| 13. Kapitel |
Verträumt sah Charlotte Bamford auf die vorbeiziehenden Straßen, die mit Menschen gefüllt waren. Sie saß wieder neben Patrick in seinem kleinen Auto und zusammen fuhren sie in die Stadtmitte, dort wo das ehemalige Konzern Ikarus&Co. stand. Seit Ethan Beauforts Gefangennahme wurde das Unternehmen in Beaufort&Stevens umbenannt. Das Unternehmen war für die Planentwürfe neuer Flugzeuge, Helikopter und sogar Kampfjetts spezialisiert und bildete jedes Jahr um die zwölf neue Piloten aus. Es war ein Familienunternehmen, dass schon durch drei Generationen weitergegeben wurde und Liam Beaufort, der Vater von Ethan und Lola, war nun mit seiner Frau auf den Kanaren und genoss sein Leben in vollen Zügen, während sein Sohn hier am Leiden war. Sie verstand nicht, wie seine Eltern nur so unbeschwerlich mit all den Problemen umgingen. Innerlich schüttelte sie den Kopf und ihre verträumten Augen sahen wieder auf die schnell an ihr vorbeiziehenden Häusern. Es war keine Frage, dass sie unglaublich nervös war und wieder mit dem Saum ihrer Bluse zu spielen anfing oder das sie wieder auf ihren Lippen rum kaute, konnte sie auch nicht verhindern. Sie schaute nachdenklich durch die Gegend, weil sie dieses ständige Gefühl, dieses angenehme Kribbeln in ihrem Bauch und in ihrer Brust hatte und weil sie ihrem Ziel immer und immer näher zu kommen schien. ,,Wir sind da." Unterbrach Patricks Stimme ihre Gedankengänge und ihre Seifenblase zerplatzte. Sie seufzte kurz auf und sah zu Patrick. ,,Danke dir. Für alles." Er nickte und Charlotte meinte es von ganzem Herzen. Ohne ihn hätte sie es nie so weit in der für sie neuen Stadt geschafft. Mit einem letzten dankbaren Blick zu ihm, griff sie um den kühlen metallenen griff der Tür neben ihr, sie öffnete die Autotür, stieg unelegant aus dem Auto und schloss sie wieder. Bevor sie nun weitere Schritte sich vom kleinen Auto entfernte, blieb sie stehen, ganz stumm und einer Statue ähnlich, während sie sah noch Patrick dabei zu, wie er sich wieder in den Straßenverkehr dieser Stadt einordnete. Als er um die nächste Ecke, in Richtung nach Hause, glättete sie mit ihren Händen noch schnell ihre Bluse, richtete die Klammer neu, die ein Teil ihrer Haare nach hinten zusammenhielt und rückte ihre Brille zurecht. Jetzt oder nie! Sich selber Mut zusprechend, atmete sie noch einmal kurz tief ein, schloss entschlossen die Augen und machte sich dann auf den Weg und zwar direkt in Richtung Eingang von Beaufort&Stevens.
Als sie in der Eingangshalle des riesigen Gebäudes stand, bemerkte sie, wie kalt es eigentlich hier drinnen war. Der Boden war mit Mamor bestückt und sie konnte das kleckern mancher Absätze in dieser riesigen Eingangshalle laut in ihren Ohren schallen hören. Die Wände waren aus Glas, doch sie hatte das Gefühl der Nacktheit, so wie alle vorbeilaufenden Leute von draußen in das Gebäude hineinsahen. Es schüttelte sie, weil es ihr den Rücken kalt runter lief, als sie zum Tresen lief, hinter dem ein Mann stand, der sie vom Gesicht her an ihren Großvater erinnern ließ. Zumindest das einzig angenehme hier in diesem Haus, dachte sie sich und es schenkte ihr den Mut, weitere Schritte zu gehen. In einem schicken Anzug lächelte er ihr schon entgegen und begrüßte sie freundlich, als sie vor ihm zum stehen kam. Ein Page kam schon und stellte sich gerade und so als wäre er nichts weiter als ein Gegenstand, neben dem Tresen. ,,Ich möchte gerne zum CEO dieses Unternehmens." Es schien so, als ob der Mann sich verhört hätte, denn er stutzte bei ihren Worten und der Page ging ohne weiteres wieder weg. Der alte Mann sah, als würden wir verfolgt werden, heimlich nach links und rechts, bis er sich anschließend wieder zu mir drehte. ,,Ich fürchte das geht leider nicht." Charlotte sah traurig drein, sie hatte sich schon gedacht gehabt, dass man sie nicht durchlassen würde. Der alte Mann vor ihr seufzte. ,,Aber ich werde schauen, was sich machen lässt." Er zwinkerte ihr zu und ihre Miene hellte sich wieder auf. ,,Wirklich? Das wäre wundervoll. Vielen Dank." Und der Mann lachte nur leise vor sich hin. ,,Wissen Sie, manche behaupten ich sei ja älter als dieses Unternehmen und seit ich 16 bin arbeite ich hier. Ich denke schon, dass ich bestimmte Privilegien habe. Kommen Sie." Charlotte riss erstaunt die Augen auf. Der Mann war sicherlich über 70 Jahre und sie war erstaunt und positiv darüber überrascht, dass er so loyal seinem Beruf gegenüber war und fast bestimmt 50 Jahre lang schon hier arbeitete. Sie ging ihm hinterher und bewunderte seinen festen und schnellen Schritt. Als sie durch eine Glastüre liefen, wo in goldener