Zwei
„Wo ist Liv?", fragte ich meine große Schwester. Liv, oder besser gesagt Olivia, war meine jüngere Schwester und eigentlich ist sie immer früher auf als ich. „Sie hat heute zur zweiten Stunde." Ich seufzte. „Ich will auch mal zur zweiten Stunde haben." Rachel stellte meine weiße Tasse auf den Tisch. „Dafür musst du mal in die Schule gehen."
„Haha, sehr witzig."
Rachel spielte auf meine Abwesenheit in der Schule an. Ich war oft krank und fehlte deswegen eine Menge. Dabei hatte ich keine Krankheiten. Weder im Kopf noch am Körper. Ich wurde einfach schnell krank und lag dann tagelang im Bett. Es kann vorkommen, dass ich dann nur zwei Wochen am Stück in der Schule bin und dann wieder krank wurde. Meistens war es einfach nur eine Erkältung oder Grippe. Vielleicht war ich einfach zu schwach. Rachel goss mir eine braune Flüssigkeit in die Tasse und sofort wurden meine Alarmglocken alarmiert. Das war nicht Weiß! „Rachel? Was gibst du mir in die Tasse? Das ist nicht meine warme Kokosmilch!", sagte ich aufgebracht. Wie kann sie nur?! „Das ist Grüntee, der ist gesund. Vielleicht wirst du dann weniger krank, wenn du anfängst Tee zu trinken anstatt immer nur Kokosmilch." Ich wollte den Grüntee am liebsten in ihr Gesicht schütten. Wie kann sie es wagen, so etwas tu tun?! Ein schwaches Gefühl der Panik kroch in mir hoch. Das ist nicht Weiß! Mein Perfektionismus wurde gebrochen. Ich muss das gerade biegen. Sonst werde ich unruhig. Ich spüre es schon. „Ich hab dir gesagt, dass ich morgen nur Kokosmilch trinken will! Wie oft hab ich es dir gesagt? Muss ich es dir denn nochmal sagen. Rachel? Ich.will.nur.Kokosmilch!", meine Lippen bebten, als ich hysterisch von meinem Stuhl aufstand. Dieses Braun beißt sich in meinen Augen. Schnell ergriff ich die Tasse und schüttete den Inhalt in den Abfluss. Ich schaute nicht hin, wollte die Farbe nicht in meinen Augen lassen.
„Was soll das?", fragte mich Rachel sauer. „Du kannst doch nicht einfach den Tee wegschütten! Du hättest mich auch fragen können, ob ich ihn haben will!" Als ich nichts mehr in der Tasse spürte, schaute ich wieder hin. Die ganze braune Flüssigkeit war weg. Gut. Das bedeutet, dass ich sie jetzt auswaschen kann und meine geliebte warme Kokosnussmilch dort rein füllen konnte. Rachel stemmte die Hände an die Hüften. „Seit wann bist du so komisch geworden?" Ich holte den Tetrapack mit der Kokosnussmilch raus und schüttete sie in einen Topf, damit ich sie erhitzen kann. „Was meinst du?", fragte ich sie. „Das alles. Du willst alles nur in Weiß haben. Sogar meins und Eommas Essen. Du verhältst dich wie ein Pabo, wenn du was anderes essen oder anziehen musst. Du hast immer hellblauen Kontaktlinsen an und schminkst dir deine Sommersprossen weg. Außerdem trägst du immer diese Verbände an deinen Händen. Wieso bist du so?" Ich hob die Braue. Sie will mir sagen, dass ich ein Pabo bin? Nur weil ich weiße Sachen mehr schätze als andere? Also bitte? Sie kann meine Perfektion nicht verstehen. Sie will es auch nicht verstehen. „Weil ich eben so bin."
„Ach Felix, du kannst doch mit mir reden. Ist etwas passiert?" Ist es wegen damals?" Nein! Sie soll jetzt nicht davon anfangen! Ich hätte ihr es niemals erzählen sollen! Sie legte ihre Hand auf meine Schulter. WAS SOLL DAS?! Sofort wich ich zurück. Sie hat mich berührt! Sie ist bestimmt schmutzig. Ihre Hand ist schmutzig. Wer weiß, wo sie ihre Hand vorher hatte? Panik begrüßte mich wieder. Ich bin schmutzig. Nicht mehr sauber. Ich muss mir sofort die Haut dort waschen. „Fass mich nie wieder an!", schrie ich sie an und rannte aus der Küche. Ich spürte, wie der Schmutz sich an der Stelle ausbreitete. Mein Atem wurde schneller, als ich die Tür zum Bad aufriss und mich auf das Waschbecken stürzte. Sofort streifte ich das Hemd über meine Schulter, machte die Verbände ab und wusch mir mit kalten Wasser die Stelle. Dann fühlte ich mich besser. Die Stelle war jetzt wieder halbwegs sauber. Ganz sauber wäre sie erst dann, wenn ich sie mit Seife säubern würde, aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Ich holte meine kleine Desinfektionsmittelflasche aus meiner Hosentasche und wusch mir damit die Hände. Der Schmerz an den Händen nahm ich schon lange nicht mehr wahr. Danach fühlte ich mich besser. Meine Hände verband ich wieder.
Wieder beruhigt ging ich wieder in die Küche, wo mir Rachel wortlos die Tasse mit der warmen Kokosnussmilch in die Hand drückte. Ich nippte daran. Dann aß ich etwas von den Reis, welcher mir Rachel gemacht hat. Sie schaute mich an. Ich hasse es, wie sie mich anschaut. Als würde sie wollen, dass ich ihr den Grund für meine weiße Perfektion erzählen soll. Dabei gab es nichts. Es war einfach so und das sollte sie verdammt nochmal akzeptieren! Als ich fertig war machte ich mich auf den Weg auf die Schule. Ich musste eigentlich mit dem Bus fahren, aber da drinnen war es alles anderes als Weiß. Deswegen stand ich immer früher auf und lief zur Schule. Während ich zur Schule lief, zog ich mir meinen weißen Mundschutz an und zog meine Beanie tiefer in die Stirn.
Ich wusste, dass sie mich alle heute wieder Baegseol Gongju nennen werden.
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