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Prolog | part 1

"Time and again boys are raised to be men
Impatient they start, fearful they end
But here was a man mourning tomorrow
Who drank, but finally drowned in his sorrow

Oh, he could not break surface tension
He looked in the wrong place for redemption

Don't look at me with those eyes
I tried to unheave the ties
Turn back the tide that drew him
But he couldn't be saved
A sadness runs through him
Through him"

"Sadness runs through him" by The Hoosiers

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Der salzige Wind des Hafens zerzauste Vincents Haar und verfing sich in seinen Wimpern. Es war warm, obwohl der Tag noch frisch war, und die Meeresluft war ebenso mild wie der anbrechende Tag, dessen Himmel von bleichen Wolkenfetzen verhangen war. Leichte Regentropfen sprangen von den Oberflächen auf, die sie trafen, und prickelten auf seiner bleichen Haut.

Das Wasser unter dem Brückenbogen spiegelte das graue Profil der Stadt wider – die eckigen Backsteingebäude, Mauern, erhabenen Bahnschienen, Stände und Ladenschilder, die London diese spezielle Atmosphäre gaben, die er zum einen befremdlich, zum anderen auch vertraut fand.

In all den Menschen, die sich nun an ihm vorbei drängten, fühlte er sich wie ein Fisch, der gegen den Strom schwamm. Unter all dem Knirschen von Schuhsohlen auf dem Pflaster und dem Rascheln der Kleidungen war das Klopfen seines Gehstocks eine seltsame Unregelmäßigkeit in den Geräuschen der Stadt. Er wünschte, er hätte die Gehhilfe Zuhause gelassen. Sein Stolz knickte unter jedem Schritt, den er tat, und sein Kiefer zog, wenn er vor Schmerzen die Zähne zusammenbiss. Heute war ein guter Tag. Die ganze Woche war schon gut gewesen – wenig Schmerz, und sein Gehstock war alles, was er brauchte, wenn überhaupt. Dennoch wünschte er, er könnte darauf verzichten.

Die Menschenmenge bewegte sich wie eine Mure aus schlichten, langen Arbeitsmänteln und Hemden durch die Straßen und rempelten ihn von links nach rechts, keine Rücksicht auf ihn nehmend. Nicht, dass er das gewollt hätte – die Blicke, oder gar eine besondere Behandlung. Und trotzdem knirschte er mit den Zähnen.

Die Spitze seiner Schuhe streifte über eine Vertiefung – Schienen, wie er mit einem Blick nach unten feststellte. Die Straßenbahnen gab es in London noch nicht lange, und seit ihre Wege über Pflaster, Stege und Stadtmauern gelegt worden waren, war ihr Rattern ein neues Geräusch geworden, das zum Alltag gehörte. Der leichte Nieselregen überlagerte die Gerüche der Stadt mit seiner Nässe, als würde er sie mit sich zu Boden ziehen.

Durch den Schaft seines Stocks spürte Vincent die Vibration in den Schienen noch bevor sich die Menschenmenge teilte und der herannahenden Bahn Platz machte. Es war ein langes, offenes Gefährt mit Blechdach und nur halb geschlossenen Seitenverkleidungen und schmalen Rädern, die ein hohes Quietschen von sich gaben, als die Bahn ruckelnd abbremste. Die letzten Passanten rannten über die im Pflaster verlegten Schienen und sorgten dann dafür, dass sie genug Abstand bekamen, bevor sie auf Augenhöhe mit den Gleisen landeten.

Er humpelte in den hinteren Teil der Bahn und ließ sich dort gegen eine der Stangen lehnen, die das Dach mit dem Rest des Gefährts verbanden. Das sanfte Rumpeln auf den Schienen hallte in seinen Knochen wider, wie um mit seinem Schmerz zu konkurrieren. Es half, stellte er allerdings fest. Eine Ablenkung.

Während die Bahn durch die Gassen fuhr, folgten Vincents Augen den Reflektionen in den leicht angelaufenen Schaufenstern an den Straßenrändern, hinter deren Oberflächen sich bunte Kleider, Schuhe, aber auch Arbeitskleidungen und technische Gegenstände befanden. Selbst durch die leicht verzerrten Scheiben konnte er die harten Kanten seiner Kiefer- und Wangenknochen erkennen, den Höcker seiner schmalen Nase und die feinen Augenbrauen, deren helle Farbe seiner bleichen Haut fast identisch schien. Sein Haar war wie ein Leuchtfeuer, weiß und etwas spröde, und obwohl er ansonsten langgliedrig war und feine Züge besaß, sah er aus, als hätte er die letzten paar Tage in einer Kneipe verbracht. Bleich, mit dunklen Augenringen und blassen Lippen und gerades so viel Schlaf, dass er klar sehen konnte. Nicht, dass er müde war. Er legte weniger Wert auf Schlaf, als gut für ihn war.

