13|Rumors
Es war Donnerstag, was ich einigermaßen erfreut feststellte.
Das bedeutete nämlich, dass es fast Wochenende war und das wiederum bedeutete, dass ich nicht länger vor Alex' Freunden flüchten musste. Zumindest für zwei Tage, was mir persönlich ausreichte. Mein Glaube, dass ich nicht das einzige Wesen auf der Erde war, dessen Gedächtnis innerhalb weniger Stunden verschwand, ließ meine Hoffnung nicht zerplatzen und so erwartete ich den morgigen Schulschluss mit großem Enthusiasmus.
Leider bedeutet das näher rückende Wochenende auch, dass das Enddatum für den Geschichtsvortrag bald bevorstand. Und diesem Ereignis schaute ich ganz eindeutig nicht mit Freude entgegen. Denn auch nach der Gestaltung des Handouts, was mich mehr Zeit als ursprünglich eingeplant gekostet hatte, war mein Wissensstand immer noch auf dem untersten Level.
Ganz im Gegensatz zu meinen Teammitgliedern, die sich im Moment ganz ergriffen über die deutsche Geschichte unterhielten und austauschten. Kendra versuchte Alex irgendetwas über Hitler zu erklären, wovon ich nicht viel mitbekam, während Ángel auf mich einredete und nicht bemerkte, dass ich mich mehr auf meinen angeknabberten Stift konzentrierte, als auf seinen Monolog.
"Hörst du mir überhaupt zu?"
Erwischt...Mit großen Augen schaute ich zu meinem besten Freund und nickte zögerlich.
"Du hast über den Vortrag geredet."
"Nein, habe ich nicht. Ich habe dich gefragt, wieso ich heute bereits mehrfach danach gefragt wurde, ob du und Alex ein Paar seid.", sagte Ángel unbeeindruckt. Da ich genau in diesem Augenblick geschluckt und gleichzeitig Luft geholt hatte, verschluckte ich mich und begann unkontrolliert zu husten, bis mir die Tränen in die Augen schossen. Mit ungläubigem Blick schaute ich zu meinem besten Freund.
"Was?", fragte ich, nachdem ich mich halbwegs beruhigt hatte. Meine Stimme war unsicher und ich war mir der belustigten Blicke meiner Mitschüler durchaus bewusst, doch das war mir so ziemlich egal.
"Du hast mich schon richtig verstanden. Seit wann bin ich die Auskunft für deinen Beziehungsstatus oder alles andere, was in diesem Zusammenhang steht? Und das Schlimmste ist ja, dass ich niemandem etwas sagen konnte, weil ich selbst noch nichts davon wusste. Aber du weißt schon noch, dass ich dein bester Freund bin, oder?"
Ich musste gestehen, dass es mir langsam wirklich auf die Nerven ging, dass alle davon ausgingen, dass Alex und ich etwas hatten. Ich hatte niemandem, wirklich keiner Menschenseele, einen Grund gegeben, zu glauben, dass ich in einer Beziehung war. Und schon gar nicht mit Alex Walter, aber komischerweise schien jeder davon zu wissen, mit Ausnahme von meiner Wenigkeit.
Ich war schon froh gewesen, dass sich meine Mum heute Morgen entschuldigt und eingeräumt hatte, etwas übertrieben zu haben. Aber der Triumph, den ich gespürt hatte, als meine Mutter mir das erzählte, war mittlerweile wieder verflogen.
"Du bist in einer Beziehung?", mischte sich nun auch Mister Walter höchstpersönlich ein. Vorteilhaft, wenn die beiden Personen, die eigentlich in einer Beziehung steckten, nichts davon wussten. Wirklich praktisch...
"Alex, Kumpel, du musst nichts mehr vortäuschen.", lächelte Ángel und sah mich kurz darauf mit einem weniger freundlichen Blick an.
"Ich verstehe nicht ganz, was du meinst."
"Du kannst offen zeigen, dass du mit Ems zusammen bist. Die meisten wissen es schon."
"Woah, wie bitte?"
Alex schaute mit offenem Mund und großen, grünen Augen in meine Richtung.
"Sieh mich nicht so an, von mir kommt das ganz sicher nicht.", grummelte ich und hielt meine Arme abwehrend in die Luft. Gestresst fuhr sich Mister Perfect durch seine unordentlichen Haare und runzelte die Stirn.
"Alex?"
Um das Quartett zu vervollständigen, gab letztendlich auch Kendra noch ihren Senf dazu. Ihre Hand lag sanft auf Alex' Oberarm, ihr Blick spiegelte Schmerz wider und ich wartete quasi darauf, dass ihre Unterlippe anfing zu zittern.
"Ich habe keine Ahnung, wovon hier geredet wird, ehrlich."
"Also um das jetzt klar zu stellen: Alex und ich sind kein Paar, wir waren auch noch nie eins und wir werden auch niemals zusammen kommen. Ich habe keine Ahnung, wieso alle glauben, dass wir was miteinander haben, aber es ist nicht wahr."
Mit verschränkten Armen saß ich da und schaute einmal durch die Runde. Ángel sah für seine Verhältnisse ziemlich zufrieden aus, etwas nachdenklich, aber immerhin war sein böser Blick verschwunden. Kendra sah erleichtert aus und zu meiner Verwirrung, wirkte Alex etwas verletzt, wenn ich mich nicht täuschte.
Für einen Moment sahen wir uns in die Augen, bevor ich mich abwendete.
"Wenn das geklärt ist, dann müssen wir das nur noch den restlichen Leuten, die zu dieser Annahme gekommen sind, von der Wahrheit berichten und im Nu wird das Gerücht wieder vom Tisch sein. Glaubt mir.", sagte ich, wobei ich eher mich selbst beruhigen wollte.
"Ich hatte nie wirklich daran geglaubt, dass du mir so etwas verschweigen würdest."
Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich Ángel, der mit überzeugtem Gesichtsausdruck da saß. In letzte Zeit hatte er wohl beschlossen es auf die Spitze zu treiben. Aber irgendwann kam alles zurück...
-
"Woher kommt dieses Gerücht? Ich verstehe es nicht."
Genervt fuhr ich durch meine blonden Haare und sah Kim hilfesuchend an, doch sie zuckte nur mit den Schultern.
"Vielleicht will jemand, dass ihr beide zusammen kommt. Jemand der euch shippt, oder sowas.", schlug sie vor.
"Na sicher, weil Alex und ich ja auch das Traumpärchen einer Serie sind. Schon klar, Kim."
Spöttisch lächelnd schubste ich meine beste Freundin ein Stück zur Seite, während wir beide anfingen zu kichern.
"Kann doch sein. So abwegig ist das gar nicht!"
"Hey, Emily!" Oh, nein. Nicht das noch...
Nach einer 180 Grad Drehung musste ich mit ansehen, wie Alex und Cole auf uns zu gelaufen kamen und ich musste feststellen, dass mein Drang zur Flucht ziemlich prominent in meinem Kopf drückte. Die beiden hatten mir ja gerade noch gefehlt.
"Vielleicht war es ja Cole. Mit dem Gerücht...", flüsterte Kimberly neben mir und grinste mich frech an. Kopfschüttelnd wand ich mich dem männlichen Duo zu, vor dem ich mich am liebsten verstecken würde.
"Was gibt es?"
"Ich wollte mit dir ehrlich gesagt nochmal über die Sache mit den Gerüchten reden."
"Es ist nur ein Gerücht und auch wenn es mich ein wenig stört - in ein paar Tagen werden alle über etwas anderes reden und die Sache vergessen haben.", schaltete ich mich schnell ein, bevor dieses Gespräch unnötiger Weise in die Länge gezogen wurde.
"Oh, okay, wenn du das so siehst, dann ist das gut. Ich... Cole hat mit erzählt, wie der kleine Überfall auf dich abgelaufen ist und ich wollte mich dafür nochmal entschuldigen. Immerhin ist das irgendwie auch meine Schuld." Konnte denn niemand auf diesem Planeten Situationen und Ereignisse vergessen oder einfach ruhen lassen? War das so schwer?
Alex lächelte etwas verlegen und als es zwischen uns still wurde, stieß er seinen Ellbogen in Cole's Rippen.
"Alter! Ist ja gut... Mein Gott..."
Mit einem giftigen Seitenblick auf seinen Kumpel rieb sich der dunkelhaarige Junge die Seite und fokussierte sich dann auf mich.
"Tut mir leid, dass ich dich entführt hatte und dich ins kalte Wasser geschmissen habe.", murmelte Cole leise und setzte dabei das 'entführt' in Gänsefüßchen.
Gleichgültig nickte ich und wollte gerade dazu ansetzen, mich aus dem Staub zu machen, da fiel mir Kimberly in den Rücken und begann zu reden.
"Wieso hast du eigentlich gedacht, dass Alex und Ems zusammen sind?"
War ja klar, dass ihre Neugierde schlussendlich zum Vorschein kam...
"Na ja, Alex hat andauernd über sie geredet-", dabei deutete Cole in meine Richtung, "- und dann hat er noch irgendetwas geplan-"
Mit einer schnellen Bewegung verhinderte Alex, dass noch ein weiterer Ton aus dem Mund seines besten Freundes gelang, indem er seine Hand über seine Lippen presste.
"Jemand hat es ihm gesagt. Gerüchte eben, wie wir alle mittlerweile mitbekommen haben."