Schrift Leitung stand, konnte sie das quietschen ihrer Schuhe hören und es erinnerte sie daran, wie auch in den Fluren des Gefängnisses ihre Schuhe den selben laut von sich gaben. Gänsehaut breitete sich über ihre Arme, als sie an ihn, seine Augen, an sein so sanft aussehendes Haar und seine Umgebung denken musste. Sie hatte sich schon öfters gefragt gehabt, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sie mit ihrer Hand, durch sein straßenköterblondes Haar fahren würde. Als sie plötzlich selber bemerkte, worüber sie schwärmte, schoss ihr die Röte ins Gesicht und peinlich berührt, schüttelte kurz ihren Kopf. Hoffentlich hat der alte Herr vor ihr nichts davon mitbekommen. Der Mann ließ sie in einem Fahrstuhl eintreten und folgte ihr, drückte auf den obersten Knopf und sie warteten Stumm, bis der Fahrstuhl ein Ping von sich gab und die Türen uns zum Reich der Milliardäre eintreten ließen. Es war ein riesiges Foyer, der mit Glaswänden den Meetingraum abgrenzte. Wenn man aus dem Fahrstuhl trat saß direkt eine Sekretärin mit ihrem und einem teuren aussehenden Laptop gegenüber, aber der Platz der Sekretärin war leer und der alte Mann ging schnurstracks nach links, sie durchquerten einen kleinen, schmalen aber dennoch wunderschönen Gang und auf einmal traten zwei Türen, sich jeweils gegenüber stehend, hervor. Beide Türen schienen aus schwerem, dunklem Holz zu bestehen und sahen unglaublich edel aus. Der alte Mann ging zu der uns links stehenden Tür, klopfte einmal und wartete, bis jemand von innen uns ein komisches Ja erwiderte. Verwirrt sah der alte Mann zu Charlotte und diese zuckte nur mit den Schultern und als er die Tür öffnete, die nur so schwer aufging, dass sie sie wieder an die schwere metallene Tür im Gefängnis erinnern ließ und als sie hineintrat, ging sie jedoch nur bis zur Türschwelle. Aber was sie dort sah, trieb ihr die Schamröte ins Gesicht. Hendrick Stevens, der Ehemann von Lola, der Vater von Vanessa und der Schwager von Ethan, saß in einem teuren Anzug auf seinem Stuhl vor seinem Arbeitstisch und auf seinem Schoss saß rittlings eine Frau, dessen Kleid ihr hochgerutscht war, so dass man ihre schwarze Spitzenunterwäsche sehen konnte und sie küssten sich. Das schlimmste was Charlotte in dem Moment bemerkte war, dass diese Frau nicht Lola war. Der alte Mann vor ihr schien sich sofort versteift zu haben und gab ein lautes Räuspern von sich, was beide erschrocken aufzucken ließ. Während Hendrick, anscheinend der neue Unternehmensleiter, geschockt zu den beiden sah, kicherte die Frau, stand auf, zog langsam ihr Kleid runter und ging gemächlich aus dem Raum raus. Beim vorbeigehen der Frau, stieg ihr die starke Duftnote in die Nase und sie musste sich zusammenreißen nicht zu niesen. Der alte Mann hatte seinen Griff nicht von der Türklinge genommen und Charlotte konnte sehen, wie seine Knochen weiß hervorstachen, weil er seine Wut unterdrücken musste. ,,Die Miss hat ein Gespräch mit Ihnen zu führen." Und sofort drehte er sich um und ging mit roten Flecken im Gesicht aus dem Raum. Charlotte schluckte schwer, sie hielt ihren Kopf leicht gesenkt und schämte sich. ,,Setzen Sie sich." Unsicher drang seine Stimme zu ihr, sie nickte nur und setzte sich in dem Sessel gegenüber von Hendrick. Sie hatte versucht gehabt ihm in die Augen zu schauen, doch es war ihr peinlich, für das, was er vorhin getan hatte. ,,Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?" Ihre Finger verknoteten sich auf ihrem Schoß, ihre Hände wurden wieder kalt und schwitzig. Dieser Mann vor ihr betrug seine Frau, ihr Herz raste. Wollte sie überhaupt noch mit so einem wie ihm sprechen? Dann fiel ihr plötzlich wieder ein, was Selina ihr heute morgen erzählt hatte, dass auch sie Ethan betrogen hatte und es schien so, als seien die Geschwister verflucht worden zu sein. ,,Sind Sie der Unternehmensführer dieses Konzerns?" Endlich hob sie ihr Gesicht und sah ihm in seins und er nickte. ,,Und wo ist Lola?" Bei ihrem Namen schien er sich zu versteifen. ,,Sie ist zu Hause." Seine Stimme war steif und abwesend. Sie nickte langsam mit dem Kopf. ,,Also führen Sie das Unternehmen ganz alleine?" Diesmal nickte er. ,,Mr. Stevens ich bin heute hier, weil ich Ihnen ein paar Fragen stellen muss." Kurz schien er mit sich zu hadern, so als ob es keine gute Idee wäre, doch sie hatte etwas gegen ihm in der Hand, und zwar seine Affäre und das schien auch er zu wissen. Er schluckte, sein Adamsapfel ging dabei hoch und wieder runter. ,,Fangen Sie an." Charlotte nickte und sah ihn weiterhin an. Sie war bereit.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro