Verstandsprache
Brad sah nur in den Himmel hinauf, bevor er Mike am Handgelenk packte und mitzog. Auch Chase scheint etwas gesehen zu haben, was nicht die besten Aussichten brachte, worauf er den beiden folgte. Sam im Schlepptau. Delson versuchte sich zwischen Menschen zu drängen, voranzukommen, die nur schimpfend reagierten. Doch Brad scheint dies zu ignorieren.
Als Mike nun den Knall hörte, der den Boden erbeben ließ, blieb Brad stehen.
Shinoda drehte sich um und erkannte die großen Trümmer, die leicht mehrere hundert Leute darunter begraben könnten. Dies hatten sich, durch eine erneute Explosion in einem Stockwerk auf mittlerer Höhe gelöst und fielen nun krachend auf auf den Boden; blockierten dort den Eingang.
Chase zog sich nun das Bandana vom Kopf, um dieses zu öffnen, zu einem Dreieck zu falten und Brad damit eine Armschlinge zu basteln. Dieser verbiss sich den Schmerz, der durch seinen Körper jagte, während Mike Sam beistand, doch schon lange wo anders war.
Er versuchte zu lauschen, was vorne los war. Warum die Musik verstummte. Doch hörte er nur einen aufgebrachten Polizisten, der es nicht wahrhaben wollte, dass kein Aufgebot an Verstärkung zur Verfügung stand.
Isaiah hat Mike gestern erzählt, dass sie einen Versuch wagen, das System irgendwie zu stürzen. Mit mehreren Anschlägen und Demonstrationen überall in der Stadt, um damit die Beamten wegzulocken, wo das eigentliche Problem herrschte. Und zwar genau bei Stark Limited.
Mike nahm den Arm von Sam ab und deutete Brad, seinen Platz einzunehmen. Shinoda musste nun nach vorne, um zu wissen was los war. Hatte er doch das Gefühl, Chester brachte sich in Schwierigkeiten.
"Wir wollen Freiheit. Keiner soll eingestuft werden!", rief eine raue Stimme in den Himmel und wie ein Echo brüllten die Hintermänner ein starkes Guilty All The Same nach.
Die erste Reihe, die auf zehn Meter Abstand mit der anderen Menschenmenge standen, füllte Jason Pierce, Rhodes Stark und noch weitere Anzug tragende Bürohengste mit selbst zugeschriebenen höheren Status.
Mike drängte sich nun leicht dazwischen, um alles mit sehen zu können, was noch passiert. Und blieb auch noch eine Frage offen, die Chester ihm gestern nicht mehr beantwortet hatte.
"Hör' auf Bennington. Niemals wirst du es schaffen, das zu erreichen. Also halt einfach deine Klappe!", knurrte Stark bedrohlich und die Menge an Arbeitern hinter ihm, wurde immer leiser.
Chester schenkte Rhodes einen leichten Blick, der nur lächelnd war. Verspottend die Worte, die der ältere von sich gegeben hatte. Bennington wollte noch einen drauflegen, den Vorstand richtig verärgern, aber Mike vereitelte dies. Drängte er sich doch an Stark vorbei und machte ein paar Schritte auf Chester zu, der nun große Augen bekam.
"Mike?", fragte er leicht verwundert und wusste nicht wirklich, was der Zeichner nun von ihm wollte.
Shinoda wollte es nicht vor allen Menschen preisgeben, dass er nicht von hier war. Deswegen haderte er mit seinen Worten und musterte währenddessen die Menge vor ihm, die alle in verschieden schwarzer Kleidung für die Freiheit, Musik machen zu dürfen und den Systemfall zu kämpfen versuchten.
"Mike!", rief nun eine Stimme vor ihm und Isaiah kämpfte sich neben seinen Vater durch, "mach irgendwas."
"Was soll ich machen", teilte Mike nun die Verwirrung mit Bennington, "rede mit mir Isaiah."
"Dad muss sich erinnern", lachte er kurz auf, "dann fällt das System zusammen."