Meine Augen waren zu Schlitzen zusammen gepresst und mein Misstrauen wuchs, allerdings entschied ich mich nach einigen Sekunden, dass die Zeit meiner Flucht gekommen war.
"Ehm.. also, ich mache mich jetzt auf den Weg zu Sport. Wenn ihr noch was zu bequatschen habt, dann viel Spaß."
Mit eiligen Schritten machte ich mich aus dem Staub, nach kurzer Zeit in Begleitung meiner besten Freundin. Bei einem flüchtigen Blick über meine Schulter, durfte ich dann noch feststellen, dass die beiden Jungs ebenfalls hinterher gelaufen kamen. Beide in eine gedämpfte Auseinandersetzung vertieft und möglicherweise schwer damit beschäftigt, nicht in Tränen auszubrechen. Wer weiß...
Ich beschleunigte mein Tempo noch ein wenig mehr, wahrlich ein mieser Versuch jemanden abzuhängen, aber immerhin ein Versuch. Dass Kim bei den 10 km/h bereits ins Schnaufen kam, musste ich ganz einfach hinnehmen. Rücksicht auf sie konnte ich im Moment nicht nehmen, so egoistisch das auch klingen mochte. Wenn ich floh, dann tat ich es auch richtig. Zumindest war das mein Plan.
Der Plan, von dem ich felsenfest überzeugt gewesen war, bis zu dem Moment, in dem sich mein rechtes Bein plötzlich nicht mehr nach vorne bewegen wollte. Mit einem kräftigen Ruck und, wenn man so wollte, einem geschockten Ton aus meiner Kehle, flog ich dem Gras entgegen und landete mit ausgestreckten Armen auf dem Boden.
"Emily!", rief Kim erschrocken aus und kniete wenige Momente später neben meinem Gesicht.
"Mir geht es wundervoll. Versprochen.", murmlte ich und unterdrückte aufsteigende Tränen.
Heulen konnte ich an einem anderen Tag und ganz bestimmt auch wegen einem besseren Grund, als zwei, drei blaue Flecke.
"Erinnere mich doch demnächst daran, meine Schnürsenkel zu binden."
Während Kim mir langsam aufhalf, ertönte ein leises Lachen hinter mir und ohne großes Nachdenken wusste ich, zu wem es gehörte.
"Toller Abgang, Blondie. Sah echt gut aus. Dein Arsch war echt kl-"
"Geht es dir gut?", unterbrach Alex Cole, woraufhin ich nur langsam nickte.
"Alles bestens. Ich bin manchmal einfach ein bisschen tollpatschig. Man gewöhnt sich dran."
Alex, Kim und Cole betrachteten mich von unten bis oben, wobei ich mir bei Cole's Absichten nicht so sicher war, wie bei den der beiden anderen. Ächzend kniete ich mich auf den Rasen und band die Schnürsenkel zusammen, dann rappelte ich mich wieder auf und sah bereit zu Kim.
"Wir können dann weiter laufen."
"Wenn du das sagst, dann machen wir das so."
|Hello meine Wassertropfen!
Es ist lange her und ich habe plausible Erklärungen, die ich nicht aufschreiben werde. Nicht, weil sie mir unangenehm sind oder ich dann in dunkle Phasen stürze, sondern einfach, weil ich zu faul bin.
Für alle, die das letzte Kapitel nicht gelesen haben, ihr solltet es tun. Wenn ihr es nicht tut, dann hier die winzige Zusammenfassung:
Ich habe ein Projekt gestartet, bei dem ich andere Autoren besser kennenlernen will. Sie sollen sich Gedanken machen und so können auch ihre Leser etwas zu den Autoren oder den Charakteren erfahren.
Die Voting Phase beim Platin Award von @Angora77 ist bald vorbei, also wenn ihr die Chance noch nicht ergriffen habt, dann tut das.
Außerdem gibt es einen Teaser und seit noch kürzerer Zeit auch einen Mini Teaser, den ihr oben sehen könnt. Diese beiden Dinge dienten lediglich der Übung für ein Projekt meiner Schule.
Jedenfalls ist das Kapitel relativ kurz, beschissen und ein Lückenfüller, aber ich habe einen Plan für den folgenden Verlauf und anders hätte ich es nicht verpacken können.
Zu Weihnachten kommt übrigens nochmal eine neue Idee von mir raus und auch, wenn ihr euch denkt, dass ich doch lieber erstmal das hier beenden sollte... mein Hirn ist zu voll und ich muss es los werden, sonst formt sich sowas wie ein Eisblock und dann habe ich wieder eine Blockade. bitte verurteilt mich nicht. Danke. Teaser und alles kann man übrigens schon auf YouTube finden oder in Omnia.
Das wars dann erstmal von mir.
Was wünscht ihr euch?
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