gestez starrten ihn meine blauen Augen an, doch Alex schien nicht zu merken, was seine Hand tat, denn es hatte keinen sichtbaren Effekt auf ihn.
"Eigentlich war das nur Spaß. Und eigentlich wollte ich vorschlagen, dass wir einen Film schauen könnten, aber wenn du unbedingt willst, dann können wir liebend gern versuchen meine Haare zu flechten.", lachte er, immer noch in seiner gebückten Position.
"Ehm..."
Mein unsicherer Blick schien Alex aus seiner komisch selbstsicheren und kontaktfreudigen Phase wieder in die Realität zu holen und wie von der Tarantel gestochen, zog er seinen Arm zurück.
Nun waren es seine Augen, die mich weit aufgerissen und überrascht ansahen und ich musste ein Lächeln unterdrücken, als ich die rötliche Verfärbung seiner Wangen und Ohren bemerkte.
"Ich- also... das-"
"Ich denke, die Idee mit dem Film ist gar nicht mal so schlecht.", schnitt ich ihm das Wort ab, bevor es noch in einer peinlichen Stotterstunde endete.
Nickend wendete Alex sich ab und kratzte sich am Nacken. Niedlich war er ja schon, wenn er so verlegen war.
"Irgendeinen besonderen Wunsch?"
"Nicht wirklich."
"Mhh, okay."
Damit verschwand ich aus meinen Zimmer, raste die Treppe nach unten und machte mich in unserem Wohnzimmer auf die Suche nach einem Film.
Die verwirrten Blicke von meinem Bruder und meiner Mum ignorierte ich einfach. Sollten sie doch starren. Sie hatten mein Schweigen verdient und sie würden es irgendwann bereuen, dass sie mich zurzeit so hintergingen.
Unser DVD-Schrank war voll. So voll, dass wir theoretisch anbauen müssten, um wenigstens einen weiteren Film lagern zu können. Aber den Worten meines Dads zu Folge, war noch genügend Platz für drei weitere James Bond Filme. Er war ja auch immer derjenuge, der sich die Filme aus dem Schrank holte, sie aber nicht zurück stellen musste. Er musste also nie damit kämpfen die Dinger wieder an ihren rechtmäßigen Platz zu stecken.
Mit einem gigantischen Seufzer, der mich davon abhalten sollte, in völlige Verzweiflung zu stürzen, griff ich einfach nach einem Film und zog ihn mühsam aus dem viel zu kleinen Schlitz. Mit zusammen gekniffenen Augen warf ich einen Blick auf meine Fingerspitzen und stellte glücklich fest, dass meine Fingernägel nicht abgebrochen waren. Es hatte sich nämlich so angefühlt.
Mit einem kleinen Abstecher in die Küche, machte ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer.
Mit verschiedenen Chips-Tüten, zwei Dosen Cola, einer Flasche Orangensaft und zwei Tafeln Schokolade stand ich nun vor Alex, der mir großzügigerweise bereits den Film abgenommen hatte...
Erst nachdem ich mich räusperte, raffte er sich dazu auf, auch noch den Rest aus meinen Armen zu nehmen und auf meinem Bett auszubreiten.
Mit drei großen Schritten war ich an meiner Tür angekommen, schloss sie und schnappte mir meinen Laptop, den ich kürzlich auf Dexter geschmissen hatte.
"10 Dinge die ich an dir hasse."
"Was?", fragte ich mit gerunzelter Stirn und warf Alex einen überraschten Blick zu, bis er den Film hoch hielt.
"Wieso hast du ausgerechnet den genommen?", wollte er neugierig wissen und ich zog meine Schultern kurz nach oben.
"Ich habe einfach einen gegriffen. Es gibt keinen Grund, wieso es der geworden ist. Aber irgendwie passt es schon..."
Da ich den letzten Teil so leise gesprochen hatte, dass Alex es nicht hörte, nickte er verständnisvoll.
Mit einem Satz landete ich auf meinem Bett und verkroch mich unter meiner Decke. Erst als ich den unsicheren Blick von Mister Perfect sah, bemerkte ich das kleine Problem. Doch ich entschied ziemlich schnell, dass eine mögliche Kuscheleinheit von Alex heute auch nichts mehr schlimmer machen würde.
Also hob ich auffordernd die Decke neben mir hoch und kaum zehn Sekunden später, lag auf Alex in meiner Decke eingekuschelt da. Mühsam verfrachtete ich die Snacks und die Getränke vom unteren Bettende zu uns nach oben und startete meinen Laptop.
Als schließlich auch der Film eingeschaltet war, lehnte ich mich zurück und machte es mir so gemütlich, wie es nunmal ging, wenn man mit einer fast doppelt so breiten Person, wie man selbst im Bett lag.
"Ich hab übrigens die Musik ausgemacht.", murmelte Alex noch nebenbei und ich dehte meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen konnte.
"Du kannst froh sein, dass ich dir deine Finger noch nicht angehackt habe. Eigentlich darf niemand an mein Baby ran gehen. Ich kenne viele Trampel, die mir meine Platten zerkratzen oder meinen Plattenspieler kaputt machen würden."
"Wird nicht wieder vorkommen.", versprach mein Nachbar schnell und ich konnte das unterdrückte Lachen aus seiner Stimme hören.
-
Etwas später, nach einer kurzen Rangelei, wegen der zu laut knisternden Chips-Tüte und nachdem ich einen schwärmenden Vortrag über das Aussehen von Heath Ledger abgegeben hatte, kam Alex auf die Idee, dass seine selbstbewusste Phase wieder einmal einen Auftritt verdient hatte.
Ohne zu zögern schmiss er seinen Arm um meine Schultern und zog mich näher zu sich, sodass ich halb an ihm gequetscht da lag. Grummelnd rutschte ich hin und her, ohne die richtige Postion zu finden. Ich wollte ihm den Triumph gönnen, diesen ziemlich gewagten Körperkontakt mit mir aufgebaut zu haben, aber ich musste schon sagen, dass sein harter Oberkörper ziemlich unbequem war, wenn man dagegen gedrückt wurde.
Nach einigen Minuten hatte ich die Nase voll und zog meinen Arm unter meinen Körper vor. Mit einem geschafften Schnaufen landete er komisch verdreht, aber überraschenderweise in einer bequemen Haltung auf Alex Brust. Meinen restlichen Körper hatte ich ebenfalls in sämtliche Richtungen gedreht, doch immerhin lag ich in einer angenehmen Stellung, sodass ich mich nicht mehr bewegen musste.
"Ich könnte mich glatt daran gewöhnen.", murmelte Alex leise und ich hob meinen Kopf von seinem Oberarm.
"Bilde dir ja nichts ein, Mister! Ich kann dich immer noch nicht ausstehen."
Erneut auf dem Arm liegend, widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Film und tat so, als ob ich Alex' Frage nicht gehört hätte.
"Wieso hasst du mich so sehr?"
|Hola meine kleinen Raubkatzen!
Nach langer Zeit ist es wieder soweit.
Ich gestehe, ich liebe den Film 10 Things I hate about You und ich liebe Heath Ledger. Er war echt talentiert.
Ich hoffe es hat euch gefallen. Lasst ein paar Meinungen da.
Wo wohnt ihr?
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