Beide Männer starrten auf den jüngeren, der nur mit den Schultern zuckte und nickte. Doch Mike, weder noch Chester wussten, was sie tun mussten, um die Erinnerung zurückzuholen.
"Du erinnerst dich wirklich nicht?"
Chester schüttelte nur den Kopf und schwelgte wieder in Gedanken, worauf auch Mike sich anstrengte, dass ihm irgendetwas in den Sinn kam, was Chester auf die Sprünge helfen würde.
Brad hingegen hatte dem Gespräch kaum Folge geleistet. Er verstand nichts als nur Wörter, die für ihn keinen Zusammenhang ergaben. So schenkte er den zwei Polizisten Aufmerksamkeit, die immer an der Eingangstür Wache hielten und die einzigen Sicherheitskräfte waren. Einer der beiden versuchte immer wieder seinen Kollegen dazu zu bringen, zu schießen, da er Mike als potenzielle Bedrohung sah. Der Kollege hingegen war sich uneins mit sich selbst, einfach einen normalen Zivilisten zu erschießen.
Delson ließ nun ab von Sam, der nur noch von Chase gehalten wurde und ging langsam auf die zwei Beamten zu, als er sah, wie der eine seine Waffe langsam hob und auf Mike visierte. Mit einem gezielten Faustschlag ins Gesicht, fiel einer der beiden, während Brad sich auf den anderen, knapp davor gestanden zu schießen, mit seinem ganzen Gewicht warf. Die Pistole schlitterte leicht weg, während Brad sich aufrichtete und dem Mann unter sich, den Arm auf den Rücken drehte und diesen mit seinem Knie in die Wirbelsäule drückte. Mit einer Handbewegung hatte Delson die Pistole in seiner Hand und hielt sie dem zweiten Polizisten unter die Nase, aus welcher in Strömen Blut floss. Die eine Hand hatte er an seiner Dienstwaffe gehabt, worauf er diese herauszog und auf den Boden warf.
"Legt euch nicht mit LP an", knurrte er bedrohlich und festigte den Griff an der Waffe.
Mike und Chester hingegen, standen immer noch auf dem Asphalt und starrten sich an. Chester fiel es schwer, da er Mike unbedingt helfen wollte. Bennington wusste, wie viel ihm seine Familie bedeutete. So viel müsste auch Mike seine bedeuten.
Chase sah an dem leicht zerstörten Wolkenkratzer nach oben und erkannte, wie langsam sich erneut Trümmerteile lösten. Er brachte nicht mehr auf, als zu Delson zu laufen und sich über diesen zu beugen, als erneut Teile aus festem Beton und Stahl auf die Welt fielen. Wie Meteoriten auf Planeten.
Eine Massenpanik brach aus, welche durch den Nebel, der sich durch den freigewordenen Staub nun in der Luft festsetzte, größer wurde.
Delson stieß Callum leicht von sich und jaulte leicht auf. Danach tastete er nach der Waffe, die er während der waghalsigen Aktion, Brad vor dem schlimmsten zu bewahren, verloren hatte. Sam lag nun auf dem Boden und krallte sich an Chase, als Geste dafür, dass dieser nicht gehen sollte. Brad wurde währenddessen panisch. Fand er erstens gar keine Waffe mehr und sah weder noch die Beamten, zu denen diese gehörten.
Mike machte hustend ein paar Schritte auf Chester zu, dem es nicht anders erging.
"Es tut mir so leid Mike", senkte Bennington den Kopf, "ich kann mich nicht erinnern."
"Hab' ich mir schon gedacht", erzwang Shinoda sich ein Lächeln, "nicht so schlimm. Hier ist es nicht so schlecht."
Chester sah ihn nur mit großen Augen an: "Aber Mike. Deine Freunde, deine Familie."
"Kann schon sein, dass Anna jetzt mit einem anderen verheiratet ist, ich keine Kinder mehr habe und alleine in der Wohnung sitze, aber meine Freunde habe ich noch."
Mike schüttelte den Kopf. Gerade selbst von sich überwältigt, dies gesagt zu haben. Hatte er doch mehr mit seinem Verstand als dem Herz gesprochen, um Chester zu besänftigen. Damit er sich nicht die Schuld für etwas gab, für was er nicht verantwortlich war.