Vincent wandte den Blick von seiner verzerrten Spiegelung ab und starrte stattdessen nach vorne, in die vollen Gassen, durch die die Bahn rumpelte.

Als er an den Arealen ankam, hatte sich seine Umgebung drastisch verändert. Die Menschenmengen waren von leeren Straßenpflastern abgelöst worden, die Gebäude waren entweder private Wohnungen oder leerstehend, und sein Ziel war ebenso verfallen wie die roten Stoffbanner, die von der Spitze des Torbogens hingen.

004 Trainingsareale"

Als er die Areale das letzte Mal gesehen hatte, war er noch ein Kind gewesen, dass mit roten Wangen und glänzenden Augen auf der Zuschauertribüne gesessen und sich gegen das Geländer gestemmt hatte, als würde er dadurch den Spielern näherkommen, die im Stadion ihren Kampf austrugen. Jetzt, zehn Jahre später, war die Bewunderung für die Areale aus ihm verschwunden, und all das, was er früher für unglaublich und unerreichbar gehalten hatte, befand sich praktisch in seiner Handfläche.

Er trat durch das Tor, die Vorbereiche, die Treppen hinauf und die Stege entlang, bis sich der Hauptteil des Areals vor ihm auftat – die Arena mit den Tribünen, die rund fünfzehn Meter erhöht Sicht auf das Geschehen boten, dass sich früher hier abgespielt hatte.

Die Arena selbst war nicht so verfallen, wie er es auf den ersten Blick vermutet hatte. Große, hölzerne Türme, Bögen und Stege schmückten die Vertiefung, wie ein Labyrinth aus simulierten Felsnadeln, und die Torringe hingen zwar leicht schief, aber trotz all der Zeit standen sie noch aufrecht und flackerten mit ihren roten und blauen Bannern.

Die Zuschauertribünen allerdings glichen Ruinen. Die hölzernen Bänke waren gesplittert und morsch, einige Reihen waren sogar komplett eingestürzt und stachen als Knicke in dem ovalen Ring hervor, der das offene Spielfeld umgab. Die großen Masten mit den schweren Stoffbannern, die einst leuchtend rot und blau hin- und her geschlagen hatten, waren von Regen, Wind und Witterung zerfressen und ihrer Farbe entzogen worden.

Unwillkürlich ertappte Vincent sich dabei, wie seine Augen die zerstörten Bänke absuchten, nach dem Fleck, auf dem er als kleiner Junge die Spieler vergöttert hatte. Er wandte sich ab, bevor er ihn fand.

„Vincent Vancerra."

Die bekannte Stimme ließ ihn herumwirbeln, mit geradem Rücken und gehobenen Schultern. Er hatte die Stimme seines Gegenübers schon einige Male gehört, allerdings immer nur verzerrt durch die Leitungen und auch nur für die paar Minuten, die die Telefonboxen ihm vergönnten, ohne ihm das Geld aus den Taschen zu ziehen.

Vor ihm stand ein schlanker, großer Mann, um die Ende zwanzig, aber nicht älter als dreißig. Seine hellen, wachsamen Augen bildeten einen angenehmen Kontrast zum Blond seiner langen Haare, die er in einem Knoten in seinem Nacken zusammengebunden hatte, und dem schmalen Bart entlang seines Kiefers und Kinns. Er trug einen Mantel und darunter ein schlichtes Hemd. Trotzdem wusste Vincent, dass Teile seines Auftretens Schein waren – er hatte gehört, dass Jean, ehemaliger Spieler des Teams 004, nach dessen Auseinandergehen dem 3D-Manöver-Sport dem Rücken zugewandt und sein Leben weniger ruhmreich verbracht hatte. Aber es war nicht an ihm, das zu hinterfragen.

„Jean Henswick – wie du wissen solltest, wenn mich nicht deine zweite Persönlichkeit angerufen hat." Er streckte eine Hand aus und Vincent nahm sie mit einem knappen Händedruck an – im entging nicht, dass Jean Haut im Vergleich zu seiner beinahe braun wirkte. „Komm, sehen wir uns doch um."

„Ich bin nicht hergekommen, um zu spazieren", warf Vincent ein. „Wir haben einiges zu Besprechen."

„Während eines Spaziergangs."

„Mr. Henswick –"

„Das hier ist keine Sportelite." Mit einem Nicken bedeutete er Vincent, ihm zu folgen.

Vincents Lippen wurden schmal, aber er tat, wie ihm geheißen war.

Er folgte Jean, der gemächlich ging, wissend, dass Vincent es nie über sich bringen würde, ihn darum zu bitten. Das Klopfen seines Gehstocks war ein regelmäßiges Tock, Tock, abgewechselt vom dumpfen Klang seiner Schritte.

