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,,sleep helps me to escape my reality"
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Der Regen prasselte von außen gegen die Fensterscheiben des Wagens. In der dunklen Nacht blendeten ihn die roten Rücklichter der Autos vor ihm und die Weißen des Gegenverkehrs. Er saß in einem der sieben Vans, die alle in dieselbe Richtung fuhren. Seine Aufmerksamkeit lag auf den Regenbächen, den Spuren der vielen Tropfen, die sich auf der Windschutzscheibe sammelten und nicht durch den Scheibenwischer verschwanden.
Er versank in dem Anblick des Wassers, wünschte sich genauso einfach existieren zu können, ohne einen Kopf, der ihn um den Verstand brachte. Er wünschte sein Leben würde einfacher sein, eine simple Routine besitzen und nicht so spontan und anstrengend sein, wie momentan.
Durch die Kopfhörer auf seinen Ohren dröhnte eine Playlist mit Balladen, die in Momenten der Traurigkeit einfach dazu gehörte. Dass er mittlerweile jedes der 113 Lieder auswendig konnte, ließ ihn erschreckender Weise feststellen, dass er viel zu oft traurig gewesen war.
Er wünschte sich wirklich er könnte es abstellen. Das gelang ihm sogar, in der Öffentlichkeit, vor den Fans und dem Management. Meistens sogar vor seinen Bandkollegen. Aber manchmal, da sickert eben etwas zu den Menschen durch, mit denen man jeden Tag zusammen verbringt, egal wie dick die Mauern sind, die man um sich hochgezogen hat.
Die Musik verstummte und Jimin stellte mit einem Blick auf sein Handydisplay fest, dass nun die Playlist durchgespielt war. Noch die Melodie von Without Me im Kopf, entsperrte er das kleine Gerät und startete die Musik von vorne, die ihm einen kleinen Ausweg aus der Realität bot. Wenn er nun die Augen schloss, würde ihn auch niemand ansprechen. Und genau das wollte er jetzt: Ruhe.
Er war einfach fertig, körperlich und seelisch. Sie waren vor knapp einer Stunde wieder am Incheon Airport gelandet, nachdem sie an den MAMA's in Hong Kong teilgenommen und dort für diverse Preise nominiert worden sind.
Er liebte seine Fans, seine Band, die ihm in den wenigen stimmlosen Momenten seines Lebens, wirklich das Gefühl gaben, in diese Welt zu gehören. Die Awards, die sie gewonnen hatten, bedeuteten nicht nur ihm sondern auch den Anderen unheimlich viel. Sieben Jahre haben sie bereit miteinander gekämpft, einer mehr als so manch anderer. Und sie würden noch sieben weitere Jahre genau das weiter machen. Jimin betete, dass er es schaffte. Dass er durchhalten konnte, die kommenden Jahre. Denn das wollte er ja auch. Eigentlich.
Denn so sehr er seine Brüder liebte, seine ARMYs - schon viel zu lange fiel er in einen Abgrund. Einen Abgrund, der so tief war, dass man niemals den Grund erreichen würde, wenn man hinein fiele. Er sah in sich selbst keine Hoffnung mehr, sah in sich selbst den Unfähigsten, Hässligsten und Grässlichsten Menschen des Planeten. Niemand hatte es verdient, mit ihm Leben zu müssen. So dachte er. So weit war der eigene Hass in ihm bereits fortgeschritten.
Nicht nur einmal hatte er daran gedacht, zu verschwinden. Ein für alle Mal. Aber wie bereits erwähnt, er war einer von Sieben. Und die Anderen bemerkten seine Stimmung, seine Launen und registrierten seine Veränderungen. Sie versuchten ihm zu helfen, versuchten ihm die Stützen zu bieten, die er brauchte, um wieder zu sich selbst zu finden.
Aber einem Mann, der sich selbst bereits aufgegeben hat, den Glauben an ihn wieder einzuprügeln, stellte sich als sehr viel schwerer heraus, als angenommen.
Ihnen zu Liebe tat er sich diese Hölle weiterhin an. Ihnen zu Liebe saß er jetzt auf dem Beifahrersitz in einem Van, auf der Autobahn in der Nacht, in strömendem Regen, während er sich in der Musik zu verlieren versuchte. Es war eine Frage der Zeit, wie lange die Zuneigung zu seinen sechs Mitgliedern noch ausreichen würde, um ihn hier zu halten.