"Wir sind immer für dich da, mein alter Freund", hielt er ihm die Hand hin, "wenn ich das sage, scheinst du dich besser zu fühlen."
Mike nickte nur, griff nach der Hand von Bennington und wusste, nun den Pakt mit dem Teufel einzugehen. Den Vertrag zu unterzeichnen, den er nicht in Erfüllung haben wollte. Seine Seele zu verkaufen, während er keine mehr basteln konnte.
"Danke, mein alter Freund", lächelte Mike leicht gebrochen.
Doch hörte er lediglich nur einen Schrei von Chester, als sich unbewusst sein Griff lockerte. Er hatte nur einen Ruck gespürt. Darauf einen Knall. Kugeln sind bekanntlich schneller als der Schall.
Mike sah an sich hinab. Erkannte das kleine Loch in seinem Bauch, durch welches Blut in Massen strömte. Danach sah er zu Bennington, der nun blass im Gesicht war und nur auf Mike starrte. Unkontrolliert, begann Mike nach vorne zu kippen und fiel in die Arme von Chester, welchen er nun mit zu Boden riss.
Talinda und Isaiah, die wenige Meter hinter Chester und Mike gestanden waren, hatten die Polizisten zu spät erkannt. Erst als der Schuss gefallen war, es müssten zwei Kugeln für Mike gewesen sein, haben sie reagiert und zurückgeschossen.
Während fast alle Punkeranhänger losstürmten, den Zeichnern und Mittelklässler hinterher, versuchten Talinda und ihr Sohn, sowie Rob, nicht mitgerissen zu werden.
Auch Brad, Chase und Sam, versuchten nicht niedergetrampelt zu werden. Verweilten sie doch noch auf dem Boden.
Als sich das Menschenmeer lichtete und niemand mehr hinter Talinda stand, erstarrte sie. Chester kniete auf dem Boden, während Mike in seinen Händen lag. Ein Lichtschein drang durch den Nebel, direkt auf Mike gerichtet und machte die Situation angenehmer, als sie war.
"Komm Mum", zog Isaiah an ihr, doch Talinda rührte sich nicht. Rob klopfte dem jungen Mann auf die Schulter und deutete ihm, sie in Ruhe zu lassen. Beide gingen langsam auf Chester zu, während ebenfalls drei Personen von der anderen Seite sich näherten.
Isaiah hob nur seine Waffe und schluchzte. Sichtlich mitgenommen von der jetzigen Situation.
Rob senkte nur seine Waffe und löste sie aus den verkrampften Fingern, bevor er sie außer Sichtweite warf. Mike hatte gestern einen äußerst guten Eindruck auf die Kinder hinterlassen, dass sogar Lily immer davon gesprochen hatte, wie schade sie es doch gefunden hatte, dass Mike nur mit Chester etwas getan hatte.
"Mike, bitte", hauchte Chester und musste sich nun zwingen, seinen Blick von dem Blutfleck zu lösen, "du darfst nicht sterben."
Mike schüttelte nur leicht seinen Kopf und atmete flach und gepresst. Hatte er es doch erahnt. Wo gab es in solchen Situationen schon ein gutes Ende. Schmerzen lieferten sich in seinem Körper eine Verfolgungsjagd mit dem Adrenalin. Eine Kombination, die sich normalerweise gegenseitig bekämpften.
"Alles nimmt seinen Lauf, Chester", hauchte Mike und schloss kurz die Augen. Er spürte wie seine Kräfte schwanden.
Bennington hingegen, wollte dies nicht zulassen. Etwas, was unmöglich zu verhindern war. Niemand konnte dem Messer des Todes Einhalt gebieten.
"Nein! Nicht so! So hätte es nicht kommen dürfen. Gib mir irgendetwas. Bitte. Erinnere mich", würde er zum Schluss seiner Worte immer leiser und spürte langsam die Tränen, die heiß über seine Wangen liefen, "bitte etwas."
"When I'm one step closer to the edge..."
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