Zehn
Am nächsten Tag tat mein Kopf weh und mein Hals brannte. Wurde ich wieder krank? Bitte nicht. Ich hab doch schon wieder so lange gefehlt. Egal. Ich werde heute zur Schule gehen. Langsam richtete ich mich auch und bereute es sofort. Meine Welt drehte sich. Toll. Das bedeutet wohl, dass ich wieder zu Hause bleiben musste. Noch einen Fehltag. Noch ein paar Stunden, die ich versäumen werde. Wenigstens bin ich gut in der Schule, deswegen war ich nicht am Durchdrehen, weil ich so oft fehlte. Komisch, früher war ich nur selten krank. Es kam einfach so plötzlich, als würden die ganzen Viren meinen Körper als eine Art Paradies sehen. Ich hasse es, wenn ich krank bin. Dann kann man nichts machen. „Raaaacheel?", rief ich meine Schwester. Sie muss wissen, dass ich nicht in die Schule gehen kann. Eigentlich würde ich lieber selber zu ihr gehen, aber wenn mir so schwindelig ist, wie jetzt, dann ist es besser, wenn sie zu mir kommt.
Es dauerte eine Weile bis sie an meiner Tür stand. „Sag mir nicht, dass du wieder krank bist", sagte sie und hob die Brauen. Sie wunderte sich auch, wieso ihr sonst immer gesunder Bruder immer so schnell krank wurde. Eigentlich seid der Sache von damals, aber das wird sie nicht im Raum werfen, denn sie weiß, wie reizbar das Thema Felix machte. „Wonach sieht es denn aus?", fragte ich, während ich mich in meine weiße Decke kuschelte. „Es tut mir Leid", fügte ich hinzu, weil ich wieder etwas aggressiv wurde. Meine Schwester kann nichts dafür, dass ich so schnell krank wurde. Sie kam zu mir hin und fühlte meine Stirn. „Du bist etwas warm. Ich hole mal das Thermometer." Dann war sie weg. Schön, wenn ich Fieber hab, dann kann ich gleich drei, vier Tage zuhause bleiben. Ich seufzte. Aber warte...das bedeutet auch, dass ich Changbin nicht mehr sehen muss. Also ist es doch nicht so schlimm, krank zu sein. Rachel kam wieder und misste meine Temperatur. „Ja, du hast Fieber, Lix. Ich bleibe heute zuhause und passe auf dich auf." Das war zu umständlich. Meine Schwester studierte und ein Fehltag war schrecklich für sie. „Aber Rach, du kannst doch nicht einfach von der Uni weg bleiben!" Ich gab ihr das Thermometer zurück. „Doch, kann ich. Du bist krank. Ich war die letzten Male nicht da, als du krank warst. Ich muss auf dich aufpassen." Ich rollte mit den Augen. Schließlich war ich kein kleines Kind mehr. Ich hatte ja nur Fieber.
„Felix, ich weiß, wie du mich gerade anschaust. Keine Widerrede. Ich bleibe zuhause. Willst du was bestimmtes zu essen?" Schlechte Idee. Sobald ich an Essen denken musste, wurde mir schlecht. Besser ist es, wenn ich nichts essen würde. „Nichts."
„Lix, du musst etwas essen. Sonst wirst du nie gesund."
„Na gut, dann mach mir irgendwas leichtes." Das besänftigte meine Schwester etwas. Sie lächelte.
„Gut."
„Aber wehe du machst nichts weißes." Das Lächeln verschwand sofort. „Ja....mache ich." Dann lies sie mich alleine. Jedes Mal schaute sie mich so an, wenn ich von meiner weißen Perfektion rede. Jedes verdammte Mal. Als würde ich ein Außerirdischer sein. Naja, es bringt nichts mich darüber aufzuregen, ich muss es einfach nur ignorieren, dann klappt es auch. Ganz sicher. Wenn ich schon mal krank bin, dann kann ich ja auch eine Runde Schlafen. Das mache ich jetzt auch. Müde schloss ich die Augen und schlief ein. Später weckte mich meine Schwester und stellte mir einen Teller mit weißen Gemüse hin. „Das ist weißes Kimchi. Frag nicht, ich hab irgendwas kreiert. Hoffe es schmeckt." Neben mir stellt sie mir ein Glas Kokosmilch und einen Naturjoghurt hin. „Danke", sagte ich und fing an zu essen. Nachdem ich noch mal geschlafen hatte, bekam ich auch etwas Hunger und mir wurde nicht mehr schlecht, bei dem Gedanken etwas zu essen. „Und jetzt ruh' dich aus. Liv kommt auch bald. Sie hat nach dir gefragt."
Nachdem ich fertig gegessen hab, schlief ich einfach noch eine Runde. Ich konnte eh nichts anderes machen, außer im Bett liegen. Ablenkung hatte ich nicht. Bis mich eine Stimme aus dem Schlaf riss. „Felix? Hey." Ich kannte diese Stimme. Sie gehörte aber weder meinen Schwestern noch meinen Eltern. „Bist du wach?" Vertraut. Schuldgefühle. Panik. Changbin. Sofort riss ich meine Augen auf. Mein alter Freund stand neben meinen Bett. Sofort bekam ich Panik. Was macht er hier?! „Changbin?" Ich zog meine Decke fester um mich und rückte von ihm weg. „Da du krank bist, hab ich gedacht, ich komme mal vorbei und bring dir die Hausaufgaben...hier hat sich ja eine Menge verändert seit ich letztes Mal da war." Changbin schaute sich um. Es war Monate her, seit er bei mir war. Ich hab ihn seit den Tag, an den wir fast gestorben war, nicht mehr zu mir gelassen.
„Rachel hat mich übrigens reingelassen."
„Du liebst weiß wirklich." Weiß ist meine Einstellung und was zur Hölle willst du hier?!, fragte ich mich selber, während ich ihn dabei beobachtete, wie er den Blick durch mein weißes Zimmer wandern lies. „Danke für die Hausaufgaben aber das hättest du nicht machen müssen." Changbin schaute mich an. Dunkle hässliche Augen. Sie waren so dunkel. „Doch, wir sind doch schließlich Freunde." Was dachte er sich eigentlich dabei? Wie kann er nur sagen, dass wir noch befreundet sein? Ich habe ihn verstoßen und wünsche mir, dass er nicht mehr zu mir zurückkehrt. Meine Nähe bringt ihn in Gefahr. „Wir sind...keine Freunde mehr", sagte ich trocken und schaute meinen weiße Decke vor mir an. Ich will nicht weiter in Changbins dunkle Augen sehen. „Wieso nicht? Felix, sag mir verdammt, was los ist! Du hast dich verändert! Mehr als du denkst! Ich kenne dich nicht mehr und weißt du wie ich das finde? Traurig. Wir vermissen dich. Ich vermisse dich....und du behandelst mich wie einen Geist." Changbin trat näher zu mir hin. Er soll damit aufhören. Bitte.
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