„Erzähl, Vincent. Wie kommt ein Mensch deiner Liga dazu, nach all den Jahren einen zurückgetretenen Elite-Spieler zu konfrontieren?" Jeans breite Augenbrauen bildeten eine Falte auf seiner Stirn.

Vincent hielt inne und blieb stehen. „Meine Liga....mein Team entschied sich dazu, dass ich nicht mehr die nötigen Qualifikationen besitze. Meine Krankheit beeinträchtigt mich mal mehr, mal weniger." Wie um diese Worte zu unterstreichen hob er seinen Stock ein wenig an. „Team 004 ist vor Jahren zerfallen, aber hier haben Legenden gespielt. Vor allem Ihr, und das Auge Londons –"

„Issaiya Kaze." Jeans Miene hatte einen unergründlichen Ausdruck angenommen.

„Issaiya Kaze." Selbst nach all den Rängen, die er erklommen hatte, wisperte Vincent den Namen. Der Spieler war ein Idol gewesen, jemand, zu dem viele aufgesehen hatten. Ein Träger des Kaze-Auges, dessen Gene nur in dieser einen Blutlinie weitergegeben wurden – oder worden waren. Issaiya Kaze war eine Legende gewesen. Nach seinem Tod und dem Massaker war Team 004 zerfallen.

Jeans Augen wirkten grau verschleiert, als er sich zu ihm umwandte. „Ich habe beinahe ein ganzes Jahrzehnt nicht mehr gespielt, Vincent."

„Das weiß ich. Ich habe mich gut informiert, über alle Möglichkeiten, die mir – vielleicht uns – offenstehen. Diese Areale sind verwaist. Team 004 ist Geschichte. Ich sehe das als eine Chance, all das hier wieder aufzubauen. Ich habe eine Liste volle potentieller Spieler, jungen Menschen, die sich mit etwas Training einen Namen machen könnten."

„Wozu brauchst du mich dann, Vincent? Ich habe das alles schon lange hinter mir gelassen."

„Erfahrung." Vincent ließ einen Arm auf die offene Arena ausschweifen. „Ich bin – war – ein Elite-Spieler, aber ich bezweifle meine Fähigkeiten zur Ausbildung. Meine...Beeinträchtigung würde im Weg stehen."

Er drehte sich um, zu den verfallenen Gemäuern, fuhr mit seinen bleichen Fingern über die Holzvertäfelung mit den Fotorahmen und Schaukästen, hinter deren verdreckten Fenstern Medaillen, Pokale und Auszeichnungen verborgen waren. Mit einer Hand wischte er den Staub von der einer Glasscheibe.

Er spürte Jeans Blick in seinem Rücken, hörte das Knirschen von Dielen. „Damals", raunte er heiser, „ist viel geschehen, das vermieden hätte werden können. Issaiya Kaze war in...illegale Delikte verwickelt und mitwirkend am Tod seiner Familie. Es gibt einen guten Grund, dass diese Areale verlassen wurden."

„Ich weiß, was er getan hat." Vincent spürte den kalten Schauder der Realität in seinem Nacken. „Das ändert nichts an meinem Vorhaben. Die Frage ist, ob du mich begleitest, Jean Henswick."

Als er sich umwandte, war Jeans Miene schwer und gezwungen. „Wie kommt es, dass aus all meinen Kameraden ich derjenige bin, auf den du dich festgesetzt hast?"

„Ich habe mich informiert."

„Du hast dich informiert."

Vincent ignorierte den leicht gepeinigten Spott. „Ich habe Issaiyas Blutlinie verfolgt. Sein jüngerer Bruder, Ezekiel Kaze, ist einer der Spieler, die ich in Betracht ziehe – obwohl ich überzeugt bin, dass er noch nie auch nur auf einem 3D-Device gestanden ist. Aber er dürfte Träger des Kaze-Auges sein." Er verstummte kurz. „Und ich weiß, dass Ihr und Issaiya euch sehr nahe gestanden seid."

Jean blickte ihm direkt in die Augen, und dennoch wirkte es, als sähe er in die Ferne. Hatte er zu viel Druck ausgeübt? War er zu schnell gewesen?

Vincent kramte in der Tasche seiner Hose und holte ein säuberlich gefaltetes Stück Papier hervor – blank und weiß, mit einer im Inneren verborgenen Zeile in seiner zierlichen Handschrift. Er streckte den Arm aus, bis Jean es wortlos entgegennahm. „Adresse, Uhrzeit. Wenn Ihr interessiert seid, treffen wir uns dort. Er lebt dort, seit er sechs ist."

Mit diesen Worten winkte er ihm knapp zum Abschied und wandte sich um. Das Klopfen seines Stocks war alles, was zu hören war.

A/N: Ich würde mich sehr über Rückmeldung freuen!! ;D

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