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Für die, die das letzte Kapitel nicht gelesen haben: Seungmin's Vater sitzt in U-Haft, weshalb Seungmin zu Chan ziehen will. Als er bei sich Zuhause seine Sachen holen will, erfährt er, dass die Leiche seiner Mutter im Gebäude gefunden wurde und jetzt ist er logischerweise ziemlich durch den Wind.
Chan PoV
Seungmin hatte die ganze Autofahrt über geweint und am liebsten hätte ich am Straßenrand Halt gemacht, um mich zu ihm zu setzen und einfach nur festzuhalten. Stattdessen lag nun meine Hand auf seinem Oberschenkel und er strich geistesabwesend mit seinen Fingerspitzen über meinen Handrücken. Ich wollte ihn nicht weinen sehen, doch trotzdem wanderte mein Blick immer wieder zu ihm. In diesem Moment würde ich ihm die Welt schenken, nur um ihn wieder lächeln zu sehen.
"Minnie, wenn ich irgendetwas für dich machen kann, dann sag es mir bitte... Selbst wenn es nur eine Kleinigkeit ist, die dich zumindest ein wenig aufheitert, wie dein Lieblingsessen für dich kochen oder mit dir deinen Lieblingsfilm schauen ist. Ich kann auch Lix einladen, wenn dir das gerade gut tut."
"Kann ich baden gehen...? Ich fühle mich gerade irgendwie ekelhaft."
"Natürlich. Alleine oder soll ich mit?"
"Sehen wir dann, okay?"
"Okay."
Es entstand wieder ein Schweigen, das anhielt, bis wir bei mir ankamen und ich ihm ein Bad einließ, das ordentlich schäumte, denn wer stieg schon gerne in ein Bad ohne Schaum?
"Bleibst du bei mir?", bat er und ich nickte.
"Geh du schon mal rein und ich bin gleich wieder da.", antwortete ich sanft und strich ihm über seine Wange, ehe ich ihm noch einen Kuss gab und ging. Ich wollte etwas zu trinken für ihn holen und meinen Eltern Bescheid geben, dass es ihm schlecht ging und ich mich um ihn kümmern würde. Meine Mutter schlug vor, dass ich ihm später noch etwas Warmes zu trinken anbieten sollte, weil das gut für seine Nerven sein sollte. Keine Ahnung wie viel Wahrheit da dran war, aber schaden konnte es ja nicht. Fürs erste nahm ich jedoch erstmal nur eine Flasche Wasser für ihn mit, damit er etwas trinken konnte, wenn ihm danach war.
Als ich ins Bad kam, lagen seine Klamotten an der Seite und er hatte sich in die Wanne gelegt. Ich setzte mich auf den Rand der Badewanne neben ihm und begann durch sein noch trockenes Haar zu fahren. Er lehnte sich gegen mich und schloss seine Augen. Weiterhin blieb es still, aber ich hatte das Gefühl, dass Seungmin sich zumindest ein wenig entspannter fühlte, wenn ich bei ihm war.
"Was geht dir durch den Kopf, Baby?", fragte ich und setzte mich neben die Badewanne, um mit ihm auf einer Höhe zu sein. Er sollte nicht alles, worüber er gerade nachdachte, für sich behalten. Das war in solchen Momenten nie gut.
"Gar nichts. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Aber im gleichen Moment fühlt er sich auch so voll an, obwohl ich nichts wirklich denke."
"Das wird wieder... Es war wahrscheinlich einfach zu viel und jetzt musst du das erstmal verarbeiten... Aber das passiert halt unterbewusst, deshalb bekommst du da nicht so viel mit."
"Ich weiß, dass du das nicht hören willst, weil das selbstverständlich für dich ist, aber danke, Chan. Für alles."
Ich legte eine Hand an seine Wange und sah ihm tief in die Augen. Er hätte mir das nicht sagen müssen, denn ich konnte so viel Dankbarkeit in seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass es eigentlich unnötig war das auszusprechen.
"Du weißt, dass ich das gerne für dich tue?"
"Das weiß ich. Man würde so vieles tun für die Menschen, die man liebt, richtig?"
"Richtig...", hauchte ich und küsste ihn liebevoll. Er musste sich ein Stück zu mir drehen, doch erwiderte den Kuss genauso gefühlvoll. Seine Hand legte er in meinen Nacken, weshalb mir Wassertropfen den Rücken runterliefen, die ich einfach ignorierte. Viel zu sehr nahmen Seungmin's Lippen meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Er vertiefte den Kuss, der ihm offensichtlich genauso gut gefiel wie mir.
Minutenlang saßen wir da und küssten uns so, ohne uns wirklich von einander zu lösen. Seine Hand war inzwischen in meinen Haaren vergraben, während ich meine weiter an seiner Wange behielt, und unsere Zungen waren inzwischen auch zwischen die Lippen des jeweils anderen gewandert. Es war ein wunderschöner Moment, der jedoch viel zu schnell wieder endete, als ich das Schließen des Badezimmerschranks hörte und wir auseinander schreckten.
"Mom!", rief ich entgeistert, als ich sah, wer da stand und sich in aller Seelenruhe am Fingernagel herum feilte.
"Tut mir leid, Chan. Da war so eine nervige Ecke an meinem Nagel und die musste ich loswerden. Und die andere Nagelfeile finde ich irgendwie nicht.", entschuldigte sie sich. "Außerdem habe ich in meinem Leben oft genug nackte Männer gesehen, um zu wissen, wie die aussehen."
"Wo sind nackte Männer?", fragte mein Vater und steckte seinen Kopf ebenfalls ins Bad. "Ich hoffe doch sehr, dass die zu euch beiden gehören."
"Dad! Was soll das?! Der einzige nackte hier ist mein Freund und da müsst ihr jetzt nicht unbedingt hinschauen!"
"Entschuldige bitte. Ich hab nicht gesehen, dass Seungmin gerade badet.", antwortete er und ging wieder.
"Ich... Uhm... Geh dann auch mal wieder. Du hast da übrigens Schaum im Nacken.", meinte meine Mutter und folgte meinem Vater.
Ich stand auf und schloss hinter ihnen ab. Das hätte ich vorher schon machen sollen...
"Ich bin kurz duschen, ja? Du kannst dir ja noch die Haare waschen und dich ein wenig entspannen."
"Mach das.", lächelte er schwach. "Aber einen Kuss will ich noch."
"Sollst du bekommen.", erwiderte ich und gab ihm einen kurzen Kuss, ehe ich mich auszog und unter die Dusche stieg.
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