Sie fuhren von der Autobahn runter, durch den dichten Stadtverkehr Seouls. Sie waren auf dem Weg zu ihrem Dorm. Als der Fahrer meinte, es würde nicht mehr lange dauern, bis sie ankommen würden, freute sich Jimin bereits auf sein Zimmer. Und auf sein Bett. Und auf die Schlaftabletten in seiner Nachttischschublade, die er vor Taehyung versteckt hielt, da dieser ihm die verboten hatte. Aber er konnte einfach nicht anders - er wollte doch nur seine Ruhe. Er wollte, dass alles verstummte. Die Stimmen um ihn herum, die Stimme in seinem Kopf. Mit traumlosem Schlaf erzielte er das beste Ergebnis.
Er würde heute auch wirklich nur die vorgeschriebene Menge nehmen. Nicht, dass er nicht an die verlockende Wirkung einer Überdosis fantasierte - aber nicht heute, wenigstens dessen war er sich sicher.
Die kleine Kollone fuhr durch die Tore, die nur den Anwohnern die Durchfahrt erlaubten, die steile Einfahrt hoch. Zwischen den verschiedenen Komplexen hindurch, in denen mehrere Moderatoren, Models, Designer oder andere Idole wohnten, bis hin zu dem Wohnblock, in dem er und seine Band wohnte.
Der Van wurde langsamer, bis er dann schließlich hielt. Der Fahrer stieg bereits aus, um direkt das Gepäck aus dem Kofferraum zu holen und auch Jimin musste seine Musik ausmachen und Alles in seine Tasche stopfen, die er sich über die Schulter warf. Er ging dann um das Fahrzeug herum, um beim Ausladen zu helfen. Er schnappte sich zwei der Koffer und noch eine weitere Tasche, machte sich dann auf den Weg zur Haustür, da schallte ihm bereits das Lachen von Hoseok entgegen.
,,Wenn Namjoon aufwacht, wird der dich umbringen Jungkook", prustete er und schleppte einen schwarzen Koffer mit Equipment mit sich mit. Das jüngste Mitglied von BTS trug zwei große Reisetaschen unter seinen Armen und drängte sich hektisch an Jimin und dem lachenden J-Hope vorbei, ein fettes Grinsen auf seinem Gesicht.
Jimin interessierte sich allerdings nicht weiter dafür und half einfach weiter beim Ausladen. Die Jungs grüßten ihn zwischendurch, wenn sie an ihm vorbei liefen, während sie ebenfalls mit dem Ausladen beschäftigt waren. Als Alles abgeladen war, ließ Jimin seine Jacke zufrieden im Eingangsbereich fallen, mitsamt seinem Schal und seiner Mütze. Er streifte sich die Schuhe von den Füßen und nahm seinen Rucksack wieder über die Schulter.
Yoongi lag bereits auf der Couch, in dem dunklen Wohnzimmer wurde sein Gesicht durch sein helles Handydisplay angestrahlt. Taehyung war in seinem Zimmer, um sich Yeontan zu widmen, Hoseok war im Badezimmer und Jin wartete angenervt vor der Tür.
,,Kann doch nicht sein.. wir wohnen hier und haben immer noch Schwierigkeiten mit unserer Scheißreihenfolge..", murmelte der Älteste vor sich hin und verlagerte sein Gewicht immer wieder.
,,Ich hab gesagt, ich gehe als Erster!", brüllte J-Hope vom Pott.
Jimin schlurfte unbeeindruckt weiter in die Küche, um sich aus dem großen Kühlschrank eine Wasserflasche zu nehmen. Er wollte wirklich nur noch schlafen, nur noch in sein Bett, doch er hätte bereits wissen müssen, dass ihn wieder etwas aufhalten würde. In diesem Falle war es ein zähneknirschender Namjoon, der die Haustür laut zu knallte und sich dann wütend umsah.
,,WO. IST. JUNGKOOK?!"
Jimin zuckte lediglich die Schultern und ging die Treppen dann hoch, während hinter ihm der Leader der Band den gesamten Eingangsbereich auseinander legte und nach Jungkook brüllte, der ihm sein Gesicht, während er geschlafen hat, verschönert hatte.
Aber das interessierte ihn wie gesagt nicht, würde ihn auch nie interessieren. Vielleicht hat es das mal, aber jetzt.. das Einzige, was für ihn zählte, war ein stiller Raum. Sein Kopf dröhnte ohnehin schon.
Sobald er in seinem Zimmer war und dann die Tür hinter sich schloss, seufzte er tief durch und schmiss seinen Rucksack neben sein Bett, öffnete direkt seine Nachttischschublade und wühlte nach den Tabletten, die er dann auch fand. Er öffnete die Dose und seine Wasserflasche, nahm sich ein paar der Pillen, wollte sie gerade einwerfen, da ließ ihn eine Stimme zusammen zucken.
,,Was denkst du, machst du da?"
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